Seesterne

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Seestern ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu weiteren Bedeutungen vonSeestern undSeesterne sieheSeestern (Begriffsklärung).
Seesterne

DerKammsternAstropecten aranciacus

Systematik
ohne Rang:Gewebetiere (Eumetazoa)
ohne Rang:Bilateria
Überstamm:Neumünder (Deuterostomia)
Stamm:Stachelhäuter (Echinodermata)
Unterstamm:Eleutherozoen (Eleutherozoa)
Klasse:Seesterne
Wissenschaftlicher Name
Asteroidea
de Blainville, 1830

Seesterne (Asteroidea; abgeleitet vonaltgriechischἀστήρastḗrStern“ undεἶδοςeídos „Form, Gestalt“) sind eineKlasse vonEleutherozoen innerhalb desStamms derStachelhäuter. Weltweit sind gut 1.800rezente Seesternarten bekannt[1], womit sie innerhalb der Stachelhäuter (Echinodermata), nach denSchlangensternen (Ophiuroida), gemeinsam mit denSeegurken (Holothuroidea) die zweitgrößte Tiergruppe bilden.

Inhaltsverzeichnis

Morphologie

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Eidonomie

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Die Körpergrundgestalt ist ein meist fünfarmiger Stern, dessen Arme zu den Spitzen hin gleichmäßig schlanker werden. Bei vielen Arten können dieInterradien (Bereich zwischen den Armen) derartig breit werden, dass ein Fünfeck entsteht. Dieses kann hochgewölbt und kissenartig (Culcita) oder extrem flach sein (Anseropoda placenta). Auch fast kugelige Formen sind möglich. So ähneln Vertreter der GattungPodosphaeraster einem stachellosen Seeigel. Andererseits erinnern Arten der GattungenLabidiaster,Brisinga undFreyella mit ihren drehrunden, gleichmäßig dünnen langen Armen und einer abgesetzten zentralen Körperscheibe anSchlangensterne. Die Körpergröße reicht von 1 cm beiAsterina phylactica bis über 1 m beiFreyella remex, liegt jedoch mehrheitlich um 20 cm. Etliche Seesterne besitzen mehr als 5 Arme. Bei denSonnensternen (Solasteridae) ist die Zahl altersabhängig.Crossaster papposus hat 8 bis 15 Arme, Arten der GattungHeliaster über 40 und in der GattungLabidiaster kommen 25 bis 50 Arme vor. Die Zahl der Arme kann auch innerhalb einer Art variieren. So können bei der ArtOreaster reticulatus vier-, sechs- und siebenarmige Exemplare auftreten.[2]

Anatomie und Sinnessysteme

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An der Unterseite der Arme befinden sich zahlreiche demAmbulacralsystem zugehörige Füßchen, die der Fortbewegung dienen. Dabei streckt sich eine Gruppe der beweglichen Füße in die gleiche Richtung vor, heftet sich an der Unterlage fest und verkürzt sich dann wieder. Bei dieser Verkürzung wird der Körper des Tieres nachgezogen, zwar nicht schnell, aber gewandt und gleichmäßig.

An der Oberseite des Seesterns sind deutlich zahlreiche kleine Knoten und Unebenheiten fühlbar. Diese gehen aus wirbelartig verbundenen Kalkplättchen unter der Haut hervor. Die Kalkplättchen bilden das Hautskelett des Tieres. Da die Plättchen aber trotz der Verbindung gegeneinander verschiebbar sind, behält der Seestern seine Beweglichkeit.

