Salabhanjika

Der aus demaltindischenSanskrit abgeleitete BegriffSalabhanjika bezeichnet eine weibliche Gestalt, die – so wörtlich – Zweige aus einemSalbaum abbricht. Sie finden sich in derbuddhistischen,jainistischen undhinduistischen Kunst des indischen Kulturraums. Manchmal werden diese Figuren auch als „Baumnymphen“ interpretiert; sie sind je nach Region und Sprache auch unter den Namenmadanakai,madanika odershilabalika bekannt.
Darstellung
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Die figurbetonende Darstellung der Salabhanjikas rückt sie in die Nähe der „Schönen Mädchen“(surasundaris) doch im Gegensatz zu diesen werden sie stets einzeln bzw. isoliert dargestellt. Einer ihrer Arme ist erhoben und greift in das Geäst bzw. Blattwerk eines Salbaumes oder einesAshoka-Baumes; in der frühen buddhistischen Kunst umfasst sie manchmal auch mit einem Bein den Baumstamm – ein durchaus erotisch gemeintes Motiv. Salabhanjikas sind eher irdische Geschöpfe mit nur zwei Armen und ohne typische Attribute; ihre erotische Ausstrahlung beruht in erster Linie auf ihrer figurbetonten Körperhaltung(tribhanga). In der späteren hinduistischen Kunst werden sie meist tanzend dargestellt, aber in einer üppigen baumreichen Umgebung.
Wegen ihrer Körperhaltung, die in gewisser Weise Himmel und Erde miteinander verbindet, finden sichsalabhanjikas vorzugsweise alsKonsolfiguren (engl.:bracket figures) an den freistehenden Torbauten(toranas) der buddhistischenStupas (z. B.Sanchi) oder in der zentralen Tanzhalle(mahamandapa) eines Tempels (z. B.Belur oderKhajuraho). In ganz Indien berühmt ist der Torso einersalabhanjika ausGyaraspur, der heute im Archäologischen Museum vonGwalior aufbewahrt wird (Foto siehe Weblink).
Bedeutung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Ihre Nähe zur Natur bringt die Salabhanjikas in Verbindung mit den im Volksglauben verbreiteten Waldgottheiten(yakshis), doch sind es – anders als diese – eindeutig schöne und positiv besetzte Figuren mit einer gewissen Nähe zu ländlichen Fruchtbarkeitskulten. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dassMaya, die MutterBuddhas, ihren Sohn stehend zur Welt brachte – sich mit einer Hand an den Zweigen eines Salbaumes (manchmal auch eines Ashoka-Baumes) festhaltend.
Den „Himmlischen Liebespaaren“(mithunas) vergleichbar haben diesalabhanjikas undsurasundaris auch eine unheilabwehrende (apotropäische) Bedeutung, denn in der Anwesenheit von Schönheit und Erotik verlieren böse Mächte ihre Kraft.
- Konsolfigur einer tanzendensalabhanjika imChennakesava Temple,Belur
- Tanzendesalabhanjika amMukteswar-Tempel,Bhubaneshwar
- salabhanjika amRajarani-Tempel, Bhubaneswar
- salabhanjika ausSanchi
- Geburt Buddhas
- Trommelspielendesalabhanjika(dollu kunitha) imChennakesava Temple,Belur
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gauri Parimoo Krishnan:The Power of the Female. Devangana Sculptures on Indian Temple Architecture. D. K. Printworld, New Delhi 2014,ISBN 978-81-246-0687-2.
- Eckard Schleberger:Die indische Götterwelt. Gestalt, Ausdruck und Sinnbild. Ein Handbuch der hinduistischen Ikonographie. Diederichs, Köln 1997,ISBN 978-3-424-00898-2.
- Hans Wolfgang Schumann:Buddhistische Bilderwelt. Ein ikonographisches Handbuch des Mahayana- und Tantrayana-Buddhismus. Eugen Diederichs Verlag, Köln 1998,ISBN 978-3-424-00897-5.