Serbokroatische Sprache
Serbokroatisch (srpskohrvatski jezik,српскохрватски језик) | ||
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Gesprochen in | Serbien,Kroatien,Bosnien und Herzegowina,Montenegro,Nordkosovo | |
Sprecher | ca. 17–22 Millionen (Gesamtzahl der Sprecher aller gewöhnlich zum Serbokroatischen gerechneten Standardvarietäten und von diesen überdachter Dialekte) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik![]() Bosnien und Herzegowina 1992 ![]() Serbisch,Kroatisch,Bosnisch undMontenegrinisch sind Amtssprachen in Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Nordkosovo | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 | sh(veraltet);stattdessen jetzt: sr(Serbisch), hr(Kroatisch), bs(Bosnisch) | |
ISO 639-2 | nur getrennt srp(Serbisch), hrv(Kroatisch), bos(Bosnisch) | |
ISO 639-3 | hbs(Makrosprache) |

Serbokroatisch oderKroatoserbisch (serbokroatischsrpskohrvatski oderhrvatskosrpski bzw.kyrillischсрпскохрватски oderхрватскосрпски)[Anmerkung 1] ist eineplurizentrische[2][3] Sprache aus demsüdslawischen Zweig derindoeuropäischen Sprachen. Sie basiert in allen ihrenStandardvarietäten auf derštokavischen Dialektgruppe. IhrSprachraum umfasst das heutigeSerbien,Kroatien,Bosnien und Herzegowina,Montenegro und den Nord-Kosovo (Reihenfolge nach Sprecherzahlen absteigend). In der Linguistik wird alternativ auch die BezeichnungBosnisch/Kroatisch/Serbisch (kurzB/K/S) oderBosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch (kurzBKMS) verwendet (Reihenfolge alphabetisch). Umgangssprachlich ist der Begriffnaš jezik (serbokroatisch für ‚unsere Sprache‘) bzw.(po) naše/naški‚die unsrige‘ geläufig, um eine ethnische Zuordnung zu umgehen.
Erstmals wurde der BegriffSerbokroatisch im Jahr 1824 vonJacob Grimm im Vorwort seiner Übersetzung derKleinen Serbischen Grammatik vonVuk Stefanović Karadžić erwähnt.[4] Einige Jahre später, 1836, wurde dieser Ausdruck erneut vomPhilologenJernej Kopitar in einem Brief benutzt. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Serbokroatisch die offizielle gemeinsameStandardsprache derSerben,Kroaten,Bosniaken undMontenegriner.[5] Diese Entwicklung wurde von den BehördenÖsterreich-Ungarns gefördert, vor allem von den Kroaten aber auch teilweise abgelehnt. 1907 wurde in Bosnien als erstem Balkanland offiziell die „serbo-kroatische Sprache“ (srpsko-hrvatski jezik) als Amtsbezeichnung in Schulen und öffentlichen Institutionen eingeführt. In ganz Jugoslawien wurde diese Bezeichnung erst 1954 nach demAbkommen von Novi Sad eingeführt.[6] Nach demZerfall Jugoslawiens war Serbokroatisch von 1992 bis 1995 noch die Amtssprache derRepublik Bosnien und Herzegowina.[1] Nach dem Zerfall Jugoslawiens nutztenSerbien undMontenegro weiterhin Serbokroatisch als de facto Amtssprache, bis sie sich 2003/2006 auflöste, bevor die betreffenden Sprachstandards sich aus politisch motivierten Gründen auseinanderentwickelten, was durch die konsequente Anwendung der eigenständigen BezeichnungenSerbisch,Kroatisch,Bosnisch undMontenegrinisch unterstrichen wurde. Serbokroatisch verlor damit endgültig seinen politischen Status und existiert heute nur noch als historischer Begriff.
Der Status der Standardvarietäten des Serbokroatischen als voneinander unabhängige Sprachen ist sprachwissenschaftlich umstritten.[2][7][8][9][10][11] Während einige Autoren von leicht voneinander abweichenden Realisierungen einerMakrosprache[12] und somit einem einheitlichen Sprachsystem[13] ausgehen, betonen andere die dialektale Unterschiedlichkeit und die Notwendigkeit eines politischen Willens zur Vereinheitlichung, der zurzeit nicht gegeben ist.[10][11] Die Lage der serbokroatischen Sprache entsprach in derSoziolinguistik ungefähr der Situation der englischen Sprache (britische,amerikanische,kanadische,australische undneuseeländische Variante) und der deutschen Sprache (deutsche,österreichische undschweizerische Variante).[14]
Definition und Glottonyme
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Trotz der aktuellen sprachwissenschaftlichen Einschätzung des Problems wird der AusdruckSerbokroatisch insbesondere in Kroatien und Serbien kaum noch verwendet. Der variablen Verwendung des Sprachbegriffes entsprechend, ist das international etablierte Glossonym heute zu einem umkämpften Ausdruck geworden. Nach Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung fürBosnisch,Kroatisch,Montenegrinisch undSerbisch. Umstritten ist, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen desštokavischen Dialektes und stimmen im größten Teil derGrammatik und desWortschatzes überein, unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen überwiegend daslateinische, im Serbischen und Montenegrinisch überwiegend daskyrillische Alphabet).
Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in derSprachwissenschaft (vor allem an Lehrstühlen innerhalb der betroffenen Länder) als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten. Beispielsweise sind die Unterschiede zwischen dem Standardserbischen und dem Standardkroatischen viel kleiner als die Unterschiede zwischen etlichen kroatischen Dialekten.[15]
Die AlternativbezeichnungMittelsüdslawisch oderZentralsüdslawisch wurde 1992 vonDalibor Brozović geprägt,[16] um den „durch eine quälende Vergangenheit kompromittierten“ Terminus „Serbokroatisch“ zu ersetzen.[17] Bisher wird er allerdings hauptsächlich von diesem selbst benutzt, während dieLinguistik teilweise die AbkürzungenB/K/S fürBosnisch/Kroatisch/Serbisch oderBKMS vorBosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch verwendet.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Traditionelle schriftsprachliche Varietäten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der südslawischen Völker und infolgedessen auch dersüdslawischen Sprachen verlief über Jahrhunderte im Bereich der Literatur und der Sprachentwicklung aufgrund der über 500 Jahre dauernden unterschiedlichen Zugehörigkeit des Großteils derSerben zumOsmanischen Reich und der Mehrheit derKroaten zumHabsburgerreich voneinander größtenteils getrennt.
Sowohl bei den Kroaten als auch bei den Serben entwickelten sich schriftsprachliche Varietäten auf der Grundlage desštokavischen Dialektes, jedoch keine einheitliche, nationalitätenübergreifende Norm. Gleichzeitig existierten bei den Kroaten auch schriftsprachliche Formen desKajkavischen und desČakavischen, während bei den Serben bis zur frühen Neuzeit dasKirchenslawische als Schriftsprache verwendet wurde. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts setzte sich durch den russischen Einfluss auf die orthodoxen slawischen Völker des Osmanischen Reiches bei den Serben die russische Form des Kirchenslawischen durch, neben die für weltliche Texte eine serbisch-russisch-kirchenslawische Mischsprache trat, die alsSlawenoserbisch (slavenosrpski, auchslavjanoserbski) bezeichnet wird.
Standardisierung im 19. Jahrhundert
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgte dieillyrische Bewegung im habsburgischen Kroatien das Ziel, auf der Grundlage desŠtokavischen eine einheitliche Schriftsprache möglichst für alle Südslawen (anfangs einschließlich derSlowenen und derBulgaren), zumindest aber für alle Kroaten zu entwickeln.Ljudevit Gaj, der wohl wichtigste Vertreter des Illyrismus, ging in seiner ZeitschriftDanica ‚Morgenstern‘ 1836 vomKajkavischen der Region umZagreb zum Štokavisch-Ijekavischen über. Als Vorbild diente dabei vor allem die traditionelle SchriftspracheDubrovniks. Auf dem Gebiet der Orthographie orientierten sich die Illyristen am Lateinalphabet desTschechischen. Die aus diesem übernommenen Buchstaben mit Sonderzeichenč, š, ž, ě sowie das aus demPolnischen übernommeneć traten an die Stelle verschiedener zuvor verwendeter, regional unterschiedlicherDigraphen.
