DieSouth African Police (SAP bzw. S.A.P.;afrikaans:Suid-Afrikaanse Polisie) war die nationalePolizei inSüdafrika und weitgehend von derMilitärpolitik beeinflusst. Sie existierte von 1913 bis 1994. InSüdwestafrika (heuteNamibia) stellte sie zwischen 1939 und 1981 ebenfalls die Polizei. Nach Beendigung derApartheidpolitik wurde die SAP in denSouth African Police Service (SAPS; etwa: „Südafrikanischer Polizeidienst“) umgewandelt. Dazu erließ man 1995 denSouth African Police Service Act (Act No. 68).[1]
Während der Zeit der Apartheid arbeitete die SAP eng mit der 1958 gegründetenSouth African Defence Force (SADF) zusammen, um politisch oppositionelle Aktivitäten und Unruhen innerhalb der Bevölkerung zu unterdrücken. Dabei wurden teilsverdeckte Methoden derAufstandsbekämpfung angewendet. Die SAP ist für zahlreicheMenschenrechtsvergehen verantwortlich, darunterMorde, Bombenanschläge und Entführungen. Die meisten Einheiten waren kaserniert untergebracht undmilitärisch ausgebildet. InKrisensituationen war sie militärischen Kommandoebenen unterstellt.[2] Die Verknüpfung der Polizei mit militärischen und geheimdienstlichen Aufgaben verstärkte sich 1972 mit der Gründung desState Security Council. Aus dem Bericht der seit 1969 tätigen „Potgieter-Kommission“ (Commission to Inquire into Certain Intelligence Aspects of State Security) entwickelte sich die direkte geheimdienstliche Nutzung der vorhandenen Polizeistrukturen.[3][4]
Daneben übte die SAP auch klassischePolizeiaufgaben aus, wie die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Verfolgung von Verbrechen. Das Motto der SAP warServamus et servimus, deutsch etwa: „Wir schützen und dienen“.
Bis 1899 gab es in derKapkolonie, derKolonie Natal, demOranje-Freistaat und inTransvaal jeweils eigene Polizeiorganisationen.[5] Mit demZweiten Burenkrieg wurden die Polizisten der beiden Kolonien zu den britischen Truppen eingezogen, die anderen zu denburischen Truppen. Nach Kriegsende wurde inJohannesburg undPretoria dieTransvaal Town Police gegründet, während die ländlichen Gebiete fortan derSouth African Constabulary unterstanden. 1908 wurde die Polizei in Transvaal und derOranjefluss-Kolonie zurTransvaal and Orange River Police Forces umgewandelt. 1910 wurde derCommissioner of Police dieser Polizei, Theodorus Truter, mit der Gründung derSüdafrikanischen Union zumCommissioner für ganz Südafrika ernannt.[5] Ende 1911 wurde geplant, die südafrikanische Polizei in dieSouth African Police (SAP) und dieSouth African Mounted Riflemen (SAMR, afrikaans:Zuid-Afrikaanse Berede Schutters) aufzuteilen. SAP-Polizisten konnten im Kriegsfall eingezogen werden, während SAMR-Männer Militärangehörige waren, die in Friedenszeiten Polizeiaufgaben übernahmen, etwa in den Wohngebieten der Schwarzen.[5]
Die schließlich zusammenfassende Regelung traf derPolice Act (Act 14 of 1912), der am 1. April des Folgejahres in Kraft trat. Unter denSouth African Mounted Rifles wurden nun Einheiten derCape Mounted Police (CMP),Cape Mounted Rifles (CMR),Natal Police (NP) undTransvaal Police (TP) zusammengefasst. Das warenparamilitärisch organisierte Gruppierungen aus überwiegend schlecht ausgebildeten und schlecht bezahlten Personen, deren gemeinsames Merkmal in einer rassistisch geprägten Vorurteilshaltung gegenüber der nichteuropäischen Bevölkerung zum Ausdruck kam. Die neueSouth African Police setzte sich aus allen anderen bisherigenkolonialen Polizeigruppen zusammen, mit Ausnahme der Bezirkspolizei vonPietermaritzburg undDurban.[6][7]
1913 erlangte unter GeneralJames Barry Munnick Hertzog auch derDefence Act (deutsch etwa: „Verteidigungsgesetz“) Rechtskraft und die SAP wurde gegründet, drei Jahre nach Gründung derSüdafrikanischen Union.
