Lage der Gemeinde Ruhpolding im Landkreis Traunstein
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Ruhpolding ist mit 147,84 Quadratkilometern die flächenmäßig größteGemeinde imoberbayerischenLandkreis Traunstein. Der gleichnamigeHauptort liegt im Ruhpoldinger Talkessel, dem Miesenbacher Tal derChiemgauer Alpen. Ruhpolding ist ein überregional bekannter Kur- und Fremdenverkehrsort und Sitz der Gemeindeverwaltung.
Der Name Ruhpolding leitet sich aus dembajuwarischen „Rupoltingin“ ab und bedeutet bei den Leuten des berühmten Starken (Ru(d) = berühmt, pold = stark bzw. kräftig, ingin = Leute des). Der Aussprache desBairischen gemäß wird der Ortsname korrekterweise auf der ersten Silbe betont (Rùhpolding) und nicht auf der zweiten Silbe (Ruhpòlding). Im lokalen Dialekt wird der Ortsname als ruàbbàding ausgesprochen (Unterstreichung kennzeichnetBetonung; à steht für ein sehr helles a).[2]
Ruhpolding vom Unternberg (1425 m) nach Nordosten zum Zeller Berg (1065 m) und den Flyschbergen Zinnkopf (1227 m) und Teisenberg (1333 m)Blick auf Ruhpolding von unterhalb derRaffner Alm – über Weingarten in Richtung ZinnkopfRuhpolding von Süden – Blick vom Adlerhügel (772 m) über Buchschachen in Richtung KirchbergRuhpolding aus südöstlicher Richtung
Der Gemeindeteil Brand erstreckt sich über die Gemarkungen Ruhpolding und Vachenau
Der GemeindeteilRamsen (ehemalige Gemeinde Zell) wurde mit Wirkung vom 1. Dezember 1996 in die östliche NachbargemeindeInzell umgegliedert.[5]
DieGemarkungen der drei ursprünglichen Gemeinden, aus denen 1882 das vergrößerte Gemeindegebiet entstand, bestehen in ähnlicher Abgrenzung fort. Am 1. Januar 1970 wurden drei unbewohntegemeindefreie Gebiete, die jeweils eine namensgleiche Gemarkung sind, in die Gemeinde Ruhpolding eingegliedert.
Der tiefste Punkt der Gemeinde mit rund 630 Meter liegt an der Weißen Traun kurz vor Eisenärzt, ihr höchster Punkt mit 1961 Meter ist der Gipfel desSonntagshorns im Süden. Die maximale Höhendifferenz beträgt 1331 Meter. Das Ortszentrum befindet sich auf 656 Meter Meerhöhe.
Voderlahnerkopf (1907 m), Reifelberg (1883 m) und Dürrnbachhorn (1776 m) vom Sonntagshorn (1961 m) aus gesehen.Blick vom Seekopf (1173 m) zur gegenüberliegenden Schlösselschneid (1416 m), dahinter die Hörndlwand (1684 m). Im Hintergrund dasKaisergebirge.
Die Urschlauer Achen bei Ruhpolding-Brandstätt, Blick nach Nordwesten Richtung Adlerhügel (772 m)
Der Ruhpoldinger Talkessel wird von derWeißen Traun entwässert, hervorgegangen ausSeetraun undFischbach. Ihr bedeutendster Nebenfluss ist die linksseitig einmündendeUrschlauer Achen. Ausnahmen sind die im äußersten Nordwesten der Gemeinde entspringendeWeiße Achen, die nach Nordnordosten in Richtung Bergen undChiemsee zieht und der Froschbach, der zurRoten Traun hin abfließt. Ein Spezialfall ist ferner derGroße Wappbach im äußersten Südwesten, der im Weitsee endet.
