Siderit
Siderit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 1962 s.p.[1] |
IMA-Symbol | Sd[2] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Fe[CO3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Carbonate und Nitrate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | V/B.02 V/B.02-040[3] 5.AB.05 14.01.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse;Symbol | ditrigonal-skalenoedrisch;32/m |
Raumgruppe | R3c (Nr. 167)Vorlage:Raumgruppe/167[4] |
Gitterparameter | a = 4,69 Å;c = 15,38 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 6[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5 |
Dichte (g/cm3) | 3,7 bis 3,9 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {1011} |
Bruch;Tenazität | uneben bis muschelig |
Farbe | gelb, braun, schwarz |
Strichfarbe | weißgelb |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz bis Perlmuttglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,875 nε = 1,633[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,242[5] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Siderit, auch unter denbergmännischen BezeichnungenEisenkalk,Eisenspat,Spateisenstein,Chalybit undStahlstein oder unter seiner chemischen BezeichnungEisencarbonat bzw.Eisen(II)-carbonat bekannt, ist ein häufig vorkommendesMineral aus derMineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ (ehemals Carbonate, Nitrate undBorate). Es kristallisiert imtrigonalen Kristallsystem mit derchemischen Zusammensetzung Fe[CO3] und entwickelt meist spätige oder derbe Massen bzw. feinkörnig dichte, kugelige und traubenförmige Aggregate, auchSphärosiderit genannt. Eher selten sindrhomboedrischeKristalle mit bisweilen gekrümmten Flächen anzutreffen.
Siderit hat für gewöhnlich eine blassgelbe bis braune Farbe.Manganreiche Varietäten treten eher in schwarzer Färbung auf. Die Kristalle sind durchsichtig bis durchscheinend und glänzen glas- bis perlmuttartig. Bemerkenswert ist die sehr gute Spaltbarkeit nach den Rhomboederflächen.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Seinen Namen erhielt das Mineral 1832 durchFrançois Sulpice Beudant, der es bezugnehmend auf seine Zusammensetzung „Siderose“ nannte, nachσίδηροςsideros, demgriechischen Wort fürEisen. Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Siderit 1845 vonWilhelm Ritter von Haidinger.
Als eines der wichtigstenEisenerze ist Siderit seiturgeschichtlichen Zeiten bekannt. Mit seiner Verarbeitung begann in diversen Kulturen zu unterschiedlichen Zeitpunkten dieEisenzeit.
Siderit war bereits lange vor der Gründung derInternational Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt. Damit hätte Siderit theoretisch den Status einesgrandfathered Mineral. Da allerdings beim Siderit verschiedene Synonyme parallel existierten wurde in der 1962 erfolgten Publikation der IMA:Commission on new minerals and mineral names die Name Siderit von einer Mehrheit der Kommission als offizieller bzw. vorrangiger Name empfohlen.[6] Da dies automatisch eine nachträgliche Ankerkennung für den Siderit bedeutete, wird das Mineral seitdem in der „Liste der Minerale und Mineralnamen“ der IMA unter der Summenanerkennung „IMA 1962 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]
Klassifikation
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der veralteten8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Siderit zur Mineralklasse der „Carbonate,Nitrate undBorate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate ohne fremdeAnionen“, wo er zusammen mitCalcit,Gaspéit,Magnesit,Otavit,Rhodochrosit,Smithsonit undSphärocobaltit sowie im Anhang mitVaterit die „Calcitgruppe“ mit der System-Nr.Vb/A.02 bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisiertenLapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik vonKarl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr.V/B.02-040. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Carbonate [CO3]2−, ohne fremde Anionen“, wo Siderit zusammen mit Calcit, Gaspéit, Magnesit, Otavit, Rhodochrosit, Smithsonit, Sphärocobaltit und Vaterit die die „Calcitgruppe“ mit der System-Nr.V/B.02 bildet.[3]
Die von derInternational Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Siderit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden hier eine eigene Klasse), dort aber ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligtenKationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Erdalkali- (und andere M2+) Carbonate“ zu finden ist, wo es zusammen mit Calcit, Gaspéit, Magnesit, Otavit, Rhodochrosit, Smithsonit und Sphärocobaltit die „Calcitgruppe“ mit der System-Nr.5.AB.05 bildet.
DieSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Siderit wie die veraltete 8. Auflage der Strunz’schen Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Carbonate“. Hier ist er zusammen mit Calcit, Magnesit, Rhodochrosit, Sphärocobaltit, Smithsonit, Otavit und Gaspéit in der „Calcitgruppe (Trigonal: R-3c)“ mit der System-Nr.14.01.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Carbonate mit einfacher Formel A+CO3“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Siderit kristallisiert trigonal in derRaumgruppeR3c (Raumgruppen-Nr. 167)Vorlage:Raumgruppe/167 mit denGitterparameterna = 4,69 Å undc = 15,38 Å sowie 6Formeleinheiten proElementarzelle.[4]
Eigenschaften
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Siderit ist inSalzsäure nur nach Erwärmen löslich, wobei er unter Bildung vonKohlenstoffdioxid (CO2) aufschäumt. Er unterscheidet sich dadurch vomCalcit (Kalkspat), der bereits mit kalter verdünnter Salzsäure heftig aufschäumend und CO2 bildend reagiert.