Bereits 1913 und 1914 sowie 1922 gab es imWitwatersrand-Gebiet ausgedehnte Streiks, die die SAP nur durch Zuhilfekommen von Soldaten eindämmen konnte. Nach demDefence Act war die enge Zusammenarbeit von Polizei und Armee durchaus vorgesehen. Während des Ersten Weltkriegs war die SAMR militärisch eingesetzt, so dass die SAP ihre Aufgaben im Inland übernehmen musste. Lediglich die SAMR und dieDurban City Police wurden nicht Teil der SAP. Anfangs war die SAP nur für die Städte zuständig, während in den ländlichen Gegenden die SAMR als Polizei auftraten, eine Abteilung derUnion Defence Force, der damaligen Armee Südafrikas.[5] 1920 wurden die SAMR-Mitglieder von der SAP aufgenommen. Die SAP übernahm in der Folge die Polizeidienste im RaumPietermaritzburg, 1936 auch im RaumDurban. Damit waren alle Polizeikräfte des Landes bis auf dieSouth African Railway Police Force (etwa: „Südafrikanische Eisenbahnpolizei“) und dasSouth African Military Police Corps („Südafrikanisches Militärpolizeikorps“) in der SAP vereinigt.[5]
1939 übernahm die SAP dieSouth West African Police und stellte damit die Polizeidienste inSüdwestafrika, das damalsvon Südafrika verwaltet wurde.[5]
Während des Zweiten Weltkriegs stellten Polizisten einen Teil der „Südafrikanischen Zweiten Infanteriedivision“ inNordafrika, die beiTobruk von deutschenWehrmachtstruppen besiegt wurde.
Als dieNational Party bei denParlamentswahlen 1948 die liberalereUnited Party geschlagen hatte, wurden neue Gesetze erlassen, die die Zusammenarbeit von Polizei und Militär verstärken sollten. Zugleich verstärkte sich der Einfluss der burischenNationalisten auf die SAP. Es gehörte nunmehr zu den Polizeiaufgaben, die Prinzipien der eingeschlagenen Politik einer „getrennten Entwicklung“, allgemein als Apartheid bezeichnet, bedarfsweise mit Gewalt durchzusetzen. Die Polizeikräfte wurden mit schlagkräftigeren Waffen ausgerüstet, um als feindlich angesehene Menschenmengen kontrollieren zu können. Die technische Ausstattung nahm immer mehr das Niveau von Bodenkampfverbänden einer Armee an. Örtliche Polizeistationen verfügten über Bestände an Gewehren undMaschinenpistolen.[8]
DerPolice Act (No. 7) von 1958 erweiterte die Aufgaben der Polizei, so dass sie Unruhen unterdrücken und Maßnahmen zur Aufstandsbekämpfung anwenden durfte. Die enge Zusammenarbeit mit der als SADF transformierten Armee blieb bestehen und erfuhr sogar eine schrittweise Vertiefung. Die Polizei inhaftierte rund 80.000 Menschen zwischen 1960 und 1994 ohne Anklage. In Polizeihaft starben von 1963 bis 1985 74 Personen. DerPolice Amendment Act (No. 74) von 1965 ermöglichte es der Polizei, ohneHaftbefehl Personen und ihre Fahrzeuge innerhalb einerMeile vor einer Grenze zu durchsuchen und dabei gefundene Gegenstände einzubehalten.[9] Ab 1979 wurde diese Zone auf acht Meilen ausgedehnt, 1983 auf das gesamte Land.
Die Polizeireserve, in den 1960er Jahren auf Initiative des damaligen JustizministersBalthazar Johannes Vorster gegründet, erlaubte es der Regierung, ehemalige Polizisten für 30 bis 90 Tage pro Jahr zu verpflichten, sowie im Notfall zu weiteren Zeiten. 1981 wurde eine weitere Reserve eingerichtet, die aus unbezahlten Freiwilligen bestand, die eingeschränkte Polizeiaufgaben wahrnehmen durften. Die Polizei verstärkte die Verwendung von spezialisiertem Teilzeitpersonal, etwa derKitskonstabels (afrikaans für „Sofortkonstabel“; offiziellSpecial Policemen), zur Bekämpfung von Unruhen in den 1980er Jahren. So warb man 1987 fast 9000Kitskonstables an. Nach einem sechswöchigen Kurs wurden diese meist „schwarzen“ Männer bewaffnet und in Unruheherde geschickt, vorzugsweiseTownships. Obwohl die Ausbildungszeit verdoppelt wurde, trug ihre oft brutale Vorgehensweise zur wachsenden Feindseligkeit zwischen Polizei und Öffentlichkeit in den späten 1980er Jahren bei.