Das Klima in Ruhpolding – nach Köppen-Geiger ein feuchtes Kontinentalklima (D-Klima) – ist gemäßigt und für deutsche Verhältnisse relativ mild. Das ganze Jahr über werden erhebliche Niederschläge registriert. Die Jahres-Durchschnittstemperatur beträgt 7,6 °C. Innerhalb eines Jahres gibt es durchschnittlich 1840 mm Niederschlag.[7]
Im Jahr 2009 war der Ortsteil Seehaus gemäß der Wetterbilanz desDeutschen Wetterdienstes mit einer Niederschlagshöhe von 2456 Millimeter (entspricht 2456 Liter/m²) der nasseste Ort Deutschlands.[8] Der langjährige Durchschnitt liegt dort bei 2230 mm. Seehaus liegt fünf Kilometer südlich von Ruhpolding in einem engen schattigen Talkessel, weshalb es dort zu mehrStauregen und Schneefall kommt.
Die unweit desAlpennordrandes gelegene Gemeinde Ruhpolding kanngeologisch zwei sehr unterschiedlichenTerranen zugeordnet werden. Im Nordosten ihres sehr großen Gemeindegebiets hat sie noch Anteil an der rhenodanubischenFlyschzone mit ihren sanft gerundeten, mittelgebirgsartigen Geländeformen, wie beispielsweise amZinnkopf. Der Löwenanteil der Gemeinde befindet sich jedoch in denNördlichen Kalkalpen, die hier inTirolikum undBajuvarikum unterteilt werden. Beide Einheiten sindtektonische Deckenkomplexe, die während der gegen Nordwest gerichteten alpinen Deckenstapelung in der ausgehendenUnterkreide angelegt und imOberen Eozän auf die Flyschzone gepresst wurden. Das Tirolikum überfährt seinerseits das Bajuvarikum und bildet somit die höher liegendeStaufen-Höllengebirgs-Decke, die im Südosten anzutreffen ist. Ihre ausWettersteinkalk des mitteltriassischenLadiniums aufgebaute Deckenstirn verläuft in etwa in ostnordöstlicher Richtung vomHochkienberg überRauschberg bis hin zumZwiesel undHochstaufen. Das Bajuvarikum nimmt den gesamten Zentral- und Westteil der Gemeinde ein und kann seinerseits in zwei Deckenkomplexe unterteilt werden – dieLechtal-Decke im Süden und dieAllgäu-Decke im Norden. Die Allgäu-Decke überschiebt die Flyschzone, stellt aber nur noch ein schmales Band dar und ist amZeller Berg einzusehen. Die Lechtal-Decke ist weit umfangreicher und bildet mehrereSattel- undMuldenzüge (bzw. deren abgerissene Flanken), die vom Westen in Ostsüdost-Richtung in den Ruhpoldinger Talkessel hereinziehen. Sehr schöne Beispiele hierfür sind die Thorau- und die Haaralmschneid. DerHochfelln ist eine Einsattelung im Stirnbereich der Lechtal-Decke, die im Wesentlichen vonHauptdolomit des obertriassischenNoriums unterlagert wird. Seinen Gipfel krönen jedoch aufgeschobenerOberrhätkalk undUnterjura. Der höchste Berg Ruhpoldings, das 1961 Meter hoheSonntagshorn, gehört zur tirolischen Staufen-Höllengebirgs-Decke und baut sich aus flach nach Süden einfallendem Hauptdolomit an seiner Basis auf, die Gipfelpyramide besteht aber ausPlattenkalk.
DieKaltzeiten desQuartärs sind in der Gemeinde Ruhpolding ausgiebigst durchMoränen,Trogtäler,Hängetäler undKare dokumentiert. Nachweisen lassen sich die beiden letzten Vereisungen, dieRiß- und dieWürm-Kaltzeit, wobei die Riß-Kaltzeit wesentlich einschneidender in ihren Auswirkungen war – zu erkennen an ihrerEndmoräne bei Gastag und Gschwend kurz vorEisenärzt, die wesentlich weiter nach Norden vorgedrungen war als die Endmoräne der Würm-Kaltzeit beim Ortsteil Vordermiesenbach. Wahrscheinlich ist auch noch auf eine ältere Kaltzeit zu schließen, da östlich von Eisenärzt unterhalb einer Riß-Schotterterrasse verhärteteNagelfluhschotter angetroffen werden. Dass die eiszeitlichen Gletscher eindeutig aus dem Zentralalpengebiet kamen, wird durch zahlreiche Kristallin-Erratika bewiesen. Von großer Bedeutung für den Ruhpoldinger Talkessel waren zweifellos derSeetraun-Gletscher, der rechterhand vor Erreichen des Talkessels denFischbach-Gletscher aufnahm, sowie linkerhand derUrschlauer-Achen-Gletscher, der sich erst kurz vor Ruhpolding mit dem aus Seetraun- und Fischbach-Gletscher hervorgegangenenWeißtraungletscher vereinigte. Seetraun-Gletscher und Urschlauer-Achen-Gletscher standen mit demTiroler-Ache-Gletscher in Verbindung und der Fischbach-Gletscher mit demSaalach-Gletscher. Die Riß-zeitlichen Maximalstände des Ferneises betrugen 1200 Meter über N. N. beim Ortsteil Seehaus, noch 1000 Meter in der Laubau und 800 Meter in Ruhpolding. Der Riß-Gletscher hatte folglich im Ortskern immerhin noch eine Dicke von rund 150 Meter aufzuweisen.[9]
Nach Ruhpolding wurde dieRuhpolding-Formation benannt, ein oberjurassischerRadiolarit desOxfordiums. Dieses Tiefwassersediment markiert einen gravierenden Einschnitt im Sedimentationsgeschehen der Nördlichen Kalkalpen, der alsRuhpoldinger Wende bezeichnet wird. DieFormation hat im gesamten Alpenraum eine weite Verbreitung und fungiert dann im weiteren Sinne als Ruhpolding-Gruppe.
Der gesamte Südabschnitt der Gemeinde Ruhpolding inklusive der Massive von Sonntagshorn, Dürrnbachhorn und Gurnwandkopf/Hörndlwand ist seit 1955 in das riesigeNaturschutzgebietÖstliche Chiemgauer Alpen mit der Nummer NSG-00069.01 integriert. Unmittelbar nördlich schließt sich seit 1956 einLandschaftsschutzgebiet mit der Nummer LSG-00079.01 an. Es schützt im AbschnittZwing (Nachbargemeinde Inzell) bis Sichertsau' (bzw. Sichernau, südlich Laubau) einen Landschaftsstreifen beiderseits derDeutschen Alpenstraße (hier B 305). Unter der BezeichnungExtensivwiesen um Ruhpolding kann die Gemeinde seit 2008 unterNatura 2000 einFFH-Gebiet unter der Nummer 8241-371 aufweisen. Dieses 105,61 Hektar große Areal gliedert sich in 9 vereinzelte Teilbereiche unterschiedlicher Größe, wobei 7 der Gemeinde Ruhpolding angehören. DieExtensivwiesen gruppieren sich um die Ortschaften Lohen, Vordermiesenbach, Obergschwendt, Hinterreit, Maiergschwendt, Geiern und Glockenschmiede. Sie beinhalten dieLebensraumtypen kalkreicheNiedermoore,Kalk-(Halb-)Trockenrasen und ihre Verbuschungsstadien (mitorchideenreichen Beständen),magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen.
Da die Gemeinde eine sehr vielseitige Geologie besitzt, wurden auch zahlreiche schützenswerteGeotope ausgewiesen. Darunter fallen beispielsweise der Marmorsteinbruch vom Haßlberg, die Gletscherüberprägungen im Auwald am Taubensee, die Sandreiße am Rauschberg, dieHochmoore von Gstatt (Pfitzen) und Röthelmoos, dieUvala am Gurnwandkopf und viele andere mehr. Sie sind alle im HauptartikelGeologie von Ruhpolding angeführt.
AnNaturdenkmälern verfügt die Gemeinde Ruhpolding über das Kalkflachmoor und die Kalkquellfluren nordwestlich von Brand (Nummer ND-01268), das bereits als Geotop erwähnte Hoch- und Übergangsmoor östlich von Gstatt (Nummer ND-01269) und die unter Schutz stehenden drei Linden vor der Kirche St. Valentin im GemeindeteilZell.[10]
Die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Ortsteils Buchschachen stammt aus dem Jahr 924. Das Gut „Ruhpoldingen“ wurde um 1193 zum ersten Mal erwähnt. Seit 1585 wurde im Gemeindegebiet Erz abgebaut. Im Jahre 1882 wurden die1818 gegründeten Gemeinden Ruhpolding (Westen),Vachenau (Süden) undZell (Osten) zu einer politischen Gemeinde vereinigt.
Bis zum 31. Dezember 1881 gab es im Tal der Bayerischen Traun, auch Miesenbachertal genannt, drei Ortschaften. Diese schlossen sich zum 1. Januar 1882 zur Großgemeinde Ruhpolding zusammen.[11] Die Namensfindung war nicht einfach, da keine der drei selbstständigen Gemeinden Ruhpolding, Vachenau und Zell ihren Namen aufgeben wollte – so gab es damals drei Bürgermeister und dreiFreiwillige Feuerwehren. Letztendlich einigte man sich jedoch auf Ruhpolding; dort befanden sich die Pfarrkirche und derFriedhof, das 1821 entstandene erste Schulhaus und diePosthalterei (im jetzigenHotel Zur Post). 1895 wurde die Eisenbahnlinie nach Traunstein eröffnet.
Im Jahr 1933 wurde die Gemeinde Ruhpolding für den Fremdenverkehr entdeckt (siehe AbschnittTourismus).
Am 1. Januar 1970 wurden dreigemeindefreie Gebiete aufgelöst und nach Ruhpolding eingegliedert und damit die Gemeindefläche mehr als verdoppelt:
Diese bis zum 31. Dezember 1969 gemeindefreien Gebiete und die bis 1882 bestehenden Gemeinden Vachenau und Zell bestehen alsGemarkungen innerhalb der Gemeinde Ruhpolding fort. Zusammen mit der Gemarkung Ruhpolding, die etwa der Gemeinde Ruhpolding in ihren ursprünglichen Grenzen vor 1882 entspricht, gibt es somit sechs Gemarkungen.
Durch die Eingliederung von Seehauser und Zeller Forst dehnte sich die erweiterte Gemeinde bis zur österreichischen Grenze, speziell bis zur GemeindeUnken im Bundesland Salzburg aus.
Im Jahre 1978 entstand die Ruhpoldinger Eissporthalle. Im selben Jahr wurde das Biathlon-Leistungszentrum fertiggestellt. Im Jahre 1979, mit den erstenBiathlon-Weltmeisterschaften, wurde Ruhpolding als Biathlonort international bekannt.
Erster Bürgermeister ist seit 2020 Justus Pfeifer (CSU). Bei der Kommunalwahl am 15. März 2020 wurde dieser als gemeinsamer Kandidat von CSU und VRB mit 66,06 % der gültigen Stimmen gewählt. Er löste Claus Pichler (SPD) ab, der diese Wahl verloren hatte.[13]
Ehemalige Bürgermeister und ihre Amtszeiten
Mathias Huber (* 1854, † 14. März 1921)Georg Eisenberger (* 28. März 1863, 1. Mai 1945)
Blasonierung: „In Rot eine aus grünemDreiberg wachsende goldene Linde, deren Stamm oben mit einem durchgehenden silbernenWellenbalken, darunter mit einem silbernen Schild überdeckt ist; darin ein schwebendes rotes Kreuz,belegt mit einem silbernen Griesbeil an goldenem Griff.“[14]
Wappenbegründung: Der grüne Dreiberg versinnbildlicht die drei ehemaligen Gemeinden Ruhpolding, Vachenau und Zell. Die goldene Linde stellt die neue Gemeinde Ruhpolding dar. Der silberne Querfluss weist auf dieTraun hin, die das Miesenbachertal durchschneidet. Das silberne Schildchen mit dem goldbegrifften silbernenGriesbeil spielt auf die Steinkreuze vor der St. Valentinskirche an, wo man ehedem eine Dingstätte vermutete.[15]
Bahnhof Ruhpolding (vor der Renovierung im Jahr 2016)
Im Süden der Gemeinde verläuft dieDeutsche AlpenstraßeB 305. DieBundesautobahn 8 ist etwa sieben Kilometer entfernt. Seit Ende 2008 verläuft durch den Ort ein 366 Meter langer Tunnel („Schlosstunnel“), der den Ortskern deutlich vom Verkehr entlastet.[16]
In Ruhpolding gibt es zwei Schulen. An der Volksschule Ruhpolding wird Grund- und Hauptschulunterricht angeboten. Die Förderschule St. Valentin unterrichtet Kinder und Jugendliche in den Klassenstufen 1–12 mit einem Förderschwerpunkt auf geistige Entwicklung.[17]
Im Winter Langlaufloipen im Drei-Seen-Gebiet sowie in und rund um Ruhpolding. Sowie in der Chiemgau-Arena mit Flutlicht
Sporthalle mit Leistungszentrum für den Schießsport
Eissporthalle
Erlebnis- und WellnessbadVita Alpina mit Freibad, Therme und Saunalandschaft. Erstes Wellenbad in den Alpen.
Golfplatz im GemeindeteilZell: 86 Hektar große Par-72-Anlage des Golfclubs Ruhpolding mit 18 Spielbahnen und der mit 570 m längsten Bahn im Chiemgau[21]
Freizeitpark Ruhpolding: Der Park wurde 1967 eröffnet und bietet heute Bergachterbahn, Rutschen und Abenteuer-Spielgelände im Bergwald bei Brand. In der Nähe des Parks beginnt zudem der Märchenwanderweg.[22]
FreizeitanlageMinigolf am Kurhaus: Gespielt werden kann Minigolf, Jetgolf, Tischtennis, Boccia, Tischfußball und Billard.
Bogenschießanlage auf 3D-Figuren im GemeindeteilMaiergschwendt
Tennisplatz mit zehn Tennisplätzen und vier Hallenplätzen
Bergwalderlebniszentrum: eine waldpädagogische Einrichtung mit Führungen zum Thema Ökosystem Bergwald, Erlebniswanderungen und Umweltbildung für Schulklassen, Kindergärten und andere Gruppen[23]
Ruhpoldinger Glockenschmiede mit Wassergraben und Hammerhaus
Glockenschmiede: Ausstellung in Originalgebäuden der in der Mitte des 17. Jahrhunderts entstandenen Glockenschmiede. Die Schmiede gehört zu den wenigen noch bestehenden Hammerschmieden in Bayern.
Bartholomäus-Schmucker-Heimatmuseum: Sammlung aus allen Lebensbereichen Ruhpoldings in den Räumen des ehemaligen herzoglichen Jagdschlosses
Museum für bäuerliche und sakrale Kunst
Holzknechtmuseum Ruhpolding: 1988 eröffnetes Museum und Freigelände mit historischen Bauten und Werkzeugen der Holzknechte und interaktiven Stationen in der Laubau südlich von Ruhpolding[24]
Schnauferlstall Ruhpolding: Georg Hollweger gründete 1972 dieses Museum. Ausgestellt sind rund 60 Motorräder ab 1924 sowie ein paar Autos, Fahrräder und Motoren.[25]
Katholische Pfarrkirche St. Georg, ein das Tal beherrschender Bau von 1738 bis 1757 mit hochromanischerRuhpoldinger Madonna aus dem 12. Jahrhundert. Geweiht wurde die Kirche im Jahr 1754 durch Bischof Franz Truchsess vomChiemsee.
Wallfahrtskirche Maria Schnee in Urschlau: Die Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg gestiftet und am 22. Juli 1754 vom Chiemsee-Bischof Franz Carl, Graf von Friedberg und Trauchberg, geweiht. Der frühbarocke Altar stammt aus dem Jahr 1667.
Filialkirche St. Valentin in Zell: Die Erbauung derromanischen Kirche wird auf etwa 1200 datiert. Um 1450 wurde sie um den gotischen Chor mit Netzgewölbe erweitert. Die Kirche ist damit das älteste Bauwerk in Ruhpolding und die älteste Kirche im Tal.
CafeWindbeutelgräfin im denkmalgeschützten 1553 ersterwähnten Mühlbauernhof – Idealtypus des Einfirsthofes im Chiemgau
Evangelische Johanneskirche: Erbaut 1952. Altar und Kreuzigungsgruppe sind Arbeiten des Ruhpoldinger akad. BildhauersAndreas Schwarzkopf. Altar und Taufstein bestehen aus Ruhpoldinger Marmor, die Kreuzigungsgruppe aus Lindenholz. Das Kreuz ist aus dreihundert Jahre alten Dreschtennen-Balken des Neustadler-Hofes in Ruhpolding gefertigt.[26]
Im Jahr 1933 wurde Ruhpolding durchCarl Degener (1900–1960), der ein Reisebüro in Berlin betrieb, für den Fremdenverkehr größeren Stils entdeckt. Die von ihm initiierten Pauschalreisen (damals in Sonderzügen) führten nach demZweiten Weltkrieg in Ruhpolding zu einem regelrechtenTourismusboom. Der Ort war in den 50er und 60er Jahren für den „kleinen Mann zu erschwinglichen Preisen“ eines der Top-Reiseziele. Daher wurde die Nebenstrecke von Traunstein her schon Ende 1955 elektrifiziert.[27] Mitte der 1950er Jahre lagen die Übernachtungszahlen bei 600.000. Ein Maximum von 1.122.732 Übernachtungen wurde 1991 erreicht. Nach einem Rückgang der Besucherzahlen in den 2000er Jahren ist der Ort seit den 2010er Jahren aufgrund von Investitionen und einer neuen Werbestrategie wieder im Aufschwung. Im Frühjahr 2019 wurde im Ortsteil Zell ein umstrittenes Hotelprojekt mit 244 Zimmern fertiggestellt.[28]
Ruhpolding ist ein bekannter Austragungsort fürBiathlon-Wettkämpfe. 1979 wurde die Biathlon-Weltmeisterschaft erstmals in Ruhpolding ausgetragen. In den Jahren 1985, 1996 und 2012 fanden weitereBiathlon-Weltmeisterschaften in Ruhpolding statt.Dazu finden in derChiemgau-Arena, dem zweitgrößten Biathlon-Stadion Deutschlands, seit 1980 jährlich im Januar Wettkämpfe im Rahmen des IBU-Biathlon-Weltcups statt, die bis zu 66.000 Zuschauer anziehen.
Bikestrecken reichen von 600 bis 1800 hm. Routen führen zum Beispiel auf 54 Kilometern um den Chiemsee herum, weitere Rad- bzw. Mountainbikerouten sind die sogenannte „Bike & Hike“-Tour auf den Zinnkopf oder die Chiemgauer MTB-Marathonstrecke rund um Inzell, Ruhpolding, Reit im Winkl, Bergen, Schneizlreuth und Siegsdorf.Ruhpolding ist zudem Startort der seit 1998 jährlich stattfindenden Craft BIKE Transalp, eines Mountainbike-Etappenrennens über die Alpen.
Um Ruhpolding gibt es ca. 250 Kilometer Wanderwege, beispielsweise den elf Kilometer langen Rundweg um die drei SeenLödensee,Mittersee undWeitsee, ein Naturschutzgebiet, welches wegen seines Seenreichtums und der massiven Felswände ringsum auch „Klein-Kanada“ genannt wird. Die drei Seen zählen zu den wärmsten Seen Bayerns. Weitere Wanderrouten führen zu den Almen wie derRöthelmoosalm oder auf Gipfel wie dasSonntagshorn (1961 m) oder dieHörndlwand (1684 m). Auf denRauschberg (1670 m) und denUnternberg (1425 m) führen zudem Bergbahnen. Die Wanderwege sind entsprechend ihrer Schwierigkeitsstufen gekennzeichnet:
Gelb: „Leichte Talwege“, breit, gut ausgebaut, auch verkehrsarme Nebenstraßen oder Feldwege und Forstwege mit geringer Steigung, Wege weisen einen festen Belag auf, teilweise sind sie asphaltiert.
Blau: „Leichte Wanderwege“, gut ausgebaute Berg- und Almwege oder Forststraßen, teilweise mit kurzen steileren Passagen oder längeren mäßigen Steigungen
Rot: „Anspruchsvolle Wanderwege“, meist schmale Bergpfade mit teilweise längeren steilen Passagen, gut ausgebaute Forststraßen oder Almwege, die aufgrund ihrer Länge oder des Höhenunterschiedes erhöhte Anforderungen an die Kondition stellen. Absturzgefährdete Teilstücke sind möglich, weshalb Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich sind.
Schwarz: „Alpine Pfade“: schmale, steile Bergpfade mit langen steilen Passagen. Häufiger absturzgefährdete Teilstücke, teilweise über längere Wegstrecken. Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Passagen mit Stahlseil oder einfache Kletterstellen sind möglich.[29]
In Ruhpolding wurde die ersteLanglaufloipe der bayerischen Alpen eröffnet. Heute zählt Ruhpolding mit seinem Loipennetz von 140 Kilometern Länge zu den beliebtesten Langlaufregionen weltweit. Unter den Ruhpoldinger Loipen sind auch verschiedene Übungs- und Flutlichtwiesen.Ruhpolding besitzt drei Skigebiete, am Unternberg, am Westernberg und in Maiergschwendt. Am Unternberg gibt es zudem einen Skitourenlehrpfad und eine ausgewiesene Skitourenroute. Darüber hinaus gibt es einige Schneeschuh- bzw. Winterwanderwege mit einer Gesamtlänge von 50 Kilometern in und um Ruhpolding.
Hanns Johst (1890–1978), Schriftsteller, Dramatiker und Nationalsozialist (Kultur-Funktionär), seit 1935 Präsident der Reichsschrifttumskammer (RSK), starb hier.
Fritz Fischer (* 1956), deutscher Biathlet, der seit mindestens 2008 den Biathlonnachwuchs im Chiemgau am Stützpunkt Ruhpolding trainiert.
Christoph Probst (1919–1943), Mitglied der Weißen Rose, lebte mit seiner Stiefmutter Elise Probst einige Zeit in Ruhpolding
Theo Merkel (1934–2002), bekannter Trainer und Biathlet, der unter anderem Andreas Birnbacher betreute.
↑Mechthild Henneke:Wetterextreme in Deutschland 2009. InSüdkurier vom 28. April 2010.
↑Klaus Doben:Erläuterungen zum Blatt Nr. 824 1 Ruhpolding. In:Geologische Karte von Bayern 1:25000. Bayerisches Geologisches Landesamt, München 1970.
↑Verordnung des Landratsamtes Traunstein über den Schutz der alten Linden vor der Kirche St. Valentin im Ortsteil Zell in der Gemeinde Ruhpolding als Naturdenkmal vom 8. Januar 2018 in:Amtsblatt für den Landkreis Traunstein, 19. Januar 2018, abgerufen am 25. August 2019 (PDF; 641 kB)
↑Wilhelm Volkert (Hrsg.):Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983,ISBN 3-406-09669-7,S.581.