Sabotage

AlsSabotage bezeichnet man die absichtliche Störung eineswirtschaftlichen odermilitärischen Ablaufs zur Erreichung eines bestimmten (oft politischen) Zieles.[1][2][3][4] Im alltäglichen Sprachgebrauch ist mit Sabotage oft die gewaltsame Beschädigung und Zerstörung vonGeräten,Maschinen,Infrastruktur usw. gemeint. Sabotage kann auch Fertigungsprozesse, Dokumentation und andere festgelegte Abläufe treffen. Menschen, die Sabotage betreiben, werden alsSaboteure bezeichnet.[2]
Herkunft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der genaue Ursprung des Begriffes ist nicht geklärt und in der Literatur findet man dazu unterschiedliche Erklärungen. Als gesichert gilt jedoch, dass der Begriff in seiner heutigen Bedeutung gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der französischen Arbeiterbewegung als Mittel desKlassen- bzw. Arbeitskampfes diskutiert wurde[5][6] und nationale sowie internationale Bekanntheit im Zusammenhang mit dem französischenEisenbahnerstreik von 1910 erlangte.[1][3] Ebenfalls gesichert ist, dass er sich letztlich von dem französischen Wortsabot (Holzschuh) ableitet.[2][5][7] Darüber hinaus existieren die folgenden Erklärungsvarianten:

- Französische Arbeiter warfen während derindustriellen Revolution ihre Holzschuhe in die Mäh- undDreschmaschinen. Nach einer Lesart sollte damit gegen die fortschreitendeMechanisierung der Arbeit protestiert werden.[4][8] Inanarchistischer Lesart wollten die Arbeiter damit in Form einerdirekten Aktion die Verkürzung der Arbeitszeit erzwingen.[9]
- Französische Eisenbahnarbeiter verwendensabots während des Streiks von 1910, um den Bahnbetrieb zu behindern, wobeisabot hier auchHemmschuh[7] und Teile der Schienenhalterung bezeichnen kann.[1][3]
- Das Wortsabotage stand zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst für Holzschuhfabrikation selbst und dasVerbsaboter bedeutete unter anderem „mit Holzschuhen trampeln oder treten“ und „derb auftreten, sich unschicklich verhalten“. Von dieser ursprünglichen Verwendung entwickelte sich der Begriff weiter und wurde dann auch verwendet, um Pfusch bei den technischen Anwendungen oder der Arbeit („Flickschusterei“) zu bezeichnen[2] sowie allgemein auf ein Ärgernis oder unerwünschtes Verhalten hinzuweisen,[5] bis er gegen Ende des 19. Jahrhunderts dann schließlich auch im heutigen Sinne verwendet wurde.[5][7]
Deutsches Strafrecht
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach demdeutschen Strafgesetzbuch (StGB) begeht Sabotagehandlungen an Verteidigungsanlagen, wer ein Wehrmittel oder eine Einrichtung oder Anlage, die ganz oder vorwiegend derLandesverteidigung oder demSchutz der Zivilbevölkerung gegen Kriegsgefahren dient, unbefugt zerstört, beschädigt, verändert, unbrauchbar macht oder beseitigt und dadurch die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, die Schlagkraft der Truppe oder Menschenleben gefährdet, und ebenso, wer wissentlich einen solchen Gegenstand oder den dafür bestimmten Werkstoff fehlerhaft herstellt oder liefert (§ 109e Abs. 1 f. StGB).
Des Weiteren begeht Sabotage, wer im Auftrag einer fremden MachtBauwerke zerstört (§ 305 StGB),Brandstiftung,gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- , Luft- oderStraßenverkehr begeht, eineExplosion durch Sprengstoff oderdurch Kernenergie oder eine Überschwemmung herbeiführt,ionisierende Strahlen missbraucht, denLuft- oder Seeverkehr angreift, öffentliche Betriebe stört, Telekommunikationsanlagen stört oder wichtige Anlagen schädigt und sich dadurch absichtlich oder wissentlich für Bestrebungen gegen den Bestand oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder gegenVerfassungsgrundsätze einsetzt. (§ 87 Abs. 2 Nr. 1 StGB).
Strafbar ist auch, wer sich für Sabotagehandlungen im Auftrag einer fremden Macht bereithält, Sabotageobjekte auskundschaftet, Sabotagemittel herstellt, sich oder anderen verschafft, verwahrt, einem anderen überlässt, einführt, Lager zur Aufnahme von Sabotagemitteln oder Stützpunkte für Sabotagetätigkeiten einrichtet, unterhält oder überprüft oder sich zur Begehung von Sabotagehandlungen schulen lässt oder andere dazu schult (§ 87 Abs. 1 StGB).
Sabotage ist auch, durch Störhandlungen folgende Objekte ganz oder zum Teil außer Tätigkeit zu setzen oder den bestimmungsmäßigen Zwecken zu entziehen und sich dadurch absichtlich oder wissentlich für Bestrebungen gegen den Bestand oder die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland oder gegen Verfassungsgrundsätze einzusetzen: Anlagen oder Unternehmen, die der öffentlichen Versorgung mit Postdienstleistungen oder dem öffentlichen Verkehr dienen, Telekommunikationsanlagen, die öffentlichen Zwecken dienen, Unternehmen oder Anlagen, die der öffentlichen Versorgung mit Wasser, Licht, Wärme oder Kraft dienen (Versorgungsunternehmen) oder sonst für die Versorgung der Bevölkerung lebenswichtig sind, oder Dienststellen, Anlagen, Einrichtungen oder Gegenstände, die ganz oder überwiegend deröffentlichen Sicherheit oderOrdnung dienen (§ 88 Abs. 1 StGB).
Ein Angriff auf einDatenverarbeitung kann nach § 303b StGB alsComputersabotage durch Dateneingabe oderDatenveränderung gemäß § 303a StGB strafbar sein, selbst unpolitisch motiviert.
Vereinigte Staaten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In denVereinigten Staaten propagierten und entwickelten vor allem dieIndustrial Workers of the World die Sabotage als wichtigen Bestandteil im Arsenal der Kampfformen der Arbeiterbewegung.William E. Trautmann (1912),Walker C. Smith (1913) undElizabeth Gurley Flynn (1916) verbreiteten die Idee der Sabotage in viel gelesenen Broschüren. Flynn definiert Sabotage als „bewussten Entzug der industriellen Effizienz durch die Arbeiter“,[10] also als ein Mittel im Arbeits- undKlassenkampf, das zwar Gewalt gegen Dinge wie Produktionsanlagen oder Produkte und damit logischerweise auch den Verstoß gegen Gesetze beinhalten kann, aber nicht die Schädigung von Gesundheit oder Leben zum Ziel hat oder in Kauf nimmt.
Der amerikanische GewerkschaftsorganisatorBig Bill Haywood soll den BegriffSabotage von einer Europa-Reise mitgebracht haben, wo er 1910 einen für ihn beeindruckenden Streik französischer Eisenbahner erlebt hatte (siehe oben), in dem die Effizienz dieser Aktionsform deutlich wurde.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Infiltration (Militär); sie erfolgt mit der Absicht, unentdeckt einen gegnerischen Raum zu betreten, um eine Mission (meistens Informationsbeschaffung oder Sabotage) durchzuführen und sich nachher wieder unbemerkt abzusetzen (Exfiltration)
- Militärnachrichtendienst /Spezialeinheiten
- DasSpecial Operations Executive (SOE; deutsch etwa: „Ausführung besonderer Unternehmungen“) war eine aktive britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde von Winston Churchill und Hugh Dalton im Juli 1940 aufgestellt, um kriegerische Aktionen ohne direktes militärisches Engagement ausführen zu können.
- Amt Ausland/Abwehr;Abwehr hießen ab 1920 bis 1944 alle Dienststellen der Reichswehr und später der Wehrmacht, die mit Spionageabwehr,Spionage und Sabotage beauftragt waren. Speziell die Abwehr II berfasste sich mit Sabotage und Diversion durch Nutzung ausländischer Kollaborateure.
- DasUnternehmen Zeppelin des Auslands-Sicherheitsdienstes SD der SS war ein speziell gegen die Sowjetunion gerichtetes, großes deutsches Sabotageunternehmen während des 2. Weltkriegs.
- DerPalyam war die Keimzelle derIsraelischen Marine. Eines seiner Tätigkeitsgebiete war die Sabotage britischer Schiffe und Küsteninfrastruktur, die die heimliche Einwanderung behinderten. Als die britischeMandatsregierung begann, aufgegriffene Flüchtlinge nachZypern oder zurück nachEuropa zu deportieren, richteten sich die Sabotageakte des Palyam auch gegen die Deportationsschiffe.
- Abschnitt Sabotage im Artikel „Industrial Workers of the World“
- AuchWiderstandskämpfer sabotierten:
- dieRésistance während des Zweiten Weltkrieges (Frankreich und Belgien)
- Polnischer Untergrundstaat
- Widerstand im KZ Buchenwald; dort sabotierten Häftlinge die Produktion derV2-Raketen.
- Industrial Aggression
- Handbuch des Freiheitskampfes, US-Intervention in Nicaragua
- Luddismus
- Maschinenstürmer
- Subversion
- Operation Woodlark
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcSabotage in derEncyclopædia Britannica.
- ↑abcdDas Herkunftswörterbuch.Duden - Band 7,ISBN 3-411-00907-1
- ↑abcDavid T. Zabecki:World War II in Europe: an Encyclopedia. Taylor & Francis 1999,ISBN 0-8240-7029-1, S. 1256 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
- ↑abSpencer Tucker, Priscilla Mary Roberts:World War I Encyclopedia. ABC-CLIO 2005,ISBN 1-85109-420-2, S. 1033 (eingeschränkte Online-Version (Google Books))
- ↑abcdCharles Earle Funk:Thereby Hangs a Tale – Stories of Curious Word Origins. READ BOOKS 2007,ISBN 1-4067-7319-0, S. 245.
- ↑Philip S. Foner:History of the labor movement in the United States. Band 4, International Publishers Co 1972,ISBN 0-7178-0396-1, S. 160.
- ↑abcEtymologisches Wörterbuch des Deutschen. Band 3, Berlin 1989.
- ↑Rodney Carlisle:The Complete Idiot's Guide to Spies and Espionage. Alpha Books 2003,ISBN 0-02-864418-2, S. 126.
- ↑Peter Seyfert, in:Klaus Mathis/Luca Langensand (Hrsg.), Anarchie als herrschaftslose Ordnung?, Duncker & Humblot, Berlin 2019, S. 132.
- ↑„Sabotage - the conscious withdrawal of the workers' industrial efficiency“ Elisabeth Gurley Flynn, IWW Publishing Bureau, Chicago 1916. (Original-Broschüre online oder als pdf-download im Internet Archive Open Source Books)