Seesterne besitzen wie andere Stachelhäuter einen zentralen Nervenring um die Mundscheibe. Von diesem Ring ziehen radiäre Nervenstränge in die Arme. Seesterne haben keine Augen, mit denen sie Objekte erkennen oder identifizieren könnten; an den Spitzen ihrer Arme befinden sich jedoch mehrere Lichtsinneszellen, um Helligkeitsunterschiede in ihrer Umgebung wahrnehmen zu können. Parallel dazu verläuft in den Armen das strickleiterartige motorische Nervensystem. Der dänische Meeresbiologe Anders Garm hält die gebündelten Lichtsinneszellen einiger Arten für primitive Versionen vonFacettenaugen.[3] Seesterne besitzen auchChemorezeptoren auf der Haut, mit denen sie Beute in der Nähe erkennen können. Sie können ferner denGradienten des Salzgehalts des Wassers erkennen und sich in den Bereich bewegen, in dem sie vorzugsweise leben.[4]

Ernährung

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Pisaster ochraceus beim Öffnen einer kalifornischenMiesmuschel (Mytilus californianus)

In den gemäßigten Breiten lebt ein Großteil der Seesterneräuberisch oder vonAas, während es in den Tropen und Subtropen auch viele Detritus-, Algen- und Schlammfresser gibt, so dieKissensterne, diePurpursterne (FamilieEchinasteridae) und dieKometensterne (GattungLinckia). Die räuberischen Seesterne fressen vor allem langsame undsessile Tiere wieWeichtiere (Muscheln,Schnecken,Grabfüßer),Krebse (insbesondereRankenfußkrebse),Vielborster,Stachelhäuter (Seewalzen, Seesterne,Schlangensterne,Seeigel),Nesseltiere (Seeanemonen,Korallen),Schwämme,Moostierchen undSeescheiden, während manche Arten (Stylasterias forreri,Astrometis sertulifera undLabidiaster annulatus) mit Hilfe ihrerPedicellarien selbstZehnfußkrebse undFische erbeuten. Viele Seesternarten, darunter die kalifornische ArtPisaster ochraceus, bilden als annäherndeSpitzenprädatoren ein wichtiges Glied im Nahrungsgefüge.

In der Körpermitte befindet sich auf der Unterseite der Tiere dieMundöffnung. DerMagen ist bei vielen räuberischen Arten wie denAsteriidae oder denSonnensternen ausstülpbar und wird in die als Futter dienenden Muscheln eingeführt, wobei die Füßchen die Muschelschalen mit einer Kraft von bis zu 50 Newton auseinanderspreizen. Somit findet dieVerdauung bei diesen Arten außerhalb des Körpers statt (extraintestinale Verdauung). Wenn die Beute vorverdaut ist, zieht der Seestern den Magen mit Nahrungsbrei wieder ins Innere zurück. DieKammsterne verschlucken dagegen ihre meist kleineren Beutetiere als Ganzes, oft in sehr großer Zahl. Bei diesen Arten wird ebenso wie bei vielen Detritus-, Algen- und Schlammfressern die Nahrung im Magen verdaut (intraintestinale Verdauung).

Fortpflanzung

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„Kometenform“ vonLinckia guildingi

Seesterne sind vorwiegend getrenntgeschlechtlich und zeigen keinenSexualdimorphismus. Mehrere Arten sindHermaphroditen, so ist etwaAsterina gibbosaprotandrisch, aber auch simultane Zwitter sind bekannt (Asterina minor undAsterina phylactica). In Populationen vonEchinaster sepositus an der italienischen Küste treten bis zu 23 % Zwitter auf. Die Befruchtung findet in der großen Mehrzahl der Fälle extern im freien Meerwasser statt, und die Entwicklung läuft über eine alsPlankton von Mikroorganismen lebende, frei schwimmendeBipinnaria-Larve und sodann eineBrachiolaria-Larve ab, die sich mit einer Haftscheibe am Substrat festsetzt und dieMetamorphose zum juvenilen Seestern vollzieht. BeiAsterina gibbosa ernähren sich die Embryonen dagegen vonEidotter und schlüpfen direkt als Brachiolaria. Die kleineAsterina phylactica brütet ihre Jungen sogar aus, die erst als fertige Seesterne ihr Muttertier verlassen. Dieses stirbt bald darauf.

