Sanidin

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Sanidin
Sanidin-Stufe aus der Pili Mine, Municipio Saucillo,Chihuahua, Mexiko (Größe: 3,7 cm × 2,5 cm × 2,8 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Sa[1]

Chemische Formel(K,Na)[(Si,Al)4O8][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.06
VIII/J.06-020

9.FA.30
76.01.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystemmonoklin
Kristallklasse;Symbolmonoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.)C2/m[2] (Nr. 12)
Gitterparametera = 8,6 Å;b = 13,03 Å;c = 7,18 Å
β = 116,0°[2]
FormeleinheitenZ = 4[2]
ZwillingsbildungCarlsbader Zwillinge, seltener Baveno- und Manebachzwillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte6
Dichte (g/cm3)gemessen: 2,56 bis 2,62; berechnet: [2,56][3]
Spaltbarkeitvollkommen nach {001}, deutlich nach {010}; Absonderungen nach {100}[3]
Bruch;Tenazitätuneben bis muschelig; spröde
Farbefarblos, weiß, grau, gelblich, rötlich
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig bis durchscheinend
GlanzGlasglanz, Perlmuttglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizesnα = 1,518 bis 1,525
nβ = 1,523 bis 1,530
nγ = 1,525 bis 1,531[4]
Doppelbrechungδ = 0,007[4]
Optischer Charakterzweiachsig negativ
Achsenwinkel2V = 60° (gemessen); 48 bis 64° (berechnet)[4]
Pleochroismusfarblos

Sanidin ist ein häufig vorkommendesMineral aus derMineralklasse der „Silikate undGermanate“. Es kristallisiert immonoklinen Kristallsystem mit derchemischen Zusammensetzung (K,Na)[(Si,Al)4O8].[2] Die in den runden Klammern angegebenen ElementeKalium undNatrium sowieSilicium undAluminium können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Sanidin entwickelt meist tafelige oder nadelige bis prismatischeKristalle undZwillinge von bis zu 50 Zentimetern Größe,[3] aber auch kugelige oder körnige bis massigeAggregate. Unverwitterte Kristallflächen weisen einen glasähnlichenGlanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttartig.

In reiner Form ist Sanidin farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oderpolykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. DurchFremdbeimengungen kann Sanidin zudem eine graue, gelbliche oder rötliche Farbe annehmen.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

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Der Mineralname Sanidin ist eine Wortschöpfung, die aus den griechischen Begriffenσανίςsanís für „Brett, Planke, Tafel“ undεἶδοςeídos für „Aussehen, Gestalt“ zusammengesetzt ist. Er nimmt Bezug auf die häufige tafelartige Ausbildungsform der Kristalle.[3]

Erstmals beschrieben wurde Sanidin 1789 durchKarl Wilhelm Nose in seinen Beiträgen „Ueber das Schiefergebirge etc. und über Westphalen“, die 1808 vonJohann Jacob Nöggerath in seinen „Mineralogischen Studien über die Gebirge am Niederrhein“ aufgegriffen wurden. AlsTyplokalität gilt derDrachenfels im rheinischenSiebengebirge.[5]

Klassifikation

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In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Sanidin zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate), mitZeolithen“, wo er zusammen mitBuddingtonit,Celsian,Hyalophan,Kokchetavit,Mikroklin,Orthoklas,Paracelsian,Rubiklin undSlawsonit die Untergruppe der „Alkalifeldspate“ mit der System-Nr.VIII/J.06 innerhalb der Gruppe derFeldspate bildete.

Die seit 2001 gültige und von derInternational Mineralogical Association (IMA) verwendete9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Sanidin dagegen in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weitererAnionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zusätzliche Anionen“ zu finden ist, wo es zusammen mitAdular,Anorthoklas, Buddingtonit, Celsian, Hyalophan, Kokchetavit, Mikroklin,Monalbit, Orthoklas und Rubiklin die verkleinerte „Feldspat-Gruppe“ mit der System-Nr.9.FA.30 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlicheSystematik der Minerale nach Dana ordnet den Sanidin zwar ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Al-Si-Gitter“ ein. Hier ist er zusammen mit Anorthoklas, Celsian,Filatovit, Hyalophan, Orthoklas, Mikroklin und Rubiklin in der Gruppe der „K (Na,Ba)-Feldspate“ mit der System-Nr.76.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Mit Al-Si-Gitter“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

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Sanidin ist eine Hochtemperaturmodifikation desAlkalifeldspats mit einer größtenteils ungeordneten Verteilung vonAluminium undSilicium. Zusammen mit dem Hochtemperatur-Albit bildet es eine vollständigeMischreihe.[6]

Bildung und Fundorte

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Pseudobrookitnadel, eine Sanidintafel durchdringend, vomWannenköpfe naheOchtendung in der Eifel (Bildgröße: 1,5 mm)
Sanidinzwilling vomPuy de Sancy im französischenZentralmassiv (Größe: 5 × 4,5 cm)

Sanidin ist ein typisches gesteinsbildendes Mineral und bildet sich in saurenVulkangesteinen. Außerdem bildet esPseudomorphosen nachMikroklin. AlsBegleitminerale treten unter anderemQuarz,Plagioklas,Muskovit,Biotit,Hornblende undMagnetit auf.[3]

Weltweit gelten bisher (Stand: 2012) rund 480 Fundorte als bekannt.[4] Neben seiner Typlokalität Drachenfels konnte das Mineral noch an weiteren Stellen im Siebengebirge gefunden werden wie unter anderem amFinkenberg bei Bonn, amÖlberg, beiPerlenhardt und amWeilberg naheKönigswinter sowie bei Hohenburg und amDächelsberg inWachtberg. Des Weiteren trat Sanidin unter anderem noch an mehreren Orten inBaden-Württemberg (Hinterhauenstein, Katzenbuckel, Oberbergen),Bayern (Fichtelgebirge), an vielen Stellen in derEifel (Andernach, Daun, Ettringen, Hillesheim, Mendig, Niederzissen) in Rheinland-Pfalz, an einigen Stellen im sächsischenErzgebirge und beiGera in Thüringen auf.

In Österreich fand sich Sanidin unter anderem amPauliberg naheKobersdorf im Burgenland, beiGossendorf,Klöch und amStradner Kogel sowie am Katereck naheBad Ischl in der Steiermark.

In der Schweiz konnte Sanidin bisher nur beiOberbargen (Schaffhausen) und amMonte San Giorgio (Tessin) gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien, Angola, der Antarktis, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, El Salvador, Eritrea, Estland, Frankreich und auf der zu Frankreich gehörenden Karibikinsel Martinique, Griechenland, Guinea, Honduras, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kenia, Korea, Lesotho, Madagaskar, Mexiko, Mongolei, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Nicaragua, Paraguay, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Taiwan, Tansania, Tschechien, Türkei, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[7]

Kristallstruktur

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Sanidin kristallisiertmonoklin in derRaumgruppeC2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit denGitterparameterna = 8,6 Å;b = 13,03 Å;c = 7,18 Å und β = 116,0° sowie 4Formeleinheiten proElementarzelle.[2]

Verwendung

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Bläuliche Sanidinvarietät imFacettenschliff

Sanidin hat im Allgemeinen keine wirtschaftliche Bedeutung. Er wird jedoch bei guter Qualität gelegentlich von einigen versierten Sammlern zuSchmucksteinen verschliffen.[8]

Siehe auch

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Literatur

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  • Petr Korbel, Milan Novák:Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002,ISBN 3-89555-076-0,S. 263 (Dörfler Natur). 

Weblinks

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Commons: Sanidine – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]). 
  2. abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X,S. 694. 
  3. abcdeSanidine. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.):Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch,handbookofmineralogy.org [PDF;76 kB]). 
  4. abcdSanidine. In: mindat.org. Abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch). 
  5. Johann Jakob Nöggerath:Sanidin. In:Mineralogische Studien über die Gebirge am Niederrhein. Johann Christian Hermann, Frankfurt 1808,S. 24–39 (rruff.info [PDF;416 kB]). 
  6. Martin Okrusch, Siegfried Matthes:Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005,ISBN 3-540-23812-3. 
  7. Localities for Sanidine. In: mindat.org. Abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch). 
  8. Walter Schumann:Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13., überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002,ISBN 3-405-16332-3,S. 220. 
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