Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Sergiu Celibidache

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sergiu Celibidache 1969 auf einer Konzertreise inIsrael
Celibidache 1966 in Schweden
Geburtshaus Celibidaches

Sergiu Celibidache [ˈserdʒu tʃelibiˈdake] (eigentl.Sergiu Celebidachi; * 28. Junijul. /11. Juli 1912greg. inRoman,Region Moldau,Rumänien; †14. August1996 inLa Neuville-sur-Essonne beiParis) war ein rumänischerDirigent undMusiklehrer, der später diedeutsche Staatsbürgerschaft annahm.[1]

Biographie

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Ausbildung und erstes Engagement

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Sergiu Celibidache wurde als Sohn des Kavallerieoffiziers Demostene Celebidachi und seiner Frau Maria, geb. Brăteanu, einer Chemie-Lehrerin, in Roman geboren.[2] Die Familie seines Vaters war griechischer Herkunft. Celibidaches Geburtsname lauteteCelebidachi. Jedoch waren irrtümlicherweise von den deutschen Behörden zwei Buchstaben vertauscht worden, und er führte fortan den „falschen“ Namen sein Leben lang weiter.

Celibidache studierte zunächst inBukarest, dann inBerlinPhilosophie,Mathematik und Musik (Komposition beiHeinz Tiessen,Kontrapunkt beiHugo Distler, Dirigieren beiWalter Gmeindl an der StaatlichenHochschule für Musik Berlin und Philosophie beiEduard Spranger), wo er schließlich eineDissertation überJosquin Desprez vorlegte, aber kriegsbedingt nicht promoviert wurde.

Von 1945 bis 1952 leitete er als NachfolgerWilhelm Furtwänglersad interim dieBerliner Philharmoniker. Die kroatische PianistinBranka Musulin war zu jener Zeit eine der von ihm häufig engagierten Solistinnen. Als es um die offizielle Nachfolge des Chefdirigenten ging, entschieden sich die Berliner Philharmoniker fürHerbert von Karajan. Es kam zum Bruch mit Celibidache. Erst nach 40 Jahren, am 31. März 1992, dirigierte er – auf bittende Einladung des damaligen BundespräsidentenRichard von Weizsäcker – mitAnton Bruckners7. Sinfonie wieder die Berliner Philharmoniker.

Von Südamerika nach München

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Bruch mit den Berliner Philharmonikern arbeitete Celibidache mit einer ganzen Reihe von Orchestern in Südamerika, in Stockholm, Kopenhagen, Italien und Paris. Von 1972 bis 1977 übernahm er die Leitung desRadio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Von 1961 bis 1978 war er Chefdirigent (Musikdirektor) beimOrchestra Sinfonica Siciliana (Palermo); in dieser Zeit erwarb er in der LokalitätQuattrocchi auf der InselLipari ein steiles Hanggrundstück, auf dem er eine Kapelle und acht Häuser bauen ließ.[3] Das größte, das Haupthaus „Lipari“, bewohnte er selbst. Nach 1978 kehrte er nie mehr dorthin zurück. Es gibt Spekulationen, dass die Mafia daran beteiligt war.[4] Von 1979 bis zu seinem Tod war CelibidacheGeneralmusikdirektor derMünchner Philharmoniker, mit denen er international große Erfolge erzielte. In München eröffnete er 1985 den neuen Konzertsaal amGasteig.[5]

Letzte Jahre

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

1984 gab Celibidache sein US-Debüt mit dem Studentenorchester des Curtis Institute Philadelphia in derCarnegie Hall in New York City. Doch im selben Jahr erkrankte er schwer, weshalb er eine Zeit lang seinen Konzertverpflichtungen in München nicht mehr nachkommen konnte.[6]Nach seiner Genesung füllte er den dortigen Dirigentenposten wieder ganz aus und entwickelte mit den Münchner Philharmonikern bis zu seinem Tod noch eine besonders rege Konzerttätigkeit, auch auf Auslandstourneen.[6]

Celibidache starb in seiner alten Mühle in der Gemeinde La Neuville-sur-Essonne in der Nähe von Paris, wo er mit seiner Frau Ioana, einer rumänischen Malerin, lebte. Er ist auf dem kleinen Friedhof des Dorfes begraben. Er hinterließ einen Sohn,Serge Ioan Celebidachi (* 1968).[7]

Interpretationen

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Sergiu Celibidache als Dirigent der Berliner Philharmoniker 1946

Anders als Herbert von Karajan lehnte er die Musikvermarktung per Schallplatte oder CD ab und fühlte sich alsAntipode zu Karajan. Seine Erklärung für diese Einstellung war philosophisch: Musik sei keine Konserve, die man festhalten könne, sie lebe im Augenblick der Entstehung. Musik sei auch an den speziellen Raum ihrer Aufführung (etwa an einen speziellen Konzertsaal) gebunden, der Reichtum der Musik, der sich nur im Raum entfalten könne, werde durch jegliche Aufnahme und Lautsprecher-Wiedergabe beschnitten. Er lehnte daher Aufnahmen ab, so dass die ersten CDs (Konzertmitschnitte) erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden. DerPenguin Guide schreibt zu Celibidaches Bruckner-Mitschnitten aus dieser Zeit: „Für andere stellen [seine] Exzentrizitäten ein unüberwindliches Hindernis zwischen dem Komponisten und dem Hörer dar … Diese Einspielungen sind schwierig einzuschätzen: für Celibidache-Anhänger sind sie drei Sterne wert, […] andere, verärgert über seine begräbnishaften Tempi, würden nicht einen einzigen vergeben!“[8]

Celibidache war ein großer VerehrerAnton Bruckners, er ist für den Ausspruch „Daß es Bruckner gegeben hat, ist für mich das größte Geschenk Gottes“ bekannt.[9] Bis heute haben seine Interpretationen der Werke Anton Bruckners internationalen Erfolg. Sie wurden auch in derStiftskirche St. Florian (Bruckners Grab) beiLinz aufgeführt.

Er entwickelte im Kielwasser des BuchesDie Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein vonErnest Ansermet einePhänomenologie der Musik.

In den letzten Jahren war Celibidache bekannt für seine langsamen Tempi. Nach seiner Auffassung ließ die Interpretation der von ihm dirigierten Werke keine selbstherrlichen, harten und unbegründeten Effekte in der Musik zu. Er hatte ein großes Publikum weltweit, die Reaktionen auf seinen Dirigierstil waren jedoch zwiespältig und reichten von enthusiastischen Jubelstürmen bis hin zu verständnisloser Kritik. Einer seiner schärfsten Kritiker war der bekannte Münchner MusikkritikerJoachim Kaiser. Dieser warf ihm mangelnde Innenspannung in seinen Interpretationen vor. Celibidache war für seine vielen Proben berüchtigt. Deshalb konnte es auch vorkommen, dass die Interpretation schon bei den Proben ihren Höhepunkt und Transzendenz erreichte und während des Konzerts – aufgrund der starren vorherigen Festlegung der Orchesterstimmen und Phrasierungen durch Celibidache mit wenig Spontanität – eher spannungsarm erklang.

Auf die Frage, was ein Dirigent eigentlich sei, antwortete er einmal: „Jeder Dirigent ist ein verkappter Diktator, der sich glücklicherweise mit der Musik begnügt.“[10]

Bemerkenswert ist, dass sich Celibidache als Dirigent zeitlebens auf Konzerte beschränkte und niemals Opern dirigierte, es gab lediglich Pläne für konzertante Aufführungen vonCosì fan tutte undWozzeck (Berg).[11]

Als Lehrer

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Sergiu Celibidache als Lehrer (1984)

Außer der Arbeit vonErnest Ansermet und vonEdmund Husserl spielten der Unterricht vonHeinz Tiessen und fernöstliche Weisheitslehren wieZen-Buddhismus eine große Rolle für Celibidache. Er war Anhänger des deutschen BuddhistenMartin Steinke und versuchte, seine daraus gewonnene Erkenntnis und sein spirituelles Bewusstsein direkt in das Musizieren einzubringen und an seine Schüler zu vermitteln. Er hatte die Absicht, jegliches Ego des Interpreten aus den Werken zu verbannen und allein die Musik klingen zu lassen. Er wehrte sich auch gegen den Begriff „Interpretation“, da dieser Begriff die Individualität und somit das Ego des Dirigenten impliziere, was seiner Meinung nach im organischen Werdeprozess des Werkes nichts verloren hatte. Somit erklangen unter seiner Stabführung vielgespielte Werke, allen voran die Sinfonien vonJohannes Brahms undAnton Bruckner, auf eine völlig neue Weise.

Celibidache galt als begnadeter Lehrer und unterrichtete in Seminaren und Kursen an den Universitäten Trier, Mainz, München und Paris sowie in seinem Domizil. Er arbeitete mit Studentenorchestern und derOrchesterakademie Schleswig-Holstein. Sein Unterricht war kostenlos. Bereits zur Zeit seiner Berliner Tätigkeit war er von 1946 bis 1949 Dozent am Internationalen Musikinstitut Berlin, einem der Vorgänger derUniversität der Künste Berlin, und unterrichtete etwa fünf Studenten. Ein bekannter Schüler aus dieser Zeit istCarl August Bünte. Weitere bekannte Schüler sindEliahu Inbal, der bei ihm 1960–1962 Dirigierkurse absolvierte, der rumänische MusikerCristian Mandeal, die französische DirigentinZahia Ziouani und der italienische DirigentGianluigi Gelmetti. Letzterer schrieb als Komponist das WerkPrasanta Atma zum Andenken an seinen Lehrer Sergiu Celibidache. Zu Celibidaches letzten Schülern zähltRémy Ballot, der Dirigent der Brucknertage St. Florian.

Auszeichnungen und Nachleben

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

1953 und noch einmal 1988 wurde Celibidache mit demDeutschen Kritikerpreis ausgezeichnet, 1970 mit dem internationalenLéonie-Sonning-Musikpreis. Am 28. November 1954 erhielt er das GroßeBundesverdienstkreuz für seine „Verdienste beim Wiederaufbau des Berliner Philharmonischen Orchesters nach dem Krieg“, 1992 folgte das Große Verdienstkreuz mit Stern. Im gleichen Jahr wurde Sergiu Celibidache mit derEhrenbürgerschaft der StadtMünchen ausgezeichnet. Oft wird behauptet, dass er diese Ehre als erster Ausländer erhielt – tatsächlich besaß Celibidache zu dieser Zeit schon diedeutsche Staatsbürgerschaft. Allerdings besaß er aus Verbundenheit zu Berlin, wo er von 1936 bis 1954 lebte, bis zurWiedervereinigung lediglich den „behelfsmäßigenWest-BerlinerPersonalausweis“. DenBayerischen Verdienstorden erhielt er am 4. Juli 1991, derMaximiliansorden wurde ihm 1993 verliehen. 1983/84 wurde er mit demPremio Abbiati ausgezeichnet und 1995 zum Komtur desOrdre des Arts et des Lettres[12] ernannt.

Am 23. Dezember 1999 wurde die Sergiu-Celibidache-Stiftung gegründet, die sich dem Aufbau eines musikalischen Archivs, insbesondere der Kompositionen von Sergiu Celibidache, widmet. Im Oktober 2002 fand in München das 1. Sergiu-Celibidache-Festival statt, im Jahre 2004, ebenfalls in München, das 2. Festival. Veranstaltungsort des 3. Sergiu-Celibidache-Festivals 2006 warIași in Rumänien.

Im November 2011 wurde das Celibidache Center anlässlich des 100. Geburtstags von Sergiu Celibidache in München gegründet. Der Verein trägt dazu bei, das musikalische Erbe des Maestro zu pflegen und weiter in die Welt zu tragen, und feierte Celibidache im Oktober 2012 mit dem Festival „100 Jahre Celibidache – Das Fest“.[13]

Trivia

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1976 wurde Celibidache vonFritz Kohlstädt porträtiert. Das 90 × 75 cm² große Ölgemälde befindet sich in Stuttgart im Besitz desSüdwestrundfunks. Das Bild trägt unten links die Original-Signatur Celibidaches und unten rechts diejenige des Malers.[14]

In München wurde er liebevoll „Celi“ genannt.

Spielfilm

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In dem SpielfilmDivertimento – Ein Orchester für alle vonMarie-Castille Mention-Schaar, in dem Celibidache als Lehrer eine Rolle spielt, wird er vonNiels Arestrup dargestellt.

