Saffig
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 23′ N,7° 25′ O50.387.4158333333333130Koordinaten:50° 23′ N,7° 25′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Mayen-Koblenz | |
Verbandsgemeinde: | Pellenz | |
Höhe: | 130 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,97 km2 | |
Einwohner: | 2218 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 318 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56648 | |
Vorwahl: | 02625 | |
Kfz-Kennzeichen: | MYK, MY | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 37 096 | |
LOCODE: | DE SAF | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Rathausstraße 2–4 56637 Plaidt | |
Website: | www.saffig.de | |
Ortsbürgermeisterin: | Simone Röttgen (FWG) | |
Lage der Ortsgemeinde Saffig im Landkreis Mayen-Koblenz | ||
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Saffig ist eineOrtsgemeinde imLandkreis Mayen-Koblenz inRheinland-Pfalz. Sie gehört derVerbandsgemeinde Pellenz an, die ihren Verwaltungssitz inPlaidt hat.

Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Saffig liegt in der LandschaftPellenz imlinksrheinischen Teil desNeuwieder Beckens.
Durch Saffig fließt dieNette, in diese mündet in der Nähe des Freibades der im Schlosspark entspringende Burbach.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DiePellenz im äußersten Osten der Eifel ist ein uraltes Siedlungs- und Kulturgebiet. Erste Spuren des Menschen führen bis in dieAltsteinzeit (vor rund 200.000 Jahren) zurück. So entdeckten Forscher auch auf den Wannen sowie den Wannen- und Eiterköpfen bei Saffig alt- undmittelsteinzeitliche Siedlungsplätze. Tierknochen und Steinwerkzeuge beweisen, dassNeandertaler dort das in der Ebene erlegte Wild (u. a.Hirsch,Ren,Pferd,Esel) verwerteten.Grabfunde deuten auf eine kontinuierliche Besiedlung von der JüngerenBronzezeit undUrnenfelderkultur (um 1250–um 750 v. Chr.) über die eisenzeitliche Eifel-Hunsrück-Kultur (um 750–um 500 v. Chr.) bis zurSpätlatènezeit hin.
Der Ortsname „Saffig“ ist nach jüngsten sprachwissenschaftlichen Untersuchungen keltischen Ursprungs und weist möglicherweise auf eine Gewässerstruktur hin. ImNeuwieder Becken lagen die am weitesten nach Osten vorgeschobenen Siedlungen der keltischenTreverer, die in der Zeit des Gallischen Krieges (58–50 v. Chr.) vonCaesar unterworfen wurden. DieRömer nutzten diePellenz zur Ansiedlung landwirtschaftlicher Betriebe sowie als Baustofflieferant (Basalt,Tuff) für zivile und militärische Projekte. So wurden in Saffig verschiedentlich Überreste von Landvillen („villae rusticae“) mit dazugehörigenWasserleitungen entdeckt. In einem römischenBrandgrab des 2. Jahrhunderts n. Chr. fand man u. a. ein Kultbrot, das damit zu den ältesten Gebäckfunden Deutschlands gezählt werden muss. Aufbewahrt wird diese kulturgeschichtliche Besonderheit im Pellenz-Museum inNickenich.
DieBimsindustrie war und ist für die Archäologie in derPellenz Segen und Fluch zugleich; viele Funde wurden durch sie erst möglich, nicht wenige aber auch zerstört. Ein positives Beispiel ist die Freilegung eines fränkischen Reihengräberfeldes 1980/81. Am Westrand von Saffig war man zufällig auf diesen Friedhof derMerowingerzeit gestoßen. Von ursprünglich wohl einmal 350 Gräbern konnten 250 systematisch untersucht werden. Neben zahlreichen Grabbeigaben (Schmuck, Keramik, Waffen) fand man auch Grabsteine aus Tuff, von denen einige unzweideutig christliche Symbole aufweisen.Die Größe des Gräberfeldes und der hohe Anteil an Kindergräbern deutet auf eine benachbarte Siedlung hin, deren Tote hier von der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts bis zum Ende des 7. Jahrhunderts bestattet wurden. Vermutlich rekrutierten sich die Christen dieses Dorfes vor allem aus derromanischen Restbevölkerung. Diefrühmittelalterliche Siedlung darf man nahe der Quelle des Burbachs (heute im ehem. Schlosspark) annehmen, eines Zuflusses derNette. Noch heute befindet sich hier der Ortskern. Die Ausgrabungen erlauben es, die Anfänge einer Saffiger Dorfgemeinschaft um rund 700 Jahre zurück zu datieren, denn urkundlich erwähnt wird die Gemeinde als „Saffge“ erst 1258.
Damals war Saffig bis 1481 alskurkölnischesLehen in der Hand der Herren vonKempenich. Die Patronatsrechte lagen bis 1725 beim adligenSt.-Cäcilien-Stift in Köln. 1725 gelangten sie durch Karl Caspar III.von der Leyen (1655–1739, Regierungszeit 1687–1733) an die Saffiger Pfarrei und damit auch dasPatrozinium der römischenMärtyrerinCäcilia mit der Abgabe desKirchenzehnten – übrigens das einzige in derDiözeseTrier.
Über Peter vonSchöneck und Simon Mauchenheimer von Zweibrücken kam die Saffiger Herrschaft schließlich 1481 als Lehen in die Familievon der Leyen. Georg von der Leyen hatte Simons Tochter Eva geheiratet. Bis zum Ende desAlten Reiches blieb fortan die Geschichte des Ortes Saffig aufs Engste mit der des bedeutenden mittelrheinischen Adelsgeschlechtes verbunden.Johannes Butzbach (1477–1516), auch Piemontanus (Miltenberger) genannt, seit 1501 im Kloster derBenediktinerabteiLaach Novize, seit 1507 dortPrior und ein bedeutenderHumanist seiner Zeit, erwähnte in seinem „Wanderbüchlein“, wie er im Dezember 1500 auf dem Weg ins Kloster im „Haus des hochedlen Herren Georg von der Leyen“ in Saffig Station machte. Georgs I. Sohn Simon (* 1471) amtierte zu dieser Zeit als 22.Abt in derAbtei Laach (1491–1512). Ebenfalls in diesem Zeitraum kam um 1490 ein Mann namensPeter Breisiger (oder Briesger) in Saffig zur Welt, der später einer der renommiertesten Orgelbauer derRenaissance wurde. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Instrumente inMaastricht,Tongern,Koblenz,Andernach sowie dieTrierer Domorgel (1537).
Als im Jahr 1703 mit dem Tod des Freiherrn Karl Kasper die Saffiger Linie von der Leyen erlosch, fiel die kurkölnische Herrschaft – neben Hauptsitz in Koblenz – an den älteren gräflichen Zweig. Saffig wurde nun zu einer repräsentativenDependance (Niederlassung) ausgebaut. Im Mittelpunkt standen das Grafenschloss und die 1739–1742 nach PlänenBalthasar Neumanns von seinem SchülerJohannes Seiz erbaute Kirche. Franz-Karl von der Leyen (1736–1775) verlegte 1773 seine Residenz nachBlieskastel im heutigenSaarland, womit Saffig seinen Residenzstatus verlor. Für das Dorf war der Verlust der Residenz und damit des Arbeitsplatzes der vielen an die Residenz gebundenen Handwerker eine Katastrophe.
NachAnnexion derlinksrheinischen Gebiete durch Frankreich imErsten Koalitionskrieg (1792–1797) wurde der vonNapoléon Bonaparte 1806 in den Fürstenstand erhobenePhilipp von der Leyen rechtsrheinisch entschädigt und Mitglied desRheinbundes. Saffig erhielt den Status einer „Mairie“ imKanton Andernach, zu der die NachbargemeindenPlaidt,Kruft undKretz gehörten.
Die lokale Organisation derBarmherzigen Brüder besteht seit 1869. Die preußische Verwaltung machte die Gemeinde Saffig zu einem Teil derBürgermeisterei Andernach. Seit 1992 gehört die Ortsgemeinde Saffig derVerbandsgemeinde Pellenz (bis 31. Dezember 1991Verbandsgemeinde Andernach-Land) an.
- Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Saffig, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
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Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DerGemeinderat in Saffig besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei derKommunalwahl am 9. Juni 2024 in einerpersonalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und derehrenamtlichenOrtsbürgermeisterin als Vorsitzender.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2024 | – | 6 | 10 | 16 Sitze[3] |
2019 | – | 9 | 7 | 16 Sitze[4] |
2014 | – | 9 | 7 | 16 Sitze |
2009 | – | 9 | 7 | 16 Sitze |
2004 | 2 | 9 | 5 | 16 Sitze |
Bürgermeisterin
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Simone Röttgen (FWG) wurde am 8. Juli 2024 Ortsbürgermeisterin von Saffig.[5] Bei derDirektwahl am 9. Juni 2024 hatte sie sich mit einem Stimmenanteil von 64,3 % gegen einen Mitbewerber durchgesetzt.[6][7]
Röttgens Vorgänger Dirk Rohm (CDU) hatte das Amt mehr als zehn Jahre inne und entschied sich vor der Wahl 2024, nicht mehr für eine erneute Kandidatur zur Verfügung zu stehen.[8]
Beigeordnete:
- René Burgard (Erster Beigeordneter)
- Björn Bunse (Beigeordneter)
Wappen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]![]() | Blasonierung: „In Blau eine gekürzte, eingeschweifte, silberne Spitze, darin ein wachsender roter Vulkangipfel mit schwarzem Rauch, vorne balkenweise drei sich verjüngende silberne Orgelpfeifen, hinten ein leicht geneigter silberner Palmenzweig.“ |
Wappenbegründung: Der rote Vulkankegel mit der schwarzen Rauchwolke in der Spitze im Schildfuß verweist auf die ehemaligen Vulkane derVulkaneifel, die in Saffig durchLava undBims Landschaft wie örtliche Industrie als Haupterwerbszweig prägte, die silbernen Orgelpfeifen und der silberne Palmzweig sind einem alten Schöffensiegel von 1784 entnommen, das diehl. Cäcilia als Patronin der Pfarrkirche von Saffig darstellt, in der rechten Hand trägt sie eine Orgel als Symbol der Kirchenmusik, in der linken einen Palmzweig als Zeichen ihres Märtyrertodes. |
Bauwerke
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Die katholische Pfarrkirche St. Cäcilia entstammt den Plänen des berühmtenBarockbaumeisterBalthasar Neumann (1739–1742) und seines SchülersJohannes Seiz. Bauherren waren der Ortsherr Carl Caspar IV. Franz von der Leyen, der 1711 in denReichsgrafenstand erhoben wurde, und seine Gemahlin Maria Sophie geborene von Schönborn-Reigelsberg, eine Schwester des damaligenErzbischofs undKurfürsten vonTrierFranz Georg von Schönborn.
- Synagoge – ehemaliges jüdisches Gotteshaus, inzwischen Denkmal
- NiederlassungBarmherzige Brüder Saffig (Brüderkrankenhaus)
- Begegnungsstätte mit Grill (Grillhütte), ca. 800 m außerhalb
- Von-der-Leyen-Halle – neu erbaute Mehrzweckhalle
- Schloss und Schlosspark Saffig
Siehe auch:Liste der Kulturdenkmäler in Saffig
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Bau-Steine-Erden-Industrie zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor in der Region. Aus der vorindustriellen „Rauschermühle“ an derNette, einer Ölmühle, wurde eines der ersten Elektrizitätswerke im heutigen nördlichen Rheinland-Pfalz (1911/12) und schließlich die heutige Betriebsverwaltung sowie das Ausbildungszentrum derWestnetz GmbH.
Die Folgen des Niedergangs der nach demZweiten Weltkrieg einsetzenden Bimsindustrie mit bis zu 30 Betrieben ab den 1960er Jahren konnten in Saffig aber auch durch den Ausbau der Psychiatrischen Klinik gemildert werden. Seit 1869 nimmt sich die vom seligenPeter Friedhofen (1819–1860) gegründete Kongregation der „Barmherzige Brüder von Maria Hilf“ (BBT-Gruppe) behinderter Menschen an.
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Über dieLandesstraße 123 aus RichtungPlaidt besteht eine Anbindung an dieA 61 (Anschlussstelle Plaidt). DieA 48 lässt sich über den Nachbarort Ochtendung erreichen. In Richtung Bassenheim liegt der noch immer genutzte Hubschrauberlandeplatz Heliport. Eine für Güterverkehr genutzte Stichstrecke derEifelquerbahn zwischen Plaidt und Saffig wurde 2006 rückgebaut.
In Saffig geboren
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Peter Breisiger (oderBriesger; 1490–nach 1542), renommierter Orgelbauer derRenaissance. Werke u. a.Maastricht,Koblenz undTrier.
- Wolfgang Oehms (1932–1993), Domorganist in Trier
- Jürgen Zäck (* 1965),Triathlet u. a. Sieger bei der Ironman-Europameisterschaft
- Johann VI. von der Leyen (1510–1567), Erzbischof und Kurfürst von Trier
- Simon von der Leyen (1471–1512), 22. Abt der Abtei Maria Laach
- Max Burret (1883–1964), deutscher Botaniker
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Website der Ortsgemeinde
- Informationen zur Geschichte
- Literatur überSaffig in derRheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abStatistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- ↑Kommunalwahlergebnisse Saffig, Ratswahlen Gemeindeebene, Saffig, Gemeinde- / Stadtratswahl 09.06.2024. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 18. Juni 2024.
- ↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz:Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
- ↑Die Freie Wählergruppe Saffig informiert. Konstituierende Sitzung 2024. In: Pellenzblatt, Ausgabe 29/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, 2. Juli 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024.
- ↑Kommunalwahlergebnisse Saffig, Direktwahlen Gemeindeebene, Saffig, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 18. Juni 2024.
- ↑Wolfgang Lucke: Überraschender Wahlerfolg: Simone Röttgen ist neue Ortschefin in Saffig. In: Rhein-Zeitung. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 10. Juni 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
- ↑Bürgermeister für Kruft, Nickenich, Plaidt und Saffig: CDU Pellenz stellt ihre Kandidaten vor. In: Rhein-Zeitung. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 13. April 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).