Vor etwa 2000 Jahren entstand die römische PoststationPons Saravi (Saarbrück)[1] dort, wo dieRömerstraße vonReims nachStraßburg die Saar an einerFurt überquerte. An der Kreuzung großer Straßen und inmitten eines fruchtbaren Beckens gelegen, entwickelte sich der Ort zum Handelszentrum. DieVilla Saint-Ulrich mit ihren 33 Einzelgebäuden zeugt von der damaligen Bedeutung des Ortes.
Mithras-Tempel Sarrebourg
1905 fand man einen mit Felsen verschlossenen und zugeschüttetenMithrastempel.
Mitte des 3. Jahrhunderts begann dieInvasion derGermanen in die römischen Provinzen am Rhein. Die ersten Befestigungsanlagen entstanden. In den Jahren 259/260 fiel derLimes, um 455 die Rheingrenze. Damit begann die fränkische Besiedelung des Gebiets um Saarburg.
Zur Zeit derMerowinger war die Stadt wegen ihrer Lage an der Straße vom Oberrhein über die Salinen imSeille-Gebiet nach Metz ein wichtiges Zentrum und ist 713 als MünzstätteSareburgo belegt, in der Zeit derKarolinger 818 alscastrum. 713 hält hier ein GrafWillibert Gericht, 720/721 ein GrafAdalchard. Letzterer Name verweist auf den späteren karolingischen SeneschallAdalhard.
ImVertrag von Meerssen im Jahre 870, in dem das östlicheLotharingien demOstfrankenreich zugeschlagen wird, wird das Gebiet um Sarrebourg alsOberer Saargau bezeichnet. 966 ist eine Grafschaft Sarrebourg (comitatus Saraburg) belegt, Graf istOdacher, vermutlich ein Nachfahre des 893 im nördlich angrenzendenBliesgau amtierenden Odaker aus dem Geschlecht derWigeriche.
Zur Zeit Kaiser Ottos (967–983) amtierte Folmar I., „Graff zu Sarburg“, der 982 bis 995 zugleich Graf im Bliesgau war.[2] Dessen Nachfahren traten auf als Grafen von Metz, Herren vonLunéville undHombourg-Haut und warenVasallen des Bischofs von Metz.
1171 oder später, nach dem Tod von Folmar VII., dem letztenagnatischen Nachkommen Folmars I., wurde jener beerbt durch seinen Vetter Hugo X. vonDagsburg.[3]
1240 wurde die Stadtbefestigung erweitert. Eine wirtschaftliche Blüte setzte ein, die ihren Höhepunkt im 14. Jahrhundert hatte. Die Glas- und Keramikproduktion war eine der Grundlagen dieses Aufschwungs.
Die bischöflich Metzische Stadt Saarburg hatte schon lange versucht, das geistliche Joch abzuschütteln und sich dagegen mehrfach aufgelehnt. In einem Vertrag von 1464 erkannten die Bürger schließlich HerzogJohann II. von Lothringen als ihren Herrn an, der sich jedoch nicht um die Stadt kümmerte. Erst HerzogNikolaus nahm am 2. November 1472 förmlich Besitz von der Stadt und versprach, die Stadtschulden zu begleichen. Nachdem Nikolaus 1473 gestorben war, opponierte BischofGeorg von Baden gegen den Besitzerwechsel und verband sich mit dem Herzog von Burgund.[5]
ImVertrag von Vincennes 1661 kam Saarburg zu Frankreich und gehörte nun zu dem Landstreifen, der Frankreich mit demElsass verband und Lothringen spaltete. Die zerstörte Stadt wurde wieder aufgebaut.
Ende des 19. Jahrhunderts war Saarburg überwiegend deutschsprachig. Allerdings gab es auch eine französischsprachige Minderheit in der Stadt. Durch Kontakte mit französischsprachigen Gemeinden im Umland wurde auchPatois gesprochen.[6]
Im August 1914 kam es im Rahmen derSchlacht in Lothringen hier zurSchlacht bei Saarburg. Französische Truppen waren an diesem Frontabschnitt bis ins Reichsgebiet vorgedrungen und wurden unter schweren Opfern zurückgeschlagen. Daran erinnert u. a. dasKreuz von Saarburg, ein im benachbarten OrtBuhl-Lorraine stehendesFlurkreuz, von dem am 20. August 1914 durch eine Granate der Querbalken weggeschossen wurde, so dass die Skulptur des Gekreuzigten ihres Kreuzes entledigt in den Himmel ragt. Nach demErsten Weltkrieg kam Saarburg 1919 aufgrund der Bestimmungen desVersailler Vertrags zuFrankreich. Während desZweiten Weltkriegs wurde die Ortschaft von der deutschenWehrmacht besetzt, gelangte aber nach Kriegsende an Frankreich zurück.
Die Stadt ist ein Handelszentrum mit Industrie in den Bereichen Metallverarbeitung, Druck- und Agrarerzeugnisse sowie der Herstellung von Schuhen (Mephisto).
Saarburg, Elsass-Lothringen. In:Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Saarburg (meyersgaz.org).
Georg Lang:Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 154 (books.google.de).
C. Stockert:Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 67–68;Textarchiv – Internet Archive.
Franz Xaver Kraus:Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III:Kunst und Althertum in Lothringen. Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 890–897;Textarchiv – Internet Archive.
↑abC. Stockert,Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 67–68 und S. 78;Textarchiv – Internet Archive.
↑Johannes Hoops, Heinrich Beck (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 26. Walter de Gruyter, 2004, S. 14 (books.google.de)
↑Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Erste Section. A-G. In: J. S. Ersch, J. G. Gruber (Hrsg.):Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern bearbeitet. 29. Theil. F. A. Brockhaus, Leipzig 1837,S.19 (google.de).
↑Georg Lang:Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch. Metz 1874, S. 154 (books.google.de)
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 53 (books.google.de)
↑Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen:Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 136, Ziffer 326;Textarchiv – Internet Archive.
↑Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins:Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894, S. 36;books.google.de
↑Saarburg, Elsass-Lothringen. In:Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Saarburg.