Es existiert auch eineungeschlechtliche Vermehrung von Seesternen. Durch Querteilung entstehen oft Regenerationsformen („Kometenformen“), bei denen ein oder mehrere große Arme den kleineren, erst neu gebildeten gegenüberstehen. Bei Arten der GattungLinckia ist diese Vermehrungsart so häufig, dass innerhalb einer Population weniger als 10 % symmetrisch gebildete Seesterne vorkommen.[5]

Verbreitung

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Tote Seesterne am Strand derOstsee, 2018

Seesterne besiedeln weltweit dasmarineBenthal von der Gezeitenzone bis in die Tiefsee. Vertreter der GattungHymenaster wurden imPhilippinengraben bis in eine Tiefe von 10.000 Metern nachgewiesen. Das größteGenzentrum der Seesterne findet sich im Schelfmeer der nordostpazifischen Küste Amerikas vonSan Francisco überAlaska bis zu denAleuten,Kurilen und der InselSachalin. Dort kommen mehr Arten vor als in allen restlichen Verbreitungsgebieten. Ein zweites Genzentrum befindet sich im indonesisch-philippinisch-australischen Raum, wobei besonders Australien und Neuseeland durch vieleEndemiten gekennzeichnet sind. In den polaren Meeren, besonders in der Antarktis, sind die Seesterne die bedeutendste Gruppe derMakrofauna im Seichtwasser.[2]

Gefährdung

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Seesternsterben an der Pazifikküste wurden seit den 1970er Jahren immer wieder beobachtet. 2013 beunruhigte ein umfangreichesMassensterben an der gesamtennordamerikanischenWestküste. Es trat übergreifend bei ca. 20 Arten auf und stellte eine große Bedrohung für die marineNahrungskette dar.[6] Besonders betroffen waren die großen Sonnensterne. Ursache war offensichtlich ein Virus. Manche Tiere überlebten das tagelange Siechtum, bei dem zuerst die Arme abfielen; oft wuchsen Arme wieder nach. 2015 gab es ein Seesternsterben in der Nordsee. Diese Seesterne wurden jedoch in intaktem Zustand angespült; Ursachen hierfür waren wohl niedriger Wasserstand und Gezeiten, wodurch die zu dieser Zeit auf den Muschelbänken wandernden Seesterne abtrieben.[7] Auch zur Jahreswende 2024/25 wurde an den Stränden der InselSylt wegen starken Wellengangs ungewöhnlich viele Seesterne angeschwemmt. Experten hielten die große Zahl für ein "gutes Zeichen", das auf einen hohen Bestand hinweise und sprachen von einem "Festessen für die Vögel".[8]

Seesterne und der Mensch

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Seesterne besitzen einen gewissen Handelswert. In Teilen Asiens (z. B. China und Japan) werden Seesterne gegessen oder Gerichte damit dekoriert. InDänemark werden Vertreter der GattungAsterias als Bestandteil vonGeflügelfutter verwendet, das ansonsten hauptsächlich aus Fisch besteht. DieIndianer vonBritish Columbia und diealten Ägypter benutzten sie alsDüngemittel. Einige Firmen verkaufen Seesterne an Sammler und als biologisches Anschauungsmaterial an Schulen. Auch alsSouvenir werden sie gehandelt.[9]

Systematik

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Protoreaster linckii, ein Vertreter der Valvatida
Vertreter der Brisingida leben als Filtrierer in der Tiefsee

Die Aufteilung in sieben rezente Ordnungen folgt Blake mit Modifikationen nach Mah und Foltz. Die systematische Einordnung derConcentricycloidea ist noch nicht vollständig geklärt, aktuell werden sie meist als Schwestergruppe der Seesterne (Asteroida) angesehen. Alternativ könnten sie nach aktueller Diskussion jedoch auch in die zu den Seesternen gehörenden Velatida eingeordnet werden. Die Tiefseearten der Notomyotida wurden den Paxillosida untergeordnet.[10]

  • Forcipulatida
    Kennzeichnend für diese Gruppe sind gestielte gerade und gekreuzte Pedicallarien am ganzen Körper; ein netzförmiges Skelett; keine Randplatten; keine Paxillen; kleines Zentrum; Arme im Querschnitt oft rundlich; meist vier Füßchenreihen
  • Brisingida
    Die Arten dieser Gruppe leben fast ausschließlich in der Tiefsee (vor allem im Ostpazifik, bei Neuseeland und in der Karibik in etwa 2000 Meter Tiefe) und besitzen viele gekreuzte Pedicellarien. Vom scheibenförmigen Zentralkörper entsprießen 6 bis 18 oft sehr lange bestachelte Arme. Die Arme haben meist nur zwei Reihen von Füßchen.
  • Spinulosida
    Bei den Spinulosida sind die Arme vom Zentrum weg etwa gleich dick. Sie besitzen keine Pedicellarien.
  • Valvatida
    Vertreter dieser Gruppe sind häufig steife pentagonartige Formen mit wenig großen Randplatten und oft sitzenden Pedicellarien. Die Füßchen haben Saugscheiben.
  • Paxillosida
    Bei Arten dieser Ordnung handelt es sich um typische Weichbodenbewohner mit Ambulacralfüßchen ohne Saugscheibe und meist geteilten Ampulle. Sie haben meist keine Afteröffnung und der Magen ist nicht vorstülpbar. Die Aboralfläche ist mit Paxillen bedeckt.
  • Velatida
    Bei dieser Gruppe sind die Ambulacralstachel oft von der Körperdecke membranös verbunden.
  • Concentricycloidea

Literatur

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  • Alfred Goldschmid:Echinodermata, Stachelhäuter. In: Wilfried Westheide, Reinhard Rieger (Hrsg.):Spezielle Zoologie. Teil 1:Einzeller und Wirbellose Tiere. 1. Auflage, korrigierter und ergänzter Nachdruck. Springer Spektrum, Berlin / Heidelberg 2004,ISBN 3-8274-1482-2.
  • Steven Mark Freeman:Asteroidea. In: Michael Hutchins, Dennis A. Thoney, Neil Schlager (Hrsg.):Grzimek’s Animal Life Encyclopedia. Second Edition. Volume 1: Lower Metazoans and Lesser Deuterostomes, 2003, S. 367–370,ISBN 0787653624

Einzelnachweise

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  1. World Asteroidea Databasedoi:10.14284/653World Register of Marine Species, abgerufen am 5. Januar 2025
  2. abGoldschmid, Alfred:Echinodermata, Stachelhäuter. S. 804.
  3. Debora Mackenzie:Starfish eyes are good enough to show them the way home auf newscientist.com, 5. Juli 2013.
  4. Seesterne (Asteroide) auf virtue-s.eu (Universität Göteborg)
  5. Goldschmid, Alfred:Echinodermata, Stachelhäuter. S. 808–810.
  6. Jens Schmitz:Massenhaftes Seesternsterben: Ist die Wassererwärmung schuld?.Badische Zeitung, 3. November 2014
  7. Daniel Lingenhöhl:Was verursacht das Seestern-Sterben an der Nordseeküste? in www.spektrum.de, 9. Januar 2015.
  8. NDR aktuell:Tote Seesterne auf Strand von Sylt angeschwemmt, 6. Januar 2025https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Tote-Seesterne-auf-Strand-von-Sylt-angeschwemmt,seestern130.html
  9. Freeman, Steven Mark:Asteroidea. S. 370.
  10. Christopher L. Mah, Daniel B. Blake:Global diversity and phylogeny of the Asteroidea (Echinodermata). In:PLoS ONE.Band 7,Nr. 4, 2012,S. e35644,doi:10.1371/journal.pone.0035644,PMID 22563389,PMC 3338738 (freier Volltext) – (englisch). 

Weblinks

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Commons: Seesterne – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Seestern – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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