EinSchneebesen oderSchaumschläger, in derSchweizSchwingbesen, inÖsterreich manchmalSchneerute genannt,[1] ist einKüchengerät, mit dem flüssige oder halbflüssige Zutaten und Gemische schaumig aufgeschlagen oder fein vermengt bzw.homogenisiert werden. Namensgebend für den Schneebesen sind der durch Aufschlagen vonEiklar entstehendeEischnee und die an einenRutenbesen erinnernde Konstruktion des Geräts.
Der Schneebesen wurde ab Ende des 18. Jahrhunderts ein zunehmend gebräuchliches Küchengerät. Noch im 19. Jahrhundert wurde jedoch in Haushalten auf andere Hilfsmittel zurückgegriffen, um Zutaten aufzuschlagen.[2] Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass einzelne Haushalte bereits vor dem 18. Jahrhundert Vorläufer dieses Küchengeräts selbst produzierten, allerdings ist keines sicher überliefert. In dem 1570 erschienenenKochbuch „Opera“ des italienischenRenaissance-KochsBartolomeo Scappi gibt es eine Abbildung, auf der ein Küchengerät zu sehen ist, das dem heutigen Schneebesen ähnelt. Sollte es sich dabei tatsächlich um einen solchen gehandelt haben, setzte sich dieses Werkzeug zunächst nicht durch.[2]
Schneebesen sind im Handel in verschiedenen Ausformungen und Materialien erhältlich. Sie bestehen üblicherweise aus etwa einem halben bis einem Dutzend länglicher, elastischerDrahtschlaufen ausrostfreiem Stahl oder teils auch ausKunststoff, die radial angeordnet in einenHandgriff münden. Der Handgriff besteht meistens aus Metall bzw. Edelstahl, teils auch aus Kunststoff oder Holz. Weitere modifizierte Arten des Schneebesens sind:
Das Aufschlagen von geeigneten Flüssigkeiten erfolgt mit schräg kreisenden Bewegungen des Schneebesens aus dem Handgelenk heraus. Dadurch werden zahlreiche Luftblasen in die Flüssigkeit gezogen und zerkleinert, so dass ein feiner Schaum entsteht. Beim Vermengen von wässrigen mit öligen Flüssigkeiten (wie z. B. beiVinaigrette) oder flüssigen und pulvrigen Zutaten durch flache, schwingende Bewegungen werden die Bestandteile fein zerteilt und innig vermischt, was zurEmulgierung führt.
Die Notwendigkeit, Zutaten schaumig aufzuschlagen, entwickelte sich erst in derRenaissance-Zeit alsEischnee als Backtriebmittel entdeckt wurde. Vor dieser Zeit wurde für Kuchen und anderes GebäckHefe als Treibmittel verwendet, die dem Gebäck jedoch immer eine brotähnliche Textur und einen hefigen Geschmack verlieh.[5] Neben der Entwicklung von durch Eischnee gelockerten oder durch Eigelbmassen verfeinerten Gebäcks änderten sich auch die Süßspeisen:Syllabub, eine Mischung aus Eischnee, Wein und Sahne, gehörte zu den beliebtesten Nachspeisen der gehobenen Küche imElisabethanischen Zeitalter. Teil der elisabethanischen Bankette war auch die sogenannten „Teller voll Schnee“ („dishful of snow“), die aus Eischnee,Sahne, Zucker undRosenwasser hergestellt und auf großen Platten aufgeschichtet wurden.[5] Die Entwicklung solcher Gerichte war zunächst nicht von einer technischen Weiterentwicklung entsprechender Küchengeräte begleitet. Dass diese Gerichte im 17. Jahrhundert trotzdem zum Repertoire wohlhabender Haushalte gehörten, beruhte letztlich darauf, dass solche Haushalte ausreichend Personal beschäftigten, um das zeitintensive Aufschlagen von Eiklar, Eigelb oder Sahne manuell auszuführen.
Wenn auch der Schneebesen als das technisch geeignetste Küchenwerkzeug für das Emulgieren von Flüssigkeiten ab Ende des 18. Jahrhunderts zunehmend häufiger in Haushalten anzutreffen war, war es bis weit in das 19. Jahrhundert in vielen Haushalten noch üblich, Eiklar oder Eigelb mit Hilfe eines kleinen Bündels entrindeter Zweige (typischerweise Birkenzweige) oder sogar zusammengebundener Federn aufzuschlagen. Einzelne überlieferte Rezepte weisen darauf hin, dass durch Einbinden von Pfirsichzweigen oder schmalen Streifen von Zitronenschalen der Eischnee geschmacklich während des Aufschlagens verfeinert wurde.[2] Ein Rezept aus der Religionsgemeinschaft derShaker aus dem 18. Jahrhundert empfiehlt im Frühjahr sogar ausschließlich die Verwendung von Pfirsichzweigen.
Alternative Werkzeuge waren derQuirl, aber auch Löffel oder Messer mit einer breiten Schneide. Als weitere Methode für die Herstellung von Eischnee führt die NahrungshistorikerinBee Wilson die von ihr als unappetitlich und besonders ineffizient bezeichnete Vorgehensweise auf, bei der Eiklar wiederholt mit einem Schwamm aufgesaugt und wieder ausgewrungen wurde. Das Aufschlagen von Eiklar mit solchen Hilfsmitteln war ein sehr zeitintensiver Prozess. Rezeptangaben sprechen von einer halben Stunde Arbeit, um Eischnee fürPfannkuchen aufzuschlagen. Noch 1823 wies die Kochbuchautoren Mary Eaton darauf hin, dass für das Aufschlagen des Eischnees für einen großen Kuchen eine Arbeitsdauer von drei Stunden einzuplanen sei.[8] Da die Ausgaben fürDienstboten über lange Zeit nur einen Bruchteil der Ausgaben eines wohlhabenden Haushaltes ausmachte, bestand aus Sicht von Wilson auch wenig Innovationsdruck. Das änderte sich erst, als mit derIndustriellen Revolution die Beschäftigung von Dienstboten zunehmend teurer wurde und gleichzeitig der technische Fortschritt in der Metallverarbeitung es möglich machte, preisgünstige Küchenwerkzeuge zu entwickeln, die den Arbeitsaufwand reduzierten. In den USA wurden zwischen 1856 und 1920 nicht weniger als 692 Patente für manuell betriebene Handrührgeräte vergeben, die nach Ansicht von Bee Wilson aber keineswegs weniger Anstrengung verlangten als das gekonnte Emulgieren mit einem Schneebesen.[9] Erst das Aufkommen des elektrischenHandmixers, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde, veränderte den Arbeitsaufwand wirklich nachhaltig.[10]
DaSchaum im übertragenen Sinne für etwas Nichtiges, Aufgeblasenes steht, beschreibt der BegriffSchaumschläger einen Menschen, der mit wenig Substanz viel Effekt machen will, einen Angeber oder Prahlhans.[11][12]
Verwandte Küchengeräte sind unter anderem: