Serdar Somuncu

Serdar Somuncu [ˈseɾdaɾ soˈmund͡ʒu] (*3. Juni1968 inIstanbul,Türkei) ist eindeutscher[1]Kabarettist,Autor,Produzent undRegisseur türkischer Herkunft. Gelegentlich tritt er auch als Musiker,Schauspieler,YouTuber undSynchronsprecher in Erscheinung.
Kindheit und Ausbildung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Somuncu wurde 1968 inIstanbul geboren.
Von 1984 bis 1986 studierte er amKonservatorium für Musik in Maastricht und von 1986 bis 1992 an derStaatlichen Hochschule für Musik in Wuppertal Musik im Hauptfach Schlagzeug. Außerdem studierte er 1992 bis 1995 Schauspiel und Regie in Frankfurt am Main.
Karriere
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Er arbeitete unter anderem als Orchester- und Studiomusiker. Somuncu inszenierte zudem mehr als 100Theaterstücke, unter anderem für dasShakespeare-Festival Neuss, das Forum in Wuppertal, das TiB in Frankfurt und das Theater Konstanz und trat auch als Schauspieler auf, unter anderem an den Schauspielhäusern in Bochum, Bremen, Mailand und Oberhausen.2003 war er als Bassa Selim amStadttheater Münster inDie Entführung aus dem Serail vonMozart zu sehen,[2]Er spielte diese Rolle 2014 erneut, diesmal (Mai bis Juli) amTheater Dortmund.
Mit seiner Inszenierung vonFranz KafkasEin Bericht für eine Akademie tourte Somuncu als Affe Rotpeter insgesamt von 1985 bis 1992 acht Jahre lang durch Europa und erhielt dafür den Literatur- und Theaterpreis in Saarbrücken. Er trat unter anderem vor Langzeithäftlingen in Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen auf. 1986 bewarb sich Somuncu im Alter von 18 Jahren als Intendant amRheinischen Landestheater in Neuss. Nachdem mehrere Kandidaten abgesagt hatten und sein einziger MitbewerberHubert Suschka kurz vor der Wahl verstorben war, ernannte man wenige Tage vor der Entscheidung Egmont Elschner zum Intendanten und entging damit nur knapp einem Eklat.Von 1988 bis 2008 leitete Somuncu das Kammerensemble Neuss,[3] welches im Neusser Kulturkeller und im Globe Theater Theaterstücke für Kinder und Erwachsene produzierte. Die Premiere der „Bunten Revue/Bukowski Blues“ fand imKölnerEros-Center statt.
Somuncus Inszenierung von Texten des US-amerikanischen SchriftstellersCharles Bukowski, in der er Texte und Gedichte von Obdachlosen sprechen ließ, wurde zur Auswahl der besten Inszenierungen des Jahres 1993 beim Theaterzwang Festival in Dortmund eingeladen. Außerdem übernahm Somuncu Rollen in Fernsehserien und Kinofilmen, wie beispielsweise inSchwarz greift ein, derLindenstraße,Dr. Psycho, als Anwalt Samir Chada imTatort: Verbrannt und als Taxifahrer inBroken Comedy. Als Sprecher vertonte er mehrere Hörspiele, unter anderem für denWDR.
Arbeit als Kabarettist, 1996–2023
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Bekannt wurde er nach 1996 durch eineszenische Lesung ausgewählter Textstellen ausHitlers BuchMein Kampf. Seine jahrelange Tournee unter dem TitelNachlass eines Massenmörders wurde zu einem großen Publikumserfolg (1.428 Auftritte vor mehr als 250.000 Zuschauern). Somuncu deckte dabei die inneren Widersprüche des Buchs aufkomische Weise auf und kommentierte sie. Dabei trat er unter anderem vor ehemaligen Häftlingen derKonzentrationslager inBuchenwald undSachsenhausen auf. Dietaz zeichnete ihn in Folge als „Mann des Jahres 1996“ aus.
Im Jahr 2001 startete Somuncu eine weitere Lesung, in der er Ausschnitte aus derSportpalastrede des ReichspropagandaministersJoseph Goebbels vom 18. Februar 1943 präsentierte.
