| Schandtauber | ||
Die Schandtauber in Bettenfeld | ||
| Daten | ||
| Gewässerkennzahl | DE: 24612 | |
| Lage | Hohenloher und Haller Ebene
| |
| Flusssystem | Rhein | |
| Abfluss über | Tauber →Main →Rhein →Nordsee | |
| Quelle | inRothenburg ob der Tauber-Bettenfeld 49° 20′ 27″ N,10° 7′ 35″ O49.3409210.12638415 | |
| Quellhöhe | ca. 415 m ü. NHN[BA 1] | |
| Mündung | südlich vonRothenburg ob der Tauber von links und Südwesten in dieTauber49.36777222222210.182155555556353Koordinaten:49° 22′ 4″ N,10° 10′ 56″ O 49° 22′ 4″ N,10° 10′ 56″ O49.36777222222210.182155555556353 | |
| Mündungshöhe | ca. 353 m ü. NHN[BA 1] | |
| Höhenunterschied | ca. 62 m | |
| Sohlgefälle | ca. 11 ‰ | |
| Länge | ca. 5,8 km[LUBW 1] | |
| Einzugsgebiet | 44,485 km²[LUBW 2] | |
| Abfluss[1] an der Mündung | MNQ MQ | 28 l/s 111 l/s |
Wehr am Feuerlöschteich unterhalb der Schandtauberquelle in Bettenfeld | ||
Die Schandtauber (vorne) mündet in dieTauber (hinten rechts) | ||
DieSchandtauber ist ein knapp 6 Kilometer langer linker und südwestlicherZufluss derTauber beiRothenburg ob der Tauber. IhrerKarstquelle fließt ein in Teilabschnitten erforschter Höhlenfluss zu, der Teile derHohenloher und Haller Ebene entwässert.
Der erstmals 1317 beurkundete Name des Flüsschens lautetealthochdeutsch „Schantauber“ mit der Bedeutung vonkurze Tauber.
Die Schandtauber entspringt auf einer Höhe von ungefähr415 m ü. NHN einerKarstquelle im PfarrdorfBettenfeld, einem Stadtteil von Rothenburg ob der Tauber. Die Quellschüttung kann stark schwanken; angegeben werden minimal 10 bis 20 und maximal 1000 Liter pro Sekunde.[2]
Es gibt zwei permanent schüttende Quellen, die Hauptquelle ist zu einem Feuerlöschteich aufgestaut. Bei hoher Schüttung werden mehrere höher gelegene Quellen aktiv, die bis zu 140 Meter südöstlich der Hauptquelle liegen. Eine dieser Quellen liegt im kleinen Schweinestall eines Gasthauses. Seitdem ein Betonboden eingezogen wurde, müssen die Schweine bei Hochwasser nicht mehr evakuiert werden. Bei einer weiteren Quelle, die 180 Meter nordöstlich der Hauptquelle liegt, ist unklar, ob sie eigenständig ist.[3]
Ab Bettenfeld fließt die Schandtauber nach Norden in einem ausgeprägten Tal mit Hangbewaldung an derObermühle vorbei und wechselt danach an derMittelmühle ihre Richtung nach Nordosten. Danach passiert sie den GemeindeteilBurgstall, der über der oberen linken Hangkante liegt, weiter talab dieHollermühle und dieHammerschmiede, die beide an ihrem linken Ufer liegen. Gleich anschließend passiert sie denSchandhof über einem linken, nordwestlichen Prallhang und läuft dann nordöstlich weiter bis zurSchmelzmühle bei Rothenburg, wo sie schließlich, keinen halben Kilometer südlich der Spitalsbastion der mittelalterlichen Stadt über dem rechten Tauberhang, auf einer Höhe von etwa353 m ü. NHN von links in dieTauber mündet, also etwa 62 Höhenmeter unterhalb ihrer Bettenfelder Quelle, Damit hat sie auf ihrem 5,8 km langen Lauf ein mittleres Sohlgefälle von etwa 11 ‰.
Am Unterlauf der Schandtauber hat das Wasserwirtschaftsamt Ansbach einen zwei Kilometer langen wasserwirtschaftlichen Lehrpfad eingerichtet.[4]
DieSchandtauber entwässert oberflächlich 44,5 km², die ganz imNaturraumHohenloher und Haller Ebene liegen, und zwar in dessen UnterräumenSüdwestliche undNordöstliche Rothenburger Landwehr; ein kleiner Zwickel im Mündungsbereich zuletzt imOberen Taubertal.[5]
Das Einzugsgebiet hat westlich der Quelle in Bettenfeld etwa die Gestalt einer nord-südlich ausgerichteten Ellipse zwischen – im Norden – der Waldmitte des großflächigenHochholzes südlich vonSpielbach und – im Süden – dem Weiler Hegenau vonRot am See. Im Westen läuft seine Grenze zwischenSpeckheim undFunkstatt hindurch, in seiner Mitte liegtLeuzendorf. Unterhalb von Bettenfeld schließt sich ein nirgends auch nur anderthalb Kilometer breiter, nach Nordosten gerichteter Schlauch bis zur Mündung an.
Im Südwesten und Westen grenzt das Einzugsgebiet derBrettach an, die über dieJagst zumNeckar entwässert, dort liegt also eine großeWasserscheide an. Alle anderen Konkurrenten entwässern wie dieSchandtauber direkt oder indirekt zurTauber. Im Nordwesten ist es derReutalbach, der über den (Weikersheimer)Vorbach diesen bedeutenden Mainzufluss erreicht; im Norden derHerrgottsbach, der sie in Creglingen erreicht, ebenfalls recht weit im Norden; im Nordosten der (Rothenburger)Vorbach sowie der noch kürzereBlinkbach. Weiter im Uhrzeigersinn schließen sich im Osten jenseits des Unterlauf-Schlauchs derSchandtauber die Einzugsgebiete vonWethbach undLohrbach an, im Südosten und Osten schließlich das desRohrbachs nahe bei Hausen am Bach.
Weite Teile des Einzugsgebiets sind von Lettenkeuper (Erfurt-Formation desUnteren Keupers) bedeckt, der nur wenig wasserdurchlässig ist. Darunter stehen Schichten desOberen Muschelkalks an, die in einem Teil der Talmulden ausstreichen.[6] Der Muschelkalk ist starkverkarstet, worauf zahlreicheDolinen hinweisen. Dolinen liegen insbesondere an der Schichtgrenze zwischen Keuper und Muschelkalk.[7] Tektonisch gesehen liegt das Einzugsgebiet auf der Ostabdachung desSchrozberger Schilds, auf dem sich die Schichten desSüdwestdeutschen Stufenlands um bis zu 150 Meter gegenüber der weiteren Umgebung aufgewölbt haben.[8]
Durch Färbeversuche ist nachgewiesen, dass sich das oberirdische Einzugsgebiet der Schandtauber durch die Verkarstung um knapp 20 Quadratkilometer vergrößert hat. Der größere Teil des Zugewinns entfällt auf den Oberlauf desWiesenbachs beim Schrozberger StadtteilSchmalfelden, dessen Unterlauf über die Brettach und die Jagst zum Neckar entwässert. Die kleinere Fläche umfasst den Oberlauf des Rothenburger Vorbachs sowie des Blinkbachs; das Wasser, das diese Tauber-Zuflüsse verlieren, fließt über bei Burgstall aufstoßende Quellen der Schandtauber zu.[9]

Im Einzugsgebiet der Schandtauber wird Muschelkalk in Steinbrüchen abgebaut und zu Schotter verarbeitet. In mehreren Steinbrüchen wurdenHöhlen mit Fließgewässern angeschnitten. Heute sind Teilabschnitte eines 8,6 Kilometer langen unterirdischen Bachs bekannt, die nach Lage und Höhe sowie nach den Ergebnissen eines Färbeversuchs zusammengehören und von Schmalfelden bis zur Schandtauberquelle bei Bettenfeld verlaufen. 2021 wurde der ThemenwegUnterirdische Schandtauber eingerichtet, der vom Bahnhof Schrozberg nach Bettenfeld führt und über den unterirdischen Bach informiert.[10]
Das Gefälle des unterirdischen Bachs liegt bei rund 5,4 bis 7,3 Promille, was ungefähr demSchichtfallen entspricht.[11] Die Höhlensohle liegt 10 bis 15 Meter unterhalb der Schichtgrenze zwischen Keuper und Muschelkalk.[12] Im Oberlauf steht an der Höhlensohle eine weitgehend wasserundurchlässige Tonschicht im Muschelkalk an; so dass der Bach einschwebendes Schichtgrundwasserstockwerk ist.[13]
Oberster bekannter Teilabschnitt ist das rund 500 Meter langeÖlloch, das von einem Punkt knapp südöstlich der Bachschwinde des Nonnenwiesengrabens[14] nach Süden bis zum Ortsrand von Schmalfelden verläuft. Im Ortsbereich von Schmalfelden liegen mehrere Dolinen, die früher zum Teil als Brunnen genutzt wurden.[15]
Das nächste Teilstück, derWassergang, beginnt rund 250 Meter vom Südende des Öllochs entfernt und führt bei etwasmäandrierendem Verlauf rund 2,1 Kilometer nach Osten bis zu einem Punkt südlich des Weilers Großbärenweiler. Der Wassergang ist das untere Stockwerk desFuchslabyrinths, das obere Stockwerk ist eine trockenliegende Höhle mit labyrinthartig angeordneten Gängen. Im September 2018 betrug die Gesamtlänge der Höhle 13,9 Kilometer, womit das Fuchslabyrinth eine der längsten labyrinthischen Höhlen Deutschlands ist.[16]
Zwischen Großbärenweiler undGammesfeld ist der genaue Verlauf des unterirdischen Bachs auf etwa 3 Kilometern nicht bekannt. Hier gibt es keine Steinbrüche, da die überdeckende Keuperschicht mächtiger ist, so dass ein Abbau des Muschelkalks weniger wirtschaftlich ist.[17] Nördlich von Gammesfeld wurde die unterirdische Schandtauber 1949 imSteinbruch Schneider angeschnitten; wegen des Wassereinbruchs wurde der Steinbruch aufgegeben. Heute verläuft der Bach auf kurzer Strecke über die Sohle des einstigen Steinbruchs. Von den beiden anschließenden Höhlen sind nur kurze Abschnitte erforscht.[18]
Ab dem Steinbruch Schneider folgt der unterirdische Bach dem TrockentalNotgang Richtung Bettenfeld. Ungefähr 200 Meter östlich der Landesgrenze liegt der Eingang zurSchandtauberhöhle 2. Mit relativ vielen Verzweigungen erreicht sie eine Länge von rund 3,6 Kilometer. Der Zugang zur Höhle brach 1984 auf. Ursache hierfür dürfte die Verfüllung eines Steinbruchs flussabwärts Richtung Bettenfeld gewesen sein. Dieser Steinbruch hatte ebenfalls den unterirdischen Bach angeschnitten. Bei der Verfüllung wurden offenbar zu gering dimensionierte Rohre für den Bach eingebaut. Der dadurch verursachte Aufstau führte dann dazu, dass die hangenden Schichten an einer Kluftkreuzung dem Wasserdruck nachgaben.[19]
Unterhalb des verfüllten Steinbruchs liegt die rund 1100 Meter langeSchandtauberhöhle. Sie führt bis zur Schandtauberquelle, wo sie sich ähnlich einem Flussdelta in mehrere Arme aufspaltet.[18] Die Schandtauberhöhle ist seit 1984 alsNaturschutzgebiet ausgewiesen[20] und eines derGeotope im Landkreis Ansbach. Eine Beschreibung des Geotops mit der Kennung571H001 wird zum Schutz der Höhle nicht veröffentlicht.[21]
Alle genannten Höhlen sind nicht öffentlich zugänglich, Steinbrüche dürfen nicht betreten werden.
Im oberirdischen Einzugsgebiet der Schandtauber hat sich ein weitverzweigtes, ausgedehntes System vonTrockentälern entwickelt. Sie beginnen häufig anBachschwinden, in denen kurze Rinnsale aus den Keuperflächenversinken. Bei starken Regenfällen oder während der Schneeschmelze kann es vorkommen, dass Bachschwinden verstopfen oder die Kapazität der unterirdischen Abflusswege überschritten wird. Dann fließt Wasser über die Trockentäler ab.[22]
Die Trockentäler sind meist nur flache Senken, die während der Vegetationsperiode oder bei fehlendem Flutgraben in der Landschaft kaum auffallen. Das Gefälle ist oft nur gering, da durch die Verlagerung des Abflusses in den Untergrund die Erosion nur wenig Einfluss hat. Beispielsweise hat ein von Spindelbach nach Süden führendes, rund 4 Kilometer langes Trockental ein Gefälle von 2,5 Promille.[23]
Nördlich von Gammesfeld vereinigen sich die Trockentäler aus dem westlichen Teil des Einzugsgebiets zum sogenannten Notgang, im DialektOogang, „Abgang“, genannt. Als zentraler Strang des Trockentalsystems nimmt der Notgang auf seinem 4,5 Kilometer langen Weg nach Nordosten zur Schandtauberquelle weitere Trockentäler auf, darunter ein von links und Norden kommendes System mit dem Reuschgraben, das bei Enzenweiler anfängt.[24]
