Sekundärrohstoff

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Sekundärrohstoffe, auchRezyklate[1] oderRecyclingrohstoffe[2] genannt, sindRohstoffe, die durch Aufarbeitung (Recycling) ausentsorgtem Material, genauer: aus den sogenannten „Wertstoffen“ in besagtem entsorgten Material, gewonnen werden. Sekundärrohstoffe dienen als Ausgangsstoffe für neue Produkte und unterscheiden sich dadurch von primären (aus der Natur gewonnenen) Rohstoffen.[3] Es handelt sich also um Stoffe, die im Rahmen derRohstoffwirtschaft in einerKaskade zum zweiten oder wiederholten Mal genutzt werden. Die Nutzung von Sekundärrohstoffen schontnatürliche Ressourcen und leistet einen Beitrag zu einernachhaltigen Entwicklung. Sekundärrohstoffe entstehen, wenn Abfall recycelt wird, nicht jedoch, wenn dieserdeponiert, energetisch verwertet oderverbrannt wird.[4][5]

Inhaltsverzeichnis

Verwendete Ausgangsstoffe

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Als Sekundärrohstoffe führt man zum Beispiel gebrauchte Verpackungen ausGlas,Kunststoff,Metall[6] oderVerbundstoffen[7][8][9] durch verschiedene Bearbeitungsverfahren wieder in Produktionsprozesse zurück. Im Bereich der Nutzungnachwachsender Rohstoffe betrifft dies vor allemPapier (→Papierrecycling) undHolz (Altholz).[10] Die Rückgewinnung vonMetallen aus dem Abfall[11] oder aus derSchlacke vonMüllverbrennungsanlagen[12] verhindert zudem die Kontaminierung desGrundwassers durch giftige Deponieabwässer. Für das Recycling vonbio-basierten Kunststoffen undnaturfaserverstärkten Kunststoffen werden Konzepte entwickelt.[13][14]

SelbstVerbrauchter Kernbrennstoff ist in gewissem Maße „recyclingfähig“. ImPUREX-Verfahren werdenPlutonium undUran zurückgewonnen, umMOX-Brennelemente zu erzeugen.Minore Actinoide undSpaltprodukte werden jedoch üblicherweise als „Atommüll“ entsorgt – trotz Preisen über 1000 $/g zum Beispiel fürAmericium.

Hintergrund Kreislaufwirtschaft

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Recycling zählt nach derAbfallvermeidung, beispielsweise durchReparatur undUmnutzung, zu den Kernprinzipien derKreislaufwirtschaft,[15] die als Gegenmodell zur Linearwirtschaft (derWegwerfgesellschaft) verstanden wird, in der Produkte nach nur einem (kurzen) Nutzungszyklus als vollständig unbrauchbar gelten. Tradiert lineare beziehungsweise einmalige Produktions- und Nutzungsprinzipien gelten vor dem Hintergrund des Versiegensfossiler Ressourcen und knapp werdender Deponiekapazitäten als nicht zukunftsfähig. Sie sollen durch eine Kreislaufwirtschaft abgelöst werden, in der lang andauernde kaskadische Nutzungen, sowie Abfall- undEmissionsvermeidung Standard sind.[16]

Interessengruppen und Vorgaben

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Umweltgruppen undUmweltverbände machen auf Probleme aufmerksam, die mit einer nicht-kaskadischen Nutzung von Ressourcen verbunden sind und fordern dabei auch den verstärkten Einsatz von Sekundärrohstoffen.[17] Häufig stützen sie sich dabei auf Erkenntnisse der Wissenschaft, beispielsweise derUmweltwissenschaften.[18] Wissenschaftler, beispielsweise aus dem Bereich derIngenieurwissenschaften[19][20] oder derLogistik,[21] arbeiten, zum Teil im Verbund mit Praktikern aus derAbfallwirtschaft, an optimierten Verfahren zur Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von Haushalts- und Gewerbeabfall als Basis der Sekundärrohstoffe[22] sowie an einer besseren Verankerung dieser Themen im Bewusstsein der Bürger.[23] Aufseiten von Industrie und Handel gibt es Initiativen und Projekte, die insbesondere für Kunststoffe auf höheren Quoten und verbesserte Qualitäten der Sekundärrohstoffe hinwirken. In derSchweiz ist das beispielsweise dieDrehscheibe Kreislaufwirtschaft,[24] inÖsterreich dieECR Austria Circular Packaging Initiative[25] inDeutschland dasForum Rezyklat oderCospatox.[26][27]

Das Recht zur Erlassung von Vorgaben für die Erfassung von Material für[28] beziehungsweise den Einsatz von Sekundärrohstoffen[29] hat der Gesetzgeber. Vereinbarungen über Qualitätsniveaus könnennormiert sein (für Altpapier zum Beispiel in derDIN EN 643).