Gleichzeitig waren bei den SerbenVuk Karadžić und seine Anhänger bestrebt, das Kirchenslawische als Schriftsprache durch die štokavische Volkssprache zu ersetzen. Von 1813 an verfasste Vuk Karadžić zahlreiche Arbeiten über die und in der serbischen Volkssprache – eine Grammatik, ein Wörterbuch, Sammlungen von Volksliedern und eineBibelübersetzung. Ziel der Reform sollte eine an der gesprochenen Volkssprache orientierte Schriftsprache sein, deren Orthographie ausschließlich der Aussprache folgen sollte (gemäß seinem Leitspruch: “Piši kao što govoriš” (deutsch: „Schreibe, wie du sprichst!“)). Durch eine radikale Reform des kyrillischen Alphabetes des Serbischen erreichte er, dass in diesem seitdem jedem Phonem genau ein Buchstabe entspricht. Karadžić verwendete dabei überwiegend den heute als „Ostherzegowinisch“ bezeichneten štokavisch-ijekavischen Dialekt, wie er in der östlichen Herzegowina, im nördlichen Montenegro und im Südwesten Serbiens, woher er selbst stammte, gesprochen wird.
Unter diesen Umständen kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Zusammenarbeit kroatischer und serbischer Linguisten bei der Normierung einer gemeinsamenSchriftsprache auf der Grundlage des štokavischen Dialektes.
Der erste förmliche Schritt zu einer gemeinsamen Kodifikation der Schriftsprache war das sogenannte „Wiener Abkommen“ vom 28. März 1850, das von einer Reihe von serbischen und kroatischen Sprachwissenschaftlern (unter anderen von Vuk Karadžić, seinem MitarbeiterĐuro Daničić und dem kroatischen IllyristenIvan Mažuranić) sowie vom angesehenen slowenischen SlawistenFranc Miklošič unterzeichnet wurde, die sich zur Mitarbeit an der von der österreichisch-ungarischen Regierung betriebenen Normierung der juristischen Terminologie in den Sprachen des Habsburgerreichs in Wien aufhielten. Die Unterzeichner des Abkommens bekannten sich zu dem Ziel, „dassein Volkein Schrifttum haben muss“ (“dajedan narod trebajednu književnost da ima”). Sie schlugen vor, dass das Štokavisch-Ijekavische die Grundlage der gemeinsamen Schriftsprache sein solle, und machten Vorschläge zur Vereinheitlichung einiger bisher in Kroatien und Serbien unterschiedlich gelöster Fragen der Standardisierung. Diese waren vor allemmorphologischer undorthographischer Natur: Beispielsweise solle der Genitiv Plural der meisten Substantive auf-a enden, dash solle überall geschrieben werden, wo esetymologisch vorhanden sei (z. B.historija „Geschichte“ stattistorija), und das silbischer solle ohne Begleitvokal geschrieben werden (z. B.prst „Finger“ stattpàrst o. ä.). Mit der Standardisierung des Wortschatzes befasste sich das Abkommen nicht. Die juristische Terminologie wurde in getrennten Spalten für das Kroatische und das Serbische veröffentlicht, was unter anderem darauf zurückzuführen war, dass an der serbischen Fassung auch Gegner von Karadžić’ Sprachreform mitwirkten, die Wörter slawenoserbischer Herkunft mit aufnahmen. Das „Wiener Abkommen“ war eine informelle Absichtserklärung, der zunächst keine weiteren Schritte folgten. Der größte Teil der orthographischen und morphologischen Empfehlungen des Abkommens wurden schließlich in Serbien Ende der 1860er und in Kroatien Anfang der 1890er Jahre zur offiziellen Norm.
Im Königreich Serbien konnten sich in den 1860er Jahren die Anhänger der Sprachreform Vuk Karadžić’ gegen die Anhänger einer stärker am slawenoserbischen orientierten Schriftsprache durchsetzen. Grundlage der Orthographie wurde die streng phonologische reformierte Kyrilliza, Grundlage der Standardgrammatik die von Đuro Daničić in Übereinstimmung mit den Vorstellungen Karadžić’ und dem „Wiener Abkommen“ verfasste Grammatik der serbischen Sprache. Hinsichtlich des Reflexes des etymologischenJat in der Schriftsprache konnten sich jedoch die Anhänger Karadžić’ und Daničić’ im Königreich Serbien und in der Vojvodina nicht durchsetzen. Die Verwendung des Ijekavischen wurde hier nur von einer begrenzten Zahl von Menschen übernommen, die Mehrzahl blieb in Übereinstimmung mit den meisten in diesen Gebieten gesprochenen Dialekten beim Ekavischen. Durchsetzen konnte sich das Ijekavische als Schriftsprache hingegen in Montenegro und unter den Serben in Bosnien-Herzegowina und der kroatischen Militärgrenze, wo auch ijekavische Dialekte gesprochen werden.
In Kroatien orientierte sich die amtliche Schreibweise des Štokavischen, das dort zunächst in illyristischer Tradition meist alsIllyrisch,[18] seit Anfang der 1860er Jahre alsKroatische oder Serbische Sprache bezeichnet wurde, von den 1840er bis zu den 1880er Jahren überwiegend an den in den 1840er Jahren von den illyristischen Grammatikern kodifizierten Normen, die sich in einigen Punkten von den von Karadžić’ und Daničić’ verfochtenen unterschieden: Die Orthographie orientierte sich teilweise an morphologischen, nicht an phonologischen Kriterien (so wurde die Stimmtonassimilation nicht in der Schrift wiedergegeben), und der ijekavische Jat-Reflex wurde zunächst alsě, später alsie oderje, nicht hingegen alsije/je geschrieben. Auf dem Gebiet der Morphologie wurden im Plural der Nomina abweichende Flexionsendungen verwendet, die nur in wenigen Varietäten des Štokavischen vorkommen, jedoch im Kajkavischen allgemein üblich sind und den rekonstruierten urslawischen Formen näherstehen. Über die Details dieser Normierung kam es jedoch niemals zu einer allgemein akzeptierten Einigung, vielmehr standen sich in Kroatien in den meisten Fragen unterschiedliche auf die illyristische Tradition bezugnehmende Schulen gegenüber. Vor allem unter dem Einfluss des an dieJugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb berufenen Đuro Daničić entwickelte sich parallel dazu die Schule der „kroatischen Vuk-Anhänger“, die eine streng phonologische Orthographie und eine Orientierung der Morphologie an den Formen des gesprochenen Štokavischen forderte, wie es in den Werken von Karadžić und Daničić verwirklicht war. Diese Schule, deren wichtigste Vertreter der GrammatikerTomislav Maretić und der LexikographIvan Broz waren, konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen.
Als Ergebnis dieser konvergenten Normierungsprozesse kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weitgehend einheitlichenmorphologischen Norm der serbischen und/oder kroatischen Sprache und einer Vereinheitlichung derorthographischen Normen des kroatischen lateinischen und des serbischen kyrillischen Alphabetes, so dass diese seitdem direkt ineinandertransliteriert werden können.
Beim Ausbau desWortschatzes kam es hingegen zu keiner systematischen Zusammenarbeit, so dass sich die Unterschiede zwischen der bei den Kroaten und der bei den Serben gebrauchten schriftsprachlichen Form des Štokavischen durch unterschiedliches Vorgehen bei der Bildung vonNeologismen und der Übernahme vonFremdwörtern in diesem Zeitraum teilweise noch vergrößerten.
