Schachtelhalme
Schachtelhalme | ||||||||||||
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![]() JungerWald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Ordnung | ||||||||||||
Equisetales | ||||||||||||
Dumort. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Equisetaceae | ||||||||||||
Rich. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Equisetum | ||||||||||||
L. |

DieSchachtelhalme (Equisetum) sind die einzigerezenteGattung in derKlasse derEquisetopsida innerhalb derFarne.
Schachtelhalm-Arten wachsen oft auf feuchten Böden oder im Wasser. DerAcker-Schachtelhalm gilt als Ackerunkraut, ist aber auch eine bedeutsameHeilpflanze.
Beschreibung
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Schachtelhalm-Arten sindausdauerndekrautige Pflanzen. Sie breiten sich vegetativ mit ihrenRhizomen aus. Die Arten der Gattung Schachtelhalme (Equisetum) überschreiten, mit Ausnahme zweier tropischer Arten, selten Wuchshöhen von 2 Metern.
Sie sind leicht an ihren Sprossen zu erkennen. Jeder Spross ist aus einer Reihe von Knoten (Nodi) mit dazwischenliegenden Internodien aufgebaut. An jedem Knoten entspringen unscheinbare Blätter (Mikrophylle), und bei manchen Arten auch Seitensprosse. Sowohl die Blätter als auch die Verzweigungen sindwirtelig angeordnet.
AlsHygrophyten besitzen die meisten Arten an den Spitzen der MikrophylleHydathoden, die der verstärkten Wasserabgabe dienen.[1]

Der Name Schachtelhalm rührt daher, dass man die Sprossachse aus der von den Blättern gebildeten Scheide herausziehen und wieder zurückstecken kann.Rhizome werden bis zu 6 Meter lang. Die Vermehrung ist durch Ausläufer und durch einzelne, zerhackte Sprossstücke möglich.
Die Sporenbehälter (Sporangien) befinden sich zu fünft bis zehnt an der Unterseite der Sporangienträger („Sporophylle“), die wie einbeinige Tischchen aussehen. Diese sind schraubig in zapfenförmigen Sporophyllständen an der Sprossspitze angeordnet. Die Sporen sind stets gleich gestaltet, unabhängig vom Geschlecht (Isosporie). Die fossilenCalamiten waren zum Teilheterospor, sodass man davon ausgeht, dass die Heterosporie verloren ging. Sie besitzen an der Außenschicht (Exospor) zwei Bänder (Hapteren) mitspatelförmigen Enden, die im feuchten Zustand schraubig um die Spore gewickelt sind. Trocknen die Sporen aus, so entfalten sich diese Bänder und bewirken somit eine Verkettung untereinander. Manche Arten tragen die Sporophyllstände an den grünen Sprossen, andere haben spezielle (nicht grüne) Sprosse ausschließlich für die Vermehrung.
Systematik
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Da unterschiedliche Arten der GattungEquisetum fruchtbareHybride bilden, ist die genaue Anzahl der Arten umstritten.Man geht im 21. Jahrhundert von insgesamt 15[2] bis 20Arten aus. Die GattungEquisetum wird in zwei Untergattungen gegliedert:
- UntergattungHippochaete(Milde) Baker:
- Equisetum debileRoxb. ex Vaucher (wird von manchen Autoren auch als UnterartEquisetum ramosissimum subsp.debile(Roxb. ex Vaucher) Hauke zuEquisetum ramosissimum gestellt). Sie kommt in Indien, Sri Lanka, Indonesien, auf den Philippinen, in Hongkong und Taiwan vor.[3]
- Equisetum giganteumL.: Sie ist im tropischen Süd- und Mittelamerika verbreitet.[3]
- Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemaleL.): Er ist inEurasien und von Nord- bis Zentralamerika weitverbreitet. Man kann zwei Unterarten unterscheiden.[3]
- Equisetum laevigatumA.Braun: Sie ist von Nordamerika bis Mexiko verbreitet.[3]
- Equisetum myriochaetumSchltdl. & Cham.: Sie kommt von Mexiko bis Venezuela und Peru vor.[4]
- Ästiger Schachtelhalm (Equisetum ramosissimumDesf.): Er ist in der Alten und Neuen Welt weitverbreitet.
- Binsenförmiger Schachtelhalm oderZwerg-Schachtelhalm (Equisetum scirpoidesMichx.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.
- Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatumSchleich. ex F.Weber & D.Mohr): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.[3]
- UntergattungEquisetum:
- Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvenseL.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.[3]
- Equisetum bogotenseKunth: Sie ist in Costa Rica, Panama und in Südamerika verbreitet.[4]
- Equisetum diffusumD.Don: Sie ist in Südostasien verbreitet.
- Teich-Schachtelhalm (Equisetum fluviatileL., Syn.:Equisetum limosumL.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet, kommt aber auch in Queensland vor.[3]
- Sumpf-Schachtelhalm, Duwock (Equisetum palustreL.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.
- Wiesen-Schachtelhalm (Equisetum pratenseEhrh.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.
- Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticumL.): Er ist auf der Nordhalbkugel weitverbreitet.
- Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateiaEhrh., Syn.:Equisetum maximum auct.): Er ist von Europa über Nordafrika bis Westasien und außerdem in Nordamerika (in der Unterart subsp.braunii) verbreitet.[3]
- Natur-Hybriden:
- Elsässer Schachtelhalm (Equisetum ×alsaticum(H.P.Fuchs & Geissert) G.Philippi) =Equisetum hyemale ×Equisetum variegatum ×Equisetum hyemale.[5]
- Aufsteigender Schachtelhalm (Equisetum ×ascendensLubienski & Bennert) =Equisetum hyemale ×Equisetum ramosissimum ×Equisetum hyemale.[5][6]
- Dyces Schachtelhalm (Equisetum ×dyceiC.N.Page) =Equisetum fluviatile ×Equisetum palustre, Heimat: Großbritannien, Deutschland.
- Equisetum ×ferrissiiClute =Equisetum hyemale ×Equisetum laevigatum, Heimat: Nordamerika.[3]
- Font Quers Schachtelhalm (Equisetum ×font-queriRothm.) =Equisetum palustre ×Equisetum telmateia.[5]
- Geisserts Schachtelhalm (Equisetum ×geissertiiLubienski & Bennert) =Equisetum hyemale ×Equisetum ramosissimum ×Equisetum variegatum.[5]
- Ufer-Schachtelhalm (Equisetum ×litoraleKühlew. ex Rupr.) =Equisetum arvense ×Equisetum fluviatile, Heimat: Europa, Asien, Nordamerika.
- Südlicher Schachtelhalm (Equisetum ×meridionale(Milde) Chiov.) =Equisetum ramosissimum ×Equisetum variegatum, Heimat: Schweiz, Norditalien, Tschechien, Slowakei.
- Mildes Schachtelhalm (Equisetum ×mildeanumRothm.) =Equisetum pratense ×Equisetum sylvaticum.[5]
- Moores Schachtelhalm (Equisetum ×mooreiNewman) =Equisetum hyemale ×Equisetum ramosissimum
- Rauer Schachtelhalm (Equisetum ×trachyodon(A.Braun) W.D.J.Koch) =Equisetum hyemale ×Equisetum variegatum.
Paläobotanik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Dierezenten Schachtelhalme sind die letzten Überlebenden einer ehemals artenreichen Gruppe innerhalb der Gefäßsporenpflanzen (Pteridophyta), der Equisetopsida. Zu diesemTaxon gehört auch die Familie derCalamitaceae zu der die fossilen Vertreter derKalamiten (Calamites) und der GattungArthropitys gezählt werden, die durchFossilien aus demPerm undKarbon bekannt sind. Sie waren verholzt, erreichten Wuchshöhen von bis zu 30 Metern und 1 Meter Stammdurchmesser und bildeten einen wichtigen Bestandteil derSteinkohlenwälder. Die ersten Schachtelhalme traten im oberenDevon vor etwa 375 Mio. Jahren auf (Pseudobornia bronni). Die Schachtelhalme können deshalb als„lebende Fossilien“ bezeichnet werden.
Nutzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Arzneilich werden nur die unfruchtbaren Sommerwedel desAcker-Schachtelhalms (Equisetum arvense) als harntreibendes Mittel verwendet sowie beiRheuma,Entzündungen, Nierenleiden, Harngrieß, früher auch beiTuberkulose eingesetzt. NachKneipp hat Schachtelhalm sehrzusammenziehende Kräfte; sie reinigenBlut,Magen,Nieren undBlase, sind aber auch äußerlich reinigend und zusammenziehend bei Ausschlag und Wunden.
Eine Eigenart der Schachtelhalme ist die Einlagerung vonSilicaten (alsLigninersatz) in die Zellwand. Die Pflanze enthält bis zu 7 %Kieselsäure. Diese Einlagerungen machen Schachtelhalme zu einem sanften Scheuermittel (Zinnkraut).[7]
Taumelkrankheit bei Tieren
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Als Taumelkrankheit bezeichnete man eine Schachtelhalmvergiftung bei Tieren.[8] Bei Pferden nennt man diese Taumelkrankheit auchEquisitose. Diese Taumelkrankheit bei Tieren darf nicht mit derDrehkrankheit derWiederkäuer (Drehwurmkrankheit,Coenurosis; verursacht durch denQuesenbandwurm, Multiceps multiceps) verwechselt werden.[9]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Peter Sitte,Elmar Weiler,Joachim W. Kadereit,Andreas Bresinsky,Christian Körner:Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet vonEduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002,ISBN 3-8274-1010-X.
- Nele Wellinghausen:Farnpflanzen. Bestimmungsschlüssel für alle heimischen Farne, Bärlappartigen und Schachtelhalme. 7. Auflage.Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung (DJN), Hamburg 1997,ISBN 3-923376-13-8.
- Karl Ulrich Kramer (Hrsg.):Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I; Teil 1:Pteridophyta. Paul Parey, Berlin / Hamburg 1984,ISBN 3-489-50020-2,S. 54–79.
- Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold:Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen.Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008,ISBN 978-3-8001-5406-7.
- Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. Zwei und dreissigster Band (Vier und zwanzigster Band), Zweite Abtheilung, Blochmann, Dresden 1867,online auf biodiversitylibrary.org, abgerufen am 28. September 2018.
- Li-Bing Zhang, Nicholas J. Turland:Equisetaceae. S. 67 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.):Flora of China. Volume 2–3:Lycopodiaceae through Polypodiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013,ISBN 978-1-935641-11-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Peter Sitte,Elmar Weiler,Joachim W. Kadereit,Andreas Bresinsky,Christian Körner:Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet vonEduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002,ISBN 3-8274-1010-X,S. 746.
- ↑Li-Bing Zhang, Nicholas J. Turland:Equisetaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.):Flora of China. Volume 2–3:Lycopodiaceae through Polypodiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013,ISBN 978-1-935641-11-7, S. 67.
- ↑abcdefghiEquisetum imGermplasm Resources Information Network (GRIN),USDA,ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 20. Dezember 2019.
- ↑abMichael Hassler:Datenblatt beiWorld Ferns.Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 11.0 vom 5. Dezember 2020.
- ↑abcdeMarcus Lubienski:Die Schachtelhalme (Equisetaceae, Pteridophyta) der Flora Deutschlands – ein aktualisierter Bestimmungsschlüssel. In:Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins. Band 2, 2011, S. 68–86. (botanik-bochum.de, PDF, 6,7 MB)
- ↑Marcus Lubienski, Wolfgang Jäger, H. Wilfried Bennert:Equisetum ascendens Lubienski & Bennert (Subg. Hippochaete, Equisetaceae), eine neue Schachtelhalm-Sippe für die Flora Nordrhein-Westfalens. In:Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins. Band 3, 2012, S. 7–20 (botanik-bochum.de, PDF, 3,4 MB)
- ↑Paul-Bernhard Eipper:Zur Verwendung von Schachtelhalm als Schleifmittel von Oberflächen seit dem Mittelalter. In: Österreichische Sektion des IIC (Hrsg.):Restauratorenblätter.Nr. 29. Stift Klosterneuburg Verlag, 2010,ISSN 1017-6373,S. 73–92.
- ↑Der Sprach-Brockhaus – Deutsches Bildwörterbuch für jedermann. Verlag Eberhard Brockhaus, Wiesbaden 1949, S. 653.
- ↑Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Band 2:Carg–Ez. Verlag Urban & Schwarzenberg, Loseblattsammlung, München / Berlin / Wien 1967,ISBN 3-541-84000-5, S. D 219.
Weblinks und weiterführende Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bestimmung der in Deutschland wild vorkommenden Schachtelhalmarten.
- Marcus Lubienski:Die Schachtelhalme (Equisetaceae, Pteridophyta) der Flora Deutschlands – ein aktualisierter Bestimmungsschlüssel. In:Online-Veröffentlichungen des Bochumer Botanischen Vereins. Band 2, Nr. 6, S. 82–100,(PDF-Datei).
- Fossile Schachtelhalme im Mineralienatlas WiKi
- Link-Verzeichnis fossile und rezente Schachtelhalme (englisch)
- Fotos vonEquisetites arenaceus auf S. 65 (PDF-Seite 15)