Märkte

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Für Sekundärrohstoffe existieren Märkte.[30] Die Frage, ob eine Substanz als Sekundärrohstoff oder alsAbfall interpretiert wird, hängt auch von monetären Aspekten ab:[31] Abfallstoffe können zu Sekundärrohstoffen werden,

  • wenn der Preis eines Primärrohstoffs steigt (Beispiel: langfristiger Preisanstieg desErdöls) oder
  • wenn die Effizienz eines Recyclingverfahrens (Qualität des gewonnenen Recyclingmaterials pro eingesetztemEuro) steigt.
  • wenn neue Nutzungen für den Sekundärrohstoff aufkommen – zum Beispiel wurde durchEntdeckung der Kernspaltung die Gewinnung von Uran aus denTailings desRadium-Bergbaus des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts interessant

Literatur

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  • Natalie Rudolph, Raphael Kiesel, Chuanchom Aumnate:Einführung Kunststoffrecycling. Ökonomische, ökologische und technische Aspekte der Kunststoffabfallverwertung, Hanser-Verlag, München 2020,ISBN 978-3-446-45880-2.
  • Hans Martens:Recyclingtechnik. Fachbuch für Lehre und Praxis, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011,ISBN 978-3-8274-2640-6.

Belege

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  1. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (Hrsg.):Bewertung von Ökoinventaren für Verpackungen (Schriftenreihe Umwelt Nr. 300), Bern 1998, S. 8.
  2. Die erste Wahl: Recyclingrohstoff In: Remondis Aktuell, Nr. 1/2016, abgerufen am 14. August 2018. Siehe auchRohstoffversorgung 4.0, Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Rohstoffpolitik im Zeichen der Digitalisierung, Publikation des Bundesverbands der Deutschen Industrie vom 27. Oktober 2017, abgerufen am 15. August 2018.
  3. StichwortSekundärrohstoff In: Brockhaus Enzyklopädie online, abgerufen am 22. April 2009.
  4. Natalie Rudolph, Raphael Kiesel, Chuanchom Aumnate:Einführung Kunststoffrecycling. Ökonomische, ökologische und technische Aspekte der Kunststoffabfallverwertung, Hanser-Verlag, München 2020, S. 3,ISBN 978-3-446-45880-2.
  5. Zum Unterschied von energetischer Verwertung zur Verbrennung siehedie Erläuterung auf der Websiteumweltmanager.net (Abruf am 2. Mai 2022).
  6. Hans-Josef Endres, Madina Shamsuyeva: Kreislaufwirtschaft braucht bessere Standards. In: plastverarbeiter.de. 2. Juli 2020, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  7. Christina Haxter: Anwendungszentrum für Holzfaserforschung HOFZET. In: Fraunhofer-Institut für Holzforschung. Abgerufen am 2. Mai 2022. 
  8. Michaela Neuner, Julia Dusold: Verbundwerkstoffe: Wie das Recycling von CFK funktioniert. In: produktion.de. 12. August 2019, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  9. Am Beispiel der für Konsumenten relevanten Getränkekartons sieheFachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e. V. (FKN): Palurec GmbH. PE-Alu-Recycling gebrauchter Getränkekartons. In: getraenkekarton.de. Abgerufen am 2. Mai 2022. 
  10. Fragen und Antworten rund um das Thema Holzrecycling und Altholz. In: sonnenseite.com. 7. Januar 2015, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  11. EuRIC AISBL: Fakten Metallrecycling. In: euric-aisbl.eu. Abgerufen am 2. Mai 2022 (S. 7). 