Modifikationen und Varietäten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Oligonit ist einemanganhaltige undPistomesit einemagnesiumhaltigeVarietät des Siderit.[3]
Bildung und Fundorte
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Siderit ist in einer Reihe von Gesteinstypen anzutreffen – so bildet er sichdiagenetisch in tonigen Sedimenten in Form sogenannterToneisensteinkonkretionen undmetasomatisch in karbonatischen Sedimenten, was bis hin zu abbauwürdigen Vorkommen nach heutigen Maßstäben führen kann. Außerdem ist dasMineral inhydrothermalen Erzgängen anzutreffen, die bei mittleren bis niedrigen Temperaturen gebildet wurden. Darüber hinaus kommt Siderit in verschiedenen metamorphen und magmatischen Gesteinen vor.
Als größtes Sideritvorkommen der Erde gilt derErzberg in derSteiermark (Österreich) mit etwa 400 Millionen Tonnen abbauwürdiger Erzmenge. Bislang (bis 2010) wurden davon rund 250 Millionen Tonnen abgebaut. Schätzungsweise weitere 150 Millionen Tonnen sollten nach dem derzeitigen Stand der Technik noch abgebaut werden können.[8]
Weitere bedeutende, aber bereits großteils abgebaute Vorkommen von Siderit in Österreich finden sich inRadmer in der Steiermark (Untertagebau 1939 bis 1979 mit zuletzt ca. 450.000 Tonnen jährlich) sowie amHüttenberger Erzberg inKärnten (Bergbau von ca. 300 v. Chr. bis 1978, zuletzt ca. 200.000 Tonnen jährlich im Untertagebau, Höchststand 1940 mit 313.000 Tonnen). In Deutschland befinden sich beachtliche Sideritlagerstätten imSiegerland (Westfalen), imWesterwald, imHarz (Neudorf), imThüringer Wald (Schmalkalden, Kamsdorf) sowie im sächsischenErzgebirge. An der Saar wurde es in Form vonLebacher Eiern gefördert.
Große Sideritlagerstätten findet man außerdem inAustralien,Böhmen (Tschechien),Bolivien,Minas Gerais (Brasilien),China,Portugal (Panasqueiro),Spanien undEngland (Tavistock in Devonshire sowie Camborne Redruth in Cornwall). Berühmt sind auch die spektakulär aussehenden spätigen Massen, die inMont Saint-Hilaire inQuébec (Kanada) entdeckt wurden.
Insgesamt sind für Siderit bisher über 7300 Fundorte dokumentiert (Stand 2023), so auch in Gesteinsproben desMittelatlantischen Rückens und desChinesischen Meeres (Qiongdongnan-Becken).[9]
Verwendung
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Siderit ist mit nahezu 50 % Eisengehalt und wegen seiner leichtenVerhüttung ein wertvollesEisenerz.
Für die Verwendung alsSchmuckstein ist Siderit zu weich und zu empfindlich. Klare und optisch ansprechende Varietäten werden gelegentlich für Sammler in verschiedenenGlatt- oder Facettenschliffen angeboten.[10][11]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Haidinger:Zweite Klasse: Geogenide. II. Ordnung. Baryte I. Parachrosbaryt. Siderit. In:Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller and Seidel, Wien 1845,S. 499–506 (rruff.info [PDF]).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes:Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005,ISBN 3-540-23812-3,S. 64.
- Petr Korbel, Milan Novák:Mineralien-Enzyklopädie. Dörfler Verlag, Eggolsheim 2002,ISBN 978-3-89555-076-8,S. 114.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Siderit undMineralienportrait/Siderit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung; abgerufen am 22. März 2023
- David Barthelmy: Siderite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
- IMA Database of Mineral Properties – Siderite. In: rruff.info. RRUFF Project; abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
- Siderite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Siderite. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abMalcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑Laurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;351 kB; abgerufen am 22. März 2023]).
- ↑abcStefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018,ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑abcHugo Strunz,Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X,S. 286 (englisch).
- ↑abSiderite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 22. März 2023 (englisch).
- ↑International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names. In:Mineralogical Magazine.Band 33, 1962,S. 260–263 (englisch,rruff.info [PDF;168 kB; abgerufen am 22. März 2023]).
- ↑Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑Erzberg: 250 Millionste Tonne Erz abgebaut. In: aktien-portal.at. Voestalpine – Presseaussendung, 12. Mai 2010, abgerufen am 22. März 2013.
- ↑Fundortliste für Siderit beimMineralienatlas (deutsch) und beiMindat (englisch), abgerufen am 22. März 2023.
- ↑Walter Schumann:Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014,ISBN 978-3-8354-1171-5,S. 222.
- ↑Michael R. W. Peters: Siderit mit Abbildungen verschiedener Roh- und Schmucksteine. In: realgems.org. Abgerufen am 22. März 2023.