Richmond liegt amJames River, ca. 150 Kilometer flussaufwärts von dessen Mündung in derChesapeake Bay. Die Lage der Stadt ist geprägt vom Übergang des Atlantischen Tieflandes in das Hügelland desPiedmont, welches denAppalachen vorgelagert ist.
Kapitän Christopher Newport setzte den ersten englischen Erkundigungstrupp 1607 in der Umgebung ab, die später nach einem VorortLondons benannt werden sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gebiet im Besitz vonIndianern, die zurPowhatan-Konföderation gehörten.
Nach zwei erfolglosen Versuchen, an diesem natürlichen und vorzüglichen Platz für Handel und Verkehr eine Niederlassung zu gründen, hatten die Siedler schließlich mehr Glück. Um 1644 zog das neu erbauteFort Charles als Sicherheitsfaktor mehr Siedler an. Schon bald prosperierte die Gemeinde als Handelsposten fürPelze, Tierhäute undTabak.
Die eigentliche Stadt wurde erst 1737 durch OberstWilliam Byrd II. begründet. Dieser hatte die zwei Parzellen auf den Seiten desJames River von seinem Vater geerbt und wurde somit zumGründungsvater Richmonds. Sein Freund William Mayo kartographierte Richmond und die ersten Grundstücke fanden ihre Käufer.
Lediglich 250 Einwohner bevölkerten Richmond 1742, als es seineStadtrechte erhielt. ImUnabhängigkeitskrieg wurde die Stadt zweimal gebrandschatzt. 1788 wurde sie anstelle vonWilliamsburg Hauptstadt von Virginia.
Am 18. Dezember 1811 starb die SchauspielerinElizabeth Poe in einem Richmonder Hotel und hinterließ neben zwei anderen Kindern den zweijährigenEdgar Poe, der als Pflegekind in die Familie des Tabakhändlers John Allan aufgenommen wurde. So wurde Richmond zur eigentlichen Heimatstadt des Dichters, der hierher immer wieder zurückkehrte.
Nach dem Unabhängigkeitskrieg erholte sich die Stadt schnell und wuchs bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf ca. 100.000 Einwohner. Sie galt als Metropole des Südens und löste daher 1861Montgomery alsHauptstadt derKonföderation ab. Zudem befand sich hier mit denTredegar Iron Works die wichtigste eisenproduzierende Firma des Südens. Militärstrategisch gleichermaßen exponiert wieWashington, war Richmond in den Jahren desSezessionskrieges heftig umkämpft.
Das Weiße Haus der Südstaaten, Regierungssitz vonJefferson Davis.
Folgerichtig ergaben sich dieTruppen der Südstaaten unterGeneral Lee nur eine Woche nach dem Fall der Stadt am 3. April 1865. Richmond war fast vollständig durch einen verheerenden Brand im Zuge der Belagerung zerstört worden. Angeblich hatten konföderierte Soldaten derUnion keine intakten Tabak- und Waffenvorräte hinterlassen wollen und daher die Lagerhäuser in Brand gesetzt. Richmond benötigte wie ganzVirginia Jahrzehnte, um sich einigermaßen von dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch zu erholen.
Früher als in Europa begann sich der Individualverkehr in den USA bereits in den 1920er Jahren massenhaft auszubreiten. So wurde die Straßenbahn in Richmond, wie in vielen anderen Städten der USA auch, zunehmend vernachlässigt. Im Jahre 1949 wurde die letzte Straßenbahn durch eine Buslinie ersetzt. 1958 wurde schließlich die erste Autobahnstrecke von Virginia, derRichmond-Petersburg Turnpike fertiggestellt, der Richmond in der Nähe des Stadtzentrums und unmittelbar neben dem alten Hauptbahnhof,Main Street Station durchquert. Im Zuge des weiteren Ausbaus derInterstate Highways wurde die Strecke zu einer Teilstrecke desInterstate 95.
2004 wurde dieMain Street Station, nach zirka drei Jahrzehnten des Verfalls und Leerstandes, renoviert und dient nun wieder dem (lokalen und regionalen) Zugverkehr. Bei dem Gebäude, dessen Schicksal bis zuletzt ungewiss war, handelt es sich um eines der ältesten noch erhaltenen Bahnhofsgebäude der USA.
Die Metropolregion von Richmond erbrachte 2016 eine Wirtschaftsleistung von 80,7 Milliarden US-Dollar und belegte damit Platz 42 unter den Großräumen der USA.[4] Die Arbeitslosenrate in der Metropolregion betrug 3,0 Prozent und lag damit unter dem nationalen Durchschnitt von 3,8 Prozent (Stand: Mai 2018).[5] Das persönliche Pro-Kopf Einkommen liegt 2016 bei 51.685 US-Dollar, womit Richmond ein überdurchschnittliches Einkommensniveau besitzt.[6]
Richmond ist ein bedeutendes Banken- und Finanzzentrum (Sitz einerFederal Reserve Bank) und traditionell Sitz vieler Anwaltskanzleien. Die Stadt ist ein Sammelbecken für mehrere Unternehmen der US-Tabakindustrie. Hierzu zählen dieAltria Group und deren TochterPhilip Morris USA sowie der Händler von RohtabakUniversal Corporation. DieU.S. Smokeless Tobacco Company, heute ein Tochterunternehmen von Altria, ist ebenfalls in Richmond beheimatet.
Die Luftanbindung Richmonds erfolgt über denRichmond International Airport, von dem aus zahlreiche nationale Verbindungen bestehen.
Der Zugverkehr mit den Fernzügen derAmtrak wurde (und wird bis auf weiteres noch) seit 1975 über die in einem Vorort gelegeneStaples Mill Road Station abgewickelt.
Der Nahverkehr in Richmond besteht aus diversen durch dieGreater Richmond Transit Company betriebenen Buslinien. Er kann bis Juli 2026 kostenfrei benutzt werden.[7]
Belle Isle, eine kleine Insel im James River, dient als Stadtpark und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Fahrradfahrer. Während desSezessionskrieges wurde auf der Insel ein Gefängnislager errichtet.
Die Tyler Potterfield Memorial Bridge aus Süden mit Blick auf denCentral business district RichmondsBrown's Island als Ausgangspunkt für verschiedene Trails, u. a. zur Geschichte der innerstädtischenKanälen, die auf einen EntwurfGeorge Washingtons zurückgehen. Zudem kann von dort aus über die instandgesetzte Tyler Potterfield Memorial Bridge das Südufer (Old Manchester) erreicht werden.
Virginia State Capitol (seit 1788 Regierungssitz, wurde von Thomas Jefferson, dem dritten Präsidenten der USA entworfen)
Museum of the Confederacy (Bürgerkriegsmuseum) einschließlich des White House of the Confederacy (Amtssitz des Präsidenten der Südstaaten während des Bürgerkrieges)
Valentine Museum (Heimatmuseum)
Tredegar Iron Works (modernes Industriemuseum)
Edgar-Allan-Poe-Museum (Poe verbrachte einen Großteil seines Lebens in Richmond)
Gregg D. Kimball:American City, Southern Place: A Cultural History of Antebellum Richmond. University of Georgia Press, Atlanta 2003,ISBN 978-0-8203-2546-0.