Die Vorgehensweise der Polizei im Jahr 1960 in demDurbaner VorortCato Manor erregte landesweites Interesse. Dabei kamen auch neun Polizisten ums Leben.[8]
Zwischen 1962 und 1964 kam es zu einem engagierten Ausbau der Sicherheitspolizei mit umfassenden Ausbildungsaktivitäten. Im Zeitraum 1965 und 1966 konzentrierten sich die Schulungen auf Fragen derinneren Sicherheit, in deren Rahmen 135 Beamte dieserSecurity Branch eine darauf abgestimmte Fortbildung erhielten und hierzu für landesweit 5106 Mitarbeiter der SAP in 26 Kursen spezifische Instruktionen erfolgten. Im Fortgang dieser Entwicklung nutzte die Sicherheitspolizei unter Inanspruchnahme regionaler Polizeikräfte sowie Mitarbeitern der Kriminalabteilung (CID) im ganzen Land örtliche Polizeistationen für Verhöre und Internierungen von politisch missliebigen Personen. Damit ging eine Aufhebung bisheriger gesetzlicher Verfahrensvorschriften und die Ausweitung von Handlungsspielräumen einher, um auf einfachen Verdacht hin extensive Isolationsmaßnahmen mit Verhören ausüben zu können. Auf diese Weise gewannen die Sicherheitsbeamten viele Informationen und konnten gezielte Zersetzungsmaßnahmen etablieren.[10]
Balthazar Johannes Vorster kam 1961 in das Amt als Minister für Justiz und Strafvollzug, wodurch er auch für die SAP die Zuständigkeit erhielt. Bereits kurz nach Amtsantritt beorderte er den bisherigen Chef der Kriminalabteilung, Hendrik Johan van den Bergh, im Rang einesOberstleutnants zum Leiter der Sicherheitspolizei. Beide waren während desZweiten Weltkriegs wegen politischer Nähe zum Nationalsozialismus von der südafrikanischen Regierung zusammen interniert gewesen. Trotz der Ermordung des PremierministersVerwoerd 1966 im Parlament erlitt die Macht der Sicherheitspolizei keinen Abbruch. Vorster wurde dessen Nachfolger, gab das Ministerium ab, behielt aber die Zuständigkeit für die Polizei. Inzwischen stieg van den Bergh zumGeneralleutnant und zum Vizekommandeur der Polizei auf. Vorster ernannte ihn schließlich zum Sicherheitsberater im Bereich des Premierministers. Aus dieser Stellung heraus übernahm dieser zwischen 1968 und 1969 den Aufbau und die Führung des neu geschaffenen GeheimdienstesBOSS.[11]
Die 1972 in derUniversität Fort Hare ausbrechenden Studentenunruhen wandten sich gegen die politische Einschüchterung von Lehrkräften in Verbindung mit der als diktatorisch empfundenen Gesinnung des RektorsJohannes Marthinus de Wet und gegen die langjährigen Aktivitäten der Polizei im Campusgelände. Die Sicherheitspolizei nahm zuvor den lokalen Repräsentanten derSouth African Students’ Organisation (SASO) fest.[12]
Ab 1972 waren Frauen im Polizeidienst zugelassen.[5]
In den 1970er und 1980er Jahren wurden mit personeller Hilfe der SAP Polizeieinheiten in denHomelands der „Schwarzen“ aufgebaut, die teilweise formal unabhängig waren. Dabei nahmen auch „weiße“ SAP-Offiziere Führungspositionen ein.[13] 1978 wurde die SAP umfassend umstrukturiert. Fortan war sie in 18Divisions, 80Districts und 1040 Polizeistationen aufgeteilt.[5]
Eine schon früher aufgekommene kritische Presseberichterstattung im In- und Ausland über die weit verbreitete Polizeipraxis führte im Dezember 1979 zur Einsetzung derSteyn-Kommission, deren Empfehlungen zu einer massivenpolitischen Einflussnahme auf die südafrikanischen Medien beitrug.[14]
Während der frühen 1980er Jahre wurde in Polizeieinheiten nicht mehr nach Hautfarbe unterschieden. Die meisten Polizisten waren aber getrennt nach Hautfarbe ausgebildet worden.[15] So waren die meisten „schwarzen“ Polizisten in Hammanskraal beiPretoria trainiert worden, die meisten „Weißen“ in Pretoria, die meistenColoureds in Bishop Lavis beiKapstadt sowie die Asiaten in Wentworth und später in Chatsworth beiDurban.[15] Auch Polizeikräfte der formal selbstständigen oder autonomenHomelands wurden an diesen Polizeischulen ausgebildet.[13] 1993 begann die Aufhebung der Trennung nach Hautfarbe, 1995 war die Integration vollständig. Fast alle Führungspositionen waren aber von „weißen“ Männern besetzt.