Da von der Sprachwissenschaft der damaligen Zeit im Allgemeinen die Morphologie und der aus älteren Sprachformen ererbte Grundwortschatz als entscheidend für die Klassifikation von Sprachen angesehen wurden, setzte sich in derSlawistik der damaligen Zeit die Auffassung durch, dass die in ihrer schriftsprachlichen Form auf diesen Gebieten weitgehend übereinstimmenden Sprachen der Serben und Kroaten als eine einzige Sprache anzusehen seien, für die sich zunächst vor allem in der ausländischen Slawistik die BezeichnungSerbokroatisch einbürgerte.August LeskiensGrammatik der serbo-kroatischen Sprache (Heidelberg 1914) machte den Terminus im deutschsprachigen Raum populär.
Sprachliche Entwicklung im 20. Jahrhundert
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach der Gründung desKönigreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (des späteren Jugoslawiens) als gemeinsamen Staat dieser südslawischen Völker wurde dieAmtssprache zunächst im Einklang mit der offiziellen Ideologie, wonach Serben, Kroaten und Slowenen ein einziges Volk seien, als „Serbo-kroato-slowenisch“ definiert. Da die slowenische Schriftsprache sich jedoch auf allen Gebieten deutlich von derjenigen der Serben und Kroaten unterschied und auch von der damaligen Slawistik allgemein als eigenständige Sprache betrachtet wurde, wurde innerhalb des slowenischen Siedlungsgebietes de facto weiterhin das Slowenische als Amtssprache verwendet, was auch dadurch begünstigt wurde, dass das Siedlungsgebiet der Slowenen geographisch relativ klar von demjenigen der anderen südslawischen Völker abgrenzbar ist. Im übrigen Staatsgebiet wurde jedoch das Serbokroatische zur einheitlichen Amtssprache erklärt, wobei die Unterschiede zwischen den schriftsprachlichen Varietäten keine Berücksichtigung fanden. Da die Hauptstadt des neuen StaatesBelgrad war und dessen Institutionen zum größten Teil von den Politikern, Beamten und Militärs des bisherigen Königreiches Serbien beherrscht wurden, führte dies in der Praxis dazu, dass die serbische Varietät der Schriftsprache als Amtssprache verwendet wurde, während die vor allem auf dem Gebiet des Wortschatzes abweichenden Formen der bis dahin in Kroatien verwendeten schriftsprachlichen Varietät von offizieller Seite als nicht standardgemäße Regionalismen betrachtet wurden. Dies führte wiederum dazu, dass auf kroatischer Seite zunehmend die Forderung aufkam, das Kroatische als eigenständige Sprache anzuerkennen, um die Diskriminierung kroatischer Ausdrücke zu beenden. Nach der Bildung der autonomenBanovina Kroatien im Jahre 1939 wurde auf deren Gebiet de facto die kroatische Variante der Sprache auch amtlich verwendet.
Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der faschistischeUnabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH, 1941–1945) eine radikale Abkehr von der bestehenden sprachlichen Norm durchzusetzen. DasKroatische staatliche Sprachbüro (Hrvatski državni ured za jezik) versuchte alle (tatsächlichen oder angeblichen) Serbismen und Fremdwörter aus der Sprache zu verbannen und durch zum Teil ältere und traditionelle, zum Teil neu gebildete kroatische Wörter zu ersetzen (z. B.telegraf durch das neuebrzojav, wörtlich Schnellmeld, oderwaggon-restaurant durchkola za blagovanje, wörtlich Wagen fürs Speisen). Gleichzeitig wurde unter Übergehung des Widerspruchs führender kroatischer Sprachwissenschaftler eine Rechtschreibreform dekretiert, durch welche die von den kroatischen Vuk-Anhängern Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzte Rechtschreibreform rückgängig gemacht werden sollte. Die neue Norm sollte sich – wie die Orthographie derZagreber Schule im 19. Jahrhundert – teilweise anmorphonologischen statt streng anphonologischen Kriterien orientieren, da die phonologische Orthographie angeblich spezifisch serbisch sei.
Im kommunistischen Jugoslawien wurden in den ersten Jahren nach 1945 ebenso wie schon in der Publizistik derPartisanen während desZweiten Weltkrieges dasSerbische und dasKroatische als zwei eigenständige Sprachen anerkannt, so dass der jugoslawische Staat zu dieser Zeit vierAmtssprachen anerkannte (Serbisch, Kroatisch,Slowenisch undMazedonisch). In den folgenden Jahren änderte sich die offizielle politische Linie jedoch erneut.
1954 wurde imAbkommen von Novi Sad festgelegt, dass die Sprache derSerben,Kroaten undMontenegriner dieselbe sei, nämlich Serbokroatisch bzw. Kroatoserbisch (dieBosniaken bzw.südslawischen Muslime wurden implizit inbegriffen, aber nicht gesondert erwähnt, da sie damals nicht als eigenständige Nation anerkannt wurden). Lediglich der Unterschied in der Aussprache zwischenijekavisch undekavisch und die Verwendung der zwei verschiedenen Alphabete sollten bestehen bleiben. Das Serbische wurde danach gewöhnlich als östliche Variante, das Kroatische als westliche Variante des Serbokroatischen bezeichnet. Das Slowenische und das Mazedonische behielten hingegen ihre Anerkennung als eigenständige Sprachen, und auf regionaler Ebene wurden auch die Sprachen nichtslawischer Minderheiten wie dasUngarische und dasAlbanische als Amtssprachen anerkannt.
Diese Regelung stieß in den 1960er Jahren in Kroatien auf zunehmenden Widerspruch. 1967 unterzeichneten bekannte kroatische Sprachwissenschaftler, Literaten und Politiker dieDeklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache (Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezika), in der sie das Recht einforderten, dass ein Volk seine Sprache nach sich selbst benennen dürfen müsse, selbst wenn diese Sprache mit der Sprache eines anderen Volkes identisch sei. Auf diese Deklaration reagierteTitos Zentralregierung mit Repressionen, die letztlich wohl den kroatischen Widerstand noch verstärkten, der schließlich zumKroatischen Frühling führte. Danach wurde im Jahre 1974 in Kroatien wieder Kroatisch als Bezeichnung des Unterrichtsfachs in den Schulen eingeführt, und jede Teilrepublik konnte in ihrer Verfassung eine eigene regionale Varietät der Sprache benennen. Als Bezeichnung der gesamten Sprache sowie der Amtssprache auf Bundesebene blieb Serbokroatisch oder Kroatoserbisch (nun offiziell meist in Kombination genannt) jedoch im Gebrauch.
Seit dem ZerfallJugoslawiens werden dasBosnische,Kroatische undSerbische offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, während der Status der Sprache der Montenegriner nach wie vor umstritten ist. Vor allem in Kroatien werden dabei auch sprachliche Eigenheiten, die seit 1918 verpönt, unterdrückt oder in Vergessenheit geraten waren, wieder verwendet. Das grammatische System und der Grundwortschatz der drei Sprachen sind nach wie vor großteils identisch, jedoch dürfte die nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege zu einer künftigen weiteren Auseinanderentwicklung beitragen. Das Sprachenkürzelsh (nachISO 639) ist seit dem 18. Februar 2000 obsolet.[19]
Serbokroatisch als Studienfach
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Viele der Universitäten, die einenSlawistik-Fachbereich haben, bieten neben anderen slawischen Sprachen auch Serbokroatisch an. Teilweise wird hierfür die BezeichnungB/K/S (fürBosnisch, Kroatisch, Serbisch) oderKroatisch/Serbisch verwendet, also von einer Sprache ausgegangen, für die es mehrere Bezeichnungen gibt.
Als eigenständiges Studienfach wird Serbokroatisch an folgenden deutschen Universitäten angeboten (Stand 2012):Hamburg,Göttingen,Gießen,Mainz,Heidelberg,München,Regensburg,Halle,Jena undLeipzig. Im Rahmen eines allgemeinen Slawistikstudiums kann die Sprache an folgenden Universitäten erlernt werden:Bochum,Trier,Saarbrücken,Freiburg,Tübingen,Bamberg,HU Berlin undKöln.
