Sand-Segge | ||||||||||||
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![]() Sand-Segge (Carex arenaria) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex arenaria | ||||||||||||
L. |
DieSand-Segge[1] (Carex arenaria) ist einePflanzenart aus derGattung derSeggen (Carex) innerhalb derFamilie derSauergrasgewächse (Cyperaceae). Wie dasArtepitheton (lat.arena = Sand) schon verrät, gedeiht sie vor allem aufKüsten- undBinnendünen inEuropa.
Die Sand-Segge ist eine immergrüne,ausdauerndekrautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 30 Zentimetern. Im Schatten wachsende Pflanzenexemplare können zuweilen 1 Meter hoch sein. Die Sand-Segge bildet lange, meterweit meist schnurgeradeaus kriechendeAusläufer. Mit Hilfe ihresRhizoms kann sie 0,5 bis 4 Meter weit wandern; die älteren Rhizomabschnitte sterben dabei ab. Die im Durchmesser 2 bis 3 Millimeter messenden Rhizome tragen braune, sich faserig auflösendeNiederblätter. Die aufrechtenStängel sind scharf dreikantig und oben rau. Schattenformen wachsen dagegen oft bogig überhängend. Die starren, rinnigen und 2 bis 4 Millimeter breitenLaubblätter sind steif aufrecht. Die Blattscheiden sind braun.
DieBlütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. DerährigeBlütenstand ist 2 bis 5 Zentimeter lang und enthält 5 bis 15Ährchen. DieBlüten eingeschlechtig. Die unteren Ährchen tragen weibliche Blüten; die mittleren am Grunde weibliche und an der Spitze männliche Blüten; die oberen Blüten sind rein männlich. Bei Schattenformen sind die unteren Ährchen oft auseinandergezogen, sonst dicht stehend. Die zugespitzten und gelblichenSpelzen sind schmal und eiförmig-lanzettlich. Die männlichen Blüten besitzen dreiStaubblätter. Die weiblichen Blüten sind mit einemzweinarbigenFruchtknoten ausgestattet. Dieplankonvexen und an den Rändern breit geflügeltenFruchtschläuche (Utriculi) sind bei einer Länge von 4 bis 5 Millimetern sowie einer Breite von 1,8 bis 2 Millimetern etwas länger als die Spelzen. Sie sind zweizähnig geschnäbelt. Reife Ähren werden braun.
DieChromosomenzahl beträgt 2n = 58, 64.[2]
Die Sand-Segge ist einGeophyt oderHemikryptophyt.[1] Ihre unterirdischenAusläufer sind bis zu 10 Meter lang, nur 2 bis 3 Millimeter dick und scharfspitzig. Von ihnen gehen in regelmäßigen Abständen oberirdische Sprosse mit Adventivwurzeln aus. Die jungen Sprosse bestehen im Wesentlichen aus Büscheln schmal rinniger Blätter.[3] Die oberflächennahen Feinwurzeln ermöglichen eine Wasserversorgung auch an trockenen Standorten. Sie benötigt zur Keimung viel Feuchtigkeit. Erst nach drei Monaten, in denen der Keimling nicht austrocknen darf, ist das Rhizom kräftig genug, um die Pflanze aus dem Boden mit Wasser zu versorgen. Mit Hilfe ihrer tiefgreifenden Haftwurzeln kann sich die Sand-Segge im lockeren, leicht vom Wind verwehten Sand leicht verankern. Wird sie übersandet, bildet sie rasch neue Sprosse. Sie kann die Vegetationslücken in den Dünen auf diese Weise schnell schließen. Außerdem breitet sie sich überStolonen aus – Ausläufer, die auf einer geraden Linie Pflanzen aus dem Boden wachsen lassen. So kann die Pflanze offene Stellen im Sand quasi wie eine Nähmaschine „zunähen“. Dievegetative Vermehrung durch die Ausläufer herrscht bei der Sand-Segge vor.[3]
Blütenökologisch handelt es sich um vorweibliche, windblütige Art vom „Langstaubfädigen Typ“, die reichlichPollen produziert. NebenWindbestäubung ist auchSelbstbestäubung erfolgreich. Der Pollen vonCarex-Arten duftet und wird wohl deshalb auch vonInsekten angenommen, wodurch es auch zurInsektenbestäubung kommen kann.[3]
Die Frucht undDiaspore (Ausbreitungseinheit) derCarex-Arten ist eine vollständig von einemUtriculus eingehüllte kleineNuss. Dabei können das oft geschnäbelte, zweizähnige Ende des Utriculus zurKlettausbreitung und die zwischen Utriculus und eigentlicher Frucht eingeschlossene Luftblase- namentlich bei allen Nässe liebenden Arten- zur Schwimmausbreitung dienen. Speziell bei der Sand-Segge kommt dazu die Ausbreitung alsRegenschwemmling und wegen der im unteren Teil geflügelten Utriculi wohl auch die Ausbreitung alsAdhäsionshafter.[3]
Die Sand-Segge istNord-,West- undMitteleuropa bis hin nach Russland verbreitet.[4] In Nordamerika istCarex arenaria einNeophyt. Sie besiedeltKüstendünen vonPortugal bis Südskandinavien sowie Flugsandebenen und -dünen desBinnenlandes. Es gibt Fundortangaben für Portugal,Spanien,Frankreich, dasVereinigte Königreich,Irland,Belgien, dieNiederlande,Deutschland,Polen, dasBaltikum,Dänemark,Schweden,Norwegen,Finnland,Russland undKroatien.[5] In Mitteleuropa kommt sie in denDünen von Nord- und Ostsee sowie in derGeest desTieflands häufig vor; oft ist sie auch angepflanzt; sonst tritt sie im Binnenland Mitteleuropas nur vereinzelt auf.[6]
Die Sand-Segge ist ein Sandbodenpionierpflanze und festigt durch ihr „Wurzelwerk“ den lockeren Sand der Dünen. Sie bildet mit einem meterweit kriechendenRhizom („Wurzelstock“), von dem aus alle 5 bis 10 Zentimeter neue Sprosse emporwachsen, fast schnurgerade Reihen und wird daher landläufig als „Soldatensegge“ oder „Nähmaschine Gottes“ bezeichnet. Die Sand-Segge gedeiht am besten auf offenen, trockenen, lockeren,basen- undstickstoffarmen und meist kalkfreien, saurenSandböden.[6] Sie ist eineCharakterart der Ordnung Corynephoretalia.[2]
Die Erstveröffentlichung vonCarex arenaria erfolgte 1753 durchCarl von Linné inSpecies Plantarum, Seite 973.[4][5]Synonyme fürCarex arenariaL. sind:Carex arenaria var.adjunctaMerino,Carex arenaria var.prostrataDe Langhe,Carex arenaria var.pseudoarenariaT.Marsson,Carex arenaria var.remotaT.Marsson,Carex arenaria var.spiralisAsch. & Graebn.,Carex arenaria var.tenuisAsch. & Graebn.,Carex intermediad’Urv. nom. illeg.,Carex sabuletorumM.Bieb. ex Boott,Carex schreberiDesv. nom. illeg.,Carex witheringiiGray.[4]
In seltenen Fällen wird die Sand-Segge zur Dünenfestigung eingesetzt.Das Rhizom der Sand-Segge wurde früher als blutreinigendes, harn- und schweißtreibendes Mittel verwendet.
Für die Sand-Segge bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigenTrivialnamen: Eiserpäther, Eiserpeden, Kalmuspoden, groten Pägen (Altmark), grot Queck (Mecklenburg) und Reiserwurzel (Rendsburger Apotheke).[7]