  12. Katharina Grimm: „Wir haben im Restmüll sogar schon Goldmünzen gefunden“. In: Stern. 17. April 2018, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  13. Lisa Mundzeck, Andrea Siebert-Raths: Biobasierte Kunststoffe: Definitionen, Anwendungsbereiche, Potenziale und Forschung. In: trendreport.de. 23. März 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  14. Olaf Ludwig, Matthias Bruchmüller, Jasmin Bauer, Charlotte Mämpel: Untersuchungen zur Recyclingfähigkeit naturfaserverstärkter Kunststoffe und deren Auswirkung auf die mechanischen Eigenschaften. In: cluster-thueringen.de. 16. März 2018, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  15. Michael Jedelhauser: Kreislaufwirtschaft. Weniger Müll, weiterverwenden und recyceln. In: nabu.de. NABU, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  16. Jan Tolzmann: Deshalb ist die Kreislaufwirtschaft so wichtig. In: Quarks. WDR, 24. Februar 2022, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  17. Für das Beispiel Kunststoffe siehe:a tip: tap e. V.,Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND),Greenpeace e. V. u. a.: Wege aus der Plastikkrise: Forderungen der deutschen Zivilgesellschaft. In: exit-plastik.de. November 2021, abgerufen am 2. Mai 2022 (Dritte, korrigierte Ausgabe). 
  18. Siehe zum Beispiel dasBMBF-RahmenprogrammForschung für nachhaltige Entwicklung (FONA)Rohstoffeffizienz und Kreislaufwirtschaft. In: fona.de. 9. Februar 2022, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  19. Ingenieurwissen gegen Müllberge. In: gruene-arbeitswelt.de. Wissenschaftsladen Bonn e. V., abgerufen am 2. Mai 2022. 
  20. Jule Ahles: Trennungsgrund Müll. In: Audimax. 26. Oktober 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  21. Entsorgungslogistik: Mehr als nur Müllbeseitigung. In: Bundesvereinigung Logistik online. 21. Dezember 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  22. Beispiel für Abfalltrennung:Der intelligente Abfallstreuer. In: Technische Hochschule Köln (online). Februar 2020, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  23. The Waste Citizen. In: Manchester Metropolitan University (online). Archiviert vom Original am 21. Januar 2022; abgerufen am 2. Mai 2022 (englisch). 
  24. David Vonplon: Plastikabfälle sollen nicht länger verbrannt werden – schon nächstes Jahr soll ein landesweites Sammelsystem kommen. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. März 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  25. Ekart Kuhn, Rudolf Behrens:Plastik reduzieren und recyclen.Lebensmittel Zeitung, 28. Februar 2020.
  26. Horst Wenzel:Die Kreislaufwirtschaft kommt voran.Lebensmittel Zeitung, 30. Dezember 2021.
  27. Zu weiteren Initiativen sieheEva Middendorf: Übersicht: Das sind die wichtigsten Initiativen zur Kreislaufwirtschaft im Kunststoffsektor. In: chemietechnik.de. 14. Oktober 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  28. FürHamburg siehe etwa dieAltpapierverordnung.
  29. Neue EU-Verpackungsrichtlinie auf dem Weg. In: Zeitung für kommunale Wirtschaft. 27. September 2021, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  30. Siehe für Altglas zum BeispielGlobal Recovered Glass Market Report 2022 Top Industry Research Analysis and Forecast 2029 By Type, Application, Region and History 2016-2021, aufgerufen am 4. März 2022. Für Rezyklate siehe zum BeispielRöchling Stiftung: Wertsachen. Warum der Markt für recycelten Kunststoff nicht rund läuft … und wie sich das ändern könnte. In: polyproblem.org. Dezember 2020, abgerufen am 2. Mai 2022. 
  31. Nadine Buschow, Iswing Dehne, Nadja von Gries, Rüdiger Oetjen-Dehne, Joachim Sanden, Henning Wilts:Entwicklung von Instrumenten und Maßnahmen zur Steigerung des Einsatzes von Sekundärrohstoffen – mit Schwerpunkt Sekundärkunststoffe (Texte 65/2016, Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Forschungskennzahl 3712 33 340, UBA-FB 002343), Dessau-Roßlau, September 2016, S. 143–152, ISSN 1862-4804.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4121651-9(lobid,OGND,AKS)
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