Sobolev-Raum

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EinSobolev-Raum, auchSobolew-Raum (nachSergei Lwowitsch Sobolew, bei einerTransliteration und in englischerTranskription Sobolev), ist in derMathematik einFunktionenraum vonschwach differenzierbaren Funktionen, der zugleich einBanachraum ist. Das Konzept wurde durch die systematische Theorie derVariationsrechnung zu Anfang des20. Jahrhunderts wesentlich vorangetrieben. Diese minimiertFunktionale über Funktionen. Heute bilden Sobolev-Räume die Grundlage der Lösungstheoriepartieller Differentialgleichungen.

Inhaltsverzeichnis

Sobolev-Räume ganzzahliger Ordnung

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Definition als Funktionenraum schwacher Ableitungen

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SeiΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}}offen undnichtleer. Sei1p{\displaystyle 1\leq p\leq \infty } undkN{\displaystyle k\in \mathbb {N} }.

Dann ist der Sobolev-RaumWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} definiert als:

Wk,p(Ω)={uLp(Ω):αNnmit|α|kexistierenDαuLp(Ω)}{\displaystyle W^{k,p}(\Omega )=\left\{u\in L^{p}(\Omega ):\,\,\forall \alpha \in \mathbb {N} ^{n}\,\,{\text{mit}}\,\,|\alpha |\leq k\,\,{\text{existieren}}\,\,D^{\alpha }u\in L^{p}(\Omega )\right\}}

Dabei bezeichnetDαu{\displaystyle D^{\alpha }u} dieschwachen Ableitungen vonu{\displaystyle u}.

Mit anderen Worten ist der Sobolev-Raum der Raum derjenigen reellwertigen FunktionenuLp(Ω){\displaystyle u\in L^{p}(\Omega )}, deren gemischte partielleschwache Ableitungen bis zur Ordnungk{\displaystyle k} imLebesgue-RaumLp(Ω){\displaystyle L^{p}(\Omega )} liegen.

FürWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} ist ebenfalls die SchreibweiseWpk(Ω){\displaystyle W_{p}^{k}(\Omega )} üblich.

Sobolev-Norm

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Für FunktionenuWk,p(Ω){\displaystyle u\in W^{k,p}(\Omega )} definiert man dieWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )}-Norm durch

uWk,p(Ω)={(|α|kDαuLp(Ω)p)1/p,falls p<,max|α|kDαuL(Ω),falls p=.{\displaystyle \|u\|_{W^{k,p}(\Omega )}={\begin{cases}\left(\sum _{|\alpha |\leq k}\|D^{\alpha }u\|_{L^{p}(\Omega )}^{p}\right)^{1/p},&{\text{falls }}p<\infty ,\\\max _{|\alpha |\leq k}\|D^{\alpha }u\|_{L^{\infty }(\Omega )},&{\text{falls }}p=\infty .\end{cases}}}

Dabei istα{\displaystyle \alpha } einMultiindexα=(α1,,αn){\displaystyle \alpha =(\alpha _{1},\cdots ,\alpha _{n})} mitαiN0{\displaystyle \alpha _{i}\in \mathbb {N} _{0}} undDαu:=(α1x1α1αnxnαn)u{\displaystyle \textstyle D^{\alpha }u:=\left({\frac {\partial ^{\alpha _{1}}}{\partial x_{1}^{\alpha _{1}}}}\cdots {\frac {\partial ^{\alpha _{n}}}{\partial x_{n}^{\alpha _{n}}}}\right)u}. Weiterhin ist|α|=i=1nαi{\displaystyle \textstyle |\alpha |=\sum _{i=1}^{n}\alpha _{i}}.

Die hier angegebene Sobolev-Norm ist alsNormäquivalent zur Summe derLp{\displaystyle L^{p}}-Normen aller möglicher Kombinationen partieller Ableitungen bis zurk{\displaystyle k}-ten Ordnung. Der Sobolev-RaumWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} ist bezüglich der jeweiligen Sobolev-Normvollständig, also ein Banachraum.