1986 übernahm die SAP dieSouth African Railways Police Force. Ab etwa 1986 unterstützte die SAP inNatal verdeckt gewaltsame Aktionen vonInkatha-Mitgliedern gegen Einwohner, die demANC nahestanden.[16]
Die in Folge auftretenden Menschenrechtsverletzungen in Polizeistationen und Gefängnissen gerieten schon in den 1960er Jahren ins Blickfeld international aktiver Juristen und Institutionen. Beispielsweise hatteAmnesty International Material über einen Zeitraum von 15 Jahren gesammelt, das auf die Folterung von politischen Gefangenen hinweist. Eine Bestätigung fanden solche Angaben auch imUN-Komitee gegen Apartheid, das sich ab 1963 mit solchen Vorgängen befasste. Beweise hierzu legte es 1964 der 14. UN-Vollversammlung in einem Bericht vor.[17] DasCatholic Institute for International Relations in London berichtete in seiner SchriftTorture, a cancer in our society 1978 über konkrete Folterpraktiken der südafrikanischen Polizei im damaligen Südwestafrika.[18][19]
Südafrika votierte innerhalb derGeneralversammlung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 bei der Abstimmung über die Annahme derAllgemeinen Erklärung der Menschenrechte mitEnthaltung, ein halbes Jahr nach der Machtübernahme derNasionale Party in Pretoria.[20]
Als das im Oktober 1977 gebannteChristian Institute of Southern Africa einen Folterbericht unter dem TitelTorture in South Africa? inKapstadt veröffentlichte, wurde dieser nach der damaligen Sicherheitsgesetzgebung verboten. Die Publikation listet Parlamentsprotokolle, Zeitungsberichte und amtliche Unterlagen zu solchen Vorgängen auf.[21] Sie wurde im selben Jahr vomEvangelischen Pressedienst in einer deutschen Übersetzung in Frankfurt herausgegeben. Die Regierung Südafrikas reagierte auf diese und weitere vergleichbare Aktionen in der nationalen sowie internationalen Öffentlichkeit mit einer Verschärfung des Presserechtes.
Die Sicherheitspolizei musste nun durch die Regelungen vonSection 9 imPolice Amendment Act (No. 64 / 1978) keine diskreditierenden Berichterstattungen mehr befürchten.[22] Um die Informationssperre möglichst perfekt auszugestalten, schritt der Gesetzgeber zu einer weiteren Einschränkung. Im Juni 1980 verabschiedete das Südafrikanische Parlament denSecond Police Amendment Act (No. 82). Damit verbot man jegliche Berichterstattung über so genannten „Terrorismus“ (dessen Definition sehr weit gefasst war), sofern eine Information nicht ausdrücklich vom Innenminister oder dem Polizeipräsidenten erlaubt wurde. Als Terrorismus galten demnach bereits Vorgänge, die eine südafrikanische Behörde „in Verlegenheit“ bringen konnten. Medienredaktionen war es dadurch nicht mehr möglich, über Polizeiaktivitäten zu berichten, weil keine Klarheit darüber bestand, ob deren Ziel eine vermeintliche Terrorismusbekämpfung war. Ein Zuwiderhandeln war mit 15.000Rand und/oder acht Jahren Gefängnis strafbelegt. Bereits mit demPrisons Act (No. 8 / 1959) hatte die Regierung untersagt, „falsche“ Informationen über Gefängnisse zu verbreiten. Die Entscheidung über den tatsächlichen oder vermeintlichen Wahrheitsgehalt lag dabei nicht in den Redaktionen, sondern auf behördlicher Seite.[23][24]
Der Oppositionssprecher für innenpolitische Fragen, Ray Swart von derProgressive Federal Party, kommentierte das Zweite Polizei-Ergänzungsgesetz von 1980 als ein Alarmzeichen für den Weg „des freien, demokratischen Südafrikas in ein Zwielicht“, als eine „kolossale Impertinenz“ und einen „gefährlichen Angriff“ auf das Informationsrecht der Öffentlichkeit.[23]
Davon unbeeindruckt verstärkte der Staatsapparat die politisch gewollte Informationssperre über kritikwürdige Polizeiaktionen und jener mit ihr verbundenen Sicherheitskräften auf der Basis desProtection of Information Act (No. 84 / 1982). Journalisten war schließlich jegliche Berichterstattung zu polizeilichen und militärischen Aktionen gegen Oppositionelle untersagt, sogar die Nennung ihrer Namen wurde damit verboten. Zuvor bekannte Personen verschwanden dadurch aus der öffentlichen Wahrnehmung. Auch die Weitergabe entsprechender Informationen an ausländische Einrichtungen wie Medien, diplomatische Vertretungen, Behörden und Organisationen unterlag diesen strafbewehrten Restriktionen. Auf diese Weise versuchte das Apartheidregime die tatsächliche oder vom System vermutete Öffentlichkeitsarbeit der anderen Seite zu unterbinden.[25]
Zu den verwendeten Waffen gehörten 37-mm-Stopper-Gewehre, die mit Tränengas, Gummigeschossen und Signalreaketen schießen konnten, zwölfschüssigeBrowning-Pistolen,Beretta-Vorderschaft-Repetiergewehre, halbautomatischeGewehre des TypsR-1 und HMC-Maschinenpistolen. Anfang der 1990er Jahre wurde die Polizei mit Fahrzeugen ausgestattet, die Rauch und Tränengas verteilen konnten,Wasserwerfern, Fahrzeugen, die Stacheldrahtsperren auslegen konnten, und zahlreichen Flugzeugen und Helikoptern zur Überwachung, Führung der Bodenkräfte, Verbrechensbekämpfung, schnellem Transport von Polizeikräften und Transport von Personen. Zu den Hubschraubern gehörten die TypenBölkow Bo 105 undKawasaki BK 117. Dazu kamen spezielle Busse für Polizisten in der Aufstandsbekämpfung sowie gepanzerte Personentransporter vom TypCasspir.
