
DieSiedlung von Cuccureddus ist einarchäologischer Fundplatz an der Südküste deritalienischen InselSardinien. Er befindet sich an der Mündung des kleinen FlussesRiu Foxi im Gemeindegebiet vonVillasimius in derMetropolitanstadt Cagliari. Die Funde weisen auf eine Besiedlung inphönizischer undrömischer Zeit.
Der archäologische Fundplatz befindet sich auf der Spitze und an den Hängen des westlichsten Hügels der kleinen HügelketteCuccureddus, die sich von der Küste desMittelmeeres im Westen oberhalb des StrandesSpiaggia di Campus bis zur StraßeVia delle Aquile im Osten zieht. Die nächsten Siedlungen sind das fast ausschließlich aus Hotels bestehende Mandorli 390 Meter im Nordwesten und Campulongu 1100 Meter südöstlich. Auf dem höchsten Punkt der Hügelkette im Osten, 500 Meter von der Siedlung vonCuccureddus entfernt, steht dieNuraghe Cuccureddus I, einprähistorischer Turmbau aus der Zeit derNuraghenkultur. Der Standort einer weiterenNuraghe, derNuraghe Cuccureddus II, liegt 320 Meter südöstlich auf einemVorgebirge direkt an der Küste. Unterhalb der Siedlung vonCuccureddus mündet derRiu Foxi, der die EbenePiana di Santa Maria nördlich vonCuccureddus bewässert. Das Zentrum des Gemeindesitzes von Villasimius liegt 2,6 Kilometer östlich.
Im 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr. gründeten diePhönizier an der Südküste SardiniensKolonien, wieSulki,Bithia,Nora undKarales, die sich Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. als stabile Handelszentren festigten. Dem Gebiet von Villasimius fehlte für eine solche Gründung das Hinterland und die entsprechenden Verbindungen zumCampidano oder den Tälern vonSarrabus. Erst Mitte bis Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. entstand an der Mündung des im Altertum schiffbarenRiu Foxi eine Niederlassung, ein sogenanntesEmporion, wahrscheinlich als erster sicherer Halt auf dem Handelsweg vom italienischen Festland zuriberischen Halbinsel und nachNordafrika. Der Strand von Campus an der Nordseite des Golfs von Carbonara bot einen geschützten Hafen mit ausreichender Süßwasserversorgung.[1]

Schon zu Zeiten der Nuraghenkultur bildeten die Hügel vonCuccureddus einen Ort von strategischem Wert. So entstand auf dem östlichsten, höchsten Hügel dieNuraghe Cuccureddus I zur Kontrolle des Gebietes. Die Phönizier legten ihre Siedlung am zum Meer abfallenden Hang des westlichsten Hügels oberhalb des Hafens an der Flussmündung an, zu dem eine Steintreppe hinunterführte. Hinweise auf den wirtschaftlichen Charakter des Stützpunktes gebenAmphoren undSiegel, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden. DieNekropole der Siedlung ist noch nicht lokalisiert, könnte aber nahebei am Südhang des Hügels gelegen haben.

Auf dem Gipfel des Hügels entstand ein Heiligtum, das wahrscheinlich der GöttinAštart geweiht war und in demkultische Prostitution durch weiblicheHierodulen praktiziert wurde. In der unmittelbaren Umgebung der Reste des Heiligtums fanden sich Gefäße, neben phönizischen auchgriechische undetruskische,[2] die ursprünglich duftende Salben enthielten.[3] Im Schutt des Heiligtums lag ein tönerner,phallusförmigerWasserspeier für die Ableitung von Regenwasser.[2]

Nach heutiger Rekonstruktion bestand das Gebäude des Heiligtums aus 0,52 Meter breitenNatursteingrundmauern auf denen sich Wände aus an der Sonne getrockneten Tonziegeln befanden. Die Wände waren verputzt, innen mit Gips, außen wasserdicht mit Kalkasche und Terrakottastücken. Über den Fußböden aus Lehm wurden die Raumdecken mittels Holzbalken, Zweigen und einem dicken Lehmbett gefertigt. Um 540/530 v. Chr. wurden das Heiligtum und die Siedlung durch einen Brand zerstört. Es gibt Vermutungen eines Angriffs derKarthager.[4] Das Feuer konservierte einige Gebäudeteile des Heiligtums, die aus gepresstem Rohton bestanden und in gebranntem Zustand heute Hinweise auf die Baumaterialien geben.[3]

Nach der Zerstörung im 6. Jahrhundert v. Chr. bis zurrömischen Eroberung Sardiniens 238 v. Chr. war die Siedlung vonCuccureddus unbewohnt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. kam es zu einer Neubesiedlung,[5] das Heiligtum wurde wieder aufgebaut und eine Mauer um den Hügel errichtet. Die phönizische Göttin Aštart wurde mit der römischen GöttinJuno identifiziert. Aus römischer Zeit finden sich vieleVotivgaben, die Körperteile darstellen, wie Ohren, Arme, Hände, Brüste und Beine, paarweise oder auch einzeln. Einige sind bemalt oder mit Zeichen graviert. Vermutlich erhoffte man sich Heilung an den entsprechenden Körperteilen bei Abgabe der Votivgaben.


Andere Fundstücke aus römischer Zeit sind Münzen, Bronzespiegel, verzierte Bleibänder, darunter eines mit einer Aufschrift,lateinisch FELICISSIM[A], und Teile von Statuetten, von denen der Kopf einer verschleierten Frau und ein Löwenkopf als Fragment eines Löwenmantels desHerakles Melkart herausragen. Von den mehr als 300 gefundenen Münzen, die älteste aus dem Jahr 150 v. Chr., stammen die meisten aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Insbesondere Kaisermünzen aus der ZeitConstantius’ II. sind häufig. Das deutet auf einen regen Besuch des Heiligtums in der Mitte des 4. Jahrhunderts, bevor es im 5. Jahrhundert aufgegeben wurde, aus der auch die letzte Münze der Siedlung vonCuccureddus stammt.
Von 1983 bis 1987 fanden systematischeAusgrabungen am Heiligtum vonCuccureddus statt. Sie standen unter der Leitung vonPiero Bartoloni undLuisa Anna Marras. In den frühen 1990er Jahren endete die erste Phase der Erforschung der Siedlung.[3] Teile der Fundstücke sind im archäologischen Museum von Villasimius in einem extra für den Fundplatz vonCuccureddus eingerichteten Saal ausgestellt. Im Oktober 2017 erfolgte eine erste von mehreren geplanten neuen Grabungskampagnen unter der Leitung vonMichele Guirguis.[6] Es wurden erneut römische Münzen, Amphoren und Keramikreste gefunden.[7]
39.1358888888899.4909444444444Koordinaten:39° 8′ N,9° 29′ O