Six Feet Under – Gestorben wird immer (Originaltitel:Six Feet Under) ist eine vonAlan Ball verfassteUS-amerikanischeFernsehserie, die in fünf Staffeln von 2001 bis 2005 vomPay-TV-SenderHBO ausgestrahlt wurde. Sie war die erste dramatische Serie des Senders nachDie Sopranos und gilt heute als eine der klassischen HBO-Serien. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem siebenEmmys und dreiGolden Globe Awards.
Six Feet Under ist eine mit schwarzem Humor unddramatischen Elementen verbindendeFamiliensaga um die inLos Angeles lebende Familie Fisher. Ausgangspunkt der Serie ist der tödliche Verkehrsunfall des Bestattungsunternehmers Nathaniel Fisher Sr. Das Bestattungsinstitut wird danach von seinen Söhnen, den Brüdern Nate und David, weitergeführt. Neben ihnen gehören Ruth, die Witwe, und dieadoleszente Schwester Claire zur Familie. Im Bestattungsinstitut arbeitet außerdem Rico als angestellterEinbalsamierer.
Nathaniels Tod wird mitunter als Symbol für das Verschwinden patriarchaler Verhältnisse interpretiert. In vielen Episoden versucht die Serie demnach eine positive Antwort auf die Frage zu finden, wie sich die Gesellschaft ohne patriarchale Führung entwickeln könnte. Die Serie verfolgt die weiteren Lebenswege der Familienmitglieder und ihres nahen Umfelds, ihrer Konflikte und Selbstfindungen. Zentrales zusätzliches Motiv neben dem Tod sind dabei insbesondere partnerschaftliche Beziehungen. Vor diesen Hintergründen werden dabei gesellschaftliche Themen wie Alter, Homosexualität,Gender, der innere Unfrieden Heranwachsender, Rassenkonflikte, psychische Erkrankungen und Drogensucht umkreist.[1] Der makabere Humor hingegen tritt im Verlauf der Serie immer mehr in den Hintergrund.
Jede Folge beginnt mit einem Todesfall, der die Einleitung zu dieser Episode darstellt und zugleich als Türöffner dient. Diese Todesfälle reichen vom Banalen über das Absurde, Komische bis hin zum Tragischen.[1] Meist werden die Verstorbenen von den Fishers beigesetzt.
Ruth O’Connor Fisher – (gespielt vonFrances Conroy; Synchronsprecherin:Regine Albrecht), istWitwe und Mutter der drei Fisher-Kinder. Sie hat zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes Nathaniel ein Verhältnis mit einem Friseur. Später endet es zugunsten einer Beziehung mit ihrem Arbeitgeber, einem russischen Blumenhändler. Sie hat eine Schwester, Sarah O’Connor. Später heiratet sie George Sibley, von dem sie sich jedoch nach dessen schwerer psychischer Erkrankung wieder trennt.
Nathaniel Fisher – (gespielt vonRichard Jenkins; Synchronsprecher:Hans-Werner Bussinger), ist der Vater der drei Fisher-Kinder. Er taucht – obwohl er bereits in der ersten Folge stirbt – immer wieder in den Gedanken und Träumen der Fishers auf.
Nate Fisher – (gespielt vonPeter Krause; Synchronsprecher:Charles Rettinghaus), ist der Sohn, der zuWeihnachten die Familie inLos Angeles besuchen will und bei einemQuickie mit der ihm bisher unbekannten Brenda erfährt, dass sein Vater gestorben ist. Anfangs widerwillig, aber mit zunehmendem Interesse übernimmt er mit seinem Bruder David den Familienbetrieb. Er wird der Vater von Maya (mit Lisa) und Willa (mit Brenda).
David Fisher – (gespielt vonMichael C. Hall; Synchronsprecher:Dennis Schmidt-Foß), ist der jüngere Sohn, der schon länger mit seinem Vater den Betrieb geleitet hat. Er isthomosexuell und hat eine Beziehung mit dem (ehemaligen) Polizisten Keith Charles, mit dem er auch zwei afroamerikanische Kinder (Brüder) adoptiert. Erst eine Weile nach dem Tod seines Vaters erlebt er seinComing-out.
Claire Simone Fisher – (gespielt vonLauren Ambrose; Synchronsprecherin:Luise Helm), ist das jüngste Kind. Sie nimmt bisweilenDrogen und geht in die Schule beziehungsweise dann auf einCollege fürKunst.
Hector Federico Diaz – (gespielt vonFreddy Rodríguez; Synchronsprecher:Marius Clarén), ist ein im Betrieb angestellterEinbalsamierer. Er kam zu den Fishers, als sein Vater starb, verlässt den Betrieb zwischenzeitlich, kommt aber wieder zurück und wirdMitgesellschafter. Er hat zwei Kinder und ist mit Vanessa verheiratet, die sich nach einem Seitensprung aber zeitweise von ihm trennt.
Brenda Chenowith – (gespielt vonRachel Griffiths; Synchronsprecherin:Bianca Krahl), die Freundin und zweite Ehefrau von Nate.
Vanessa Diaz – (gespielt vonJustina Machado; Synchronsprecherin:Iris Artajo), verheiratet mit Federico. Sie arbeitet als Krankenschwester.
George Sibley – (gespielt vonJames Cromwell; Synchronsprecher:Jochen Schröder), Ruths neuer Ehemann, der bereits sechsmal verheiratet war und drei Kinder hat. Er leidet an einer schweren psychischen Erkrankung, an deren Ausbruch die Ehe scheitert.
Lisa Kimmel Fisher – (gespielt vonLili Taylor; Synchronsprecherin:Tanja Geke), Nates Freundin ausSeattle. Sie wird bei einem Besuch von Nate schwanger und heiratet ihn. Später verschwindet sie und wird ertrunken aufgefunden, was sich als Mord durch ihren Schwager herausstellt.
Im Jahr 2000 erhielt Alan Ball für sein Drehbuch zum hochgelobten SpielfilmAmerican Beauty einenOscar. Kurz darauf sprach ihnCarolyn Strauss an, zu der ZeitSenior Vice President der Abteilung für Eigenproduktionen bei HBO. Strauss fragte ihn, ob er Interesse habe, für HBO eine Serie zu entwickeln.[1]
Ball legte ein Konzept vor, das er ausgehend von dem gemeinsamen Motiv zweier Lieblingsfilme von Strauss entwickelt hatte, nämlichHarold und Maude undTod in Hollywood, die beide alsschwarze Komödien um das Thema „Tod“ kreisten. Nachdem Ball auch noch den Piloten schrieb, erhielt er eine feste Zusage für eine 13-teilige Staffel, HBO gewährte ihm dabei annähernd vollständige künstlerische Freiheit. Ball sagte auch, dass er ohneDie Sopranos nie „so gespannt auf die Möglichkeiten des Fernsehens“ gewesen wäre.[1]
Wichtige Einflüsse auf die Gestalt der Serie nahmen autobiographische Ereignisse wie der Tod von Balls älterer Schwester bei einem Autounfall in seiner Anwesenheit, als er 13 war, und der Krebs-Tod seines Vaters sechs Jahre später. Aber auch Bücher wieThe American Way of Death vonJessica Mitford undBodies in Motion and at Rest sowieThe Undertaking des amerikanischen Dichters und BestattersThomas Lynch waren von Bedeutung, Ball bat die Drehbuchautoren und Schauspieler auch um die Lektüre der Bücher vor Beginn der Aufnahmen.[1]
Bereits vor Ausstrahlung der ersten Staffel gab HBO bei Ball eine zweite in Auftrag.[1]
Ball legte großen Wert auf eine eklektische Mischung unkonventioneller Autoren und Regisseure. Die sieben Hauptautoren, nämlichBruce Eric Kaplan (Seinfeld),Rick Cleveland (The West Wing),Laurence Andries,Scott Buck,Jill Soloway,Christian Taylor undKate Robins wurden von Ball zusammengerufen, um gemeinsam mit ihm als letzter Instanz Ideen für die einzelnen Episoden zu sammeln sowie Charaktere und die Handlungsstränge zu entwickeln. Erst danach erhielten die Autoren die Aufträge zum Ausarbeiten der Drehbücher anhand der gemeinsamen Vorarbeiten, ein unübliches Verfahren, da im Fernsehen die Drehbücher normalerweise nicht in Teamwork vorbereitet wurden.[1]
Ähnlich ging Ball auch bei der Auswahl der Regisseure vor. Zwar spielte hier Teamwork in der kreativen Vorbereitung nicht die Rolle wie bei den Autoren, aber auch hier waren unkonventionelle Regisseure mit unterschiedlichen Stilen gefragt. Unter ihnen waren bekannte Independent-Filmregisseure wieTed Demme,Rose Troche,Nicole Holofcener,Lisa Cholodenko undMiguel Arteta, aber auch Fernsehregisseure wieMichael Engler,Daniel Attias undAllen Coutler sowieKathy Bates (auch als Schauspielerin in der Serie aktiv) undRodrigo Garcia. Diese Kombination gilt als wichtige Grundlage des ausgeprägt originellen Erscheinungsbilds der Serie.[1]