Die SAP hatte mit zahlreichen Abgängen zu kämpfen. Zeitweise gaben durchschnittlich zwölf Polizisten pro Tag ihren Dienst auf,[26] im Januar und Februar 1990 sogar 20 Polizisten pro Tag.[13] Die meisten „weißen“ Polizisten waren afrikaanssprachig. Nachdem die Möglichkeit eröffnet worden war, statt zwei JahrenWehrdienst in der SADF drei Jahre Polizeidienst zu leisten, stieg die Zahl der englischsprachigen Polizisten.[27] Im selben Jahr wurde dieMunicipal Police (etwa: „Gemeindepolizei“) gegründet, die 1989 zur SAP kam, um die hohe Zahl der Abgänge zu kompensieren.[13]
DasSouth African Police Memorial in denUnion Building Gardens von Pretoria erinnert an alle Polizisten, die in der Ausübung ihres Dienstes das Leben verloren. Die feierliche Grundsteinlegung wurde durch den damaligen Polizei-Commissioner und ehemaligen Chef der SicherheitspolizeiM.C.W. Geldenhuys vorgenommen. Der damalige PräsidentPieter Willem Botha enthüllte es am 17. Oktober 1984, was auf einer der zentralen Inschriftenplatten vermerkt ist. Der Entwurf stammt vom ArchitektenbüroMarees & Sons.[28][29]
Von 1985 bis 1990 starben rund 400 Polizisten im Dienst, vor allem Schwarze.[26] Unter den getöteten Polizisten befanden sich Personen, die bei Angriffen mit automatischen Waffen, Brandsätzen oder Sprengsätzen ums Leben kamen.[30]
Als Südafrika 1954 in die Verwaltungsautonomie von Südwestafrika eingriff, verfolgte die Regierung in Pretoria parallel zum eigenen Land eine Politik der „getrennten Entwicklung“ (Separate Development). Auf der Basis des 1964 veröffentlichenOdendaal-Planes betrieb man dieBantustanisierung von Südwestafrika, wobei der Polizei eine militante Ordnungs- und Kontrollfunktion zukam.[31]
Die SAP gab Mitte 1974 die Zuständigkeit für den Norden Südwestafrikas an die SADF ab. Die sich zuspitzenden Konfrontationen zwischen südafrikanischen Sicherheitskräften und denhit and run-Aktivitäten von Kämpfern derPLAN hatten zu einem eskalierenden Konflikt erheblichen Ausmaßes geführt, dem die SAP nicht mehr gewachsen war. Die SADF marschierte von dort aus 1975 inAngola ein. Im Norden des Landes befanden sich die drei zur formellen Unabhängigkeit geführtenHomelands mit dem größten Konfliktpotential im Land.[32][33]
1981 verlor die SAP ihre Zuständigkeit für das übrige Südwestafrika an die wiedergegründeteSouth West African Police (SWAPOL), die aber weiterhin eng mit der südafrikanischen Regierung zusammenarbeitete.
