Santa Prisca

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterSanta Prisca (Begriffsklärung) aufgeführt.
Santa Prisca

Patrozinium:Hl. Prisca
Weihetag:
Kardinalpriester:Justin Francis Rigali
Anschrift:Piazza di Santa Prisca, 1
00153 Roma

Santa Prisca ist eineKirche inRom. Sie ist eine der ältestenTitelkirchen der Stadt sowieOratorium derAugustiner-Eremiten undStationskirche. Bekannt ist sie weniger wegen des Kirchenbaus als solchem, sondern wegen der darunterliegenden Reste antiker römischer Bauten, vor allem desMithräums.

Inhaltsverzeichnis

Lage

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Die Kirche liegt auf demAventin-Hügel im XII. römischenRione, genanntRipa, etwa 250 m südwestlich desCircus Maximus.

Geschichte und Baugeschichte

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Die Anfänge dieses im 4. oder 5. Jahrhundert über einem Mithrastempel errichteten Kirchenbaus sind nicht bekannt. DasPatroziniumSancta Prisca wurde erstmals im Jahr 499 in den römischen Synodalakten erwähnt. Um wen es sich bei dieserPrisca von Rom handelt, wird in einer erst spät einsetzenden legendären Überlieferung zu erklären versucht; danach soll es drei verschiedene Trägerinnen dieses Namens gegeben haben:[1]

  • die römischeMärtyrerin Prisca,[2] die im 1. Jahrhundert an derVia Ostiense enthauptet und begraben worden war und deren Gebeine später in die Titelkirche auf dem Aventin übertragen wurden;
  • die imRömerbrief des ApostelsPaulus (Röm 16,3) genannte Prisca, Frau des Judenchristen Aquila, die an verschiedenen Orten, darunter auch Rom, mit Paulus zusammengearbeitet haben soll;
  • die christliche Römerin Priscilla aus der Patrizierfamilie derAcilier, die das Gelände derPriscilla-Katakomben in Rom als christliche Begräbnisstätte zur Verfügung gestellt haben soll und deshalb Namensgeberin dieser Katakomben wurde; diese Theorie wird inzwischen für unwahrscheinlich gehalten.

Nachdem durch dasEdikt KaiserTheodosius’ I. von 391 die christliche Religion bei Verbot aller anderen („heidnischen“) Kulte zurStaatsreligion geworden war, entstand ein Jahrhundert später, um 499, an dieser Stelle die erste Kirche, wobei das aus dem 2. Jahrhundert stammende Mithräum überbaut und teilweise zerstört wurde.

PapstHadrian I. (772–795) ließ die Kirche erneuern und eineKrypta einbauen. Es war zu dieser Zeit eine dreischiffige Säulenbasilika mit eingezogenerApsis und flach schließendenSeitenschiffen. Die tonnengewölbte Krypta hat einenGrundriss aus drei Armen eines Kreuzes.[3] Nach Zerstörung durch dieNormannen (1084) entstand unter PapstPaschalis II. (1099–1118) ein Neubau, der 1455 umgestaltet sowie 1600 und 1660 barockisiert wurde.[4]

Kirche

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Äußeres

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Die schlichteFassade stammt von Carlo Lambardi aus dem Jahre 1600.[5] DasPortal wird von zwei hochgesockelten Vollsäulen mitKompositkapitellen flankiert und einem schlichtenDreiecksgiebel gekrönt. Die übrigen Wandflächen sind durch jeweils zwei sich über die gesamte Mauerfläche ziehende breitePilaster mitionischen Kapitellen gegliedert. Oberhalb desArchitravs erhebt sich ein einfacher Dreiecksgiebel. Architrav, Kapitelle, Portal, Giebel und flankierende Säulen sowie die ovaleRosette und deren Rahmung sindmarmorne Fassadenelemente in einer sonst nur aus Ziegelmauerwerk bestehenden Front.

Innenraum nach der Barockisierung

Inneres

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Apsis, um 1600 ausgemalt
Taufstein aus einemSpolienkapitell gearbeitet

So einfach wie die Fassade ist auch das Innere gehalten. Es handelt sich hier um eineArkadenbasilika, in deren Pfeiler man 1660 beim Umbau zur barockisierten Kirche die 14 antiken Säulen des ersten Baus integriert hat. Die Apsis wurde um 1600 ausgemalt. In derTaufkapelle am rechten Seitenschiff befindet sich einTaufstein, der aus einemdorischen Marmorkapitell herausgearbeitet ist.[4]

Mithräum

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Mithräum
Kopf desHelios aus dem Mithräum, heute im Museo Nazionale Romano

Unter der Kirche befinden sich verschiedenartige seit 1934 ausgegrabene Reste antiker römischer Bauten.[6] Das über das rechte Kirchenseitenschiff zugängliche Mithräum gilt neben dem Mithräum unterSan Clemente als eines der besterhaltenen in Rom. Es wurde 1952 bis 1958 vonMaarten J. Vermaseren undCarel Claudius van Essen ausgegraben.[7]

Geschichte

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Der Hof eines ursprünglich etwa um 95 n. Chr. entstandenen Hauses wurde um 110 zu einer Wohnung umgebaut; gleichzeitig wurde im südlich angrenzenden Haus einNymphäum mit einer Apsis errichtet. Südlich davon entstand gegen Ende des 2. Jahrhunderts ein zweischiffiges Gebäude, auf dessen Fundamenten die heutige Kirche steht. Zu dieser Zeit wurde wohl in einem östlich gelegenen Saal des 110 umgebauten Hauses das Mithräum eingerichtet.[6] EinerInschrift in einer großenNische des Hauptraumes zufolge wurde hier ein Anhänger desMithraskultes am 21. November 202 n. Chr. „geboren“, d. h. in dieMysterien eingeführt. Demnach muss die Kultstätte spätestens zu diesem Zeitpunkt in Gebrauch gewesen sein.[8]

Ein heutiger Besucher betritt zunächst das Nymphäum, anschließend die Krypta der Kirche, die in Form dreier Arme eines Kreuzes mit einemTonnengewölbe in die vorhandene römische Bausubstanz eingefügt wurde und derenWandmalereien demFrühbarock entstammen. Der Krypta schließt sich das ursprünglich aus Vor- und Hauptraum bestehende Mithräum an, welches später durch Verbreiterung des Durchgangs auf eine Breite von 4,20 Metern und genereller Verlängerung auf 17,50 Meter erweitert wurde.[9] An den Längsseiten des von einem Tonnengewölbe bedeckten Raumes wurden Bänke herausgemeißelt. Die links des Hauptraumes befindlichen Räume wurden möglicherweise fürInitiationsriten gebraucht.

Malereien

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Das Bemerkenswerteste im Hauptraum sind die erhaltenen Wandmalereien oberhalb der Bänke. Zwei Farbschichten thematisch sehr ähnlicher Malereien wurden aufgetragen. Es handelt sich um verschiedene männliche Gestalten, die teilweise nur noch fragmentarisch erhalten sind. Die Dargestellten gehören den sieben verschiedenen Weihegraden des Mithraskultes an. Auf der rechten Seite ist eineProzession von Mithrasanhängern zu sehen; die Beischriften lauten[10] von links nach rechts:

Nama [patribus] / ab oriente / ab occidente[m] / tutela Saturni
[na]ma tute[l]a S[ol]is
nama b[el]iodrom[i]s / t[utela…]
[na]ma persis / tutela [mer]curis
nama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovis
nama militibus / tutela Mart[is]
nama nym[phis] / tut[ela] …
[n]a[ma] nymph[i]s / tut[ela Ve]n[eri]s

Die sieben Weihegrade des Mithraskultes warenCorax (Rabe),Nymphus,Miles (Soldat),Leo (Löwe),Perses (Perser),Heliodromus undPater (Vater), jedem der Grade ist ein Planet zugeordnet.