Definition als topologischer Abschluss

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Betrachten wir nun den Raum derC(Ω){\displaystyle C^{\infty }(\Omega )}-Funktionen, derenpartielle Ableitungen bis zum Gradk{\displaystyle k} inLp(Ω){\displaystyle L^{p}(\Omega )} liegen, und bezeichnen diesen Funktionenraum mitCk,p(Ω){\displaystyle C^{k,p}(\Omega )}. Da verschiedeneCk,p{\displaystyle C^{k,p}}-Funktionen nie zueinanderLp{\displaystyle L^{p}}-äquivalent (siehe auchLp-Raum) sind, kann manCk,p(Ω){\displaystyle C^{k,p}(\Omega )} inLp(Ω){\displaystyle L^{p}(\Omega )} einbetten, und es gilt folgende Inklusion

Ck,p(Ω)Wk,p(Ω)Lp(Ω).{\displaystyle C^{k,p}(\Omega )\subset W^{k,p}(\Omega )\subset L^{p}(\Omega ).}

Der RaumCk,p(Ω){\displaystyle C^{k,p}(\Omega )} ist bzgl. derWk,p{\displaystyle W^{k,p}}-Norm nicht vollständig. Vielmehr ist dessenVervollständigung geradeWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )}. Die partiellen Ableitungen bis zur Ordnungk können alsstetige Operatoren auf diesen Sobolev-Raum eindeutigstetig fortgesetzt werden. Diese Fortsetzungen sind gerade dieschwachen Ableitungen.

Somit erhält man eine alternative Definition von Sobolevräumen. Nach demSatz von Meyers-Serrin ist sie äquivalent zur obigen Definition.

Eigenschaften

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Wie bereits erwähnt, istWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} mit der NormWk,p(Ω){\displaystyle \|{\cdot }\|_{W^{k,p}(\Omega )}} ein vollständigerVektorraum, somit also einBanachraum. Für1<p<{\displaystyle 1<p<\infty } ist er sogarreflexiv.

Fürp=2{\displaystyle p=2} wird die Norm durch dasSkalarprodukt

(u,v)Wk,2(Ω):=|α|k(Dαu,Dαv)L2(Ω){\displaystyle (u,v)_{W^{k,2}(\Omega )}:=\sum _{|\alpha |\leq k}(D^{\alpha }u,D^{\alpha }v)_{L^{2}(\Omega )}}

induziert.Wk,2(Ω){\displaystyle W^{k,2}(\Omega )} ist daher einHilbertraum, und man schreibt auchHk(Ω):=Wk,2(Ω){\displaystyle H^{k}(\Omega ):=W^{k,2}(\Omega )}.

Randwertprobleme

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Die schwache Ableitung beziehungsweise die Sobolev-Räume wurden zum Lösen partieller Differentialgleichungen entwickelt. Jedoch gibt es beim Lösen vonRandwertproblemen noch eine Schwierigkeit. Die schwach differenzierbaren Funktionen sind ebenso wie dieLp{\displaystyle L^{p}}-Funktionen aufNullmengen nicht definiert. Der Ausdruckf|Ω=g{\displaystyle f|_{\partial \Omega }=g} fürfWq,p(Ω){\displaystyle f\in W^{q,p}(\Omega )} undgC(Ω){\displaystyle g\in C(\partial \Omega )} ergibt also erst einmal keinen Sinn. Für dieses Problem wurde dieRestriktionsabbildungff|Ω{\displaystyle f\mapsto f|_{\partial \Omega }} zum Spuroperator verallgemeinert.

Spuroperator

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SeiΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} ein beschränktesGebiet mitCm{\displaystyle C^{m}}-Rand,mN{\displaystyle m\in \mathbb {N} }. Dann existiert ein beschränkter, linearer Operator

T:Wm,p(Ω)Wm1,q(Ω),{\displaystyle T:W^{m,p}(\Omega )\to W^{m-1,q}(\partial \Omega ),}

sodass

Tu=u|Ω{\displaystyle Tu=u|_{\partial \Omega }} fallsuCm(Ω¯){\displaystyle u\in C^{m}({\overline {\Omega }})}

und

TuWm1,q(Ω)CuWm,p(Ω){\displaystyle \|Tu\|_{W^{m-1,q}(\partial \Omega )}\leq C\|u\|_{W^{m,p}(\Omega )}} für alleuWm,p(Ω){\displaystyle u\in W^{m,p}(\Omega )}

gilt. Dabei ist

q=(n1)p/(np){\displaystyle q=(n-1)p/(n-p)} wennp<n{\displaystyle p<n}
q<{\displaystyle q<\infty } wennp=n{\displaystyle p=n}
q={\displaystyle q=\infty } wennp>n{\displaystyle p>n}

Die KonstanteC{\displaystyle C} hängt nur vonp{\displaystyle p},Ω{\displaystyle \Omega },m{\displaystyle m} undq{\displaystyle q} ab. Der OperatorT{\displaystyle T} heißtSpuroperator.[1]Eine ähnliche Aussage lässt sich auch fürLipschitz-Gebiete beweisen:

Spuroperator für Lipschitz-Gebiete

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SeiΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} ein beschränktes Lipschitz-Gebiet, also mitC0,1{\displaystyle C^{0,1}}-Rand. Dann existiert ein beschränkter linearer Operator

T:W1,p(Ω)Lq(Ω),{\displaystyle T:W^{1,p}(\Omega )\to L^{q}(\partial \Omega ),}

sodass

Tu=u|Ω{\displaystyle Tu=u|_{\partial \Omega }} fallsuC(Ω¯){\displaystyle u\in C^{\infty }({\overline {\Omega }})}

und

TuLq(Ω)CuW1,p(Ω){\displaystyle \|Tu\|_{L^{q}(\partial \Omega )}\leq C\|u\|_{W^{1,p}(\Omega )}} für alleuW1,p(Ω){\displaystyle u\in W^{1,p}(\Omega )}

gilt. Dabei ist

q=(n1)p/(np){\displaystyle q=(n-1)p/(n-p)} wennp<n{\displaystyle p<n},
q<{\displaystyle q<\infty } wennp=n{\displaystyle p=n},
q={\displaystyle q=\infty } wennp>n{\displaystyle p>n}.

Die KonstanteC{\displaystyle C} hängt ausschließlich vonp{\displaystyle p},Ω{\displaystyle \Omega } undq{\displaystyle q} ab.[2]

Sobolev-Raum mit Nullrandbedingungen

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MitW0k,p(Ω){\displaystyle W_{0}^{k,p}(\Omega )} bezeichnet man den Abschluss desTestfunktionenraumsCc(Ω){\displaystyle C_{c}^{\infty }(\Omega )} inWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )}. Das bedeutetuW0k,p(Ω){\displaystyle u\in W_{0}^{k,p}(\Omega )} gilt genau dann, wenn es eine Folge(um)mNCc(Ω){\displaystyle (u_{m})_{m\in \mathbb {N} }\subset C_{c}^{\infty }(\Omega )} gibt mitumu{\displaystyle u_{m}\to u} inWk,p(Ω).{\displaystyle W^{k,p}(\Omega ).}

Fürk=1{\displaystyle k=1} kann man beweisen, dass diese Menge genau die Sobolev-Funktionen mit Nullrandbedingungen sind. Hat alsoΩ{\displaystyle \Omega } einenLipschitz-Rand,[3] dann giltuW01,p(Ω){\displaystyle u\in W_{0}^{1,p}(\Omega )} genau dann, wennu|Ω=0{\displaystyle u|_{\partial \Omega }=0} im Sinne von Spuren gilt.

Einbettungssätze

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Sobolev-Zahl

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Jedem Sobolev-RaumWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} mitΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} ordnet man eine Zahl zu, die wichtig im Zusammenhang mit Einbettungssätzen ist. Man setzt

γ:=knp{\displaystyle \gamma :=k-{\frac {n}{p}}}

und nennt diese Zahlγ{\displaystyle \gamma } die Sobolev-Zahl.

Einbettungssatz von Sobolev

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Es gibt mehrere miteinander in Beziehung stehende Aussagen, die man mit Einbettungssatz von Sobolev, sobolevscher Einbettungssatz oder mit Lemma von Sobolev bezeichnet.SeiΩ{\displaystyle \Omega } eine offene und beschränkte Teilmenge vonRn{\displaystyle \mathbb {R} ^{n}},1p<{\displaystyle 1\leq p<\infty },kN0{\displaystyle k\in \mathbb {N} _{0}} undγ{\displaystyle \gamma } die Sobolev-Zahl zuWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )}. Fürγ>m{\displaystyle \gamma >m} existiert einestetige Einbettung

Wk,p(Ω)Cm(Ω)C(Ω),{\displaystyle W^{k,p}(\Omega )\hookrightarrow C^{m}(\Omega )\subset C(\Omega ),}

wobeiCm(Ω){\displaystyle C^{m}(\Omega )} beziehungsweiseC(Ω){\displaystyle C(\Omega )} mit derSupremumsnorm ausgestattet sind. Mit anderen Worten hat jede ÄquivalenzklassefWk,p(Ω){\displaystyle f\in W^{k,p}(\Omega )} einen Vertreter inCm(Ω){\displaystyle C^{m}(\Omega )}. Gilt hingegenγ0{\displaystyle \gamma \leq 0}, so kann manWk,p(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )} zumindest stetig in den RaumLq(Ω){\displaystyle L^{q}(\Omega )} für alle1q<npnkp{\displaystyle 1\leq q<{\tfrac {np}{n-kp}}} einbetten, wobeinp0:={\displaystyle {\tfrac {np}{0}}:=\infty } gesetzt wird.

Aus dem sobolevschen Einbettungssatz lässt sich folgern, dass es für(km)pn{\displaystyle (k-m)p\leq n} eine stetige Einbettung

Wk,p(Ω)Wm,q(Ω){\displaystyle W^{k,p}(\Omega )\hookrightarrow W^{m,q}(\Omega )}

für alle1qnpn(km)p{\displaystyle 1\leq q\leq {\tfrac {np}{n-(k-m)p}}} gibt.

Einbettungssatz von Rellich

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SeiΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} offen und beschränkt und1p<{\displaystyle 1\leq p<\infty }. Dann ist die Einbettung

Id:W0k,p(Ω)W0k1,p(Ω){\displaystyle \operatorname {Id} \colon W_{0}^{k,p}(\Omega )\hookrightarrow W_{0}^{k-1,p}(\Omega )}

einlinearer kompakter Operator. Dabei bezeichnetId{\displaystyle \operatorname {Id} } dieidentische Abbildung.

Sobolevsche Einbettungssätze im Rd

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Seid1{\displaystyle d\geqslant 1} fortan eine fest vorgegebene Raumdimension, dann ist dieEinbettung

 
 (1)
 

stetig, sofern die Bedingungen

1pq,dp1dq,und(p,q){(d,),(1,dd1)}{\displaystyle 1\leqslant p\leqslant q\leqslant \infty ,\quad {\frac {d}{p}}-1\leqslant {\frac {d}{q}},\quad {\text{und}}\quad (p,q)\notin \left\{\left(d,\infty \right),\left(1,{\frac {d}{d-1}}\right)\right\}}

erfüllt sind, d. h., es gibt eine KonstanteC=C(d,p,q)>0{\displaystyle C=C(d,p,q)>0}, so dass die folgende Abschätzung gilt

 
 (2)
 

Dieses Resultat folgt aus derHardy-Littlewood-Sobolev-Ungleichung für gebrochene Integrationen. Hierbei sind dieEndpunktfälle(p,q){(d,),(1,dd1)}{\displaystyle (p,q)\in \left\{\left(d,\infty \right),\left(1,{\frac {d}{d-1}}\right)\right\}} gesondert zu untersuchen.

