Der Kanal wurde zwischen 1960 und 1992 erbaut. Mit ihm entstand eine durchgehende Großschifffahrtsstraße (genanntEuropakanal) zwischen derNordsee beiRotterdam und demSchwarzen Meer beiConstanța (Rumänien), die überRhein, Main und Donau verläuft. Deshalb wird der Kanal auch alsRhein-Main-Donau-Kanal (RMD-Kanal) bezeichnet. Zur Planungs- und Bauzeit war auch die BezeichnungGroßschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau üblich.[4] Regional wird er zur Unterscheidung von seinem VorgängerLudwig-Donau-Main-Kanal oft einfachNeuer Kanal genannt. Die 17 Kilometer langeScheitelhaltung, die das MittelgebirgeFränkische Alb als dieEuropäische Hauptwasserscheide Rhein–Donau überquert, ist mit406 m ü. NHN der höchste Punkt des europäischen Wasserstraßennetzes.
Als Gütertransportweg (besonders für Containertransporte) verliert der RMD-Kanal stetig an Bedeutung, dagegen ist er zunehmend Anziehungspunkt für Touristen und Flusskreuzfahrten.[5][6] Die Kanalrinne ist zusammen mit demFränkischen Seenland auch Teil derDonau-Main-Überleitung, die das von zeitweiliger Trockenheit bedrohte System derRegnitz und des Mains mit Wasser aus Donau undAltmühl versorgt.
Der Main-Donau-Kanal als Teil derWasserstraße Rotterdam – Constanța, der kürzesten Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer
Der Kilometerstein Null des Main-Donau-Kanals befindet sich an der Mündung der Regnitz in den Main (Main-km 384,07) beiBischberg imLandkreis Bamberg. Zunächst verläuft der Kanal im Flussbett der Regnitz. Parallel zum Kanal durchquert der linke, westlich gelegene Arm der Regnitz ebenfalls das Zentrum Bambergs. Bei km 6,43 trennt sich der Kanal vorübergehend vom natürlichen Flusslauf. ZwischenNeuses an der Regnitz (km 22,07) undHausen beiForchheim (km 32,01) teilt sich der Kanal dann ein letztes Mal sein Bett mit der Regnitz.[1]
Der Main-Donau-Kanal passiertErlangen undFürth, überquert in einer stählernenTrogbrücke dieRednitz und erreicht das südwestliche StadtgebietNürnbergs. Im StadtteilEibach biegt er nach Süden ab und verläuft vorübergehend parallel zum westlich gelegenen Rednitztal. BeiRoth folgt ein Bogen in südöstliche Richtung. Nach der SchleuseHilpoltstein (km 99) und einem Höhenunterschied von 175,1 Metern folgt die 17 km langeScheitelhaltung des Main-Donau-Kanals auf406 m ü. NHN Wasserspiegelhöhe. Die Europäische Hauptwasserscheide Rhein-Donau wird bei km 102 überquert. Eine Skulptur mit dem NamenScheitelhaltung weist dort auf die Wasserscheide hin.
Ab der Schleuse Bachhausen (km 116) in der GemeindeMühlhausen (Oberpfalz) verläuft der Main-Donau-Kanal abwärts in den Flusslauf derSulz durchBerching nach Süden. Nördlich vonBeilngries folgt eine Kurve nach Osten. BeiDietfurt an der Altmühl (Kanal-km 136,6) trifft der Kanal auf die Altmühl. Deren Bett wurde erweitert und zehn alte Staustufen durch zwei neue ersetzt. Die staugeregelte Altmühl bildet die letzten 34,18 km des Kanals. Dieser mündet nach 170,78 km bei Kelheim in die Donau (bei Donau-km 2411,54).[1] Der durch Schleusen überwundene Höhenunterschied von der Scheitelhaltung bis hier beträgt 67,8 Meter.
Die vom Main kommende Fahrt gilt alsBergfahrt, auch in der Scheitelhaltung bis zur Schleuse Bachhausen. Die aus Richtung Donau kommende Bergfahrt endet an dieser Schleuse.[7][8]
Der Bau einer Verbindung für kleine Boote zwischen Main und Donau wurde gängigen Theorien zufolge schon im Jahr 793 mit derFossa Carolina (auchKarlsgraben) versucht. Reste der vonKarl dem Großen veranlassten Grabungen zwischen einem linken Nebenbach der Altmühl und derSchwäbischen Rezat sind in der Nähe des heutigen OrtesGraben nördlich vonTreuchtlingen noch erhalten. Das Projekt wurde vermutlich vollendet, darauf weisen Ausgrabungen von 2013 hin, die zeigen, dass der Kanal nördlich der sichtbaren Fossa Carolina weitergeht. Der Kanal bestand aus mehreren kurzen Abschnitten auf unterschiedlichem Niveau, die kleinen Boote sind vermutlich über kurze Rampen von einem Abschnitt zum nächsten gezogen worden. Auch eine Regulierung des Wasserstandes war vorgesehen durch einen Teich unterhalb des Nagelberges.[9][10]
Erst nach demDreißigjährigen Krieg und vor allem mit dem Beginn derIndustriellen Revolution in Deutschland gab es wieder konkrete Planungen zur Überwindung der Wasserscheide. Durch dieNapoleonischen Kriege traten die entsprechenden Projekte jedoch vorerst in den Hintergrund. Bereits im Jahre seiner Thronbesteigung 1825 hatte KönigLudwig I. von Bayern den königlichen BauratHeinrich Freiherr von Pechmann damit beauftragt, Pläne für einen neuerlichen Versuch einer solchen Schiffsverbindung zu entwerfen. Nach zehnjährigen Bauarbeiten wurde 1846 derLudwig-Donau-Main-Kanal eröffnet, eine 172,4 km lange Wasserstraße zwischen Kelheim und Bamberg. Das Transportaufkommen am Ludwigskanal erreichte schon um 1880 einen ersten Tiefpunkt. Gründe dafür waren vor allem die geringe Breite des Kanals und der fortschreitende Ausbau desEisenbahnnetzes, der den Betrieb der Wasserstraße immer unrentabler machte.
Für die Beförderung von Holz und Steinen wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal weiterhin genutzt. Die wenigen Beschädigungen desZweiten Weltkriegs wurden schnell beseitigt. 1950 wurde der Kanal aber gänzlich aufgelassen. Ab den 1960er Jahren wurden ganze Abschnitte abgetragen und überbaut. So verläuft dieBundesautobahn 73 (Frankenschnellweg) zwischen Nürnberg und Forchheim weitgehend auf der Trasse des alten Kanals. Die Strecke des heutigen Main-Donau-Kanals entspricht grob der seines historischen Vorläufers. Bei Bamberg und imAltmühltal sind die Streckenführungen von altem und neuem Kanal identisch. Ein etwa 65 km langer Abschnitt zwischen Beilngries und Nürnberg ist heute noch mit Wasser gefüllt und weitgehend im Originalzustand erhalten.
Bestehende und geplante Wasserstraßen in Deutschland, 1903Geplanter Streckenverlauf der Donau-Main-Wasserstraße, 1903
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein Konzept für ein mitteleuropäisches Wasserstraßennetz für Großschiffe entwickelt. Neben der West-Ost-Verbindung (Rhein /Mittellandkanal /Elbe) sahen die Planer bereits eine Nord-Süd-Verbindung (Werra-Main-Kanal / Main / Main-Donau-Kanal / Donau) vor. Am 6. November 1892 wurde in Nürnberg von 29 Städten und Gemeinden, 13 Handelskammern und anderen wirtschaftlichen Kooperationen derVerein für Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt in Bayern gegründet, heuteDeutscher Wasserstraßen- und Schiffahrtsverein Rhein-Main-Donau e. V. (DWSV). Hauptziel war es, sich für eine leistungsfähige Großschifffahrtsstraße zwischen Rhein, Main und Donau einzusetzen. In den 1890er-Jahren stellte der Verein bei der Regierung desKönigreichs Bayern mehrere Anträge, „einen Entwurf über eine neue Donau-Main-Wasserstraße ausarbeiten zu lassen“, die jedoch von derKammer der Abgeordneten abgelehnt wurden.
Der Verein erstellte ab 1899 ein eigenes Konzept, das 1903 alsDenkschrift zu dem technischen Entwurf einer neuen Donau-Main-Wasserstraße von Kelheim nach Aschaffenburg veröffentlicht wurde. Das anspruchsvolle Projekt sah neben dem Ausbau des Mains für Schiffe bis 1000 Tonnen Tragfähigkeit den Bau einer modernen Wasserstraße zwischen Main und Donau für Schiffe bis 600 Tonnen vor. Für den projektierten Donau-Main-Kanal wurde das umgebaute Bett des Ludwig-Donau-Main-Kanals vorgeschlagen. Von Nürnberg aus war auch eine Abkürzung zum Main nach Westen (Fürth–Neustadt an der Aisch–Marktbreit) im Gespräch. Ohne diese Variante hätte das Projekt den Bau von 19 Schleusen und dreiSchiffshebewerken erfordert.[11] Anstatt der kompletten Benutzung des Ludwig-Donau-Main-Kanals gab es auch eine westlichere Variante von der Donau bis Nürnberg: (Stepperg–Pappenheim–Roth–Nürnberg). Diese wäre bei Treuchtlingen mit der historischen Fossa Carolina zusammengefallen.
1917 lag der Kammer der Abgeordneten dann ein Gesetzesantrag zur Sicherung derAusarbeitung eines Entwurfs für die Herstellung einer Großschiffahrtsstraße zwischenAschaffenburg undPassau vor. Diesmal sollte der Kanal bereits die damals üblichen Rheinschiffe der 1200-Tonnen-Klasse fassen können. In derDeutschen Bauzeitung vom Mai 1920 erschien dazu u. a ein mehrseitiger ArtikelDie zweckmäßigste Linienführung des Großschiffahrts-Weges vom Main zur Donau.[12]
Nachdem der Main ab Bamberg und die Donau ab Kelheim bis zur Reichsgrenze am 1. April 1921 Reichswasserstraße geworden waren, schlossen am 13. Juni 1921 dasDeutsche Reich und derFreistaat Bayern einen Staatsvertrag „um den Plan der Main-Donau-Wasserstraße baldigst zu verwirklichen“. Als ausführendes Organ gründete sich am 30. Dezember 1921 dieRhein-Main-Donau AG (RMD-AG) mit Sitz in München.[13] Der Plan derGroßschiffahrtsstraße Rhein-Main-Donau umfasste den Ausbau des Mains ab Aschaffenburg bis Bamberg sowie der Donau vonUlm bis zurösterreichischen Grenze und eine Kanalverbindung zwischen beiden Flüssen. Die RMD-AG erhielt für die Finanzierung des Projekts die Konzession, die Wasserkraftwerke an Main, Donau,Lech, Altmühl und Regnitz zu nutzen.[14]
Streckenverläufe von Fossa Carolina, Ludwig-Donau-Main-Kanal, Mindorf-Linie und Main-Donau-Kanal
Die Ausbauarbeiten an Main und Donau konnten in den folgenden Jahren begonnen werden. Konkrete Planungen für den Kanal zwischen den beiden Flüssen entstanden erst mit der Unterzeichnung des Rhein-Main-Donau-Gesetzes vom 11. Mai 1938.[15] Nach demAnschluss Österreichs übernahm dasDeutsche Reich den Weiterbau der Wasserstraße. Mit der Durchführungsverordnung vom 26. Juli desselben Jahres wurden die Vorverträge aufgehoben. Die nunmehr gewählte Streckenführung des Kanals entlang der sogenanntenMindorf-Linie zeigte ebenfalls Parallelen zum heutigen Main-Donau-Kanal.
1939 begannen beiThalmässing imLandkreis Roth erste Vorarbeiten. Der Kanalverlauf wurde vermessen und mit roten Pfählen markiert. Die Landwirte mussten in den betroffenen Abschnitten ihre Wälder auf 40 Meter Breite abholzen. InHilpoltstein errichtete dieDeutsche Reichsbahn einen dreigleisigenMaterialbahnhof mitLadekran und Anschluss für eineFeldbahn zu einem Materiallager östlich der Schweizermühle (beiHofstetten) und zu den Baustellen beiPyras undMindorf. Für eine neue Landstraße zwischen den beiden Orten, die den Kanal überqueren sollte, wurden Brückenwiderlager betoniert und derMinbach in einen Durchlass verlegt. Reste des Brückenrohbaus erinnern noch heute an dieses Vorhaben. In der Nähe entstanden Vorarbeiten zu einer Versuchsfläche (150 m × 100 m) für eine stark abgesenkte Kanaltrasse imJura. Diese sollten Erfahrungen für die Abdichtung des Kanals bringen. Heute befinden sich an der Stelle zwei Fischweiher.[16]
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die meisten Bauarbeiter zurWehrmacht eingezogen. An ihrer Stelle wurdenpolnische „Ostarbeiter“ eingesetzt. 1942 wurden sämtliche Arbeiten an der Mindorf-Linie eingestellt, da Gefangene undZwangsarbeiter nunmehr in der Nürnberger Industrie eingesetzt wurden.[17][18]
Reste einer begonnenen Straßenbrücke über den Minbach und das dazu parallel geplante Kanalbett nördlich von Pyras, Januar 2011, Blickrichtung Westen. Links: Minbach-Durchlass in geplanter Brückenrampe; links der Mitte und Mitte: zwei Pfeilerfundamente der geplanten Brücke; rechts: ein weiteres Fundament, von Büschen umgeben.[16]
Europakanal Rhein-Main-Donau, eine völkerverbindende Wasserstrasse Ausstellung der RMD-AG in derBayerischen Landesvertretung Bonn, 1965
Nach derGründung der Bundesrepublik Deutschland trat dieRhein-Main-Donau AG im September 1949 wieder in ihre vorherigen Rechte ein, um den Ausbau der Wasserstraße (späterEuropakanal Rhein-Main-Donau genannt) fortzuführen. Parallel zum Flussausbau wurde in den 1950er Jahren die Planung des Main-Donau-Kanals wieder aufgenommen. Im April 1955 fanden auf demMainkanal beiVolkach Versuche zur Ermittlung eines optimalen Regelquerschnitts statt. 1957 legte dieHamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt die später verwendeten Maße fest. Die Konzeption derSparschleusen des Main-Donau-Kanals wurde ab 1958 von derTechnischen Hochschule Karlsruhe entwickelt.[19] Der Ausbau des Mains galt mit der Eröffnung des Staatshafens Bamberg am 25. September 1962 als abgeschlossen.
Bau der Schleuse Hausen, links die Bewehrung für den Damm der neben der Schleuse geplanten Wassersparkammern, 1967Schleuse Hausen, 2015
Mit dem Bau des Main-Donau-Kanals wurde im Juni 1960 begonnen. ImDuisburger Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Bayern wurden 1966 Finanzierung und Ausführung neu geregelt. An der RMD-AG waren der Bund zu zwei Dritteln und der Freistaat Bayern zu einem Drittel beteiligt.[20] 1967 war die Strecke vom Main bis nach Forchheim fertiggestellt, 1970 folgte die Eröffnung des Hafens Erlangen. Unter Anwesenheit des BayerischenMinisterpräsidentenAlfons Goppel wurde am 23. September 1972 mit dem Landeshafen Nürnberg (heuteBayernhafen Nürnberg) die sogenannteNordstrecke (Bamberg-Nürnberg) eingeweiht.
Katzwang in der Nähe der Bruchstelle (2024)Die Dammbruchstelle, Sommer 1979Durch die Flutwelle verursachte Schäden in Katzwang, 27. März 1979Denkmal Katzwanger Dammbruch (2024)
Während der Bauarbeiten für den Abschnitt Nürnberg–Roth kam es am 26. März 1979 zu einemDammbruch oberhalb des Nürnberger OrtsteilsKatzwang (Koordinaten der Stelle im Damm49.34868511.069863332). Die zu diesem Zeitpunkt teilweise geflutete und noch nicht für die Schifffahrt freigegebeneKanalhaltung Eibach liegt hier einige Meter über dem Geländeniveau. Gegen 13:00 Uhr waren am westlichen Dammfuß kleine Rinnsale sichtbar. Von besorgten Anwohnern herbeigerufene Fachleute sahen darin keine Gefahr. Etwa um 15:50 Uhr brach der Kanaldamm auf einer Länge von 10 bis 15 Metern ein. Dabei stürzten etwa 350.000 Kubikmeter Wasser aus dem Kanal durch den Ortskern Katzwang und weiter in das etwa 25 Meter tiefer liegende Rednitztal.[22][23][24]
Die Strömung spülte bis zu zehn Meter große Krater aus, riss Autos und Menschen mit und zerstörte Gebäude. Mehrere Menschen wurden von Hubschraubern von Hausdächern gerettet. Das noch bis ca. 19 Uhr auslaufende Kanalwasser und zahlreicheSchaulustige behinderten die Bergungsarbeiten. Trotz Warnungen, dass ein nahe gelegener Querdamm brechen könne, begaben sich Personen in die unmittelbare Nähe der Bruchstelle.[25] Im Ort ertrank ein 12-jähriges Mädchen, fünf Personen wurden verletzt. Es wurden 14 Häuser zerstört und 250 beschädigt. Der Sachschaden betrug umgerechnet ca. 12 Millionen Euro.[19][26]
Nach dem Unglück wurde Kritik am Krisenmanagement der Stadt Nürnberg und dem Erbauer des Kanals laut. Bei dem Unglück zeigte sich, dass die Behörden auf den Dammbruch nicht vorbereitet waren. Erst um 18 Uhr wurde Katastrophenalarm ausgelöst, so dass viele Hilfskräfte, darunter Soldaten derBundeswehr und der im Umland stationiertenUS-Streitkräfte, zu spät von der Katastrophe erfuhren. Noch am Abend trafen der Nürnberger BürgermeisterWilly Prölß und derBayerische InnenministerGerold Tandler am Unglücksort ein.[27]
Das Verfahren „wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Überschwemmung“ wurde 1981 von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Eine Sachverständigenkommission machte die Verkettung von 14 Einzelfaktoren für das Unglück verantwortlich. Die Experten betrachteten „hydraulisch bedingte Vorgänge im Boden, vor allem im Kreuzungsbereich mit der Fernwasserleitung nach Fürth“ als Ursache. Durch in den Rohrschacht eingedrungenes Grundwasser waren Hohlräume unter den mitAsphalt abgedichteten Fugen des Betonbodens entstanden. Die Fugen seien infolgedessen gebrochen, woraufhin das Kanalbett weiter unterspült wurde und schließlich einbrach. In den Jahren nach der Katastrophe wurde die gesamte Kanaltrasse auf Schwachstellen untersucht und an kritischen Stellen für umgerechnet etwa 40 Millionen Euro nachgerüstet.[28] Ebenso bewirkte die Analyse der Ursache eine veränderte Trassenführung von Dammstrecken, die jetzt so tiefliegend wie möglich geplant wurden.