In Österreich kann Serbokroatisch bzw.B/K/S inWien undGraz, sowie im Rahmen eines allgemeinen Slawistikstudiums auch inInnsbruck undKlagenfurt studiert werden.
Dialekte
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Die inBosnien und Herzegowina,Kroatien,Montenegro undSerbien gesprochenensüdslawischenMundarten sind Teil einesDialektkontinuums, das über das Serbokroatische hinaus auch dasSlowenische,Mazedonische undBulgarische umfasst. Sie lassen sich in vier Dialektgruppen unterteilen, die nicht deckungsgleich mit den Staatsgebieten sind. Drei der Dialektgruppen sind nach der jeweiligen Form des Frageworteswas? benannt, das selbst aber nur eines von zahlreichen phonologischen und morphologischen Merkmalen ist, die dieser Einteilung zugrunde liegen.
DasŠtokavische (nach dem Fragewort für „was?“,što oderšta) wird in ganzBosnien und Herzegowina undMontenegro sowie im größten TeilSerbiens undKroatiens gesprochen. DasKajkavische (kajkavski; Fragewortkaj „was?“) ist im nördlichen Kroatien (Karlovac,Zagreb,Koprivnica und Umgebung) verbreitet. Es hat – über das emblematische Wortkaj hinaus – eine größere Zahl morphologischer und lexikalischer Gemeinsamkeiten mit dem benachbartenSlowenischen. DasČakavische (čakavski; Fragewort größtenteilsča „was?“) wird im nördlichen und mittleren Teil der kroatischen Küste gesprochen, wobei es größere zusammenhängende čakavische Gebiete auf dem Festland nur umRijeka und inIstrien gibt, während es weiter südlich meist auf die Inseln (bis einschließlichLastovo) und auf einen Teil der Küstenorte beschränkt ist. Die Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Übergang vom Štokavischen zumMazedonischen undBulgarischen bilden, werden alsTorlakisch bezeichnet. Da das Fragewort „was?“ hier – ebenso wie im Štokavischen, Mazedonischen und Bulgarischen –što lautet, werden die torlakischen Dialekte oft zu den štokavischen hinzugerechnet. Da die eigentliche Grundlage der Einteilung in verschiedene Dialektgruppen jedoch nicht ein einzelnes Wort, sondern eine ganze Reihe phonologischer, morphologischer undsyntaktischer Merkmale ist, ist das Torlakische mit seinen morphologisch-syntaktischen Besonderheiten als eigene Dialektgruppe anzusehen.

Das Štokavische lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen. Der auffälligste Unterschied betrifft die verschiedene Wiedergabe des urslawischen Lautes*ě (genannt „Jat“). Nach der Wiedergabe dieses Lautes alsije (z. B. urslawisch*světъ >svijet „Welt“ oder*květъ >cvijet „Blume“),e (svet, cvet) oderi (svit, cvit) werden die štokavischen Dialekte inijekavische (ijekavica),ekavische (ekavica) undikavische (ikavica) unterschieden. Ijekavische Dialekte werden in Teilen Kroatiens, dem größten Teil Bosnien-Herzegowinas, ganz Montenegro sowie in den Grenzgebieten Westserbiens gesprochen. Ekavische Dialekte werden im größten Teil Serbiens gesprochen. Ikavische Dialekte kommen in TeilenDalmatiens, im südlichenIstrien, in der westlichenHerzegowina sowie Teilen Westbosniens und des südlichenSlawoniens vor.
Die Schriftsprache aller vier Nationalitäten baut auf demŠtokavischen auf.[20] Die Kroaten, Bosniaken und Montenegriner verwenden dabei nur das Ijekavische, die Serben in Serbien vor allem das Ekavische, die bosnischen Serben hingegen zum größten Teil das Ijekavische. Daneben gibt es einige seltener vorkommende lautliche Unterschiede im Wortschatz slawischer Herkunft. Daneben gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: serbischfalsifikovati vs. kroatischfalsificirati; sb.okean vs. kr.ocean; sb.hemija vs. kr.kemija. Grundsätzlich werdenFremdwörter im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Serbischen, während das Bosnische vieleTurzismen enthält. Es gibt eine große Anzahl von Regionalismen, deren Verbreitungsgebiet jedoch oft nicht den nationalen Grenzen folgt. Die Unterschiede im Grundwortschatz sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschenDialekten.
Standardvarietäten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Serbokroatische wird nicht als zentralistische Einheitssprache, sondern alsplurizentrische Sprache[21] verstanden, die nicht eine einzigeStandardform kennt (wie z. B. dasItalienische,Polnische oderFinnische), sondern über mehrereStandardvarietäten verfügt (wie die meisten von mehrerenNationen gesprochenen Sprachen, z. B.Standarddeutsch mit den VarietätenSchweizer Hochdeutsch,österreichisches Deutsch undBundesdeutsches Hochdeutsch;Englisch mit den Varietätenbritisches Englisch,amerikanisches Englisch,australisches Englisch,schottisches Englisch usw.; Französisch mitFrankreichfranzösisch,belgischem Französisch,Schweizer Französisch,Quebecer Französisch usw.). In Abweichung von der deutschen linguistischen Terminologie bezeichnet die Serbokroatistik eine solche Standardvarietät alsVariante (serbokroatischvarijanta).
Zu allen Zeiten unterschieden und unterscheiden sich die Varietäten des Serbokroatischen nicht nur durch den Unterschied zwischen ijekavischer und ekavischer Aussprache und durch den Gebrauch der beiden Alphabete, sondern vor allem durch den Wortschatz (vgl.Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten; die Feststellung, dass zwei Varietäten gleichermaßen ijekavisch und lateinisch geschrieben seien, bedeutet also keineswegs, dass sie damit identisch seien.)
Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1954–1974
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das 1954 geschlosseneAbkommen von Novi Sad unterschied zwei „Varianten“, zwei offizielle „Aussprachen“ (serbokroatischizgovor) und zwei Alphabete, die sich folgendermaßen verteilten:
- die westliche Variante (zapadna varijanta), die nur in ijekavischer Aussprache und lateinischer Schrift vorkam (in den Teilrepubliken Kroatien und Bosnien-Herzegowina benutzt);
- die östliche Variante (istočna varijanta), die in zwei Aussprachen vorkam, die beide sowohl kyrillisch als auch lateinisch geschrieben werden konnten:
- in ekavischer Aussprache (in der Teilrepublik Serbien),
- in ijekavischer Aussprache (in den Teilrepubliken Montenegro und Bosnien-Herzegowina).
In den 1950er und 1960er Jahren gab es jedoch auch eine inoffizielle Bestrebung, die Unterschiede zwischen den Varietäten zu verringern, die vielleicht das Ziel verfolgte, letztlich eine „jugoslawische“ Einheitssprache mit einem einzigen Standard zu erhalten, der als „Kompromiss“ auf der östlichen Varietät beruhen, aber ausschließlich lateinisch geschrieben würde. Aus kroatischer Sicht wird dies als Beleg der fortgesetzten serbischenHegemonie gesehen, aus serbischer hingegen als „demokratische“ Notwendigkeit, da die Sprecher der östlichen Varietät gegenüber denen der westlichen mit rund 10 zu 5 Millionen klar in der Mehrheit waren.
Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1974–1991
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Als 1974, nach dem „Kroatischen Frühling“, neue Verfassungen des Bundesstaats und der Teilrepubliken verabschiedet wurden, konnten die Teilrepubliken je einen regionalen standardsprachlichen Ausdruck (serbokroatischknjiževnojezički izraz) definieren. Die Gesamtsprache hieß jetzt offiziell „Serbokroatisch oder Kroatoserbisch“ (serbokroatischsrpskohrvatski ili hrvatskosrpski jezik). Nun gab es vier verschiedene Varietäten, von denen jedoch nach wie vor nur zwei als offizielle „Varianten“ galten. Die anderen beiden könnte man mit den von Ulrich Ammon (1995) als „Halbzentren“ bezeichneten Varietäten der deutschen Sprache inLuxemburg,Ostbelgien,Liechtenstein undSüdtirol vergleichen (gegenüber den „Vollzentren“ in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz). Insgesamt wurden nun also folgende Varietäten anerkannt:
- die kroatoserbische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (hrvatskosrpska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika), bisweilen auch als kroatischeStandardsprache (hrvatski književni jezik), niemals aber als kroatischeSprache (hrvatski jezik) bezeichnet (Amtssprache der Teilrepublik Kroatien): ijekavisch in lateinischer Schrift;
- die serbokroatische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (srpskohrvatska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika; Amtssprache der Teilrepublik Serbien): meist ekavisch (seltener auch ijekavisch), in kyrillischer oder lateinischer Schrift;
- der montenegrinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (crnogorski književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika; Amtssprache der Teilrepublik Montenegro): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift;
- der bosnisch-herzegowinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (bosansko-hercegovački književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika; Amtssprache der Teilrepublik Bosnien-Herzegowina und dort von allen Bevölkerungsgruppen benutzt): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift.
Nationale Varietäten des Serbokroatischen seit 1991
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach dem Zerfall Jugoslawiens waren die Standardvarietäten nicht mehr an die ehemaligen Teilrepubliken gebunden, sondern in erster Linie an die Nationalität der Sprecher. (Allerdings gibt es hierüber Meinungsverschiedenheiten. So ist z. B. unklar bzw. wohl auch individuell verschieden, ob in Kroatien lebende Serben Serbisch oder Kroatisch sprechen, und das Bosnische wird von manchen als gemeinsames Idiom aller Einwohner Bosniens, von anderen hingegen als Idiom der muslimisch-bosnischen Nationalität verstanden.) Dadurch kam es zu einem qualitativen Wandel vonregionalen Standardvarietäten innerhalb Jugoslawiens zu in vollem Sinnenationalen Varietäten:
- die kroatische nationale Varietät (von Kroaten vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gesprochen, Amtssprache Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch und lateinisch geschrieben;
- die bosnische nationale Varietät (von Bosniaken vor allem in Bosnien gesprochen, Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch geschrieben;
- die serbische nationale Varietät, die in mindestens drei staatlichen Standardvarietäten existiert (ähnlich wie die deutsche nationale Varietät des Deutschen bis 1990 in zwei staatlichen Varietäten existierte, nämlich der derBRD und der derDDR):
- die Varietät Serbiens (Amtssprache Serbiens, zwischen 1993 und 1998 auch von serbischen Nationalisten in Bosnien-Herzegowina als Amtssprache propagiert): meist ekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben;
- die Varietät Bosnien-Herzegowinas (Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch geschrieben;
- die Varietät Montenegros (Amtssprache Montenegros): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch geschrieben.
Diese „Nationalisierung“ der Varietäten, verbunden mit deren kompletter Kodifizierung in jeweils eigenen Wörterbüchern und Grammatiken, wird von den meisten Sprechern als Entwicklung zu vollwertigen, unabhängigen Standardsprachen empfunden. Jedoch ist zu bedenken, dass – unabhängig von der politischen Bewertung dieses Prozesses – die Unterschiede zwischen den einzelnen Varietäten nach wie vor geringer sind als z. B. diejenigen zwischen der österreichischen und der binnendeutschen Varietät des Deutschen[22] und die gegenseitige Verständlichkeit zwischen der kroatischen, serbischen, bosnischen und montenegrinischen Standardvarietät höher ist als zwischen den Standardvarietäten desEnglischen,Französischen,Deutschen oderSpanischen.[23]
Nach derKonferenzreihe im Rahmen eines internationalen Projektes, welche in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro stattfanden, verfassten Experten aus den vier Ländern im Jahre 2017 dieDeklaration zur gemeinsamen Sprache.[24] Besonderes Gewicht verleihen der Deklaration über 200 Intellektuelle und Kulturschaffende, darunter namhafte Schriftsteller, Linguisten, Journalisten, Schauspieler, Historiker und andere Wissenschaftler aus Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro (unter anderemDritan Abazović,Boban Arsenijević,Svetislav Basara,Sandra Benčić,Alida Bremer,Boris Buden,Bora Ćosić,Daša Drndić,Štefica Galić,Tatjana Gromača,Nihad Hasanović,Srećko Horvat,Saša Ilić,Ivan Ivanji,Damir Karakaš,Mirjana Karanović,Željko Komšić,Snježana Kordić,Jurica Pavičić,Edo Popović,Ana Ristović,Ivana Sajko,Roman Simić,Biljana Srbljanović,Srđan Srdić,Tanja Stupar Trifunović,Faruk Šehić,Rade Šerbedžija,Vesna Teršelič,Dubravka Ugrešić,Nenad Veličković,Dragan Velikić undJasmila Žbanić), die das Sprachdokument vor der Veröffentlichung unterzeichneten.[25] Nach der Veröffentlichung nutzten zudem Tausende Menschen im Internet die Möglichkeit, die Deklaration online zu unterschreiben. In der Deklaration wird festgestellt, dass in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro eine gemeinsamepolyzentrische Standardsprache verwendet wird, die aus mehreren Standardvarietäten besteht, wie in den Fällen des Deutschen, des Englischen oder des Spanischen.[26]
Politischer Status
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Diskussion um den Status des Serbokroatischen ist stark von Ideologie geprägt. Während sich Sprecher der Varietäten Serbisch, Kroatisch und Bosnisch sehr gut verständigen können, wird das Bestehen einer gemeinsamen Sprache oft negiert. Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Sichtweisen.
Sichtweise 1: Serbokroatisch als plurizentrische Sprache
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bosnisch, Kroatisch und Serbisch seien keine Einzelsprachen, sondernVarietäten einer Sprache. Die serbische und die kroatische Schriftsprache unterschieden sich beispielsweise weniger voneinander alsBairisch undHochdeutsch. Teilweise seien die dialektalen Unterschiede innerhalb Kroatiens größer als die zwischen der Standardsprache Kroatiens und der der anderen beiden serbokroatischsprachigen Länder (sieheDialekte).
Die Abneigung gegen Serbokroatisch liege vor allem an der historischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien und der dortigen Ideologisierung des Serbokroatischen. Daher betrachteten Politik und die meisten Sprecher die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache mit den Nachbarn im ehemaligen Jugoslawien in erster Linie als ein Eingeständnis einer Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur oder einem gemeinsamen Volk. Aus der gleichen Motivation heraus suchten auch Linguisten aus den betroffenen Ländern nach identitätsstiftenden Besonderheiten ihrer jeweiligen Varietät (sieheIdeologisierte Linguistik). So habe der ZerfallJugoslawiens in einzelne Staaten dazu geführt, dass die Regionalvarianten der serbokroatischen Sprache in ihren jeweiligen Sprecherländern in den Status einer eigenen, den Landesnamen tragendenAmtssprache erhoben wurde.
