Richard Walter Wrangham (*8. November1948 inLeeds,Yorkshire,United Kingdom)[1] ist ein britischerPrimatologe und Forscher auf dem Gebiet derEvolutionären Anthropologie. Er ist emeritierter Professor fürAnthropologie amDepartment of Human Evolutionary Biology derHarvard University inCambridge (Massachusetts),USA und gilt als Experte für dasVerhalten, dieÖkologie und diePhysiologie freilebenderSchimpansen.
Richard Wrangham studierte zunächst bis zum Bachelor-Abschluss Naturwissenschaften an derOxford University und erwarb 1975 den Doktor-Grad im Gebiet derVerhaltensforschung an derCambridge University in der Arbeitsgruppe vonRobert Hinde. AlsPostdoc arbeitete er zunächst mit dem VerhaltensforscherJohn Crook (University of Bristol) zusammen und wechselte danach zuDavid A. Hamburg, einem Professor für Psychologie an derStanford University. Im Anschluss daran ging er an dieUniversity of Michigan, wo er nach einigen Jahren zum Professor für Biologie und Anthropologie berufen wurde. 1989 übernahm er eine Professur an der Harvard University, zuletzt war erRuth B. Moore Professor of Biological Anthropology.[1]
Richard Wrangham ist seit 1980 mit Elizabeth Ross verheiratet, das Paar hat drei erwachsene Söhne.
Schon Wranghams Doktorarbeit war eineverhaltensökologischeFeldstudie an Schimpansen, die er in Zusammenarbeit mitJane Goodall imGombe-Stream-Nationalpark durchführte. Er war einer ihrer ersten Studenten, der mit ihr inTansania kooperierte. Sein Forschungsthema waren die Auswirkungen der Ernährungsweise auf das Sozialverhalten und insbesondere auf die Rangordnung der Schimpansen.[2] In einem Porträt derEncyclopedia of Animal Cognition and Behavior heißt es: „Diese Arbeit führte dazu, dass er sich während seiner gesamten akademischen Laufbahn mit dem maßgeblichen Einfluss der Ernährung und der ökologischen Variabilität auf die Evolution und des Verhaltens von Primaten beschäftigte.“[1] 1987 gründete Wrangham dasKibale Chimpanzee Project, ein Langzeitprojekt imKibale-Nationalpark im Westen vonUganda,[3] in dem die Entwicklung einer 50 bis 60 Individuen umfassenden Schimpansen-Gruppe („Kanyawara community“) verfolgt wird: ihre Ernährung, ihre sozialen Beziehungen, ihr sexuelles und aggressives Verhalten, die Wechselwirkungen zwischen Hormonen und Verhalten, ihre Krankheiten, ihre Kultur und ihre Kommunikation.
Für Aufsehen in Fachkreisen sorgte 1980 eine Veröffentlichung in der FachzeitschriftBehaviour unter dem Titel „An Ecological Model of Female-Bonded Primate Groups“. Darin stellte er – aufbauend auf Modellen zur Entwicklung der Sozialstruktur von Vögeln und Fledermäusen – einen Zusammenhang her zwischen der Sozialstruktur unterschiedlicherArten der Primaten und dem Verhalten der Weibchen im Zusammenhang mit der Nahrungsbeschaffung.[4] Wrangham leitete an der Harvard University ein ernährungsökologisches Labor und führte gemeinsam mit der Ernährungswissenschaftlerin Nancy Lou Conklin-Brittain Analysen der Nährstoffzusammensetzung von Primatennahrung durch. Wrangham hat auch mehrere einflussreiche Arbeiten über die Nutzung von Pflanzen mit medizinischen Eigenschaften durch Primaten veröffentlicht und (zusammen mit dem Phytochemiker Eloy Rodriguez) den Begriff "Zoopharmakognosie" geprägt, um die absichtliche Nutzung solcher Pflanzen zu beschreiben.[5]
Außerhalb von Fachkreisen wurde Wrangham nach der Jahrtausendwende vor allem bekannt durch sein 2009 erschienenes Buch „Feuer fangen: Wie uns das Kochen zum Menschen machte“, in dem er eine Theorie der menschlichen Evolution entwarf und diese auch in zahlreichen Fachartikeln – gemeinsam mit Kollegen – zu untermauern versuchte.[6][7][8][9] Wrangham zufolge ist die Beherrschung des Feuers nicht nur die Grundlage der Esskultur. Durch Erhitzen gleichsam vorverdaute Nahrung habe den Energieaufwand für den Aufschluss ihrer Bestandteile im Darm verringert, mit der Folge, dass die eingesparte Energie zum Versorgen eines größeren Gehirns genutzt werden konnte.
Personendaten | |
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NAME | Wrangham, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Wrangham, Richard W.; Wrangham, Richard Walter (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Primatologe und Forscher auf dem Gebiet der Evolutionären Anthropologie |
GEBURTSDATUM | 8. November 1948 |
GEBURTSORT | Leeds,Yorkshire,United Kingdom |