Grassode

EineGrassode (aufPlattdeutsch „Hullen“),Plagge bzw. einRasenziegel (lat. Caespites) ist ein ausgestochenes,viereckiges StückGrasnarbe. Speziell in feuchten Gegenden wurden diese Stücke auch alsBaustoffe für Bauten wieGrassoden- undErdhäuser verwendet.Größere zusammenhängende Stücke werden auch alsRollrasen oderFertigrasen genutzt.
Grassoden
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zum Beispiel inIsland wurden Grassoden als Baustoff fürGrassodenhäuser verwendet. Sie dienten auch als Abdeckungsmaterial oder Baumaterial für vorzeitlicheGrabhügel.[1] In England wurden Grassoden ab dem 17. Jahrhundert zur Erstellung von Sportrasenflächen genutzt, auch heute werden sie fürBegrünungen jeder Art, etwa nach Bauarbeiten oder zur Reparatur von Fehlstellen, genutzt.[2] ImOberharzer Wasserregal undUnterharzer Teich- und Grabensystem wurden sie auch zur Abdichtung von Teichdämmen verwendet.[3]
Plaggen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Derniederdeutsche BegriffPlaggen wird teilweise synonym verwendet; die beiden Begriffe sind aber nicht identisch. Beide sind Abstiche deshumosenOberbodens mit Teilen der darauf befindlichenVegetation. Plaggen wurden aber anders als Grassoden in der Regel inWäldern oderHeiden gewonnen. Auch ihr Verwendungszweck war ein anderer: diePlaggenwirtschaft hatte die Düngung von Ackerflächen zum Ziel.
- Dieisländische SiedlungGlaumbær wurde im 11. Jahrhundert gegründet
- und enthält vieleGrassodenhäuser mit Wänden und Dächern austorfhaltigen Soden.
- Verbindungsgang mit Wänden aus Torfsoden
- Relativ frisch geschichtete Grassoden eines Giebels

Fertigrasen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Zur Gewinnung vonFertigrasen werden ca. 5 cm starke Bahnen mit einem horizontalen Messer aus derGrasnarbe geschnitten. Die aufgerollten Bahnen werden alsRollrasen bezeichnet.Typische Maße der Bahnen sind 40 × 250 oder 60 × 170 Zentimeter. Außerhalb Europas wird Fertigrasen auch in Plaggen oder in gefalteten Stapeln vertrieben.
Gewöhnlich werden die Wurzeln der Grasnarbe 1–2 Zentimeter unter der Oberfläche vom Untergrund abgetrennt. Seitlich werden die Bahnen mit senkrecht stehenden Messern oder einer Schneidscheibe zugeschnitten.
Fertigrasen wird bevorzugt zur Herstellung von gleichmäßig ebenen Flächen wieFußballfeldern sowie zur schnellen Neuanlage von Grünflächen verwendet.Die Produktion von Fertigrasen erfolgt in Rasenschulen. 2021 existieren in Deutschland ca. 80 Betriebe.Viele Rasenschulen sind im Deutschen Rollrasen Verband e. V. organisiert.
- Ernte von Rollrasen in einer Rasenschule bei Weinsberg
- Eine Rollrasen-Erntemaschine schält standardisierte Grassoden
- Standard-Grassoden werden aufTransportpaletten verladen

Nach der Aussaat vergehen 10 bis 18 Monate bis zur Ernte. Eine gut verwurzelte Rollrasensode lässt wenig Platz für Unkraut. Bei der Rollrasenanzucht werden in der RegelHerbizide eingesetzt.
Rollrasen im Sport
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Es gibt zwei gängige Methoden zur Begrünung einesSportplatzes: Einsaat und Verwendung von Rollrasen. Ein Großteil der Fußballstadien wird mit Rollrasen ausgestattet, da zwischen dem Abtragen der alten Sode und der Fertigstellung eines neuen Spielfelds nicht viel Zeit vergehen darf.
Nach der Einsaat eines Spielfelds vergeht weitaus mehr Zeit bis zur Platz-Einweihung als nach der Rollrasen-Verlegung. Mindestens ein halbes Jahr, in der Regel aber gut ein Jahr dauert es, bis aus demSaatgut ein Spielfeld geworden ist, das uneingeschränkt genutzt werden kann.
Grundsätzlich unterscheidet man beim Rollrasen zwischen Dünnsoden (Schälstärke ca. 2 cm) und Dicksoden (Schälstärke über 4 cm). Letztere bringen deutlich mehr Bodenanteil mit. Die Dünnsode wurzelt schneller an, da mehr Wurzeln gekappt wurden und somit mehr Wurzelausschlag stattfindet.
Die Begrünung mittels klassischer Einsaat mit hochwertigem Saatgut kostet nur einen Bruchteil dessen, was die Verlegung von Rollrasen, insbesondere Dicksoden, kostet. In der „Sandwich-Bauweise“ ist es auch möglich, den neuen Rasen über den alten zu legen. In zwei Arbeitstagen kann ein Sportplatz mit Rollrasen belegt werden. Voraussetzung ist fast immer das vorherige Abschälen der Altnarbe und das Vorbereiten der Fläche zur Verlegung. Auch der Unterbau gemäß DIN 18035 inklusiveDrainage muss gegeben sein.
- Maschinelle Verlegung von Rollrasen in einem Fußballstadion
- Video: Verlegung von Rollrasen in einem Stadion
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Sigríður Sigurðardóttir:Grassoden zum Hausbau. Kleine Schriften des Heimatmuseums im Skagafjörður XV aufglaumbaer.is, übersetzt von Marion Lerner (PDF-Datei, 1,7 MB. Abgerufen am 27. Juli 2018)
- Folkert Siemens:Rollrasen verlegen – Schritt für Schritt. Anleitung zum Verlegen von Rollrasen auf kleinen Flächen aufmein-schoener-garten.de (abgerufen am 27. Juli 2018)
- Website des Rollrasen-Verbands
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Alexander V. Borisov, Mikhail V. Krivosheev, Roman A. Mimokhod, Maxim V. El’tsov (2019):“Sod blocks” in kurgan mounds: Historical and soil features of the technique of tumuli erection. Journal of Archaeological Science: Reports 24: S. 122–131.doi:10.1016/j.jasrep.2019.01.005
- ↑Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau (ÖAG), Arbeitskreis standortgerechte Begrünungen:Richtlinie für standortgerechte Begrünungen. Herausgegeben von Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau und Bundesanstalt für alpenländische Landwirtschaft (BAL) Gumpenstein, 2000. S. 13 f.
- ↑Justus Teicke, Rainer Tonn (2006):Dichtungssanierungen an historischen Erddämmen.Wasserwirtschaft 96 (7/8): S. 38–41.