An seinem oberen Ende ist der Notgang eine etwa 1,5 Meter tiefe, 6 bis 8 Meter breite Grasmulde in einem nur wenig ausgeprägten Tal. Im weiteren Verlauf tieft sich das Tal zunehmend ein, ungefähr ab der Landesgrenze wird das Tal enger, die Hänge werden steiler und sind bewaldet. Rechts des Notgangs und beidseits der Landesgrenze liegt ein ausgedehnter Steinbruch, in dem der Abbau von Muschelkalk zentralisiert weiterläuft, während kleinere Steinbrüche stillgelegt wurden.[25]
Der Anfang des Notgangs liegt unweit desSteinbruchs Schneider, in dem die unterirdische Schandtauber angeschnitten ist. Höhlenfluss und Notgang laufen bis zur Schandtauberquelle ungefähr parallel. Bei hohen Abflüssen dient der Notgang der unterirdischen Schandtauber als Überlauf. Dabei existieren mehrere Verbindungen, wobei im oberen Teil des Notgrabens eher Wasser versickert und vor Bettenfeld eher Wasser zutage tritt. Im GewannRunzeläcker liegt eineEstavelle, die zeitlich wechselnd als Schwinde oder Quelle fungieren kann.[26]
Nachfolgende hierarchische Liste der Zuflüsse und
Seen von der Quelle zur Mündung basiert auf demAmtlichen Digitalen Wasserwirtschaftlichen Gewässernetz (AWGN) von Baden-Württemberg. Das AWGN definiert als Ursprung der Schandtauber einen Zufluss aus dem Südwesten des Einzugsgebiets, auch der Notgang wird der Schandtauber zugerechnet. Kurze, in Dolinen versickernde Bäche an den Anfängen der Trockentäler sind in der Regel nicht im AWGN enthalten. Gewässerlänge,[LUBW 3] Seefläche,[LUBW 4] Einzugsgebiet[LUBW 2] und Höhe[LUBW 5] nach den entsprechenden Layern auf der Onlinekarte der LUBW. Andere Quellen für die Angaben sind vermerkt.
Ursprung derSchandtauber auf etwa464 m ü. NHN im kleinenErlenholz südlich vonBlaufelden-Gammesfeld.
↓ Versinkt nach 2,1 km im Hauptlauf auf etwa447 m ü. NHN in der Doline östlich von Hertershofen
Fortsetzung der Schandtauber als Straßengraben an einem Steinbruchgelände östlich von Gammesfeld auf etwa446 m ü. NHN rund 0,5 km nördlich der Doline
Mündung derSchandtauber von links und Südwesten auf etwa353 m ü. NN[BA 1] an derRothenburgerSchmelzmühle in die obereTauber. Der Bach ist 13,8 km[LUBW 8] lang und hat ein Einzugsgebiet von 44,5 km².[LUBW 2]
Vom starken Gefälle der Schandtauber wurden am Unterlauf insgesamt siebenMühlen betrieben, darunter die Ober- und die Mittelmühle, die Hollermühle und die Hammerschmiede.Die Hammerschmiede wurde im 17. Jahrhundert gegründet, hier trieben 1825 drei oberschlächtige Wasserräder drei Schlaghämmer an. Ein Teil des Wassers wurde hier durch ein Wehr abgeleitet, um die nötige Fallhöhe zum Antrieb der Wasserräder zu erhalten. Hergestellt wurden dort eiserne Gerätschaften wie Pflüge, Sensen, Schaufeln, Äxte.
Am Ufer des Flüsschens wachsen bevorzugtWeiden,Schwarzerlen undEschen.
Das saubere Wasser (Gewässergüteklasse II) derSchandtauber ist ein recht guter Lebensraum für Fische und andere Wasserbewohner. So kommen in ihr u. a. dieBachforelle, dieMühlkoppe sowie derSteinkrebs und dieKöcherfliegenlarve vor. Im Höhlensystem derSchandtauber leben Höhlenbewohner wie Höhlenschnecken und Fledermäuse.
Amtliche Online-Gewässerkarte mit passendem Ausschnitt und den hier benutzten Layern:Lauf und Einzugsgebiet der Schandtauber
Allgemeiner Einstieg ohne Voreinstellungen und Layer:Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
Amtliche Online-Gewässerkarte mit passendem Ausschnitt und den hier benutzten Layern:Unterer Lauf und unteres Einzugsgebiets der Schandtauber
Allgemeiner Einstieg ohne Voreinstellungen und Layer:BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)