Für den Soundtrack zeichneten verschiedene Personen verantwortlich, nämlich der bereits mehrfach ausgezeichneteThomas Newman (u. a.American Beauty) für die Titelmusik,Richard Marvin für die weitere Originalmusik und Thomas Golubic und Gary Calamar für die Auswahl von Fremdkompositionen. Ball behielt sich aber die Gesamtkontrolle über die musikalische Gestaltung vor, zum einen weil er selbst über profunde Kenntnisse in der Materie verfügte und zum anderen, weil er der Musik in der Serie große dramatische Bedeutung beimaß.[1]
Ball suchte sich mitAlan Caso einen Kameramann, der mit den Autoren zusammen eine „Anti-Fernseh-Sprache“ entwickelte, die der Serie eine filmische Qualität geben sollte, ab der dritten Staffel auch unterstützt durch ein Breitbildformat. Ball ging dabei von eigenen Bildern von Bestattungshäusern mit dezenten Farben, schmeichelnder Musik und einem Gefühl der Zeitlosigkeit aus. Caso setzte dies in sehr malerischen Bildern mit entsättigten Farben und naturgetreuem Licht um. Besonders mied Caso Bewegungen der Kamera, um so theaterartige Bilder zu erzeugen.[1]
Die Serie debütierte bei HBO am 3. Juni 2001 und endete am 21. August 2005 nach der fünften Staffel.[2]
In Deutschland liefSix Feet Under zunächst ab dem 13. April 2003 auf demPay-TV-SenderPremiere.[3] ImFree-TV lief der Pilotfilm am 11. Mai 2004 um 22:15 Uhr aufVOX, die weiteren Folgen wurden im weiteren Verlauf um 23:15 Uhr ausgestrahlt. Aufgrund guter Marktanteile wurden die Folgen ab dem 29. Juni 2004 erneut auf den 22:15 Uhr-Sendeplatz vorgezogen.[4][5] Ab dem 10. August 2004 wurde die zweite Staffel, bestehend aus 13 Folgen, ausgestrahlt.[6] Die Serie lief bis zum 15. März 2006 auf VOX.[2] In Österreich wurde die Serie in derDonnerstag Nacht aufORF 1 gezeigt. Im Januar 2011 strahlteZDFneo die Serie werbefrei aus.[7]
Die Serie wurde vom Publikum und der Kritik einhellig gelobt. Mit durchschnittlich 5 Millionen Zuschauern pro Woche übertraf sie bei ihrer Premiere bei weitem den Vergleichswert derSopranos (3,3 Millionen pro Woche in der ersten Staffel).[1]
20 Jahre nach der Erstveröffentlichung schrieb Isabelle Oderberg für denGuardian, dass die Serie bahnbrechend war und sehr nah an die Perfektion heranreicht. Viele der behandelten Themen seien immer noch relevant, was auf die herausragenden Drehbücher und die beste schauspielerische Leistung im Fernsehen zurückzuführen ist.[8]
Im Oktober 2021 wählte dieBBCSix Feet Under auf Platz 12 der besten Fernsehserien des 21. Jahrhunderts.[9]
Alan Ball, Alan Poul:Six Feet Under. Better Living Through Death – Gestorben wird immer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005,ISBN 3-89602-641-0.
Kim Akass, Janet McCabe (Hrsg.):Reading Six Feet Under. TV To Die For. Tauris, London / New York 2005.
Thomas Klein:Sterben in Serie. Die HBO-Produktion Six Feet Under. In: Christian Hißnauer, Andreas Jahn-Sudmann (Hrsg.):Medien-Zeit-Zeichen. Beiträge des 19. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums. Schüren, Marburg 2007, S. 108–115.
Mecca Jamilah Sullivan:Six Feet Under, Above, Beyond. In:GLQ: A Journal of Lesbian and Gay Studies. 15.1, 2009.
Merri Lisa Johnson:From Relationship Autopsy to Romantic Utopia: The Missing Discourse of Egalitarian Marriage on HBO’s Six Feet Under. In:Discourse. 26.3, 2004.
Jason Mittell:Narrative Complexity in Contemporary American Television. In:The Velvet Light Trap. 58, 2006.
↑abcdefghijkKim Akass, Janet McCabe:Six Feet Under. In: Gary R. Edgerton, Jeffrey P. Jones (Hrsg.):The Essential HBO Reader. 2008,ISBN 978-0-8131-2452-0, S. 71–81.