Schneizlreuth gehört zum RegierungsbezirkOberbayern im FreistaatBayern. Die Gemeinde liegt imLandkreis Berchtesgadener Land und ist umgeben von Bergen derBerchtesgadener undChiemgauer Alpen. Die größten Fließgewässer im Gemeindegebiet sind dieSaalach und ihr Seitenbach, derWeißbach. Der Weißbach verengt sich zwischen den Gemeindeteilen Weißbach und Schneizlreuth parallel zurBundesstraße 305 verlaufend zur 500 Meter tiefen Weißbachschlucht. DieseKlamm ist ein beliebtes Wandergebiet. Westlich des Ortes liegt mit demNaturwald Kraxenbach eines der größten Waldschutzgebiete Deutschlands.
Die Gemeindeteile Baumgarten und Kibling werden erstmals im amtlichen Ortsverzeichnis von 1952 nachgewiesen, mit dem HinweisName noch nicht amtlich verliehen.[7] Zumindest der OrtsnameBaumgarten war aber schon länger gebräuchlich, wie die historische Karte von 1832 (Urpositionsblatt) zeigt.[8]
1285 wurde erstmals ein Landgut Schnaezenreut genannt, auf dem 1590 die erste Poststation (heute: Gasthaus Schneizlreuth)[9] eingerichtet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung von Weißbach war am 1. August 1349. Beide Ortschaften blieben nach Erhebung desSalzburger Landes zumreichsunmittelbarenFürsterzbistum Salzburg beimHerzogtum Baiern.
Kaiser Ludwig ließ 1346 die „Güldene Salzstraße“ bzw. denGoldenen Steig über denJochberg ausbauen. Dadurch waren beide Ortschaften Teil einer wichtigen Verbindung zwischen Reichenhall mit seiner Saline und dem übrigen herzoglich bairischen Herrschaftsgebiet.
Während derNapoleonischen Kriege und des damit verbundenenTiroler Volksaufstands (1809) kam es zu mehreren Kämpfen um den für Schneizlreuth nahen und deshalb wichtigenSteinpass, den die Tiroler dann einige Zeit halten konnten, bis ihnBayern alsbald zurückeroberte.[10]
Die Gemeinde entstand am 1. Juli 1909 aus der Vereinigung der Gemeinden Jettenberg (mit den OrtsteilenOberjettenberg undUnterjettenberg) und Ristfeucht (u. a. mit Schneizlreuth, damals noch einWeiler).[11]
Am 5. Mai 1945 fanden in Schneizlreuth die vermutlich letzten Gefechte desZweiten Weltkriegs in Bayern statt.
Die Gemeinde Weißbach an der Alpenstraße wurde am 1. Mai 1978 im Zuge derGemeindegebietsreform nach Schneizlreuth eingemeindet.[12] Am 1. Januar 1984 wurde der größere, nördliche Teil des gemeindefreien GebietsJettenberger Forst eingegliedert.
Am 1. Januar 2011 wurde ein Teil des bisher gemeindefreien GebietsForst Sankt Zeno eingegliedert.[13]
Im Mai 2015 kamen bei einem Großbrand imPfarrbauernhof sechs Männer zu Tode.[14] Das historische Gebäude an derB 21 unweit des Schneizlreuther Rathauses wurde durch eine Eventfirma als Gästehaus genutzt. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde und der Inhaber der Eventagentur mussten sich nach dem Brand vor Gericht verantworten. Der ehemalige Bürgermeister wurde – wegen baurechtswidriger Nutzung und Nichtdurchführung einer Feuerbeschau – zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Der Inhaber der Eventagentur wurde wegen fahrlässiger Tötung zu drei Jahren Haft verurteilt.[15]
DerGemeinderat Schneizlreuth besteht aus zwölf Gemeinderäten und dem Ersten Bürgermeister. Bei derKommunalwahl am 15. März 2020 erreichte die Freie Wählergemeinschaft Weißbach a.d.A. sieben Sitze und die Unabhängige Wahlgemeinschaft Schneizlreuth fünf Sitze. In der Amtszeit 2014 bis 2020 hatten beide Wählergruppen jeweils sechs Vertreter im Gemeinderat.
Zum Nachfolger von Klaus Baueregger wurde im März 2014 mit knappem Vorsprung Wolfgang Simon gewählt.[16] Simon wurde ohne Gegenkandidat am 15. März 2020 mit 95,81 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt.
Blasonierung: „In Blau über den silbernemDreiberg ein goldenes Rad, aus demgöpelförmig drei silberne Soleleitungen wachsen, obenbeseitet von je einem goldenen Kleeblatt.“[17]
Wappenbegründung: Die Wahl der heraldischen Symbole, die zum Teil bereits in den Gemeindewappen der früheren Gemeinden Schneizlreuth und Weißbach a d. Alpenstraße enthalten waren, soll deren Zusammenlegung im Jahr 1978 hervorheben. Das goldene Rad steht für die „Güldene Salzstraße“ von Reichenhall nach Traunstein, auf deren Route die Gemeinde lag und ihre Entwicklung verdankte. Die drei aus dem Rad wachsenden Soleleitungen verweisen auf die von HerzogMaximilian I. zwischen 1611 und 1619 erbauteSoleleitung von Reichenhall nach Traunstein, für die bis ins 19. Jahrhundert hinein in Schneizlreuth Holzrohre gefertigt wurden. Der Dreiberg, bereits neben einem Soleturm im Wappen von Weißbach enthalten, symbolisiert ganz allgemein die alpine Landschaft um Schneizlreuth. Die Kleeblätter wurden aus dem früheren Wappen von Schneizlreuth übernommen und entstammen dem Familienwappen der Freiherren von Lasser, die bis 1798 über fast zwei Jahrhunderte die HofmarkMarzoll innehatten und die bedeutendsten Grundherren inRistfeucht und Jettenberg waren. Die Kleeblätter sollen auch für die im Gemeindegebiet vorherrschendeAlmwirtschaft stehen.[17]
Das Wappen wurde 1981 auf der Rechtsgrundlage eines Beschlusses des Gemeinderats und mit Zustimmung der Regierung von Oberbayern eingeführt. (Das Schreiben der Regierung von Oberbayern datiert vom 3. Juni 1981.)[17]
Die Gemeindefarben der Fahne sind Gelb – Blau – Weiß.[17]
Viele Sehenswürdigkeiten der Gemeinde Schneizlreuth sind natürlichen Ursprungs. Dazu zählen u. a. dieAschauer Klamm, dieWeißbachschlucht, derGletschergarten sowie die Berge der direkten Umgebung mit unzähligen Wander- und Einkehrmöglichkeiten.[18]
Die Wälder im Gemeindegebiet wurden bereits imMittelalter als Holzlieferant für dieSaline inReichenhall herangezogen. Das Holz aus den Hochlagen der Berge wurde mittelsHolztrift zu Tal und weiter über die Wasser derSaalach und dieReichenhaller Triftanlagen zur Saline verbracht. Dazu wurden im Gebirge unzählige Klausen errichtet, von denen heute noch viele erhalten sind. Darunter sind dieAschauer Klause, dieBäckinger Klause, dieHientalklause, dieKastnerklause und dieRöthelbachklause. Die überwiegend aus Holz erbaute Steinbachklause war in den 1970er Jahren schon schwer beschädigt. Von den restlichen der insgesamt über ein Dutzend Klausen im heutigen Schneizlreuth sind meist nur noch kaum sichtbare Reste erhalten.
Die zur Stadtkirche Bad Reichenhall gehörende FilialkircheMaria Hilf in Schneizlreuth wurde in den Jahren 1946–1949 erbaut.[19] 1973/74 erfolgte eine Renovierung. Die hochgezogene Turmzwiebel soll an eine Kerzenflamme erinnern. Sie wird von einer Turmkugel mit Kreuz, an dem alsWetterfahne ein fliegender Engel mit Trompete befestigt ist, bekrönt. Die Kirchentür im östlichen Vorbau ist durch Schnitzerei verziert: In der oberen Füllung ist dasJesus-Monogramm, in der unteren dasMarienmonogramm zu sehen. Über demVolksaltar im eingezogenen, fast quadratischenChor hängt ein Bronzekreuz des Bildhauers Karl Richter.
Als Mitglied im regionalenTourismusverbandErlebnisregion Berchtesgadener Land – Rupertiwinkel – e. V. wurde derTourismus in Schneizlreuth auch von der landkreisweit agierenden MarketinggesellschaftBerchtesgadener Land Tourismus GmbH (BGLT) beworben.[22] NebenAinring zählte Schneizlreuth bereits ab 2016 zu den beiden einzigen Gemeinden des Landkreises, die sich nicht bzw. nicht mehr durch die Marketinggesellschaft bewerben ließen, die ab 2020 aus anderen Gründen offenkundig dann ganz aufgelöst wurde. Einhergehend mit ihrem zeitgleichen Austritt aus dem Tourismusverband wirbt die Gemeinde seither eigenständig um Touristen.[23] Zu einem Einbruch der Gäste- und Übernachtungszahlen kam es nicht, im Jahr 2016 waren die Zahl der Übernachtungen sogar gestiegen.[22][24]
Schneizlreuth wird durch dieDeutsche Alpenstraße (u. a.B 305) vonInzell im Nordwesten bzw.Ramsau im Südosten her erschlossen. DieB 21 verbindet die Gemeinde mitBad Reichenhall im Norden und dem im Österreich liegendenUnken bzw.Lofer im Süden. Dieser Straßenzug wird von österreichischer Seite auch als „Kleines Deutsches Eck“ bezeichnet. Der kleine Ortsteil Melleck liegt unterhalb desSteinpasses, über den eine Nebenstraße nach Unken führt.
Bally Prell (1922–1982), Volkssängerin, machte sich und den Ort 1953 mit ihrem Lied über die „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“ deutschlandweit bekannt.