Sinnesorgan
EinSinnesorgan ist einOrgan, das in bestimmter Lage und AnordnungSinneszellen enthält und daherReize aufnehmen kann (Reizaufnahme). Jedes Sinnesorgan ist durch seine besonderesinnesphysiologische Ausstattung für ein jeweilsartspezifisches Spektrum anadäquaten Reizen ausgelegt. Die Sinnesorgane werden in der Anatomie alsOrgana sensuum bezeichnet.
Diese Reize können nach Form, Art und Betrag der Energie unterschiedliche Einwirkungen sein, durch welche die Sinneszellen in einem Sinnesorgan so verändert werden, dass sie ein elektrisches Signal, einRezeptorpotential, bilden (Reizumwandlung). Auf diese Weise nimmt eine Sinneszelle, auchRezeptor oder Sensor genannt, im Sinnesorgan einen Reiz auf und bildet damit Veränderungen ihrer Umgebung ab und zwar sowohl Veränderungen außerhalb desKörpers in dessen äußerer Umgebung als auch Veränderungen im Körperinneren.
In Abhängigkeit von ihrer Lage innerhalb des Sinnesorgans wandeln dessen Sinneszellen einen adäquaten Reiz je um in ein Signal, das vonNervenzellen aufgenommen als elektrischer Impuls überNervenfasern weitergeleitet wird (Erregungsleitung). Darüber können imNervensystem Signale von Sinnesorganen miteinander verglichen, untereinander abgeglichen und kombiniert, gefiltert oder kontrastiert werden. Erst in Bezug auf vorangegangene Zustände werden dieseDaten zu spezifischenInformationen über Vorgänge im Inneren eines Organismus oder im Zusammenhang des Organismus mit seinerUmwelt. Derart tragen die Sinnesorgane zuWahrnehmungen bei, die imGehirn entstehen, und rufen spezifischesensorische Eindrücke bestimmterSinnesmodalitäten hervor.[1]
Reize der Umwelt und die für ihre Umwandlung bedeutsamen Sinnesorgane
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Licht
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die für das menschlicheAuge umwandelbare elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge zwischen 380 nm (violett) und 760 nm (rot) wird als „sichtbaresLicht“ bezeichnet. Somit stellt das Licht für das Auge den adäquaten Reiz dar. Das Rezeptororgan im Auge ist dieNetzhaut mitStäbchen (Hell-Dunkel-Sehen) undZapfen (Farbsehen).
Die Augen einiger Tiere (vieleInsekten, einigeReptilien, einigeVögel,Tiefseefische) sind auch für das kurzwelligere,ultraviolette Licht empfindlich. EinigeSüßwasserfische können das langwelligereinfrarote Licht ebenfalls mit den Augen wahrnehmen,Schlangen besitzen dafür spezielle Sinnesorgane (Grubenorgan und Labialgruben).
Schall
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Schallfrequenzen von 16 bis 20000 Hz sind adäquate Reize für das menschliche Hörorgan, dasCorti-Organ imInnenohr und damit für denGehörsinn. Gehörlose Menschen können Schall auch über die Schädelknochen, die Haut, die Lippen, die Hände, die Innenseite der Arme und andere Körperteile empfinden.[2]
Tiere wieFledermäuse undDelfine können auch Schallwellen mit einer Frequenz von ~20 kHz (17,5 mm Wellenlänge) bis 200 kHz (1,7 mm), alsoUltraschall detektieren.[3]
Tiere wieElefanten undEulen sind in der Lage,Infraschall (16–0 Hz) wahrzunehmen. Dabei besteht ein fließender Übergang zumTastsinn. Hierbei werden Schwingungen über Tastrezeptoren in derHaut erfasst, bei Insekten und Spinnenund über Tasthaare und Erschütterungsrezeptoren.
Temperatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Infrarotstrahlung (Wärme) mit Wellenlängen zwischen 750 nm und 0,01 mm wird von Wärme- bzw. Kälterezeptoren in der Haut erfasst (Temperaturwahrnehmung), beiSchlangen über Grubenorgane.
Druck und Bewegung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Druck wird über die Tastrezeptoren in der Haut wahrgenommen (Tastsinn).Fische können Wasserdruck und -bewegung über dasSeitenlinienorgan erfassen.
Die Eigenbewegung und Körperposition relativ zur Umwelt wird über dasGleichgewichtsorgan imInnenohr (Gleichgewichtssinn) wahrgenommen. Die Gelenkstellung und damit die Position der Körperteile wird über Rezeptoren in den Muskeln undSehnen (Golgi-Sehnenorgan,Muskelspindel) erfasst (Tiefensensibilität). Bei Insekten dient dazu dieChordotonalorgane.
Chemische Reize
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Geruchsreize werden über dieRiechschleimhaut (Geruchssinn) erfasst, dabei besteht ein Zusammenspiel mit Informationen von Nervenendigungen der Kopfschleimhäute (Trigeminale Wahrnehmung). Über dieGeschmacksknospen auf derZunge (Geschmackssinn) werden ebenfalls chemische Reize detektiert.
Elektrische Felder
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei einigen Fischen ist die Wahrnehmungelektrischer Felder belegt, beispielsweise beimZitteraal undZitterrochen. Bei Knorpelfischen wieHaien undRochen dienen dazu dieLorenzinischen Ampullen. Auch für denGuyana-Delfin ist die Fähigkeit zurElektrorezeption belegt.[4] Des Weiteren verfügen Schnabeltiere und Ameisenigel über hochempfindliche Elektrorezeptoren.
Magnetische Felder
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vögel und auch eine Reihe anderer Tiere sind zur Wahrnehmung desErdmagnetfeldes befähigt (Magnetsinn). Starke magnetische Wechselfelder können auch vom Menschen durch Vibration der Augen erkannt werden.[5]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Werner Kahle,Helmut Leonhardt, Werner Platzer:Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis. Band 3:Nervensystem und Sinnesorgane. 6., überarbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart 1996,ISBN 3-13-102536-0.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Sinnesorgan im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- physiology.de/auge
- physiology.de/hören
- physiology.de/haut
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Hans-Werner Hunziker:Magie des Hörens: Unbewusste Strategien der Hörwahrnehmung. Transmedia Stäubli Verlag, Zürich 2011,ISBN 978-3-7266-0087-7.
- ↑buecher.de
- ↑3sat.de
- ↑Nicole U. Czech-Damal u. a.:Electroreception in the Guiana dolphin (Sotalia guianensis). In:Proceedings of the Royal Society B. Online-Vorabveröffentlichung, Juli 2011,doi:10.1098/rspb.2011.1127
- ↑Einige Beobachtungen über eine Modulation der Lichtempfindung durch starke magnetische Wechselfelder. In:Die Naturwissenschaften. 1954, S. 508.doi:10.1007/BF00631845