Dennoch habe es für einen Nichtmuttersprachler keinen Sinn, nacheinander Kroatisch, Serbisch und Bosnisch zu lernen, genauso wie man keineDolmetscher und Übersetzer zwischen diesen „Sprachen“ brauche.[27]
Die kroatische LinguistinSnježana Kordić führt aus, dass Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Montenegrinisch Standardvarietäten des Serbokroatischen seien, das weiterhin als polyzentrische Sprache bestehe, so wie auch das Deutsche, Englische, Französische, Spanische in verschiedenen Ländern von verschiedenen Nationen in unterschiedlichen Varianten gesprochen werden.[28][29][30]
Sichtweise 2: Die einheitliche serbokroatische Sprache als Mythos
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die „serbokroatische Sprache“ sei ein politisches Konstrukt, das nie alsStandardsprache existiert habe. Im Einklang mit derIdeologie, wonachSerben undKroaten ein einziges serbokroatisches oder jugoslawisches Volk seien, sei die Sprache als „Serbokroatisch“ definiert worden, was Ausdruck vonPanserbismus oder jugoslawischem Unitarismus gewesen sei. Die kroatische und serbische Sprache seien aufgrund ihrer historischen Entwicklung und Standardisierung alsEinzelsprachen zu betrachten und hätten sich lediglich einige Jahrzehnte lang (zur Zeit Jugoslawiens) parallel entwickelt (und das zum Teil unter Zwang).
Der Tatsache, dass sich die drei Standardsprachen Kroatisch, Bosnisch und Serbisch aus dem Neu-Štokavischen entwickelt haben, sei keine allzu große Bedeutung beizumessen. In der Linguistik gebe es zahlreiche Beispiele für ähnliche, jedoch anerkannte unterschiedliche Standardsprachen, wie z. B.
- Hindi undUrdu,
- Bulgarisch undMazedonisch oder
- Norwegisches Bokmål undDänisch.
In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:
- Alphabet: Lateinisch vs. Kyrillisch
- Orthographie: vor allem Adaption von Fremdnamen (z. B. serbischNju Jork, Њу Јорк, vs. kroatisch meistNew York) und Schreibung gewisser Futur-Formen (z. B. serbischradiću, радићу, vs. kroatischradit ću „ich werde arbeiten“)
- Phonetik: unterschiedliche Akzentuierung einzelner Wörter
- Grammatik: diverse Unterschiede, u. a. Meidung des Infinitivs im Serbischen (z. B.želim da radim, wörtlich „ich möchte, dass ich arbeite“ vs. kroatischželim raditi „ich möchte arbeiten“)
- Morphologie: zahlreiche unterschiedliche Detail-Regelungen, die bisher meist eine Frage derStilistik waren
- Wortschatz undSemantik: Unterschiede bei einer Reihe von Wörtern
Nur von eineröstlichen undwestlichen Variante derselben Sprache zu sprechen, sei in diesem Zusammenhang politisch gewollt. Mit dem Ende Jugoslawiens sei auch das Ende der serbokroatischen Sprache gekommen.
Ideologisierte Linguistik
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Die Meinungen der Linguisten in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens über Ursprünge und Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Sprache gehen je nach Herkunftsland auseinander:
- Die Hauptströmung der serbischen Linguisten betrachtet Serbokroatisch noch immer alseine Sprache mitzwei Varietäten. Außerdem ist die Mehrheit der serbischen Linguisten überzeugt, dass das Serbokroatische grundlegend auf der serbischen Sprache basiere. Eine Minderheit ist dagegen der Meinung, dass Serbokroatisch existiert habe, aber mittlerweile in Einzelsprachen zerfallen sei. Eine andere Minderheit vertritt den Standpunkt, dass eine solche Sprache niemals existiert habe und dass die serbokroatische Sprache lediglich die kroatische Variante des Serbischen sei (da nach Meinung Vuk Karadžić’ alle Sprecher des Štokavischen Serben und nur Sprecher des Čakavischen echte Kroaten seien).
- Kroatische Linguisten sind mehrheitlich davon überzeugt, dass eine einheitliche serbokroatische Sprache niemals existiert habe und anstelle dieser zwei Einzelsprachen existiert hätten, die im Laufe der Geschichte mehrfach Phasen der Konvergenz durchmachten. Sie sind außerdem überzeugt, dass keine Auflösung stattgefunden habe, da niemals eine serbokroatische Standardsprache existiert habe. Eine Minderheit kroatischer Linguisten streitet auch ab, dass die kroatische Standardsprache hauptsächlich auf dem štokavischen Dialekt basiere. Wiederum eine andere Minderheit hält dagegen, dass die serbische Sprache ein Ableger des Kroatischen sei, da sie als dialektales System betrachtet eine Untermenge des Systems kroatischer Dialekte darstelle. (In Kroatien gibt es štokavische, kajkavische und čakavische Dialekte, in Serbien hingegen nur štokavische, mit der Ausnahme des Torlakischen.)
- Die Mehrheit der bosnischen Linguisten betrachtet Serbokroatisch als immer noch existierende Sprache, die auf der bosnischen Nationalsprache basiere, da ja Vuk Karadžić seiner Standardsprache die štokavisch-ijekavischen Dialekte der Ostherzegowina zugrunde legte. Eine Minderheit geht sogar so weit zu behaupten, dass Kroaten und Serben sich ihrer Sprache historisch bemächtigt hätten, um sie als Mittel zur Erreichung ihrer politischen und kulturellen Zielsetzungen zu verwenden.
Vonseiten kroatischer Linguisten und Politiker gab es vor allem in den 1990er Jahren massive Versuche, ihre Sichtweise auch in der Slawistik ausländischer Hochschulen durchzusetzen. Diese Versuche sind jedoch weitgehend gescheitert: Während einzelne Wissenschaftler wieReinhard Lauer für eine eigenständigeKroatistik eintreten, hält der Großteil der Slawisten außerhalb des slawischsprachigen Raumes an dem Forschungs- und LehrgegenstandSerbokroatisch fest.[31]
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Leopold Auburger:Die kroatische Sprache und der Serbokroatismus. Hess, Ulm 1999,ISBN 3-87336-009-8.
- Daniel Blum:Sprache und Politik. Sprachpolitik und Sprachnationalismus in der Republik Indien und dem sozialistischen Jugoslawien (1945–1991) (= Beiträge zur Südasienforschung.Band 192). Ergon, Würzburg 2002,ISBN 3-89913-253-X,S. 200.
- Dalibor Brozović:Serbo-Croatian as a pluricentric language. In: Michael Clyne (Hrsg.):Pluricentric Languages: Differing Norms in Different Nations. Berlin / New York 1992,ISBN 3-11-012855-1, S. 347–380.
- Daniel Bunčić:Die (Re-)Nationalisierung der serbokroatischen Standards. In: Sebastian Kempgen, Karl Gutschmidt, Ulrike Jekutsch, Ludger Udolph (Hrsg.):Deutsche Beiträge zum 14. Internationalen Slavistenkongress, Ohrid 2008. München 2008 (= Peter Rehder, Igor Smirnov (Hrsg.):Die Welt der Slaven, Sammelbände/Sborniki. Band 32).ISBN 978-3-86688-007-8, S. 89–102.
- Robert D. Greenberg:Language and Identity in the Balkans: Serbo-Croatian and its Disintegration. Oxford u. a. 2004,ISBN 0-19-925815-5.
- Bernhard Gröschel:Bosnisch oder Bosniakisch? Zur glottonymischen, sprachpolitischen und sprachenrechtlichen Fragmentierung des Serbokroatischen. In: Ulrich Hermann Waßner (Hrsg.):Lingua et linguae. Festschrift für Clemens-Peter Herbermann zum 60. Geburtstag (= Bochumer Beiträge zur Semiotik). n.F., 6. Shaker, Aachen 2001,ISBN 3-8265-8497-X,S. 159–188.
- Bernhard Gröschel:Postjugoslavische Amtssprachenregelungen – Soziolinguistische Argumente gegen die Einheitlichkeit des Serbokroatischen? In:Srpski jezik.Band 8,Nr. 1–2, 2003,ISSN 0354-9259,S. 135–196 (scindeks.ceon.rs).
- Bernhard Gröschel:Das Serbokroatische zwischen Linguistik und Politik. Mit einer Bibliographie zum postjugoslavischen Sprachenstreit (= Lincom Studies in Slavic Linguistics.Band 34). Lincom Europa, München 2009,ISBN 978-3-929075-79-3,S. 451.
- Pavle Ivić:Die serbokroatischen Dialekte. Ihre Struktur und Entwicklung. Band 1:Allgemeines und die štokavische Dialektgruppe. 1958 (keine weiteren Bände erschienen).
- Miro Kačić:Kroatisch und Serbisch: Irrtümer und Falsifizierungen. In: Zusammenarbeit mit Ljiljana Šarić. Übers. Wiebke Wittschen, Ljiljana Šarić. Zagreb 1997,ISBN 953-6602-01-6.
- Enisa Kafadar:Bosnisch, Kroatisch, Serbisch – Wie spricht man eigentlich in Bosnien-Herzegowina? In: Beate Henn-Memmesheimer, Joachim Franz (Hrsg.):Die Ordnung des Standard und die Differenzierung der Diskurse. Teil 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009,OCLC699514676,S. 95–106 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 7. Oktober 2013]).
- Snježana Kordić:Der Relativsatz im Serbokroatischen (= Lincom Studies in Slavic Linguistics.Band 10). Lincom Europa, München 1999,ISBN 3-89586-573-7,S. 330 (Inhaltsverzeichnis).
- Snježana Kordić:Wörter im Grenzbereich von Lexikon und Grammatik im Serbokroatischen (= Lincom Studies in Slavic Linguistics.Band 18). Lincom Europa, München 2001,ISBN 3-89586-954-6,S. 280.
- Snježana Kordić:Sprache und Nationalismus (= Rotulus Universitas). Durieux, Zagreb 2010,ISBN 978-953-188-311-5,S. 430 (bib.irb.hr [PDF;1,6 MB; abgerufen am 2. April 2011] serbokroatisch:Jezik i nacionalizam.).
- Miloš Okuka:Eine Sprache – viele Erben: Sprachpolitik als Nationalisierungsinstrument in Ex-Jugoslawien. Klagenfurt 1998,ISBN 3-85129-249-9.
- Heinz-Dieter Pohl:Serbokroatisch – Rückblick und Ausblick. In: Ingeborg Ohnheiser (Hrsg.):Wechselbeziehungen zwischen slawischen Sprachen, Literaturen und Kulturen in Vergangenheit und Gegenwart. Akten der Tagung aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Instituts für Slawistik an der Universität Innsbruck (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Slavica aenipontana).Band 4. Non Lieu, Innsbruck 1996,OCLC243829127,S. 205–219.
- Branko Tošović (Hrsg.):Die Unterschiede zwischen dem Bosnischen/Bosniakischen, Kroatischen und Serbischen. LIT, Wien 2008,ISBN 978-3-8258-0144-1 (3 Bände).
- Zum Vergleich vor allem für deutschsprachige Leser zu empfehlen sind die allgemein übertragbaren Theoriekapitel in: Ulrich Ammon:Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Das Problem der nationalen Varietäten. de Gruyter, Berlin u. a. 1995,ISBN 3-11-014753-X.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- croDict Kroatisches Wörterbuch mit serbokroatischen Wörtern
- Peter Rehder:Eintrag zur serbokroatischen Sprache in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens (PDF; 356 kB)
- Amela Osmanović:Heiße Luft, geschlagen, Artikel in der taz vom 15. Oktober 2005 zum sich entwickelnden Sprachseparatismus im serbokroatischen Raum
- Begrifflichkeiten, eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der serbokroatischen Sprache, taz vom 15. Oktober 2005
- Das Serbische und Kroatische Alphabet (englisch)
- Linkkatalog zum Thema Serbokroatistik beicurlie.org (ehemalsDMOZ)
Anmerkungen und Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
- ↑Weitere verwendete Bezeichnungen sindKroatisch oder Serbisch (hrvatski ili srpski) undSerbisch oder Kroatisch (srpski ili hrvatski),Kroatisch-Serbisch (hrvatsko-srpski) bzw.Serbisch-Kroatisch (srpsko-hrvatski).
Einzelnachweise
- ↑abUstav RBiH.pdf. (PDF) Fondacija Centar za javno pravo, 14. März 1993, abgerufen am 29. März 2017: „U Republici Bosni i Hercegovini u službenoj upotrebi je srpskohrvatski odnosno hrvatskosrpski jezik ijekavskog izgovora.“
- ↑abDaniel Bunčić:Die (Re-)Nationalisierung der serbokroatischen Standards. In: Sebastian Kempgen (Hrsg.):Deutsche Beiträge zum 14. Internationalen Slavistenkongress. Ohrid, 2008 (= Welt der Slaven).Otto Sagner, München 2008,OCLC238795822,S. 93.
- ↑Aldo Zanelli:Eine Analyse der Metaphern in der kroatischen Linguistikfachzeitschrift „Jezik“ von 1991 bis 1997 (= Studien zur Slavistik.Band 41). Dr. Kovač, Hamburg 2018,ISBN 978-3-8300-9773-0,S. 20–21: „Es kann mit Recht angenommen werden, dass es sich immer noch um eine plurizentrische Sprache handelt, da die Sprachstruktur auch nach 1990 nicht nennenswert verändert wurde.“
- ↑Wuk’s Stephanowitsch kleine Serbische Grammatik, verdeutscht und mit einer Vorrede von Jacob Grimm. Nebst Bemerkungen über die neueste Auffassung langer Heldenlieder… G. Reimer, Leipzig und Berlin 1824, S. XX.
- ↑Nina Janich,Albrecht Greule:Sprachkulturen in Europa. Ein internationales Handbuch. Narr, Tübingen 2002,ISBN 3-8233-5873-1, S. 264.
- ↑Nedad Memić:„Diese Worte sind bereits gang und gäbe.“ Zur Internationalisierung des bosnischen Wortschatzes nach der k. u. k. Okkupation. In: Clemens Ruthner, Tamara Scheer (Hrsg.):Bosnien-Herzegowina und Österreich-Ungarn 1878–1918: Annäherung an eine Kolonie. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2018, S. 359–372, hier S. 363; Alojz Ivanšević:Getrennt durch die „gemeinsame Sprache“. Sprache als Politikum in kroatisch-serbischen Beziehungen und Konflikten vor der Entstehung Jugoslawiens. In: Wolfgang Müller,Michael Portmann,Marija Wakounig (Hrsg.):Nation, Nationalitäten und Nationalismus im östlichen Europa. Festschrift fürArnold Suppan zum 65. Geburtstag. LIT Verlag, Wien 2010, S. 307–330, hier S. 328.
- ↑Snježana Kordić:Nationale Varietäten der serbokroatischen Sprache. In: Biljana Golubović,Jochen Raecke (Hrsg.):Bosnisch – Kroatisch – Serbisch als Fremdsprachen an den Universitäten der Welt (= Die Welt der Slaven, Sammelbände – Sborniki).Band 31. Sagner, München 2008,ISBN 978-3-86688-032-0,S. 93–102 (irb.hr [PDF;1,3 MB; abgerufen am 2. August 2010]).
- ↑Bernhard Gröschel:Das Serbokroatische zwischen Linguistik und Politik. Mit einer Bibliographie zum postjugoslavischen Sprachenstreit (= Lincom Studies in Slavic Linguistics.Band 34). Lincom Europa, München 2009,ISBN 978-3-929075-79-3,S. 148, 344, 349.
- ↑Enisa Kafadar:Bosnisch, Kroatisch, Serbisch – Wie spricht man eigentlich in Bosnien-Herzegowina? In: Beate Henn-Memmesheimer, Joachim Franz (Hrsg.):Die Ordnung des Standard und die Differenzierung der Diskurse. Teil 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009,OCLC699514676,S. 103 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑abRobert D. Greenberg:Language and Identity in the Balkans: Serbo-Croatian and Its Disintegration. Oxford University Press, Oxford/New York 2004,ISBN 0-19-925815-5 (englisch). Rezension: Predrag Piper, in: Acta Slavica Iaponica, 27, 201-20. Greenberg vertritt die Auffassung, ein Verbleib beim derzeitigen Status quo der Existenz verschiedener Sprachen sei sinnvoll. „... and the break-up of the unified language into two of its components – Serbian and Croatian – in itself was not surprising, given the unwillingness of both sides to give up their respective dialects, alphabets, writing systems, and approaches on issues related to vocabulary“. Greenberg 2004, S. 57, cit.n.: Rezension: Greenberg, R.D., Language and Identity..., verfasst von: Christian Voss, in: Zeitschrift für Balkanologie 42, 2006, 1+2, S. 282. Der Verfasser grenzt sich von Greenbergs These ab.