Somuncu hatte während seiner Arbeit immer wieder Probleme mitNeonazis und las deshalb nicht selten mit kugelsicherer Weste und unter Polizeischutz. So stürmten am 12. Oktober 2005 im sächsischenDippoldiswalde etwa 25 teilweise vermummte Personen während des Zitierens von HitlersMein Kampf den Saal und entrollten auf der Bühne ein Transparent. Somuncu blieb ruhig, ging von der Bühne und versuchte später unter stehenden Ovationen des Publikums, die Protestierer zu einer Diskussion aufzurufen; die Störer verließen teilweise den Saal, begleitet von Polizeibeamten in Zivil, die bei Lesungen von Somuncu immer präsent waren. Die Veranstaltung konnte fortgesetzt werden.[4][5]
Bis Dezember 2006 war Somuncu mit seinem ProgrammHitler Kebab unterwegs. Er las dabei unter anderem einzelne Kurzgeschichten aus seinem BuchGetrennte Rechnungen und griff auch tagespolitische Situationen auf. Somuncu war zudem regelmäßiger Gast in diversenKabarett und Comedyformaten, unter anderem imQuatsch Comedy Club,NightWash, derAnstalt undTV total. Seine Auftritte erreichen aufYoutube Millionenklicks. Für die DVD der Aufzeichnung seines Programms „Hardcore live“ erhielt er 2010 die goldene DVD der Media Control und war insgesamt 10 Wochen auf Platz 1 der Comedy Charts. Bei seinen Auftritten sprach Somuncu frei und ohne Manuskript.
Zu seinem 25-jährigen Bühnenjubiläum inszenierte Somuncu 2008 eine Galashow im Dortmunder FZW mit zahlreichen Gästen, unter anderem mitXavier Naidoo,Dave Davis,Carolin Kebekus,Ingo Appelt,Buddy Ogün,Hennes Bender,Käthe Lachmann undOliver Polak. Moderiert wurde die Show vonKlaas Heufer-Umlauf undJan Böhmermann. Als Bühnenband tratenDer Popolski Show auf.
Am 17. Dezember 2023 beendete Somuncu vor ausverkauftem Haus im Augsburger Kongresszentrum seine Bühnenkarriere als Kabarettist und Comedian, um sich neuen Projekten zu widmen. Als Grund für seinen Abschied nannte er in einem Interview mit demRND, dass er keine Lust mehr habe, sich an unnötigen Diskussionen über die Machbarkeit seiner Arbeit zu verbrauchen: „Ich habe genug Geld verdient und alles erlebt. Es gibt keinen Reiz mehr, kein Risiko, das ich noch eingehen könnte – und eigentlich auch kein Ziel mehr“, fügte Somuncu hinzu. Ihn „nerven“ die Umstände, die aktuell für öffentliche Personen herrschten. „Ich habe keine Lust mehr, auf eine Bühne zu gehen, während im Publikum Leute sitzen, die alles mitschreiben und sofort auf einer Scheiß-Social-Plattform posten, wenn sie Erregungspotenzial erkennen. Danach habe ich dann fünf Wochen Ärger – nur weil ich genau den Job gemacht habe, den ich seit Jahrzehnten mache.“[6]
Moderationstätigkeiten, 2005–2009
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Somuncu moderierte von 2005 bis 2007 eine eigene Bühnentalkshow unter dem TitelSchöner Reden. Sie fand abwechselnd imBonner Pantheon, denBerliner Wühlmäusen, demDüsseldorfer Zakk und dem Neusser Kulturkeller statt. Gäste warenMatto Barfuss,Hennes Bender,Johann König,Kurt Krömer,Martin Sonneborn,John Doyle,Georg Ringsgwandl,Dirk Bach,Claudia Roth undVivian Schmitt. In seinem ProgrammDer Hassprediger liest Bild rezitierte und kommentierte Somuncu die jeweils aktuelle Ausgabe derBild-Zeitung. In Österreich hieß das ProgrammKronenzeitung lesen, dort beschäftigte er sich mit derKronenzeitung.
Am 14. Juni 2008 startete Somuncu eine Internet-Show mit dem TitelHatenight,[7] in der er wöchentlich aktuelle Themen kommentierte. Während die ersten 50 Folgen überYouTube verbreitet wurden, sperrte das Videoportal im Juni 2009 aus inhaltlichen Gründen Somuncus Kanal mit über 2000 Abonnenten ohne Vorwarnung und löschte alle Videos. Danach warHatenight überSevenload zu sehen. Am 5. März 2010 wurde bekanntgegeben, dass die Sendung aus rechtlicher Sicht eingestellt werden müsse, nach Verhandlungen durfte sie aber weiter produziert werden, allerdings sehr verkürzt und entschärft.
Ende Januar 2009 begann seine TourneeDer Hassprediger – Ein demagogischer Blindtest. Seitdem trat Somuncu unter dem Namen Hassias auf. Als Oberhaupt einer fiktiven Glaubensgemeinschaft verkündete er die hassistische Lehre, deren Leitspruch „Jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung“ lautet und unter dem TitelHasstament beimWortArt-Verlag in Köln erschienen ist. Im Oktober 2010 veröffentlichte er sein BuchKarneval in Mio. Im Rahmen der Late-Night-ShowneoParadise hatte Somuncu bis zu deren Einstellung Anfang 2013 die regelmäßige RubrikAufzeichnungen aus dem Kellerloch, in der er sich mit den Kuriositäten der modernen Fernsehunterhaltung auseinandersetzte.
Hip-Hop und weitere Musik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 25. November 2011 veröffentlichte Somuncu beim LabelGroove Attack sein erstes Musikalbum mit dem TitelDafür kommt man in den Knast. Das Album ist in Zusammenarbeit mit dem Kölner Produzenten und MusikerAndré Fuchs entstanden, der in einem Song unter seinem KünstlernamenOnkel Zwieback als Gastrapper zu hören ist. Sämtliche Instrumente der 18 Songs des Albums wurden von Somuncu eingespielt. Als DuoZwieback & T veröffentlichten Somuncu und Fuchs am 19. September 2013 das Rap-AlbumWir beide. Somuncu rappt hier neben Fuchs unter dem PseudonymT beziehungsweiseScheiß T in Anlehnung an den US-amerikanischen RapperIce-T.[8] 2014 waren beide auf dem TrackGruppenzwang der Rap-Gruppe257ers vertreten. 2019 erschien beim LabelArising Empire sein zweites StudioalbumS.y.s.p.h.s mit insgesamt 17 Titeln, die von Somuncu selbst eingespielt wurden. 2022 erschien im WortArt Verlag in Köln sein drittes AlbumNo(n)pology. Außerdem erschien ein 2017 Live-Album „Sexy Revolution“ mit seiner Band The Politics. 2023 sprach Somuncu das Intro zumMaster Tape „Teure Narben“ des RappersFler. Anfang 2025 startete Somuncu eine Tournee durch kleine Musikclubs mit seinem Programm „Solo – Songs & Stories“, in dem er Geschichten aus seinem Leben erzählt und Songs aus seinen Alben spielt. Somuncu steht dabei größtenteils alleine auf der Bühne und spielt sämtliche Instrumente selbst. Gelegentlich empfängt er auch Gäste.
Arbeit im Fernsehen, Hörfunk und als Schriftsteller
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Somuncu ist Mitglied imP.E.N.-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland des SchriftstellerverbandesP.E.N.
2001 erschien Somuncus erstes Buch „Nachlass eines Massenmörders“ imBastei Lübbe Verlag, in dem Somuncu die Erlebnisse seiner jahrelangen Lesereise aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ schildert. Das Buch erschien 2003 erneut in einer erweiterten Fassung beim KölnerWortart Verlag.
2004 erschien beimLübbe Verlag eine Sammlung autobiografischer Kurzgeschichten unter dem Titel „Getrennte Rechnungen“.
2008 erschien imRowohlt Verlag das Taschenbuch „Antitürke“, in dem sich Somuncu kritisch mit der Geschichte der deutsch-türkischen Verhältnisses auseinandersetzt. 2012 erschien sein erster Roman „Zwischen den Gleisen“ beim Kölner WortArt Verlag, der sich in halbfiktionaler Erzählweise mit den Ereignissen um die Verhaftung der RAF-TerroristenWolfgang Grams undBirgit Hogefeld im Jahr 1992 am Bahnhof in Bad Kleinen auseinandersetzt.
In seinem Buch „Matchpointe“ befasst sich Somuncu mit den Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Kunst und analysiert die unterschiedlichen Formen von Leistungsdruck.
Von April 2014 bis 2022 war Somuncu gelegentlich als Kommentator bei der ZDF-Satiresendungheute-show zu sehen.
Von Oktober 2015 bis Ende 2019 wurde Somuncus FernsehsendungSo! Muncu! aufn-tv ausgestrahlt. Es handelte sich laut Somuncu dabei um dieDekonstruktion einerTalkshow, die sich eher „in der Tradition vonChristoph Schlingensief als in der vonAnne Will undFrank Plasberg“ sehe.[9] Die Sendung wurde von der Kölner ProduktionsfirmaProbono undFriedrich Küppersbusch produziert. Als beste Unterhaltungssendung wurde sie 2019 nominiert für denDeutschen Fernseh- sowie denGrimmepreis. Das Branchendienst-Internet-PortalQuotenmeter verlieh ihr den Preis als beste Informationssendung.
Von September 2016 bis Dezember 2023[10] wurde sonntags Somuncus zweistündige SendungDie Blaue Stunde beiRadio Eins ausgestrahlt.[11] Darin interviewte er Menschen aus Gesellschaft und Politik und sprach auch gelegentlich mit Anrufern über tagesaktuelle Themen. Mit wöchentlich über 100.000 Hörern zählte sie zu den erfolgreichsten Formaten des Senders und war über 12 Wochen auf Platz 1 der deutschen Podcast-Charts. Die Sendung wurde zweimal aus dem Großen Sendesaal desRundfunk Berlin-Brandenburg live übertragen. Dabei wurde sie musikalisch begleitet vomDeutschen Filmorchester Babelsberg. Gäste waren unter anderemMax Raabe,Katharine Mehrling undKurt Krömer. In der vorletzten Folge interviewte Somuncu die jüdische HolocaustüberlebendeMargot Friedländer und sprach mit ihr über ihr Leben und ihre Arbeit. Am 3. Dezember 2023 wurde die letzte Folge derBlauen Stunde ausgestrahlt.
Somuncu war seit 2022 regelmäßiger Talk-Gast beiStern TV.
Im Februar 2025 ist sein Buch „Lügen – Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche“ beimWortart Verlag in Köln erschienen, In Beispielen aus Geschichte, Sport und Kultur analysiert Somuncu darin die unterschiedlichen Formen und die Geschichte des Lügens als eine dem Menschen angeborene Eigenschaft.
Kanzlerkandidatur 2017
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Somuncu trat als unabhängiger Spitzenkandidat zurBundestagswahl 2017 fürDie PARTEI an.[12] Im WahlkreisBerlin-Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost bewarb er sich um ein Direktmandat[13] und erzielte dort 7,2 % der Erststimmen.[14] Im Gespräch mit demBerliner Tagesspiegel erklärt Somuncu seine Wahlziele „Als Satiriker ist es wichtig, bestimmte Probleme durch Überspitzung aufzuzeigen. Als Politiker will ich das auch machen. Ich finde, dass die beiden Welten nicht weit auseinanderliegen. Ich mache Politik eben mit einem humoristischen Hintergrund und betrachte die Dinge aus einer gewissen Distanz. Generell verschwimmen die Grenzen zwischen Politik und Satire immer mehr. WasTrump twittert, könnte ich mir als Satiriker kaum besser ausdenken. Obwohl: Eigentlich glaube ich, dass ich der bessere Trump bin.“[15]
Arbeit als Regisseur und Produzent, 2010–2023
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Neben seinen Inszenierungen für diverse Theater führte Somuncu auch bei Kabarettprogrammen Regie, wie zum Beispiel 2010 in „Pussy Terror“ vonCarolin Kebekus und 2014 in „Wirrklichkeit“ vonUlan & Bator, sowie fürLuke Mockridge. Für den Fernsehsender TELE 5 produzierte Somuncu 2019 mehrere kurze Formate, unter anderem die „Kaffeepause“, in der Somuncu ironisch auf Fragen der aktuellen Politik und des gesellschaftlichen Lebens eingeht.
2019 produzierte Somuncu zwei Folgen einer Dokumentation unter dem TitelSerdars Deutschland, in der er auf der Suche nach der deutschen Mentalität durch die Republik reist und mit Prominenten und Nichtprominenten spricht. In der ersten Folge „Berlin“ trifft er den SchauspielerKida Ramadan, den KochThe Duc Ngo und den russischen SchriftstellerWladimir Kaminer. In der zweiten Folge „Brandenburg“ besucht er eine Flüchtlingsunterkunft und trifft den ehemaligen Kulturminister der DDRHerbert Schirmer sowie den deutsch-italienischen SchauspielerOliver Massucci.
2019 produzierte Somuncu einen Dokumentarfilm über die Hintergründe seiner Arbeit mit dem Titel INNEN/AUSSEN. Der Film wurde für zahlreiche internationale Filmpreise nominiert und ausgezeichnet, unter anderem in Prag, New York und Rom. In seinem Dokumentarfilm INNEN/AUSSEN gibt Serdar Somuncu einen Einblick hinter die Kulissen des Hassias – der Bühnenfigur Somuncus. Der Film begleitet ihn am Tag seines Auftritts in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf vor 5.000 Zuschauern – seinem letzten Live-Auftritt vor dem Corona-Lockdown. Die Musik zum Film wurde vonAchim Hagemann komponiert.
Von März 2021 bis März 2022 moderierte Somuncu in Eigenregie fünf Folgen derInternetstreamshowXStream Latenight, (produziert vonJörg Strombach), bei der Zuschauer käufliche, virtuelle Tickets in seinem eigenen Shop erwerben konnten, um an der Show teilzunehmen.[16] Die Sendung wurde ausschließlich online und kostenpflichtig übertragen, unter anderem auf dem OnlinesenderMassengeschmack-TV.[17] Im September 2022 wurde bekannt gegeben, dass keine weiteren Folgen produziert werden.[18]
Seit dem 5. Juni 2023 hat Somuncu beim Online-PortalMassengeschmack-TV eine monatliche Kolumne namens „Monatsblutung“.[19][20]
Podcasts, 2020 bis heute
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zusammen mit dem KabarettistenFlorian Schroeder moderierte Somuncu seit 2020 den wöchentlichen Podcast „Schroeder & Somuncu“,[21] in dem die beiden miteinander über philosophische und politische Themen der Zeit sprachen. Der Podcast gehörte mit wöchentlich 200.000 Abrufen zu den erfolgreichsten Sendungen im RBB. Am 5. Dezember 2023 traten die beiden zum letzten Mal auf der Bühne im BerlinerTipi am Kanzleramt auf. Außerdem erschien von Dezember 2021 bis Dezember 2023 einmal monatlich der Podcast „Die Boygroup der Hardcore-Katholiken“ mit Bent-Erik Scholz. In Spezialfolgen warenFler undSahra Wagenknecht zu Gast.
Im Januar 2024 ging die Seite „somuncu plus“ online, auf der regelmäßig Artikel und Podcasts unterschiedlicher Autoren erscheinen.
Somuncu kündigte für Ende 2023 sein Karriere-Ende an. Im September 2024 kehrte er jedoch mit Podcasts zusammen mit Bent-Erik Scholz bzw. Florian Schröder an die Öffentlichkeit zurück und kündigte Jahresrückblick-Shows mitOliver Pocher sowie für das Jahr 2025 eine neue Solo-Tour mit dem Titel „Songs & Stories“ an. Die Ankündigung über sein Karriere-Ende sei notwendig gewesen, um sich „von Dingen lösen und von manchen Leute [sic!] trennen“ zu können, um „endlich unabhängig und frei [zu] sein“.[22][23]
Anfang 2025 startete Somuncu eine Reihe auf seinem YouTube-Kanal mit dem Titel „Hasstalavista“, in der er in kurzen Videos auf Ausschnitte und Reden Prominenter aus Gesellschaft und Politik reagiert und sie in satirischer Form kommentiert.
Kontroversen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]2017 untersagte dasLandgericht Hamburg Somuncu pereinstweiliger Verfügung, eineRedakteurin desWestdeutschen Rundfunks öffentlich weiter als „Arschloch“ und „Keimzelle des Faschismus“ zu bezeichnen.[24] Dagegen legte er über seinen AnwaltHeiko Klatt Widerspruch ein. Das Gericht hielt die Bezeichnung jedoch für unterlassungswürdig und drängte auf einen Vergleich mit Bestand der Unterlassung.[25]
Im April 2018 war die Premiere von Somuncus Inszenierung von George TaborisMein Kampf am städtischen Theater Konstanz.[26] Die Inszenierung erregte Aufsehen, weil man Zuschauern, die freiwillig eine Hakenkreuzbinde trugen, freien Eintritt gewähren wollte.
Im September 2020 wurde Somuncu für alssexistisch undrassistisch empfundene Äußerungen in einem gemeinsamen Podcast mitFlorian Schroeder kritisiert.[27][28] Im Anschluss zog der verantwortlicheRBB die bereits veröffentlichte Folge wieder zurück und stellte eine redaktionell bearbeitete Folge online.[29] Schroeder und Somuncu erklärten später, dass der ironisch gemeinte Ausschnitt des Podcasts, in dem es um Cancel Culture gehen sollte, aus dem Zusammenhang gerissen worden sei, und bedauerten den dadurch entstandenen Eindruck.[30]
Auszeichnungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1990: 1. Deutscher Literatur-Theater-Preis für seine Darstellung des Affen Rotpeter inFranz KafkasEin Bericht für eine Akademie
- 1993: Europäischer Nachwuchsförderpreis in Wien für seineInszenierung vonBukowski-Blues
- 2004:Prix Pantheon „Jurypreis Frühreif und Verdorben“ für seine Darstellung derSportpalastrede undMein Kampf (geteilt mitHagen Rether)
- 2007:Kulturnews-Award für bestes Entertainment
- 2008: Gache Wurzn – Preis für Toleranz und Zivilcourage
- 2012 „Hardcore Live“ – Goldene DVD –Regie und Hauptdarsteller
- 2014 „Pussy Terror“ Goldene DVD –Regie
- 2015: Montreux Comedy Award – fürBroken Comedy als beste Sketchshow international
- 2016: Plattino – Preis für Völkerverständigung und Integration[31]
- 2016:Kulturnews-Award für bestes Entertainment
- 2017: Quotenmeter Fernsehpreis fürSO!muncu (Beste Informationsshow)[32]
- 2019: Deutscher Fernsehpreis Nominierung fürSO!muncu (Beste Late Night)[33]
- 2019: Grimme-Preis-Nominierung fürSO!muncu (Beste Unterhaltung)[34]
- 2020: Prague Filmfest – 2nd best Feature Documentary für „Innen/Aussen“ Tourdokumentation
- 2020: Florence Film Awards – Honorable Mention: Feature Documentary für „Innen/Aussen“
- 2020: New York Movie Awards – Honorable Mention: Feature Documentary für „Innen/Aussen“
Veröffentlichungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bücher
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Nachlass eines Massenmörders. Bastei Lübbe, 2002,ISBN 3-404-60513-6.
- Getrennte Rechnungen. Storys. Lübbe, 2004,ISBN 3-7857-2162-5.
- Die Türkei und das deutsche Verständnis. In:Mehpare Bozyigit &Michel Friedman (Hrsg.):Die andere Türkei: Wie die Moderne den Bosporus erobert. Aufbau Verlag, 2005,ISBN 3-351-02591-2,S. 157–161 (Essay).
- Der Antitürke. Rowohlt, 2009,ISBN 978-3-499-62510-7.
- Auf Lesereise mit Adolf. Edel, 2009,ISBN 978-3-941378-40-7.
- Karneval in Mio. Edel, 2010,ISBN 978-3-8419-0017-3.
- Zwischen den Gleisen: Roman. WortArt, 2012,ISBN 978-3-8419-0144-6.
- Hasstament. Sämtliche Folgen der Hatenight-Show in Schriftform. WortArt, 2013,ISBN 978-3-942454-02-5.
- Der Adolf in mir: Die Karriere einer verbotenen Idee. WortArt, Köln 2015,ISBN 978-3-942454-17-9.
- Matchpointe. Ein Buch über Lampenfieber, Erfolg und Versagen. WortArt, Köln 2017,ISBN 978-3-942454-29-2.
- Lügen: Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche. WortArt, Köln 2025,ISBN 978-3-946207-99-3.
Hörbücher
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Serdar Somuncu liest aus dem Tagebuch eines Massenmörders „Mein Kampf“. 2000,ISBN 3-7857-1125-5.
- Diese Stunde der Idiotie, Serdar Somuncu liest Joseph Goebbels. 2004,ISBN 3-7857-1355-X.
- Serdar Somuncu liest E. A. Poe: Das verräterische Herz, Grube und Pendel. 2003,ISBN 3-7857-1254-5.
- Das Partei-(Hör)Buch. 2009,ISBN 978-3-8371-0255-0.
- Hassprediger – Ein demagogischer Blindtest. 2010,ISBN 978-3-8371-0256-7. (Live-Mitschnitt)
- Bibel vs. Koran. 2011,ISBN 978-3-8218-6336-8.
- H2 Universe: Die Machtergreifung. Random House Audio, 2015,ISBN 978-3-8371-3218-2. (Live-Mitschnitt)
- Seelenheil: Das vierte Reich. MySpass Audio, 2022. (Live-Mitschnitt)
- Schwere Waffen: Der größte Hassias aller Zeiten. WortArt, 2022,ISBN 978-3-8371-6507-4. (Live-Mitschnitt)
Videoalben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Der Hassprediger liest BILD. WortartBMG, 2009.
- Der Hassprediger/Hardcore live. Sony Music, 2011. (DE:
Gold (Comedy-Award))[35]
- H2 Universe – Die Machtergreifung. Sony Music, 2016.
- Innen/Außen: Ein Dokumentarfilm mit Serdar Somuncu. WortArt, 2021.
- GröHaZ – Serdar Somuncu live in Düsseldorf. 2021. (Video on Demand, exklusiv auf Somuncus Webseite)
- Seelenheil: Das vierte Reich. MySpass, 2022. (Video on Demand)
Hörspiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Papa holt mich nach Deutschland (WDR 2006)
- Das Haus am Kanal – (WDR 2007)
- Der Verbrannte Vogel – (WDR 2009)
- Das Kofferkind – (WDR 2009)
- Radio Tatort – Currykill (WDR 2012)
- Madagaskar Plan - (WDR 2019)
TV/Filme/Synchron
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Schwarz greift ein (1992)
- Lindenstraße (1999)
- Die Anrheiner (2002)
- Dr.Psycho (2007)
- Four Lions (2010, deutsche Stimme von Kayvan Novak)
- Vive la France – Gesprengt wird später (2013, deutsche Stimme vonJosé Garcia)
- Marry Me – Aber bitte auf Indisch (2015)
- Tatort – Verbrannt (2015)
- Im Knast (2015)
- Schatz, nimm Du sie! (2017)
Weitere Veröffentlichungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wollt ihr den totalen Beat. Sony BMG, 2005.
- Hitler Kebab. Sony BMG, 2006 (Hörbuch). (Live-Mitschnitt)
- Diary Of A Massmurderer, Serdar Somuncu reads „Mein Kampf“. Sony BMG, 2007 (Hörbuch engl.).
- Dafür kommt man in den Knast. Groove Attack, 2011 (Album).
- Wir beide. Groove Attack, 2013 (Album).
- Sexy Revolution & The Politics. Wortart, 2017 (Album).
- Sysphs. Wortart, 2019 (Album).
- No(n)pology. 2022 (Album).
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- somuncu.de Netzauftritt
- Somuncus YouTube-Auftritt
- Literatur von und über Serdar Somuncu im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Serdar Somuncu beiIMDb
- Serdar Somuncu – mein letztes Interview #intoodeep 3. Januar 2024
- Bent-Erik Scholz und Serdar Somuncu:Das wars – noch nicht – Ein biografisches Gespräch. 2024
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Wie gehen Sie in den Wahlkampf?. In:haz.de vom 29. Januar 2017, abgerufen am 30. Januar 2017.
- ↑STÄDTISCHE BÜHNEN MÜNSTER. Abgerufen am 4. Dezember 2021.
- ↑Kammerensemble Neuss feiert 15-jähriges Bestehen. Kontrovers und unabhängig. In:Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 15. Oktober 2003 (rp-online.de).
- ↑Fotoarchiv mit Bildern vom Auftritt in Dippoldiswalde (Memento vom 8. August 2007 im Webarchivarchive.today)
- ↑zaphod3000: Der Auftritt von Serdar Somuncu in Dippoldiswalde, der von Protestierenden gestört wird. Bericht imSachsenspiegel desMDR. 14. Juni 2006, abgerufen am 3. September 2017.
- ↑Serdar Somuncu verabschiedet sich von der Bühne: „Ey, ich hab‘ keinen Bock mehr“. In: RND. Abgerufen am 23. Dezember 2023.
- ↑Serdar Somuncu spielt Bassa Selim in Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“. In:Das Opernmagazin, März 2014, abgerufen am 22. Januar 2016.
- ↑somuncu.de – Offizielle Website
- ↑Markus Ehrenberg:„Ich glaube diese ganze Refugees-Welcome-Kacke nicht“. In:tagesspiegel.de vom 28. Januar 2016, abgerufen am 29. Januar 2016.
- ↑Nach sieben Jahren und über dreihundert Sendungen endet heute „Die Blaue Stunde“, abgerufen am 3. Dezember 2023.
- ↑Scharf beobachtet! Die Blaue Stunde mit Serdar Somuncu (Memento vom 16. September 2016 imInternet Archive), rbb-online, abgerufen am 11. September 2016
- ↑Julia Haase: „Die Partei“: Serdar Somuncu kandidiert offiziell fürs Kanzleramt. In: welt.de. 2. Dezember 2016, abgerufen am 24. Januar 2017.
- ↑Kabarettist Somuncu hofft auf Direktmandat bei Bundestagswahl. In: welt.de vom 28. Januar 2017, abgerufen am 30. Januar 2017
- ↑bundeswahlleiter.de
- ↑Kandidat der Partei: Serdar Somuncu will Kanzler werden, auf tagesspiegel.de
- ↑"Serdar Somuncu XStream Latenight" ab sofort im Vorverkauf! – Aktuell | Serdar Somuncu. Abgerufen am 12. März 2022.
- ↑"Infoseite des Magazins". Abgerufen am 22. Februar 2023.
- ↑Abschied XStream Latenight – Aktuell | Serdar Somuncu. Abgerufen am 6. Januar 2023.
- ↑"MG Direkt 31.05.2023". Abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑"Infoseite des Magazins". Abgerufen am 2. Juni 2023.
- ↑Schroeder & Somuncu (radioeins.de).
- ↑Serdar Somuncu: Comeback im Januar. 30. Oktober 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑Serdar Somuncu: Jetzt wird abgerechnet! 15. September 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑WDR: WDR-Stellungnahme zu Facebook-Post von Serdar Somuncu – Presselounge – WDR. 10. Januar 2017, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑Kabarettist Somuncu einigt sich mit WDR-Mitarbeiterin. 7. Dezember 2017, abgerufen am 16. Oktober 2024.
- ↑Anton Rainer:“Mein Kampf”-Inszenierung von Serdar Somuncu: “Jetzt zeig’ doch jemand ein Hakenkreuz”. In:Süddeutsche Zeitung. 21. April 2018, abgerufen am 25. November 2023.
- ↑Kritik am Podcast „Schröder und Somuncu“: „Gezielte Provokation“. In: sueddeutsche.de. 15. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
- ↑Maxi Beigang: Florian Schroeder entschuldigt sich für umstrittene Podcast-Folge. In: Berliner Zeitung. 22. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
- ↑Schroeder und Somuncu – RBB-Sender Radioeins stellt redaktionell bearbeitete Podcast-Fassung online. In: Deutschlandfunk. 19. September 2020, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 25. September 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutschlandfunk.de (Seite nicht mehr abrufbar.Suche in Webarchiven)
- ↑Serdar Somuncu über Podcast-Provokation: „Es tut mir wirklich aufrichtig leid“. In: RedaktionsNetzwerk Deutschland. 22. September 2020, abgerufen am 25. September 2020.
- ↑td-plattform.com
- ↑Der 14. Quotenmeter.de-Fernsehpreis: Das sind die Gewinner (2). 4. September 2017, abgerufen am 2. Mai 2021.
- ↑So! Muncu! ist für den Deutschen Fernsehpreis 2019 nominiert – Aktuell | Serdar Somuncu. Abgerufen am 2. Mai 2021.
- ↑Grimme-Preis Nominierung für So! Muncu! – Aktuell | Serdar Somuncu. Abgerufen am 2. Mai 2021.
- ↑Auszeichnungen für Musikverkäufe:DE
Personendaten | |
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NAME | Somuncu, Serdar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kabarettist, Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur |
GEBURTSDATUM | 3. Juni 1968 |
GEBURTSORT | Istanbul |