Nachdem StaatspräsidentFrederik Willem de Klerk 1990 denBann gegen oppositionelle Organisationen aufgehoben hatte und zahlreiche politische Gefangene entlassen worden waren, instruierte er die Polizei, an der Abschaffung der Apartheid mitzuwirken, größere politische Toleranz zu zeigen und ihr Ansehen in den Townships zu verbessern. So waren es Polizisten der SAP, die Mitglieder der verdeckt operierenden MilitäreinheitCivil Cooperation Bureau wegen deren Verbrechen verhörten. Im selben Jahr waren es aber auch hochrangige Polizisten, die vor der von der Regierung eingesetztenHarms-Kommission ihre – später nachgewiesene – Beteiligung an Gewalttaten leugneten.[34]
Das Klima der ausufernden Gewalt Anfang der 1990er Jahre war eine Herausforderung für die Polizei, da sich die Konflikte zwischen zahlreichen rivalisierenden Kräften abspielten. Zugleich wurde die SAP verdächtigt, an der Ausbreitung der Konflikte teilzuhaben. Um die Aufgaben zu lösen, wurde die Polizei deutlich aufgestockt. Währenddessen betrug die Reserve mindestens 37.000 Polizisten. Im Jahr 1991 wurde eine neue Einheit mit 17.500 Mitarbeitern als fünfte Abteilung in der SAP zur Unterdrückung und Kontrolle von Unruhen gegründet. Sie wurdeInternal Stability („Interne Stabilität“) genannt.[35]
Der Minister für Recht und OrdnungHernus Kriel ernannte 1991 einenOmbudsman, um das Fehlverhalten von Polizeieinheiten untersuchen zu lassen. Er verstärkte die Anwerbung schwarzer Polizisten. Unter seinem Einfluss entwickelte sich ein allgemein akzeptierter Verhaltenskodex und es erhöhte sich die Zahl der Ausbildungsstätten. 1992 formte er die SAP in eine dreigeteilte Organisation um. Sie bestand aus derNational Police, die sich um die innere Sicherheit und schwere Verbrechen kümmern sollte, autonomen Polizeieinheiten auf Provinzebene, die für die Verbrechensverhinderung und die allgemeine Ruhe und Ordnung verantwortlich waren, sowie Einheiten auf Gemeindeebene, die für die örtliche Durchsetzung der Gesetze und kleinere Delikte zuständig waren. In fast jeder Polizeistation wurden Gesprächskreise zwischen Polizei und der Bevölkerung eingerichtet.
Der letzte Police Commissioner der SAP war von 1990 bis 1995 Johann van de Merwe.[36] Nach dem Scheitern der Harms-Kommission untersuchte von 1991 bis 1994 dieGoldstone-Kommission Gewaltakte in Südafrika, darunter auch solche, die durch Angehörige der SAP verübt worden waren. Dazu gehörte die geheime Zusammenarbeit mit Mitgliedern derInkatha Freedom Party und derKwaZulu Police inNatal undKwaZulu, die den ANC schwächen sollte. Zahlreiche Polizisten, die vor der Kommission aussagen wollten, wurden von Vorgesetzten bedroht; belastende Dokumente wurden vernichtet.[37] Die Kommission verfasste auch Berichte über Gewalttaten gegen Polizisten.
Zahlreiche ehemalige Polizisten wurden in rechtsgerichteten Gruppierungen aktiv, etwaEugène Terre’Blanche, der dieAfrikaner Weerstandsbeweging gründete.
1995 nahm die Polizei die Polizeikräfte der vormaligenHomelandsBophuthatswana,Ciskei,Gazankulu,KaNgwane,KwaNdebele,KwaZulu,Lebowa,QwaQwa,Transkei undVenda auf. Zugleich wurde sie inSouth African Police Service umbenannt.
1988 leitete Polizeigeneral De Witt eine Untersuchungskommission zur Umstrukturierung der SAP, deren Ergebnisse 1989 veröffentlicht wurden und zu Reformen führten. Dazu gehörte die Dezentralisierung in elf Regionen.[13] Die Polizei wurde auch nach der Umstrukturierung vom Commissioner of the Police geleitet. Er leitete einen Generalstab aus 50 Mitgliedern, die die RängeGeneral,Lieutenant general oderMajor general innehatten. Dazu gehörten die elf regionalen Commissioner und Stellvertreter, die Chefs der Teilkräfte und Stellvertreter sowie einige Generäle der Homeland-Polizeikräfte, etwa vonKwaZulu.[13]
1991 wurden vierSuper-Generals eingeführt, die die vier DivisionenCrime Combatting undInvestigation (diese beiden wurden 1992 zurCrime Combatting and Investigation Division (CCI) zusammengelegt),Security Branch undDetective Branch leiteten. Die Polizeikräfte wurden ferner in denUniform Branch und denOperational Branch eingeteilt.[13]
Ende 1990 waren in der SAP 56.423 Vollzeitpolizisten angestellt, 10.128 Zivilisten, 1168 Teilzeitpolizisten, 8838Kitskonstabels und 855National Service Men (Polizeidienstleistende). Es gab 8670 freie Stellen.[13] Mitte 1991 hatte die SAP eine Personalstärke von rund 109.000, davon 96.300 Polizisten.[13]
Am 21. März 1960 eröffneten SAP-Offiziere in der TownshipSharpeville das Feuer auf Demonstranten, die außerhalb der Polizeistation gegen diePassgesetze demonstrierten. Dabei töteten die Polizeikräfte 69 Menschen, rund 180 wurden verletzt. Das Ereignis mündete imAusnahmezustand und in derBannung des African National Congress (ANC) und desPan Africanist Congress (PAC). Der 21. März ist seit 1995 in Südafrika ein gesetzlicher Feiertag und 1966 von denVereinten Nationen als Gedenktag zumInternationalen Tag gegen Rassismus erklärt worden.[38][39]
Ab dem 16. Juni 1976 protestierten zahlreiche Schüler und Studenten gegen die Einführung der AmtsspracheAfrikaans als Unterrichtssprache an „schwarzen“ Schulen. Die Polizei ging massiv dagegen vor. Rund 500 Demonstranten wurden von den Polizeieinheiten getötet. Das Apartheidregime setzte hier dieparamilitärische SpezialtruppeRiot Squad ein, deren Mitglieder aus kasernierten Verbänden der Bereitschaftspolizei zusammengestellt wurden.[2]
Der 16. Juni ist heute ebenfalls ein gesetzlicher Feiertag.