Im ersten Endpunktfall(p,q)=(1,dd1){\displaystyle (p,q)=\left(1,{\frac {d}{d-1}}\right)} ist dieEinbettung

 
 (3)
 

ebenfalls stetig, wobei wir10:={\displaystyle {\frac {1}{0}}:=\infty } im Falld=1{\displaystyle d=1} setzen. Daher gibt es erneut eine KonstanteC=C(d)>0{\displaystyle C=C(d)>0}, so dass die folgende Abschätzung gilt

 
 (4)
 

Dieses Resultat folgt aus derLoomis-Whitney-Ungleichung, die aufGagliardo undNirenberg zurückgeht.

Im zweiten Endpunktfall(p,q)=(d,){\displaystyle (p,q)=(d,\infty )} ist dieEinbettung

 
 (5)
 

nur fürd=1{\displaystyle d=1} erfüllt und stetig. Dies folgt beispielsweise aus demFundamentalsatz der Analysis. Fürd2{\displaystyle d\geqslant 2} ist die Einbettung (5) grundsätzlich falsch und somit nicht erfüllt. Als Gegenbeispiel hierfür betrachte man die Funktionf(x)=n=1Nϕ(2nx){\displaystyle f(x)=\sum _{n=1}^{N}\phi \left(2^{n}x\right)} fürNN{\displaystyle N\in \mathbb {N} },ϕC0(Rd){\displaystyle \phi \in C_{0}^{\infty }(\mathbb {R} ^{d})} undsuppϕ{xRd1|x|2}{\displaystyle \mathrm {supp} \,\phi \subseteq \{x\in \mathbb {R} ^{d}\mid 1\leqslant |x|\leqslant 2\}}. Insgesamt gibt es daher in Bezug auf (5) nur fürd=1{\displaystyle d=1} eine KonstanteC>0{\displaystyle C>0}, so dass die folgende Abschätzung gilt

 
 (6)
 

Die Einbettungen (3) und (5) werdenSobolevsche-Endpunkt-Einbettungen und die Abschätzungen (4) und (6)Sobolevsche-Endpunkt-Ungleichungen genannt.

Allgemeiner erhalten wir sogar, dass dieEinbettung

 
 (7)
 

stetig ist, sofern einer der folgenden Fälle erfüllt ist

(i)0lk,1<p<q,dpk<dql,{\displaystyle {\text{(i)}}\;0\leqslant l\leqslant k,\quad 1<p<q\leqslant \infty ,\quad {\frac {d}{p}}-k<{\frac {d}{q}}-l,}
(ii)0lk,1<pq<,dpkdql,{\displaystyle {\text{(ii)}}\;0\leqslant l\leqslant k,\quad 1<p\leqslant q<\infty ,\quad {\frac {d}{p}}-k\leqslant {\frac {d}{q}}-l,}

d. h., es gibt wieder eine KonstanteC=C(d,p,q,k,l)>0{\displaystyle C=C(d,p,q,k,l)>0}, so dass die folgende Abschätzung gilt

 
 (8)
 

Dieses Resultat lässt sich unter Verwendung von (1) durchvollständige Induktion zeigen. Die Einbettung (7) wirdSobolevsche-Einbettung und die Abschätzung (8)Sobolevsche-Ungleichung genannt. Beachte, dass die Einbettung im Falleq<p{\displaystyle q<p} grundsätzlich nicht erfüllt ist. Die Bedingungen (i) und (ii) zeigen sehr schön, inwiefern die zugehörigen Sobolev-Zahlendpk{\displaystyle {\frac {d}{p}}-k} unddql{\displaystyle {\frac {d}{q}}-l} miteinander in Beziehung stehen.Man beachte, dass diese Version des Sobolevschen Einbettungssatzes im Vergleich zu der obigen Version ohne die zusätzliche und sehr einschränkende Bedingung(kl)pd{\displaystyle (k-l)p\leqslant d} auskommt. Die Beweise dieser Aussagen können interrytao.wordpress.com (Thm. 3, Ex. 20, Lem. 4, Ex. 24 und Ex. 25) nachgelesen werden und lassen sich aus den Standardquellen (unter diesen schwachen Voraussetzungen) leider nicht direkt gewinnen.