Schriften

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Film

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Sergiu Celibidache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Weiler, Klaus:Celibidache: Musiker und Philosoph; eine Annäherung. 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. der Erstausg. von 1993. Wißner, Augsburg 2008,OCLC316075680. 
  2. Răzvan Moceanu:PORTRET: Sergiu Celibidache – un filosof al muzicii universale, Radio România Agenția de presă RADOR, 14. August 2018 (rumänisch).
  3. Sergiu Celibidache: Interview in Lipari - 1964. Abgerufen am 18. Juni 2020 (italienisch). 
  4. Sergiu Celibidache e Lipari. Abgerufen am 18. Juni 2020 (italienisch). 
  5. Gasteig München GmbH: Gasteig München – Geschichte des Gasteig. Abgerufen am 18. Juni 2020. 
  6. abChronologische Biographie, celibidache.de, abgerufen am 29. August 2016
  7. celibidache-center.com: Serge Ioan Celebidachi
  8. Penguin Guide to Compact Discs; London 2001; S. 293; übersetzt
  9. Sergiu Celibidache:Stenographische Umarmung: Sergiu Celibidache beim Wort genommen. ConBrio Verlagsgesellschaft, 2002,ISBN 978-3-932581-55-7 (google.de [abgerufen am 17. Juni 2020]). 
  10. Die Zeit, Zeit Geschichte Nr. 1 2008, Seite 46
  11. Versuch eines Celibidache-Glossars. Abgerufen am 18. Juni 2020. 
  12. Archives nationales: Archives du Bureau du Cabinet du ministre de la Culture. Ordre des arts et lettres (1962-2000). (PDF) S. 81, abgerufen am 1. Dezember 2021 (französisch). 
  13. Das Celibidache Center, online abgerufen am 5. Oktober 2012
  14. Fritz Kohlstädt: Retrospektive der Werke 1947–1991. Verlag Fa. Drescher (Hrsg.), Rutesheim 1991, S. 217.
  15. Film | Philipp Quiring Mu. Abgerufen am 5. August 2023 (englisch). 
Künstlerische Leiter derBerliner Philharmoniker

Ludwig von Brenner(1882–1887) |Hans von Bülow(1887–1892) |Arthur Nikisch(1895–1922) |Wilhelm Furtwängler(1922–1945) |Leo Borchard(1945) |Sergiu Celibidache(1945–1952) |Wilhelm Furtwängler(1952–1954) |Herbert von Karajan(1954–1989) |Claudio Abbado(1989–2002) |Sir Simon Rattle(2002–2018) |Kirill Petrenko(seit 2019)

Wilhelm Buschkötter(1924–1926) |Bruno Seidler-Winkler(1926–1932) |Eugen Jochum(1932–1934) |Sergiu Celibidache(1945–1946) |Artur Rother(1946–1949) |Hermann Abendroth(1953–1956) |Rolf Kleinert(1959–1973) |Heinz Rögner(1973–1993) |Rafael Frühbeck de Burgos(1994–2000) |Marek Janowski(2002–2015) |Wladimir Jurowski(seit 2017)

Chefdirigenten derMünchner Philharmoniker

Hans Winderstein(1893–1895) |Hermann Zumpe(1895–1897) |Ferdinand Löwe(1897/98) |Felix Weingartner(1898–1905) |Georg Schnéevoigt(1905–1908) |Ferdinand Löwe(1908–1914) |Hans Pfitzner(1919/1920) |Siegmund von Hausegger(1920–1938) |Oswald Kabasta(1938–1944) |Hans Rosbaud(1945–1948) |Fritz Rieger(1949–1966) |Rudolf Kempe(1967–1976) |Sergiu Celibidache(1979–1996) |James Levine(1999–2004) |Christian Thielemann(2004–2011) |Lorin Maazel(2012–2014) |Waleri Gergijew(2015–2022)

Personendaten
NAMECelibidache, Sergiu
KURZBESCHREIBUNGdeutscher Dirigent
GEBURTSDATUM11. Juli 1912
GEBURTSORTRoman, Rumänien
STERBEDATUM14. August 1996
STERBEORTLa Neuville-sur-Essonne, Frankreich
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sergiu_Celibidache&oldid=259746292
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp