Rockmusik

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Rock

Entstehungsphase:Ende der 1950er Jahre
Herkunftsort:Vereinigtes Königreich
Stilistische Vorläufer
Rock ’n’ Roll
Pioniere
Elvis PresleyThe Rolling StonesThe Beatles
Genretypische Instrumente
GitarreBassSchlagzeugGesangKeyboardSynthesizer
Stilistische Nachfolger
Metal,Punk
Subgenres
Alternative RockArtrockBluesrockClassic RockCountry-RockDark RockGarage RockGlam RockGrungeHard RockIndustrial RockNoise-RockPop-RockProgressive RockPsychedelic RockRoots RockSoftrockSouthern RockStoner RockSurf RockSwamp RockVikingrock
The Rolling Stones, eine der ersten großen Rockbands

Rockmusik, kurz auchRock, dient als Oberbegriff fürMusikrichtungen, die sich seit Ende der 1960er Jahre aus der Vermischung desRock ’n’ Roll der späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre mit anderen Musikstilen wie z. B.Beatmusik undBlues entwickelt haben. Viele Genres innerhalb der Rockmusik werden mit einzelnenJugendkulturen identifiziert.

Inhaltsverzeichnis

Besetzung einer Rockband

Die Besetzung von Rockgruppen besteht traditionell auselektrischen und bzw. oderakustischen Gitarren,E-Bass,Schlagzeug undGesang. Diese Besetzung wird oft durchKlavier undKeyboards wieHammond-Orgel undSynthesizer ergänzt. Je nach Stilrichtung (z. B.Funk Rock) werden auchBläser eingesetzt.Musiktheoretisch betrachtet handelt es sich dabei umhomophone Musik: Eine Rhythmusgruppe begleitet; Gesang, Gitarren- oder andere Soloinstrumente führen mit einer herausstechenden Melodie.

Kult und Kultur

Mit seinem Auftauchen auf der Bildfläche löste der Rockstar, der zuerst vonElvis Presley, später von denBeatles, denRolling Stones und in der Folge von immer neuen Protagonisten und Bands personifiziert wurde, den Hollywoodstar als Identifikationsfigur ab. Im Vergleich zu letzterem entfesselte der Rockstar eine Jugendbewegung, die Generations- und Gesellschaftskonflikte aufbrechen ließ, wie es in der Geschichte bisher ohne Vergleich ist. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zuerst kann festgestellt werden, dass die Rockmusik auf eine weiße,angloamerikanische Vorstadtgesellschaft traf, deren Mischung aus Wohlstand und patriarchalemWeltkriegsstolz eine dünne Kruste bildete, die nur darauf wartete, aufgebrochen zu werden.

Dies war dem Filmstar nicht möglich, da er ein makelloses Produkt ist, das dem jugendlichen Konsumenten bereits fertig präsentiert wird und den er nach der Kinovorstellung hinter sich lassen muss. Tragbare Plattenspieler sowieTransistor- und Autoradios machten es möglich, sich mit der Musik permanent zu umgeben, und sie überall mit hinzunehmen. Allein die physische Präsenz des Sounds, der in der Rockmusik strukturell das Element „Lärm“ benutzt, dient als Abgrenzung zu anderen Generationen und angepassten Jugendgruppierungen. Neben der eigentlichen Musik spielt aber auch diePeripherie eine wichtige Rolle. Mit dem Plattencover in der Hand, gekleidet wie der Star und umgeben von den Postern mit den berühmten Posen, Show- oder Tanzdarbietungen wurde Rockkultur auf eine neue Art im Jugendlichenzimmer präsent.

Dazu kommt, dass es in der Rockmusik nicht, wie z. B. imHollywoodfilm, der klassischen Musik oder demJazz, um Perfektion oder handwerkliche Virtuosität geht. Seit dem hüpfenden Gesang von Elvis Presley aufThat’s All Right, über die raue Amateurhaftigkeit derSex Pistols bis zu denKieksern und hohen Schreien vonMichael Jackson ist es das Momentane, Körperliche, dasAuthentische und Individuelle, das im Zentrum steht, die Unwiederholbarkeit des Augenblicks, die die Grenzen zwischen Musiker und Musikhörer noch weiter verschwinden lässt.

Geschichte

1950er Jahre

DieRock-’n’-Roll-BandBill Haley & His Comets

Die Rockmusik geht auf denRock ’n’ Roll zurück, der seinerseits aus der Verbindung vonCountry-Musik undRhythm and Blues entstand.Bill Haleys SchallplatteRock Around the Clock vom 12. April 1954 verhalf dem Rock ’n’ Roll international zum Durchbruch. Bekannteste Vertreter des Rock ’n’ Roll in den 1950er Jahren waren neben Bill Haley Elvis Presley,Chuck Berry,Jerry Lee Lewis,Little Richard undBuddy Holly. In dieser Zeit etablierte vor allem Chuck Berry die Gitarre als neues Lead-Instrument und verdrängte mit ihr das vorher gebräuchliche Saxophon.

Die Rockmusik als eigenständige Musikform unterscheidet sich vom Rock ’n’ Roll wesentlich durch den Rhythmus: Im Rock werden die Achtelnoten binär gespielt, also „gerade“, so wie man es aus der lateinamerikanischen und europäischen Musik kennt. Im Rock ’n’ Roll werden die Achtelnoten zwischen denBeats (zwischen den Viertelnoten) hingegen leicht nach hinten verschoben, so dass ein ternärer Rhythmus entsteht (Shuffle), wie man ihn aus dem klassischen Jazz kennt.

Seit den 50er Jahren und in den frühen 60er Jahren musste um die neue Musikrichtung, die ohne ihre elektrische Verstärkung undenkbar gewesen wäre, eine gänzlich neue Peripherie von technischen Gegenständen erfunden werden. Der TüftlerLeo Fender erfand mit der Telecaster 1950 die erste massive Solidbody-E-Gitarre, die das lästige Feedback verminderte, das bei Gitarren mit Vollresonanzkörper beständig aufgetreten war. 1951 setzte er mit dem ersten E-Bass (Fender-Bass) einen weiteren Maßstab.Gibson zog 1952 schnell mit den Les-Paul- und 1961 mit den einfacheren SG-Modellen nach.Jim Marshall sorgte seit 1962 mit seinen im englischen Harnwell produzierten Verstärkern und Boxen für die nötige Lautstärke.Ernie Ball ersetzte die bis dahin behelfsmäßig benutzten Banjo-Saiten durch dünnere, leichter zu spielende Exemplare, die nun speziell für E-Gitarren und Bässe produziert wurden. Eine weitere Erfindung von Ball, selbst Gitarrist, waren seine „Slinky“-Saitensätze von „extra“ (08–38) bis „not even Slinky“ (12–56), die die unterschiedlichsten Vorlieben und Gewohnheiten bedienten. Fender, Marshall, Gibson und Ball arbeiteten alle eng mit verschiedenen Gitarristen wiePete Townshend,Ritchie Blackmore undJimi Hendrix zusammen, um mit ihnen neue und verbesserte Produkte weiterzuentwickeln.

1960er Jahre

DieBeatbandThe Beatles
Der RockgitarristJimi Hendrix

Der Rock ’n’ Roll wurde in den 1960er Jahren in England stilistisch verändert. DieBeatbandThe Beatles und die stark vomBlues beeinflusste BandThe Rolling Stones gelten neben anderen als wichtige Wegbereiter und Vorläufer der Rockmusik. Hier ging die ersteGenre-Aufsplitterung vonstatten, die später charakteristisch für die Rockszene wurde: Auf der einen Seite standen die Beatles mit ihrerBeatmusik, die in Anzügen mit Krawatte auftraten und eher melodische Songs spielten, und auf der anderen Seite die Rolling Stones, die durch einen eher rauen Sound auffielen. Die ZeitschriftRolling Stone bezeichnet den Titel(I Can’t Get No) Satisfaction der Rolling Stones als die eigentliche Geburtsstunde des Rock. Gemeinsam mit denKinks lösten diese Bands in den USA die so genannteBritish Invasion aus. Eine große Rolle in der Londoner Bluesszene spielten außerdem dieYardbirds, die erstEric Clapton als Leadgitarristen verpflichteten, der dann vonJeff Beck undJimmy Page ersetzt wurde.John Mayall and the Bluesbreakers hatten eine ähnliche Rolle. WährendJohn Mayall vonAlexis Korner, der als Ziehvater der Rolling Stones gilt und als Urzelle der britischen Bluesbewegung, zur Gründung der Band inspiriert wurde, nahm 1967 an der Leadgitarre der spätere Stones-GitarristMick Taylor den Platz vonPeter Green ein, als dieserFleetwood Mac gründete. Davor hatte Clapton diesen Job gemacht, bevor er mitCream die ersteSupergroup ins Leben rief.

Durch das Auftreten von Bands wie Cream,The Who oderThe Jimi Hendrix Experience begann Mitte der 1960er Jahre eine Phase der technisch anspruchsvolleren Themen in der Rockmusik Einzug zu halten. Cream etablierte in dieser Zeit unter anderem ausgedehnte Rock-Improvisationen und beeinflusste zeitweilig viele Rockbands, u. a.Led Zeppelin,Deep Purple und dieJeff Beck Group.Mit den KonzeptalbenTommy von The Who,Sgt. Peppers Lonely Heart Club Band von den Beatles,Pet Sounds von denBeach Boys undDisreali Gears von Cream überflügelte die Langspielplatte, die nun vom Coverdesign über die dramaturgische Songreihenfolge bis zum Erzählen einer komplexen Geschichte als Gesamtwerk betrachtet wurde, die Single in ihrer Bedeutung. Ein Höhepunkt dieser Entwicklung lässt sich in den Alben von Led Zeppelin erkennen, die sich weigerten, Singles auszukoppeln oder sehr unkommerzielle Stücke wieWhole Lotta Love auswählten oder ein Album veröffentlichten, auf dem weder der Bandname noch ein Albumtitel zu lesen waren.

Parallel zur Emanzipation derLangspielplatte von derSingle entwickelte sich ab Mitte der 60er-Jahre auch eine völlig neuartige Behandlung der Plattenhüllen, die es so noch in keinem Musikgenre gegeben hat. BeiBlue Note Records hatten die GrafikerPaul Bacon und Julian Alberts zwar für die „Zwischenmusik“Jazz schon Pionierarbeit geleistet, doch nun entstand geradezu eine eigene Kunstform, die keinerlei Beschränkungen duldete und für die sich insbesondereKlaus Voormann undPeter Blake für dieBeatles,Storm Thorgerson fürPink Floyd,AC/DC undLed Zeppelin sowie Doug Johnson fürTina Turner oderJudas Priest verdient machten. In diesem Zusammenhang wurde es ebenfalls üblich, für jede Band ein eigenes Bandlogo zu entwerfen. Hier erlangte Gerard Huerta mit seiner ikonischen Marke für AC/DC Berühmtheit, er gestaltete aber auch Schriftzüge fürBoston undBlue Oyster Cult.

BeiSgt. Pepper undPet Sounds loteten die Beatles und die Beach Boys die Möglichkeiten des Studios aus und nahmen Tierstimmen und Alltagsgeräusche auf. Mit der Zusammenarbeit vonPete Townshend undJim Marshall, die zusammen den berühmtenMarshall-Stack entwickelten und der Kombination vonGibson-Les-Paul-Gitarre überMarshall-Verstärker gespielt, wie von Clapton auf dem sogenanntenBeano-Album derBluesbreakers, etablierte sich ein klassischer Rock-Sound.

Elementarer Bestandteil der Rockmusik der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre war die Psychedelic- und West-Coast-Szene. InSan Francisco wurden Bands wieQuicksilver Messenger Service,Jefferson Airplane undGrateful Dead bekannt. In ausufernden Improvisationen auf happeningartigen Konzerten zelebrierten sie vor Zuschauern ihre Stücke in Überlänge, für deren Genuss der Konsum von Drogen eine wichtige Rolle spielte. Versprechen undHybris dieser Ära blitzten in den zwei großen Festivals des Jahres 1969 auf. Während inWoodstock die Utopie einer neuen Gesellschaft gefeiert wurde, fiel dieser Traum nach dem Tod vonMeredith Hunter während des Auftritts der Rolling Stones beimAltamont Free Concert wieder in sich zusammen.

Wie beinahe alle neuen Musikrichtungen war auch die Rockmusik in ihrer Anfangszeit stark umstritten. Das Auftreten der Protagonisten mit langem Haar und obszöner, lauter Musik galt als skandalös. Einzelne Vertreter desEstablishments versuchten, die Szene in eine satanistische Ecke zu drängen. Doch gerade diese Ablehnung trug wahrscheinlich wesentlich dazu bei, der Rockszene den Status des Rebellischen und Revolutionären zu geben, den sie bis in die 1970er Jahre behielt und der seinen Höhepunkt in derFriedensbewegung gegen denVietnamkrieg fand. Rockmusik undHippie-Szene sind hier fest miteinander verbunden. Eine große Rolle spielte hier dieFolk-orientierte Rockmusik, wie sie z. B. vonBob Dylan,Crosby, Stills & Nash (& Young) undCreedence Clearwater Revival gespielt wurde und die mit dem politischenProtest Song identifiziert werden kann. Eine gute Darstellung der damaligen Verhältnisse findet sich imMusicalHair, das vomWiderstand junger Amerikaner aus dem Umfeld der Hippie-Szene gegen den Vietnamkrieg handelt.

Die Zahl der erfolgreichen Rockmusiker stieg Ende der 1960er Jahre rasant an. Dies führte zwangsläufig zu einer immer stärkeren Aufsplitterung der Szene in eine Vielzahl von Untergenres, eine Entwicklung, die dazu führte, dass bald jede Band mit einem individuellen Klangbild sofort ein eigenes Genre für sich beanspruchte. Dieser Vorgang wurde von der Musikindustrie gefördert, die aus marketingtechnischen Gründen daran Interesse hatte. Abseits der Hippie-Szene entwickelten sich aus der ebenfalls in diesem Jahrzehnt aufblühenden Experimentalmusik, wie beispielsweise den Klangexperimenten der GruppeThe Velvet Underground, bereits die erstenPunkbands, die heute meist dem GenreProtopunk zugeordnet werden.

1970er Jahre

DiePunk-BandSex Pistols

Als Weiterentwicklung der sexuellen Befreiung der späten Sechziger ist derGlamrock zu verstehen, eine Mischung aus Hardrock und Popmusik, der sich durch eine futuristische, androgyne Ästhetik ausdrückte. Besonders populär waren britische Bands wieThe Sweet,Slade oderT. Rex, und auchDavid Bowie undQueen hatten hier ihre Wurzeln. Parallel hatte derHard Rock, aus dem sich späterMetal entwickelte, eine Hochphase. Wegbereiter hier waren vor allemDeep Purple undLed Zeppelin.

Eine weitere Hauptrichtung der frühen 1970er Jahre war ein künstlerischer Ansatz, der sich aus demPsychedelic Rock entwickelte, aber auch Elemente ausklassischer Musik,neuer Musik, Jazz oder Folk aufgriff und sich in den GenresArtrock undProgressive Rock manifestierte. Wichtige Vertreter warenPink Floyd,Genesis,Yes,Emerson, Lake and Palmer undJethro Tull.

Bis in die Mitte der Siebziger etablierte und kommerzialisierte sich das Genre weiter und wurde zum „Stadionrock“, eine Entwicklung, die unter anderem von denEagles und Led Zeppelin revolutioniert und perfektioniert wurde. Ausgedehnte Tourneen, die große Stadien quer über den ganzen Erdball füllten, endlose Armeen von Stagehands, Toningenieuren und Roadies, ausgefeilte Lightshows, enorme Mengen an Trockeneis, Lasern, Monitorboxen und Verstärkern, die in unzähligen Sattelschleppern transportiert wurden, prägten nun das Bild.

Als Antwort auf diese Entwicklung hin zum Bombast, aber auch als Gegenbewegung zur aufstrebenden Diskomusik und zu dem als friedfertig betrachteten Hippietum entstand im weiteren Verlauf des Jahrzehnts die rebellischere Subkultur desPunk. Vorläufer der Punkbewegung, die noch stark in der klassischen Rockmusik verwurzelt sind, lassen sich beiAC/DC undMotörhead erkennen, die eine Rückkehr und Entschlackung zum einfachen, schnell, pur und schnörkellos gespielten Rock einleiteten. Wichtige Vertreter des Punk waren dieSex Pistols,The Clash und dieRamones. Auch hier waren Elemente anderer Musikrichtungen Grundlage für ein neues Genre, denNew Wave. Typisch für die Musik dieser Zeit war die Fusion aus Reggae und Punk, zu hören in der Musik vonThe Police,Joe Jackson,[1]Elvis Costello[2] oderFischer-Z. Aber auch Vertreter derBlack Music wie Michael Jackson gingen Verbindungen mit Rockmusik ein.

Die fortschreitendeDigitalisierung in der Musikproduktion und ein immer stärker werdender Perfektionismus machten die Entstehung von Musikrichtungen jenseits des Rock möglich. Bereits die Avantgardisten desKrautrock wie zum BeispielCan oder vor allemKraftwerk hatten ihren Anteil an dieser Entwicklung, indem sie mit ihrer experimentellen Musik den Grundstein fürelektronische Popmusik legten.

1980er Jahre

DieHard-Rock-GruppeLed Zeppelin

In den 1980ern machten sogenannte „Pop-Metal“-Bands von sich reden, wie beispielsweiseBon Jovi,Winger undEurope. Diese Gruppen konnten in diesen Jahren große Erfolge verbuchen. Von allen großen Bands dieser Zeit konnten sich nur Bon Jovi ihre Fangemeinde erhalten, die auch heute noch sehr erfolgreich sind und deren Musik sich Ende der 1980er Jahre stilistisch vom typischen U.S. Hardrock zumAdult Oriented Rock entwickelte.

Nach dem Abebben der kreativen Hochphase des Punks entstand, teilweise auch aus Abgrenzung zu selbigem, zunächst derPost-Punk, der Gruppen wieJoy Division undThe Cure hervorbrachte, und eng damit verbunden der sogenannteNew Wave. Stilistisch ging es hier nach der Opulenz der 1970er oftmals in eine kühlere, reduziertere Richtung. Dunkle, monotone Gesangsstimmen kamen in Mode. Auch wurde zunehmend mit synthetischen Klangerzeugern gearbeitet, was einen Grundstein für die Entwicklung desSynthpop und der gesamtenelektronischen Tanzmusik legte.

DieAlternative-Rock-BandR.E.M.

Der Unterschied zwischen Pop und Rock wurde in der Folge in den 1980er Jahren sehr forciert, vor allem durch die Independent-Szene, die sich in der Tradition des Punk sah und sich von demMainstream der Musikindustrie abzusetzen versuchte. Hier entstand eine vielfältige und große Szene mit vielen Untergenres, die später im Laufe der 1990er Jahre inAlternative überging und als deren wichtigste Vertreter diePixies undSonic Youth zu nennen sind. Auch der Heavy Metal erlebte eine Hoch-Zeit durch Gruppen wieIron Maiden,Motörhead oderMetallica, während der sich eine Vielzahl von Subgenres bildete. An der Schnittstelle zwischen Rock und Pop entstanden viele Bands, die zu den populärsten und kommerziell erfolgreichsten des Jahrzehnts gehörten, zum BeispielQueen,Joan Jett and the Blackhearts,Big Country,Genesis,Yes,Simple Minds,U2,R.E.M.,Van Halen,Whitesnake undThe Cure. Das Jahrzehnt beschloss die BandGuns N’ Roses, die 1987 mit ihrem AlbumAppetite for Destruction und den HitsParadise City undSweet Child o’mine zu Megastars wurden. Einen großen Einfluss auf diese letzte Ära der Superstars hatte die Entwicklung des Musikfernsehens. Der SenderMTV, der als Rocksender begann, war in der Lage, mit dem Instrument derHeavy Rotation Bands zu Stars zu machen.

Wie schon im Abschnitt über die Plattenhüllen, die sich in den 60er-Jahren zu einer eigenen Kunstform entwickelt hatten, geschah dies in den späten 80er und 90er Jahren mit demMusikvideo. Rock war schon immer mehr gewesen als nur reine Musik: Kleidung, Fahrzeuge, eine spezielle Art der Bewegungen, fast artistisch anmutende Bühnenshows und ausgefeiltes Grafikdesign für Platten und Logos waren stets Teil der Gesamterscheinung gewesen – und nun kam der musikalisch untermalte Kurzfilm, der auf eigenen Musiksendern, wieMTV und späterViva, in Schleife gesendet wurde, dazu. Zu nennen wären die bahnbrechenden Videos fürQueen,Dire Straits,Genesis undMichael Jackson sowie die Arbeiten der RegisseureChris Cunningham mit seinem eigenwilligen Stil undMichel Gondry fürBeck, dieRolling Stones, dieWhite Stripes,Radiohead und dieFoo Fighters.

1990er Jahre

DieGrunge-BandNirvana
Die Hard-Rock-GruppeGuns N’ Roses

Anfang der 1990er Jahre erlebte die Rockmusik dann einen unerwarteten Schub durch den Erfolg der US-Grunge-BandNirvana, die nach dem Experimentieren und Digitalisieren der 1980er Jahre wieder musikalisch simplere Musik spielte und die gesamte Alternative-Szene der 1990er nachhaltig prägte. Im Zuge der Popularisierung des Grunge erzielten auch Bands wieSoundgarden,Pearl Jam undThe Smashing Pumpkins große kommerzielle Erfolge. Mit dem Tod des Nirvana-SängersKurt Cobain verlor Grunge enorm an Popularität und wurde wieder zu einem Underground-Genre, wenngleich Pearl Jam und dieMelvins bis ins neue Jahrtausend mit Erfolg weitere Platten veröffentlichten und auf Tour gingen. Eine Variante des Grunge war die feministischeRiot-Grrrl-Bewegung um Bands wieBikini Kill,Hole undBabes in Toyland, die ähnlich wie Kurt Cobain die Dominanz männlichen Superrockstartums im Stil vonAxl Rose mit seinen Machoposen zu durchbrechen versuchten. Trotzdem konnten Guns N’ Roses auch Anfang 1990 mit ihrerUse Your Illusion Tour weltweit weiterhin für Aufsehen sorgen und gehörten somit zu den wenigen älteren Rockbands, die trotz des massiven Einflusses des Grunge in den 1990ern enorme Erfolge verbuchen konnten.

Zu Beginn des Jahrzehnts traten auch ersteCrossover-Bands in Erscheinung.Rage Against the Machine,Incubus und vor allem dieRed Hot Chili Peppers erlangten große Popularität.Skatepunk popularisierte Bezüge zwischen Musik, Trend- und Extremsportarten sowie dem zugehörigenLebensstil. 1994 entstand eine Neopunk-Welle, die durch Alben wieGreen DaysDookie ausgelöst wurde. In diesem Zusammenhang wurden auch Bands wieNOFX,Rancid,Bad Religion undThe Offspring einer breiteren Masse bekannt. Viele dieser Bands werden demPop-Punk zugerechnet. Ebenfalls den härteren Subgenres des Rock zuzurechnen ist der Anfang der Neunziger von den BandsKyuss und den NachfolgegruppenQueens of the Stone Age undFu Manchu sowieMonster Magnet etablierte Stoner oderDesert Rock. Langsamere Rhythmen, tiefergestimmte Gitarren – zum Teil über Bassverstärker gespielt – und der unüberhörbare Einfluss vonBlack Sabbath prägten diesen Stil, der bis in die Gegenwart vonClutch,Pontiak und denTruckfighters gespielt wird.

Mitte der 1990er Jahre brach schließlich derBritpop die Dominanz des US-amerikanischen Grunge und Alternative Rock. Jungen britischen Bands diente die britische Pop- und Rockmusik der 1960er und 1970er Jahre, vermengt mit Elementen desMadchester, desShoegazing, aber auch des Alternative Rock, als Inspirationsquelle.Blur,Pulp,The Verve undOasis beeinflussten so nachhaltig die Rockmusik des ausgehenden Jahrzehnts. 1996 erschien das erste Album der britischen BandPlacebo. Sie machten mit ihrer düsteren Mischung aus Britpop und Alternative Rock nachhaltig auf sich aufmerksam. Das Fusionieren und Experimentieren trat erst wieder zum Ende des Jahrzehnts in den Vordergrund durch Interpreten, die Elemente aus der zu dieser Zeit Erfolge feiernden elektronischen Musik adaptierten, wie zum BeispielRadiohead, Blur oder auchNine Inch Nails.

2000er Jahre

DieIndie-Rock-BandThe Strokes

Das neue Jahrtausend wurde durch eine um sich greifendeRetrowelle geprägt. Bands wieThe Strokes,Kings of Leon,The Subways,Mando Diao,Wolfmother,The White Stripes undFranz Ferdinand griffen auf typische Elemente früherer Jahrzehnte zurück und transportierten sie erneut in dieMusikcharts;The Hives undThe Libertines stehen auf den Schultern alter Punkgrößen wieTelevision, und dieBright Eyes weisen große Gemeinsamkeiten mitBob Dylan auf. Das Punk-Revival der 1990er, insbesondere derPop-Punk, konnte sich mit Bands wieBlink-182,Sum 41 undSimple Plan noch lange fortsetzen.

DieCrossover- bzw.Nu-Metal-BandLinkin Park

Zu Beginn des Jahrzehnts machte dieCrossover-BandKorn mit der Verbindung vonMetal- undHip-Hop-Elementen auf sich aufmerksam. Zusammen mit Bands wieLinkin Park,Limp Bizkit,System of a Down,Slipknot undPapa Roach, die den Metal stilistisch weiterentwickelten, bildet diese das GenreNu Metal.

Die Alternative-Rock-GruppeRadiohead
DieBritpop-BandOasis

In Großbritannien dominierten ab Mitte des Jahrzehnts vor allemIndie-Bands wieArctic Monkeys,Maxïmo Park,The Fratellis,Bloc Party undThe Kooks. Diese Bands stehen klar in der Tradition der britischen Bands der 1990er Jahre. Die „alten“ Bands des Britpop und Alternative Rocks wie z. B.Oasis,Blur undRadiohead, veröffentlichten in den 2000er Jahren ebenfalls erfolgreiche Alben. Die teilweise auch dem Indie zugerechnete BandArcade Fire belebte indes mit einer großen instrumentalen Breite das Genre desArtrocks. Bands wieArchive oderAnimal Collective drangen eher aus elektronischen Genres in die Rockmusik ein. Ebenso konntenMuse mit ihrer Verbindung aus Elektronic, Alternative-, Hard- und Progressive Rock (New Prog) das ganze Jahrzehnt lang große Erfolge verbuchen.

Außerdem konntenAlternative-Rock-Bands, die gelegentlich demEmo-Genre zugerechnet werden, wieJimmy Eat World,Billy Talent,Paramore,Bullet for My Valentine,30 Seconds to Mars,My Chemical Romance oderPanic! at the Disco, Charterfolge verbuchen. Auch mit diesem Genre in Verbindung gebracht wurde die deutsche Pop-Rock-BandTokio Hotel, die auch international eine der erfolgreichsten deutschen Bands des Jahrzehnts wurde. Im deutschsprachigen Raum verbanden vor allem Bands aus Hamburg wieKettcar,Tomte undTocotronic Indie-Rock und Indie-Pop in einer Weiterentwicklung derHamburger Schule. AuchPop-Rockbands wieJuli,Silbermond oderMadsen waren ab Mitte der 2000er erfolgreich.

In Skandinavien entwickelte sich ebenfalls eine sehr lebendige Independent-Rock-Szene, die mitMotorpsycho,Turbonegro,Soundtrack of our Lives,Refused, denHives undKvelertak einen unkomplizierten Umgang mit dem reichen Erbe pflegten und unverkrampft Einflüsse vonBlack Metal undPunk bis zu denBeach Boys und denAllmann Brothers verarbeiteten.

Seit 2010

Schon in den letzten Jahren vor 2010 stieg die Bedeutsamkeit elektronischer Klänge und Synthesizer in der Rockmusik wieder. Elektronische Einflüsse waren so auch in der Entwicklung von Bands zu hören, die wie die Arctic Monkeys oder Franz Ferdinand anfangs (noch) zumPost-Punk-Revival gezählt wurden. Erkennbar wurde sie später auch bei den Strokes. Indie-Rock bewegte sich damit generell vom „Garagencharakter“ hin zu progressiverer Musik. Bands wieFoals,Klaxons oderVampire Weekend trugen mit ihrer Form desIndie-Rock zu diesem Trend bei. Ebenfalls größerer unmittelbarer Einfluss ist in der neueren Musik beiThese New Puritans oder denWild Beasts zu hören.

Seit Beginn der 2010er Jahre konnte um Bands wieTame Impala,Temples undWarpaint ein Psychedelic-Rock-Revival beobachtet werden. Auch auf dem 2013 erschienenen AlbumAM der Arctic Monkeys, das vomNew Musical Express als bis dahin bestes Album des Jahrzehnts bezeichnet wurde,[3] findet man Elemente dieses Genres.

2017 wurde Rockmusik in den US-Charts als meistgekauftes Genre abgelöst;Contemporary R&B undHip-Hop hatten mit 25,1 Prozent den größten Anteil am Konsum, Rock folgte mit 23 Prozent.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Günter Ehnert:Rock in Deutschland. Taurus Press, Hamburg 1975.
  • Jonathan Eisen (Hrsg.):The Age of Rock. Sounds of the American Cultural Revolution. 2 Bände. Vintage Books 1969–1970; Random House, New York 1970.
  • Ernst Hofacker:Giganten – Die legendären Baumeister der Rockmusik. Hannibal Verlag, Höfen 2011,ISBN 978-3-85445-363-5
  • Matthias S. Fifka:Rockmusik in den 50er und 60er Jahren. Von der jugendlichen Rebellion zum Protest einer Generation. Nomos, Baden-Baden 2007,ISBN 978-3-8329-2522-2.
  • Christian Graf, Burghard Rausch:Rockmusiklexikon Europa. Band 1. Fischer Tb., Frankfurt 2005,ISBN 3-596-16428-1.
  • Christian Graf, Burghard Rausch:Rockmusiklexikon Europa. Band 2. Fischer Tb., Frankfurt 2005,ISBN 3-596-16429-X.
  • Christian Graf, Burghard Rausch:Rockmusiklexikon Amerika, Afrika, Asien, Australien. Fischer Tb, Frankfurt 2003,ISBN 3-596-15869-9.
  • Roland Helm, Norbert Küntzer:Saar Rock History. Buchverlag Saarbrücker Zeitung, Saarbrücken 1991,ISBN 3-922807-42-9. 
  • Roland Helm, Norbert Küntzer:Saar Rock History – Volume 1 & 2. Verlag H. Raueiser GmbH, Saarbrücken 2011,ISBN 978-3-87661-037-5. 
  • Bodo Mrozek:Jugend Pop Kultur. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2237, 2019,ISBN 978-3-518-29837-4
  • Tibor Kneif:Sachlexikon Rockmusik. Instrumente, Stile, Techniken, Industrie und Geschichte. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 1980,ISBN 3-499-16223-7 (Lexikon und Beispielsammlung ausRock ’n’ Roll,Rhythm & Blues,Jazzrock,Funk Metal,Country-Rock,Folk-Rock,Bluesrock,Hard Rock,Punk,New Wave sowie ein Register).
  • Tibor Kneif:Rockmusik. Ein Handbuch zum kritischen Verständnis. Mit einem Beitrag von Carl-Ludwig Reichert. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1982,ISBN 3-499-16279-2 (mit einem Kapitel über die Grundlagen der Rockmusik, z. B. Elemente, Instrumente und stilistische Wurzeln sowie Materialien zu einer Theorie der Rockmusik, ihrer Soziologie, Ästhetik und Geschichte).
  • Frank Laufenberg, Ingrid Laufenberg:Frank Laufenbergs Hit-Lexikon des Rock und Pop. Ullstein Tb., 2002,ISBN 3-548-36362-8.
  • Siegfried Schmidt-Joos:Rock-Lexikon. (mit ausführlichem Einführungsteil) Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1973, 1975, 1990 und 2008.
  • Klaus Staib:Rockmusik und die 68er-Bewegung. Eine historisch-musikwissenschaftliche Analyse. Kovac, Hamburg 2009,ISBN 978-3-8300-4588-5. 

Weblinks

Portal: Rockmusik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Rockmusik
Commons: Rock music – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rockmusik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Joe Jackson Songs, Albums, Reviews, Bio & More. Abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch). 
  2. Elvis Costello, Elvis Costello & the Attractions - The Very Best of Elvis Costello and the Attractions Album Reviews, Songs & More | AllMusic. Abgerufen am 7. Januar 2024 (englisch). 
  3. NME: Arctic Monkeys - 'AM' review. In: NME. 5. September 2013, abgerufen am 20. August 2022 (britisches Englisch). 
  4. Wieso Rock’n’Roll seit zehn Jahren im Sterben liegt. 25. Dezember 2017, abgerufen am 20. August 2022 (deutsch). 
Normdaten (Sachbegriff):GND:4115774-6(lobid,OGND,AKS) |LCCN:sh85114675 |NDL:00569651
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