Darüber hinaus gilt das folgende Einbettungsresultat:

DieEinbettung

 
 (9)
 

ist für alled1{\displaystyle d\geqslant 1} stetig, d. h., es gibt eine KonstanteC=C(d)>0{\displaystyle C=C(d)>0}, so dass die folgende Abschätzung gilt

 
 (10)
 

Hierbei bezeichnetCb(Rd){\displaystyle C_{\mathrm {b} }(\mathbb {R} ^{d})} die Menge der auf demRd{\displaystyle \mathbb {R} ^{d}} stetigen und beschränkten Funktionen und{\displaystyle \left\|\cdot \right\|_{\infty }} dieSupremumsnorm auf demRd{\displaystyle \mathbb {R} ^{d}}.

Sobolev-Raum reellwertiger Ordnung

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Definition

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Oft werden auch Sobolev-Räume mit reellen Exponentens{\displaystyle s} benutzt. Diese sind im Ganzraumfallüber dieFourier-Transformierte der beteiligten Funktion definiert. Die Fourier-Transformation wird hier mitF{\displaystyle {\mathcal {F}}} bezeichnet.FürsR,s0{\displaystyle s\in \mathbb {R} ,s\geq 0} ist eine FunktionfL2(Rn){\displaystyle f\in L^{2}(\mathbb {R} ^{n})} ein Element vonHs(Rn){\displaystyle H^{s}(\mathbb {R} ^{n})}, falls

ζ(1+|ζ|2)s2F(f)(ζ)L2(Rn){\displaystyle \zeta \mapsto (1+|\zeta |^{2})^{\frac {s}{2}}\cdot {\mathcal {F}}(f)(\zeta )\in L^{2}(\mathbb {R} ^{n})}

gilt. Auf Grund der IdentitätF(αf)=(iζ)αF(f){\displaystyle {\mathcal {F}}(\partial ^{\alpha }f)=(i\zeta )^{\alpha }{\mathcal {F}}(f)} sind dies fürsN{\displaystyle s\in \mathbb {N} } dieselben Räume, welche schon im ersten Abschnitt definiert wurden. Mit

(f,g)Hs(Rn):=Rn(1+|k|2)s(F(f))(k)(F(g))(k)¯dk{\displaystyle (f,g)_{H^{s}(\mathbb {R} ^{n})}:=\int _{\mathbb {R} ^{n}}(1+|k|^{2})^{s}({\mathcal {F}}(f))(k)\cdot {\overline {({\mathcal {F}}(g))(k)}}dk}

wirdHs(Rn){\displaystyle H^{s}(\mathbb {R} ^{n})} zu einemHilbertraum.Die Norm ist gegeben durch

fHs(Rn):=(1+||2)s2F(f)L2(Rn){\displaystyle \|f\|_{H^{s}(\mathbb {R} ^{n})}:=\|(1+|\cdot |^{2})^{\frac {s}{2}}\cdot {\mathcal {F}}(f)\|_{L^{2}(\mathbb {R} ^{n})}}.

Für ein glatt berandetes, beschränktes GebietΩRn{\displaystyle \Omega \subset \mathbb {R} ^{n}} wird der RaumHs(Ω)L2(Ω){\displaystyle H^{s}(\Omega )\subset L^{2}(\Omega )} definiert als die MengeallerfL2(Ω){\displaystyle f\in L^{2}(\Omega )}, die sich zu einer (aufRn{\displaystyle \mathbb {R} ^{n}} definierten) Funktion inHs(Rn){\displaystyle H^{s}(\mathbb {R} ^{n})} fortsetzen lassen.

Fürs<0{\displaystyle s<0} kann man ebenfalls Sobolev-Räume definieren. Dazu muss jedoch auf dieTheorie der Distributionen zurückgegriffen werden. SeiS(Rn){\displaystyle {\mathcal {S}}'(\mathbb {R} ^{n})} der Raum dertemperierten Distributionen, dann istHs(Rn){\displaystyle H^{s}(\mathbb {R} ^{n})} für allesR{\displaystyle s\in \mathbb {R} } durch

Hs(Rn):={fS(Rn):(1+|ζ|2)s2F(f)(ζ)L2(Rn)}{\displaystyle H^{s}(\mathbb {R} ^{n}):=\left\{f\in {\mathcal {S}}'(\mathbb {R} ^{n}):(1+|\zeta |^{2})^{\frac {s}{2}}\cdot {\mathcal {F}}(f)(\zeta )\in L^{2}(\mathbb {R} ^{n})\right\}}

definiert.

Dual- und Hilbertraum

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Betrachtet man den BanachraumHs{\displaystyle H^{s}} mit demL2{\displaystyle L^{2}}-Skalarprodukt(u,v):=u(x)v(x)¯dx{\displaystyle \textstyle (u,v):=\int u(x){\overline {v(x)}}\mathrm {d} x}, so istHs{\displaystyle H^{-s}} seinDualraum. Jedoch kann man den RaumHs{\displaystyle H^{s}} mit Hilfe des Skalarproduktes

(u,v)Hs=1(2π)nF(u)(ξ)F(v)(ξ)(1+|ξ|2)sdξ{\displaystyle (u,v)_{H^{s}}={\frac {1}{(2\pi )^{n}}}\int {\mathcal {F}}(u)(\xi ){\mathcal {F}}(v)(\xi )(1+|\xi |^{2})^{s}\mathrm {d} \xi }

als einenHilbertraum verstehen. Da Hilberträume zu sich selbst dual sind, ist nunHs{\displaystyle H^{s}} zuHs{\displaystyle H^{s}} und zuHs{\displaystyle H^{-s}} (bezüglich unterschiedlicher Produkte) dual. Man kannHs{\displaystyle H^{s}} undHs{\displaystyle H^{-s}} mit Hilfe desisometrischen Isomorphismus

vF1((1+|ξ|2)sF(v)(ξ))(x)=F1F((1+|D|2)sv(ξ))(x)=(1+|D|2)sv(x){\displaystyle {\begin{aligned}v\mapsto &{\mathcal {F}}^{-1}\left((1+|\xi |^{2})^{s}{\mathcal {F}}(v)(\xi )\right)(x)\\=&{\mathcal {F}}^{-1}{\mathcal {F}}((1+|D|^{2})^{s}v(\xi ))(x)\\=&(1+|D|^{2})^{s}v(x)\end{aligned}}}

identifizieren. Auf analoge Weise lassen sich auch die RäumeHs{\displaystyle H^{s}} undHsl{\displaystyle H^{s-l}} durch den isometrischen Isomorphismus

v(1+|D|2)l2v{\displaystyle v\mapsto (1+|D|^{2})^{\frac {l}{2}}v}

miteinander identifizieren.

Anwendungen

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Sobolev-Räume werden in der Theorie derpartiellen Differentialgleichungen verwendet. Die Lösungen der schwachen Formulierung einer partiellen Differentialgleichung liegen typischerweise in einem Sobolev-Raum.

Die Theorie derpartiellen Differentialgleichungen liefert damit auch numerische Lösungsverfahren. DieFinite-Elemente-Methode basiert auf der schwachen Formulierung der partiellen Differentialgleichungen und somit auf Sobolev-Raum-Theorie.

Sobolev-Räume spielen auch in deroptimalen Steuerung partieller Differentialgleichungen eine Rolle.

Siehe auch

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. mathematik.uni-wuerzburg.de (PDF) Satz 3.15
  2. M. Dobrowolsky:Angewandte Funktionalanalysis. 2. Auflage. Springer, 2010,ISBN 978-3-642-15268-9, Satz 6.15
  3. M. Dobrowolsky:Angewandte Funktionalanalysis. 2. Auflage. Springer, 2010,ISBN 978-3-642-15268-9, Satz 6.17
Normdaten (Sachbegriff):GND:4055345-0(lobid,OGND,AKS)
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