DerSchwarzenbergplatz ist einer der bekanntesten Plätze imWiener Stadtzentrum. Hier grenzen (im Uhrzeigersinn) die GemeindebezirkeInnere Stadt,Landstraße undWieden aneinander.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hatte das Areal des heutigen Schwarzenbergplatzes Anteil am südlichenGlacis. Diese militärisch defensive Freifläche war derStadtmauer vorgelagert und wurde vom (offenen)Wienfluss durchzogen. Nach dem Abriss der Stadtmauer (1858–1863) standen in ihrem ringförmigen Bereich und auf dem vorgelagerten Glacis sehr große Flächen zur Bebauung zur Verfügung. Ähnlich denRingstraßenpalais wurden auch auf diesem Bauerwartungsland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Prachtbauten errichtet.
1861 beschloss KaiserFranz Joseph I., dem 1813 in derVölkerschlacht bei Leipzig siegreichen FeldherrnKarl Philipp Fürst zu Schwarzenberg hier ein Denkmal errichten zu lassen. Für das Monument fand die militärisch angelegte Grundsteinlegung am 18. Oktober 1863 statt[1], dem 50. Jahrestag der Völkerschlacht. Das Reiterstandbild schuf der Dresdner BildhauerErnst Hähnel (1811–1891). Das in jenen Tagenästhetisch wie historisch nicht unumstrittene Denkmal[2] wurde am 20. Oktober 1867 feierlich enthüllt.[3] (Der Jahrestag der Völkerschlacht, der 18. Oktober, war aus politischer Rücksicht nicht wahrgenommen worden.)[4]
1865 wurde der Wien-Fluss hier überbrückt. Stadtauswärts begann an der Schwarzenbergbrücke derRennweg, die alte Ausfallstraße, und führte nach Südosten, nach Ungarn. Später begann nach der Brücke auch die Prinz-Eugen-Straße, die das Stadtzentrum mitSüdbahnhof und Ostbahnhof, dem heutigenHauptbahnhof, verbindet. In der Aufgabelung zu dieser Straße und zum Rennweg liegt dasPalais Schwarzenberg, gefolgt vomSchwarzenberggarten und demBelvederegarten.
Die Brücke wurde 1895 abgebrochen, weil von diesem Jahr bis 1902 derWienfluss eingewölbt wurde. Entlang des südlichen Ufers derWien wurde bis 1898 die Wientallinie derStadtbahn gebaut und ebenfalls eingewölbt. Darüber verläuft heute die Lothringerstraße.
Anlässlich des Baus derI. Wiener Hochquellenwasserleitung wurde vor dem Palais Schwarzenberg (auf einem Areal, das damals noch nicht zum Schwarzenbergplatz zählte) derHochstrahlbrunnen errichtet. Er wurde am 24. Oktober 1873 mit einer Zeremonie eröffnet, der Kaiser Franz Joseph I. beiwohnte.
Die Bedeutung des Ensembles mit der Reiterstatue hatte eine Umbenennung zur Folge: Die seit etwa 1870 von der Seilerstätte stadtauswärts bis zum Wienfluss verlaufende Schwarzenbergstraße wurde 1880 in ihrem südlichen Abschnitt, zwischenRingstraße und Lothringerstraße, inSchwarzenbergplatz umbenannt. 1904 wurde der Platz südlich bis zum Palais Schwarzenberg erweitert.[5] Die Angabe, die Schwarzenbergstraße habe sich zuvor bereits bis zum Palais Schwarzenberg erstreckt, harmoniert nicht mit historischen Stadtplänen und Adressbüchern.
Hinter dem Hochstrahlbrunnen beziehungsweise südlich davon wurde im August 1945, unmittelbar nach Ende desZweiten Weltkrieges, von derRoten Armee dasHeldendenkmal (im Volksmund:Russendenkmal) enthüllt. Bis 1956 war dort auch ein sowjetischer JagdpanzerSU-100 aufgestellt.[6] Während derBesatzungszeit wurde der südliche Teil des Schwarzenbergplatzes am 12. April 1946 inStalinplatz umbenannt und behielt diesen Namen bis zum 18. Juli 1956[5]. ImHaus der Industrie, damalsStalinplatz 4, befand sich bis 1955 der Sitz desAlliierten Rates der vier Besatzungsmächte.
In den Jahren 2003 und 2004 wurde der Schwarzenbergplatz nach einem Konzept des spanischen ArchitektenAlfredo Arribas neu gestaltet und zusätzlich mit im Boden eingelassenen Beleuchtungselementen ausgestattet, die verschiedene Lichteffekte darstellen. Im Zuge des Umbaus wurden die bis dahin vorhandenen kleinen Grünflächen entfernt, was auch kritisiert wurde.[7] Besonders starke Vorbehalte gab es, als die großteils noch vorhandenen schlanken Lichtmasten von 1904 durch Beleuchtungskörper ersetzt wurden, die Kritiker als plump und klobig empfanden.[8] Die vorherige Konzeption der Gemeinde Wien hatte die vollständige Wiederherstellung der historischenJugendstil-Beleuchtungskörper vom Typus „Bischofsstab“ vorgesehen.[9] Im Jahr 2016 waren viele der 300 im Boden eingelassenen, per Computer angesteuerten Effektleuchten nicht mehr funktionstüchtig. Der Rückbau der veralteten Technik, die nur in den ersten Jahren gewartet wurde, steht zur Diskussion.[10]
Unter dem Schwarzenbergplatz verlaufen nicht nur der Wienfluss und dieU-Bahn-Linie U4, hier befand sich einst auch dieZwingburg, ein Unterschlupf fürObdachlose undStrotter, die sich in dieWiener Kanalisation zurückzogen.
Der Schwarzenbergplatz wurde schon bald nach seiner Errichtung ein wichtigerVerkehrsknoten. 1873 führten von hier aus Linien der Pferde-Tramway nachFavoriten undSankt Marx. 1901 wurde die nach Sankt Marx führende Linie bis zumWiener Zentralfriedhof verlängert und bald darauf elektrifiziert. Seit 1907 fährt dieStraßenbahnlinie 71 auf dieser Strecke. Sie wurde im Dezember 2012 vom Schwarzenbergplatz über dieRingstraße verlängert.[11]
Der Schwarzenbergplatz wird weiters von der Straßenbahnlinie D, der Verbindung vom Stadtzentrum zum 2010 abgetragenenSüdbahnhof, seit Dezember 2012 zum neuenHauptbahnhof (Ostseite), seit 2019 bis zurAbsberggasse inFavoriten, und von der Linie 2 (befährt den an den Platz angrenzenden Abschnitt derRingstraße) sowie von den City-Buslinien 2A und 4A angefahren. Außerdem halten hier einige Linien desNachtbusverkehrs.
Für den Straßenverkehr beginnt am südöstlichen Ende des Schwarzenbergplatzes derRennweg, die historische Ausfallstraße Wiens RichtungPressburg undBudapest. Südwestlich zweigt vom Platz die Prinz-Eugen-Straße zumBelvedere und zumGürtel ab. Im Mittelteil des Platzes kreuzt die Lothringerstraße (siehe auchZweierlinie), Verbindung vomKarlsplatz zumStadtpark auf dem eingewölbtenWienfluss, den Platz. Am nördlichen Platzende bildenKärntner Ring undSchubertring Teile der den historischen Stadtkern umgebenden Ringstraße.
Seit Jahren dient der Schwarzenbergplatz – auf der Freifläche vor dem Brunnen – als Treffpunkt für dieCritical-Mass-Radfahrt: einmal im Monat Freitag abends.
Im Sommer 2016 wurde eine elektrisch gepumpte stehendeSurfwelle mit 1,4 m Höhe für Publikum gegen Entgelt und als Werbevehikel für den Mobilfunkanbieter 3 betrieben.[12][13]
Die Gebäude, die an den Platz angrenzen, sind amtlich im Uhrzeigersinn, beginnend beim zentrumsnächsten Punkt, Ecke Schubertring, nummeriert und werden hier auch in dieser Reihenfolge angeführt.[14] Bevor 1904 der südlich angrenzende Straßenraum einbezogen wurde, gab es am Schwarzenbergplatz nur sechs Hausnummern, auf beiden Seiten je drei zwischen Ring und Lothringerstraße. (Die heutige Nr. 17 war damals Nr. 6.)[15]
1863 wurdeHeinrich Ferstel mit dem Bau von zwei Palais beauftragt. Das fürErzherzog Ludwig Viktor von 1864 bis 1866 errichtetePalais Erzherzog Ludwig Viktor an der (östlichen) Ecke zum Schubertring (1. Bezirk) wurde etwa um 1900 renoviert, 1910 vom Staat angekauft und beherbergte 1911–1939 das Militärkasino. Heute nützen dasBurgtheater als SpielstätteKasino am Schwarzenbergplatz (seit 1981), derVerein der Alt-Neustädter (= der Absolventen derMilitärakademie inWiener Neustadt) sowie die Offiziersgesellschaft das Gebäude. Das erwähnte zweite Palais baute Ferstel genau gegenüber, auf Nr. 17, und stimmte die Fassaden beider Bauwerke aufeinander ab.
Von den ArchitektenAugust Schwendenwein undJohann Romano wurde das 1869 fertiggestelltePalais Wiener von Welten an der östlichen Platzseite (1. Bezirk) fürEduard Wiener von Welten entworfen. Im Vorgarten des Palais befindet sich der kleinste Weingarten Wiens, im Palais das Spanische Kulturinstitut.
Das Administrationsgebäude derk.k. priv. österreichischenStaats-Eisenbahn-Gesellschaft (einer privaten österreichischen Bahngesellschaft, die erst 1909 verstaatlicht und in dieStaatsbahnen integriert wurde) Ecke Lothringerstraße (östliche Seite, 1. Bezirk) wurde 1868–1870 nach Plänen vonHeinrich Ferstel errichtet. Nach einem Bombentreffer 1945 brannte das Gebäude aus, wurde 1950 abgetragen und erst 1983 durch einen Neubau mit historisierender Fassade nach Plänen vonGeorg Lippert ersetzt. Das HausSchwarzenbergplatz 3 ist heute Sitz der Europazentrale der russischenSberbank.
Ecke Lothringerstraße entstand an der südöstlichen Platzseite (3. Bezirk) in den Jahren 1907 und 1908 (Aufschrift am Gebäude) nach Plänen vonKarl König dasspäthistoristischeHaus der Industrie, das bis heute Sitz der österreichischenIndustriellenvereinigung ist. 1945–1955 tagte hier dieAlliierte Kommission für Österreich. Sie trat zuletzt am 27. Juli 1955, dem Tag des Inkrafttretens desösterreichischen Staatsvertrags, zusammen und hielt aus diesem Anlass die letzte alliierte Militärparade vor dem Haus ab, bevor die Besatzungstruppen der vier Mächte bis Oktober 1955 das Land verließen.
Am Beginn des Rennwegs (3. Bezirk) befand sich das kurz vor 1914 errichtetePalais Pollack-Parnau. Es gehörte der jüdischen Industriellenfamilie Pollack von Parnau, die 1938 von den Nazis vertrieben wurde, das Gebäude wurde„arisiert“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais durch Bombenangriffe schwer beschädigt, die Familie verkaufte später die Ruine. In den 1950er Jahren entstand ein Bürohaus vonSteyr Daimler Puch, das nach 2000 von einem modernen Stahl- und Glasbau ersetzt wurde, der tiefer in den Platz gestellt ist.[16]
ImPalais Fanto, dem ehemaligen Gebäude des österreichischen Branntweinmonopols, dem 1917 / 1918 vonErnst Gotthilf und Alexander Neumann[17] erbauten Eckhaus zwischen Daffingerstraße und Zaunergasse (3. Bezirk), befindet sich unter anderem dasArnold Schönberg Center.
In diesem Gebäude am Anfang des Rennwegs (3. Bezirk) befand sich bis 2013 das „Stadtkino“, ein nichtkommerzielles Kino (Tochtergesellschaft derViennale), weiters besteht hier der in Wien bekannte Frisiersalon Bundy & Bundy. Ein Kino (früherSchwarzenbergkino bzw.Kammerlichtspiele) bestand hier bereits seit 1916. Ende 2012 schloss dasKünstlerhaus Wien mit der Viennale einen Vertrag für 20 Jahre, dem zufolge das Stadtkino diesen Standort aufgab und seit September 2013 als „Stadtkino im Künstlerhaus“ beimKarlsplatz betrieben wird.[18]
DasPalais Schwarzenberg entstand lang vor der Anlage des Schwarzenbergplatzes am Fuß eines Hügels, der bis zumLandstraßer Gürtel reicht und zum Teil vom Garten des Palais eingenommen wird. Das Palais im 3. Bezirk, zwischen Rennweg und Prinz-Eugen-Straße, ist heute erst aus der Nähe richtig zu sehen, da es sich – vom Stadtzentrum aus gesehen – hinter dem Hochstrahlbrunnen und dem Heldendenkmal „verbirgt“ und außerdem durch einen großen Vorplatz mit Nebengebäuden vom Platz abgerückt ist.
DerHochstrahlbrunnen, errichtet 1873, und dasHeldendenkmal der Roten Armee dahinter, errichtet 1945, befinden sich im 3. Bezirk zwischen den Gebäuden Nr. 8 und Nr. 11 und vor dem Gebäude Nr. 9.
Im ehemaligen Wohnhaus Gutmann, 1875 / 1876 Ecke Gußhausstraße (4. Bezirk) nach Plänen vonHeinrich Claus und Joseph Groß erbaut, hat dieEU ihreEuropean Union Agency for Fundamental Rights, kurz FRA (Fundamental Rights Agency), untergebracht. In den Jahren des Zweiten Weltkriegs war hier der Sitz des Luftgaukommandos. Nach dem Auszug des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau wurde das Gebäude 1952 von der sowjetischen Besatzungsmacht als „deutsches Eigentum“ beschlagnahmt. Von 1953 bis 1957 befand sich hier die Parteizentrale der Kommunistischen Partei Österreichs. Von 2001 bis 2007 war hier das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien während der Generalsanierung des Justizpalastes untergebracht.
Das Gebäude derFranzösischen Botschaft wurde 1904–1912 nach Entwürfen des Pariser ArchitektenGeorges Chedanne an der westlichen Platzseite (4. Bezirk) zwischen Technikerstraße und Brucknerstraße, nahe dem Beginn der Prinz-Eugen-Straße, freistehend errichtet. Es stellt, auch mit seiner Innenarchitektur, ein Hauptwerk des „Art Nouveau“ außerhalb Frankreichs dar[19].
Das vonErnst Gotthilf undOskar Neumann inneobarockem Stil entworfene und von Anbeginn als Bürohaus konzipierteHaus der Wiener Kaufmannschaft an der westlichen Platzseite, Ecke Lothringerstraße (4. Bezirk), wurde am 7. November 1903 von Kaiser Franz Joseph I. feierlich eröffnet. Heute sind darin folgende Sparten derWirtschaftskammer Wien untergebracht: Handel; Transport und Verkehr; Information und Consulting.
Zwischen den Gebäuden Nr. 14 und Nr. 15, an der Kreuzung mit der Lothringerstraße (1. Bezirk), wurde 1906 vonRichard Kauffungen ein Bronzestandbild des BildhauersGeorg Raphael Donner (1692–1741) errichtet. Im Zweiten Weltkrieg abgetragen, wurde das Denkmal 1947 wieder errichtet.
DasPalais Ofenheim für den Eisenbahnindustriellen Viktor Ofenheim Ritter von Pontreuxin an der nordwestlichen Ecke der Kreuzung mit der Lothringerstraße (1. Bezirk) wurde 1868 nach Entwürfen der ArchitektenAugust Schwendenwein undJohann Romano errichtet und hatte bis 1904 die Nr. 4. Es befindet sich seit 1931 im Besitz derZürich Versicherung Österreich, die es als Bürohaus nutzt.
Das Gebäude wurde 1868 errichtet und hatte bis 1904 die Nr. 5.
Das vom IndustriellenFranz von Wertheim in Auftrag gegebenePalais Wertheim an der Ecke zum Kärntner Ring 18 (1. Bezirk) wurde 1868 vonHeinrich Ferstel als Pendant zum Palais auf Nr. 1 fertiggestellt. Es hatte bis 1904 die Nr. 6 und wurde 1910 in ein Wohn- und Bürogebäude umgewandelt. Am 27. Juli 1978 eröffnete im Parterre des Palais die erste österreichischeMcDonald’s-Filiale. Zuvor war im Ecklokal seit 1870 die Apotheke „Zum goldenen Adler“ betrieben worden, die 1893 im Branchenverzeichnis als „English & foreign chemist“ beworben wurde, alle englischen und französischen Präparate führte und 1911 in das gegenüberliegende Haus Kärntner Ring 17 übersiedelte, wo sie bis heute besteht.[15]
48.19861111111116.376111111111Koordinaten:48° 11′ 55″ N,16° 22′ 34″ O