Steve Biko, der Gründer desBlack Consciousness Movements, starb am 12. September 1977 nach schweren Misshandlungen in Polizeihaft.
1978 gründete die SAP in Namibia die EinheitKoevoet, die imUnabhängigkeitskrieg in Namibia gegen diePLAN kämpfte. Dabei tötete sie 3861 PLAN-Kämpfer, während die eigenen Verluste bei 153 lagen.[40] 1981 wurdeKoevoet von der SWAPOL übernommen. Die Einheit blieb bis 1989 bestehen und wurde dann aufgelöst.
DerSecurity Branch (sinngemäß: „Sicherheitspolizei“) war in mindestens sechsDesks (wörtlich: „Schreibtische“; praktisch: Operationseinheiten) gegliedert.Desk A stand für die Überwachung der politischen Aktivitäten anderer Länder in Bezug auf Südafrika,Desk B für „technische Arbeiten“,Desk C fürCounter Insurgency gegen Aktionen von ANC und PAC,Desk D betreuteDoppelagenten, die imUmkhonto we Sizwe aktiv waren. EinigeDesks waren thematisch unterteilt, etwaDesk C. DieDesks gab es im ganzen Land, wobei in kleineren Polizeistationen ein Polizist mehrereDesks zu betreuen hatte.
Aus Teilen derSecurity Branch entstand 1969 dasSouth African Bureau for State Security (BOSS). Der vormalige Chef der Sicherheitspolizei,Hendrik van den Bergh, übernahm die Leitung von BOSS.[41] Nach einer damaligen Regierungsverlautbarung sollte BOSS dazu dienen, die Aktivitäten derSecurity Branch und der nachrichtendienstlichen Abteilung der südafrikanischen Streitkräfte zu koordinieren. Beide Dienste hatten jedoch mit einem gewissen Erfolg den Einfluss durch diese übergeordnete Ebene abgewehrt. Eine Verantwortungsübertragung über Polizeiarrest und Hafteinrichtungen wurde von den Beamten des BOSS abgelehnt.[42]
Bei den Verhören von politischen Gefangenen durch dieSecurity Branch wurden Foltermethoden extensiv und systematisch angewandt. Als Belege dafür existieren viele Erlebnisdokumentationen und Körperverletzungen wie Kieferbrüche, Schlagmerkmale, Quetschungen im Gesicht und an anderen Körperteilen, Brandmerkmale an den Fingern, Kopfhautverletzungen mit Blutungen und andere Merkmale. Trotz der repressiven Haltung des Staates gegen die Dokumentationen solcher Verbrechen fanden sich Angehörige der Folteropfer, meist deren Eltern, in einem Aktionskreis zwecks Protestnoten und Unterstützung der Betroffenen zusammen. Diese Organisation war 1981 gegründet worden und konnte bis zu ihrerBannung im Jahre 1988 viele Folterereignisse und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren. DiesesDetainees Parents Support Committee (DPSC, deutsch etwa: „Unterstützungskomitee der Eltern politischer Häftlinge“) trat im März 1982 an 50 Ärzteorganisationen im Ausland heran, um Unterstützung für einer Kampagne zu erhalten, die es unabhängigen Medizinern erlauben sollte, die politischen Gefangenen auf Folterspuren zu untersuchen.[43][44]
Im April 1982 übergab diese Organisation dem Minister für „Recht und Ordnung“Louis Le Grange ihr „Memorandum über den Mißbrauch politischer Gefangener durch die Sicherheitspolizei“. Dieser wies die darin aufgeführten Vorfälle zurück und drohte mit der Anwendung dersection 27 imPolice Act, d. h. mit Eröffnung eines Strafverfahrens, wenn die Vorwürfe gegen die Polizei nicht bewiesen werden würden. Im September legte die Organisation DPSC als Antwort auf des Ministers Reaktion 70 Aussagen von Gefangenen und ehemaligen Inhaftierten vor, die so erdrückend waren, dass der Minister die Elternorganisation fortgesetzt bedrohte. Schließlich bestätigten viele Medizinergruppen die Folgen der Folteranwendungen durch dieSecurity Branch und im Allgemeinen der Polizei. Unterstützung zur Feststellung der verbrecherischen Misshandlungen kam von einem Psychiatrieprofessor derUniversity of California, von Charl Vorster an derRandse Afrikaanse Universiteit und vom Vizekanzler derUniversity of Cape Town,Stuart John Saunders. Nach öffentlicher Kontroverse ergab es sich schließlich, dass die Polizei zu einem anderen Verhalten angewiesen wurde. Allgemeine Praxis war es bis dahin, dass dokumentierte Gewaltanwendungen durch die Beamten derSecurity Branch von den staatlichen Stellen entschieden abgestritten, bagatellisiert oder als Fehlverhalten einzelner Polizisten dargestellt wurden. Nachgewiesene Verletzungen der Gefolterten fanden in den behördlich eingesetzten Untersuchungsgremien abenteuerliche Begründungen. Zu den häufigsten Erklärungen für solcher Tatbestände unter den meist inEinzelhaft gehaltenen und sehr gut bewachten politischen Gefangenen zählten die Taten vermeintlicher Mitgefangener oder Fluchtversuche. International fiel dagegen auf, dass zu dieser Zeit von keinem anderen Land über eine solche Häufung von Treppen- und Fensterstürzen sowie ungewöhnlicher Unfälle unter Haftbedingungen berichtet wurde, als sie sich in den Dienstbereichen derSecurity Branch ereignet hatten.[45][43][44]
Der ehemalige südafrikanische DoppelagentCraig Williamson war ein Offizier desSecurity Branch. Er leitete den Auslandsdienst und ist für mehrere Morde und weitere Verbrechen verantwortlich. Er galt alsApartheid Superspy („Superspion der Apartheid“).[46] Für seine brutalen Verhörmethoden und als leitender Untersuchungsführer derSAP Security Branch wurde Theunis Jacobus Swanepoel bekannt. Seine führende Mitwirkung am Polizeiterror in den 1960er und 1970er Jahren gegen die südafrikanische Zivilbevölkerung wurde später in derWahrheits- und Versöhnungskommission erörtert und damit öffentlich gemacht. Zu den Folteropfern in seinem Verantwortungsbereich gehörte beispielsweise der JuristAlbie Sachs.[47][48]
1979 gründete die SAP die Einheit C10 (später C1), die für die Aufstandsbekämpfung zuständig war und zeitweise vom ehemaligenKoevoet-MitgliedEugene de Kock geführt wurde. Bis 1993 wurde die Einheit von der FarmVlakplaas aus geleitet. C1 war eine paramilitärischeTodesschwadron, die Gegner der Apartheid-Regierung tötete oder „umdrehte“. C1 war auch für mehrere tödliche Bombenangriffe gegen Anti-Apartheid-Aktivisten verantwortlich, einschließlich Mitgliedern des ANC. Auf der Vlakplaas-Farm wurden zahlreiche Gegner der Apartheid hingerichtet. Zu den bekanntesten Opfern zählenGriffiths Mxenge und seine FrauVictoria Mxenge. In zahlreiche Aktivitäten von C1 waren auch die ehemaligen SAP-OffiziereWillem Schoon undDirk Coetzee führend eingebunden.
1976 wurde dieSpecial Task Force (STF; etwa „Besondere Eingreiftruppe“) gegründet, deren Mitglieder ein Training bei der SADF erhielten und meist im Geheimen operierten. Sie wurden gegründet, um inRhodesien am Boden effektiver gegen dieGuerillas kämpfen zu können.[49]
Bei den Verhandlungen derWahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) wurden ab 1995 auch Verbrechen aufgearbeitet, die während der Apartheidszeit durch Polizisten begangen worden. Viele Details der von Polizisten begangenen Verbrechen wurden erst auf diese Weise bekannt. Zahlreichen führenden Polizisten wurde dieAmnestie verweigert.
Das am 29. Oktober 1983 eröffnete Polizeimuseum vonVentersburg (in der heutigenProvinz Freistaat) in einer historischen ländlichen Gebäudegruppe steht heute unter Denkmalschutz und ist deshalb bei der staatlichen AgenturSouth African Heritage Resources Agency gelistet.[50]