Anhand des Beispiels „nama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovis“ lässt sich die Beischrift nachFilippo Coarelli mit „Ehre den Löwen, die von Jupiter beschützt werden“ übersetzen, wobei dasVerehrung oderEhre bedeutende WortNama vermutlich demPersischen entstammt.

Auf der rechten Seite befinden sich weitere sechs Gestalten. Sie gehören dem Weihegrad des Löwen an und tragen jeweils verschiedene Tiere oder einen Mischkrug. Diese Darstellungen setzen sich auf der linken Seite fort. Am Ende der Prozession ist eine Grotte mit vier Gestalten zu sehen, darunterMithras undSol.

Sonstige Funde

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Am Anfang des Hauptraumes gibt es links und rechts eine Nische, in denen sich Figuren der MithrasbegleiterCautes undCautopates befanden.[11]In der abschließenden Rundnische ist einRelief, das Mithras dargestellt, wie er denStier tötet; davor die liegende Gestalt einesOceanus/Saturnus.

Sonstige Funde der Ausgrabungen (Plastiken, Gebrauchsgegenstände, Inschriften) befinden sich in einem kleinen, in die unterirdischen Räume integrierten Museum.

Kardinalpriester

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Literatur

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  • Maarten J. Vermaseren,Carel Claudius van Essen:The Excavations in the Mithraeum of the Church of Santa Prisca in Rome. Brill, Leiden 1965.
  • Walther Buchowiecki:Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 3, Hollinek, Wien 1974, S. 629 ff.
  • Anton Henze u. a.:Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, S. 256.
  • Stefan Grundmann (Hrsg.):Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997,ISBN 3-930698-59-5, S. 88.
  • Filippo Coarelli:Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000,ISBN 3-8053-2685-8, S. 322–326.
  • Hugo Brandenburg:Die frühchristlichen Kirchen in Rom vom 4. bis zum 7. Jahrhundert. Schnell & Steiner, Regensburg 2013, S. 214.
  • Hans Georg Wehrens:Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum. Herder, Freiburg 2016, S. 267–269.

Einzelnachweise

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  1. Walter Buchowiecki:Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 3, Wien 1974, S. 630ff:
  2. Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg 2006, Band 8, Sp. 598f. und Band 1, Sp. 898.
  3. Hans Georg Wehrens:Rom – Die christlichen Sakralbauten vom 4. bis zum 9. Jahrhundert – Ein Vademecum, Freiburg 2016, S. 267f. mit Grundriss Abb. 37.1.
  4. abAnton Henze u. a.:Kunstführer Rom. Reclam, Stuttgart 1994, S. 256.
  5. Grundmann (Hrsg.):Architekturführer Rom, S. 88.
  6. abFilippo Coarelli:Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000, S. 322.
  7. Zur Grabungsgeschichte Arthur Weststeijn, Laurien de Gelder:Digging dilettanti: the first Dutch excavation in Italy, 1952–58. In: Julia Roberts, Kathleen Sheppard, Ulf R. Hansson, Jonathan R. Trigg (Hrsg.):Communities and knowledge production in archaeology. Manchester University Press, Manchester 2020,ISBN 978-1-5261-3455-4, S. 66–87 (Digitalisat).
  8. Filippo Coarelli:Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000, S. 324.
  9. Walter Buchowiecki:Handbuch der Kirchen Roms. Der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 3, Wien 1974, S. 643ff.
  10. Alle Beischriften nach Coarelli,Rom – Ein archäologischer Führer, S. 324–325.
  11. Filippo Coarelli:Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci, Zabern, Mainz 2000, S. 323.

Weblinks

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Commons: Santa Prisca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

41.88302777777812.483916666667Koordinaten:41° 52′ 58,9″ N,12° 29′ 2,1″ O

Normdaten (Geografikum):GND:4461194-8(lobid,OGND,AKS) |LCCN:no94013378
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