- ↑abKeith Langston, Anita Peti-Stantić:Language Planning and National Identity in Croatia. Hrsg.: Palgrave Studies in Minority Languages and Communities, Gabrielle Hogan-Brun. Palgrave Macmillan, Houndmills, New York 2014,ISBN 978-1-349-48269-6,S. 33 (springer.com [PDF; abgerufen am 28. August 2020]). :„...Where no such desire for a common linguistic- cultural identity exists, there can be no justification for insisting on the existence of a polycentric standard language as opposed to two or more independent standard languages. This, we argue, is the case with Croatian and other closely related standard varieties previously subsumed under the label ‘Serbo-Croatian’. ...“
- ↑Lewis, M. Paul (ed.), 2009. Ethnologue: Languages of the World, Sixteenth edition. Dallas, Tex.: SIL International.ISBN 978-1-55671-216-6.,Poglavlje Serbo-Croatian : A macrolanguage of Serbia (ISO 639-3:hbs)
- ↑John Frederick Bailyn:To what degree are Croatian and Serbian the same language? Evidence from a Translation Study. In:Journal of Slavic Linguistics.Band 18,Nr. 2, 2010,ISSN 1068-2090,S. 181–219 (stonybrook.edu [PDF; abgerufen am 11. Oktober 2019]): „An examination of all the major 'levels' of language shows that BCS is clearly a single language with a single grammatical system.“ online (Memento desOriginals vom 9. Oktober 2019 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/linguistics.stonybrook.edu
- ↑Nina Janich, Albrecht Greule (Hrsg.):Sprachkulturen in Europa. Ein internationales Handbuch. Gunter Narr Verlag, Tübingen 2002, S. 261.
- ↑Snježana Kordić:Pro und kontra: ‚Serbokroatisch‘ heute. In: Marion Krause,Christian Sappok (Hrsg.):Slavistische Linguistik 2002. Referate des XXVIII. Konstanzer Slavistischen Arbeitstreffens, Bochum 10.9.-12.9.2002 (= Slavistische Beiträge).Band 434. Sagner, München 2004,ISBN 3-87690-885-X,S. 102, 122 (irb.hr [PDF;4,2 MB; abgerufen am 5. Februar 2012]).
- ↑Vgl. Dalibor Brozović, “Serbo-Croatian as a pluricentric language”, in:Pluricentric languages. Differing norms in different nations. Hg. Michael Clyne. Berlin, New York 1992, S. 347–380; sowie ders., „Lingvistički nazivi na srednjojužnoslavenskom području“, in:Jezik i demokratizacija / Language and democratization, Sarajevo 2001, S. 25–32.
- ↑Dalibor Brozović, „Aktualna kolebanja hrvatske jezične norme u slavenskome i europskom svjetlu“, in:Croatica 45/46 (1997), S. 17–33, S. 19.
- ↑Snježana Kordić:Moderne Nationalbezeichnungen und Texte aus vergangenen Jahrhunderten. In:Zeitschrift für Balkanologie.Band 46,Nr. 1, 2010,ISSN 0044-2356,S. 40 (zeitschrift-fuer-balkanologie.de [abgerufen am 5. April 2013]).
- ↑ISO 639-2/RA Change Notice, Library of Congress, letzter Stand vom 7. November 2008
- ↑Snježana Kordić:Serbo-Croatian (= Languages of the World/Materials.Band 148). Lincom Europa, München 1997,ISBN 3-89586-161-8,S. 3 (englisch,Inhaltsverzeichnis (Memento vom 27. August 2012 aufWebCite) [PDF]).
- ↑Snježana Kordić:Plurizentrische Sprachen, Ausbausprachen, Abstandsprachen und die Serbokroatistik. In:Zeitschrift für Balkanologie.Band 45,Nr. 2, 2009,ISSN 0044-2356,S. 212–214 (zeitschrift-fuer-balkanologie.de [abgerufen am 3. Dezember 2012]).
- ↑Heinz-Dieter Pohl:Serbokroatisch – Rückblick und Ausblick. In: Ingeborg Ohnheiser (Hrsg.):Wechselbeziehungen zwischen slawischen Sprachen, Literaturen und Kulturen in Vergangenheit und Gegenwart. Akten der Tagung aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Instituts für Slawistik an der Universität Innsbruck (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Slavica aenipontana).Band 4. Non Lieu, Innsbruck 1996,OCLC243829127,S. 219.
- ↑Paul-Louis Thomas:Le serbo-croate (bosniaque, croate, monténégrin, serbe): de l’étude d’une langue à l’identité des langues. In:Revue des études slaves.Band 74,Nr. 2–3, 2003,ISSN 0080-2557,OCLC754204160,ZDB-ID 208723-6,ÖNB AC07247877,S. 325 (französisch,persee.fr [abgerufen am 27. April 2019]):« The intercomprehension between these standards exceeds that between the standard variants of English, French, German, or Spanish. »
- ↑Manuel Bahrer:Serbokroatisch/Kroatoserbisch: neue Deklaration über gemeinsame Sprache. In:Kosmo (Magazin). Wien 28. März 2017 (kosmo.at [abgerufen am 28. April 2019]). (archiviert auf)
- ↑Stiven Tripunovski:Gemeinsamkeit wider Willen? Sprache im südslawischen Raum. In: Heiner Grunert und Florian Kührer-Wielach (Hrsg.):Grenzen im Fluss (= Slavistische Beiträge).Band 434. Regensburg Schnell et Steiner, Regensburg 2017,ISBN 978-3-7917-2940-4,S. 30–31 (academia.edu [abgerufen am 28. April 2019]).
- ↑Trudgill, Peter:Zeit, um vier zu eins zu machen. In:The New European. 30. November 2017 (archive.org [abgerufen am 28. April 2019] englisch:Time to make four into one.).
- ↑Danko Šipka:Lexical layers of identity: words, meaning, and culture in the Slavic languages. Cambridge University Press, New York 2019,ISBN 978-953-313-086-6,S. 166,doi:10.1017/9781108685795 (englisch):“Lexical differences between the ethnic variants are extremely limited, even when compared with those between closely related Slavic languages (such as standard Czech and Slovak, Bulgarian and Macedonian), and grammatical differences are even less pronounced. More importantly, complete understanding between the ethnic variants of the standard language makes translation and second language teaching impossible.”
- ↑Ulrich Obst:Rezension des Buchs S. Kordić ‘Jezik i nacionalizam’. In:Zeitschrift für Balkanologie.Band 49,Nr. 1, 2013,ISSN 0044-2356,ZDB-ID 201058-6,S. 139–147 (zeitschrift-fuer-balkanologie.de [abgerufen am 28. April 2019]).
- ↑Norbert Mappes-Niediek:Die Sprache Serbokroatisch: Kein Narrenrabatt. In:Frankfurter Rundschau. 17. Januar 2011,ISSN 0940-6980,S. 31 (fr.de). (archiviert aufWebCite (Memento vom 5. Juli 2012 aufWebCite))
- ↑Menschen, die Frieden stiften. In:Süddeutsche Zeitung. 29. Dezember 2010, S. 2,ISSN 0174-4917 (archive.org)
- ↑Bernhard Gröschel:Das Serbokroatische zwischen Linguistik und Politik. Lincom Europa, München 2009,ISBN 978-3-929075-79-3, S. 364–367.