In den 1970er und 1980er Jahren war der Main-Donau-Kanal in zunehmendem Maße politisch umstritten. Neben Zweifeln an der Sicherheit und völkerrechtlichen Fragen war der Kanalbau nun einumweltpolitisches Streitthema. Vor allem der Ausbau eines 34 Kilometer langen Abschnitts derAltmühl und dessen negative Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt waren Thema kontroverser Diskussionen. Insgesamt verlor das Projekt zunehmend an Akzeptanz. Hinzu kamen Kürzungen der Baumittel sowie ein Kurswechsel des damaligenBundesministers für VerkehrVolker Hauff. Um die jeweiligen Lager zu stützen, wurden unterschiedlicheGütertransportmengen prognostiziert, aus denen Nutzen-Kosten-Relationen hergeleitet wurden.
1978 gründete der Riedenburger LandwirtAnton Mayer die Bürgerinitiative „Rettet das Altmühltal“, die vomBund Naturschutz sehr unterstützt wurde.[29]
Bereits am 14. Januar 1982 hatte der KabarettistDieter Hildebrandt eine Folge seiner FernsehsendungScheibenwischer dem Main-Donau-Kanal gewidmet und für einen Medienskandal gesorgt. Gemeinsam mit seinen KollegenGerhard Polt undGisela Schneeberger persiflierte Hildebrandt den „Alfons-Goppel-Prestige-Tümpel“, der die heimische Fauna ausmerze, dafür aber „Kanalratten neuen Lebensraum und Tierpräparatoren sichere Arbeitsplätze bringe“. Die seit über einem halben Jahrhundert geplante Wasserstraße durchschneide wohl ein „lästiges Erholungsgebiet“, aber schließlich könnten ja auch nur „völlig intakte Landschaften diesen Kanal überstehen“. Die bayerische Staatsregierung protestierte daraufhin beimSender Freies Berlin wegen angeblicher Unterstellungen und eines „bayernfeindlichen Programms“.[30][31]
Im Auftrag des Bundesverkehrsministers wurde 1981 eine Nutzen-Kosten-Rechnung von derPlanco Consulting GmbH durchgeführt. Diese sah für den Main-Donau-Kanal ein Verkehrsaufkommen von lediglich 2,7 Millionen Tonnen jährlich und ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 0,52:1 vor. Verkehrsminister Hauff bezeichnete das Projekt daraufhin als „ziemlich das dümmste Projekt seit dem Turmbau zu Babel“.[32] Infolge eines Kabinettsbeschlusses vom 27. Januar 1982 verhandelte Bundesminister Hauff mit der bayerischen Landesregierung über eine „qualifizierte Beendigung“ des Projekts.[17] DieInternationale Aktionsgemeinschaft gegen den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals, ein Zusammenschluss aller bundesdeutschen und österreichischen Naturschutzverbände und der Eisenbahner-Gewerkschaften Deutschlands, sammelte im selben Jahr 700.000 Unterschriften gegen den Weiterbau des Main-Donau-Kanals.[19]
Altmühl unterhalb von Riedenburg als Teil des Main-Donau-Kanals
Eine von den Befürwortern in Auftrag gegebene Argumentationsstudie desIfo-Instituts München veranschlagte ein Verkehrsvolumen von 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Der Freistaat Bayern bestand bei den folgenden Verhandlungen auf einer Erfüllung der bestehenden Verträge. Nach demBundesregierungswechsel legten im November 1982 Bund und Land in einem gemeinsamen Protokoll fest: Die Main-Donau-Wasserstraße solle zügig fertiggestellt werden, um ihren Nutzen baldmöglichst zu verwirklichen. Außerdem solle die Überleitung von Donau- und Altmühlwasser in das Regnitz-Main-Gebiet unverzüglich ermöglicht werden.
Nach 32-jähriger Bauzeit wurde das letzte Teilstück des Kanals am 25. September 1992 durch den damaligen bayerischen MinisterpräsidentenMax Streibl in der Nähe vonPierheim feierlich eröffnet.[33] DieDeutsche Bundespost brachte zu diesem Anlass eineSonderbriefmarke heraus. Diese zeigt die den Kanal überspannendeHolzbrücke bei Essing. Von 1960 bis 1992 wurden umgerechnet rund 2,3 Milliarden Euro in den Bau der Wasserstraße investiert. Knapp 20 % davon flossen, vor allem auf derSüdstrecke, in Umweltschutzprojekte. Die jährlichen Betriebskosten in Höhe von 15 Millionen Euro werden zu 20 % durch Einnahmen aus Gebühren gedeckt. Der Rest wird vomBundesverkehrsministerium getragen.[34]
DieRhein-Main-Donau AG wurde am 1. Januar 1995 für 800 Millionen D-Mark von derBayernwerk AG (77,49 %), denLech-Elektrizitätswerken (14,0 %) und derEnergie-Versorgung Schwaben (8,5 %) übernommen.[35] Durch die Fusion der Bayernwerk AG mitPreussenElektra im Jahr 2000 gehört die RMD-AG heute mit 77,49 % zuUniper, die Lechwerke gehören zu knapp 90 % zum E.ON-Konzern. Die Energie-Versorgung Schwaben fusionierte 1997 mitBadenwerk zumEnBW-Konzern. Im Januar 2018 erfolgte die Umwandlung derRhein-Main-Donau AG in dieRhein-Main-Donau GmbH und die Sitzverlegung nach Landshut an den Sitz der Wasserkraftsparte der Uniper Kraftwerke GmbH.
Der im Verlauf der Wasserstraße Rhein-Main-Donau geplanteAusbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen ist weiterhin umstritten. Befürworter führen an, dass die Kostenstruktur der Binnenschifffahrt immer größere Schiffseinheiten und damit größere Schleusenabmessungen,Abladetiefen sowie eine sichere Mindestwassertiefe erfordere. Die Gegner argumentieren mit den Nachteilen für die Umwelt und damit, dass die Binnenschifffahrt insgesamt rückläufig sei. Nach neuesten Planungen soll für den Ausbau nicht mehr auf die umstrittenen Stauwehre, sondern auf sanftere Methoden gesetzt werden. Diese Aufgabe oblag der 1999 aus derRhein-Main-Donau AG ausgegliederten Tochtergesellschaft„RMD Wasserstraßen GmbH“, die auch für den Hochwasserschutz zuständig war. Diese wurde Anfang 2020 vom Freistaat Bayern für einen symbolischen Euro übernommen, um die Ingenieurkapazitäten über den nahezu abgeschlossenen Wasserstraßenausbau hinaus langfristig für den Hochwasserschutz in Bayern zu erhalten. Die Gesellschaft firmiert heute unter dem NamenWasserbauliche Infrastrukturgesellschaft mbH (WIGES).[36] Mit dem Ausbau zwischen Straubing und Vilshofen wurde Mitte 2020 begonnen.[37]
Der Regelquerschnitt des Main-Donau-Kanals ist trapezförmig mit 31 m Sohlenbreite und 55 m Wasserspiegelbreite. In der Mitte beträgt die Wassertiefe 4,25 m, am äußeren Rand der Sohle 4,00 m. Der Kanal hat in der Regel eine Böschungsneigung von 1:3 und eine Dammneigung von 1:2. An den wenigen Abschnitten mit Rechteckprofil, zum Beispiel in Nürnberg, beträgt die Sohlenbreite 41,45 m und die Wasserspiegelbreite 43,1 m. Das Ufer hat hier eine Neigung von 5:1. Die Tiefe beträgt wiederum 4,25 m bzw. 4,0 m.
Der Main-Donau-Kanal hat dieWasserstraßenklasse Vb. Er ist fürGroßmotorgüterschiffe mit einer Länge von maximal 110 Meter, einer Breite von 11,45 m und eineAbladetiefe von 2,7 m freigegeben. Das größte zugelassene Fahrzeug ist einSchubverband mit 187 m Länge und 11,45 m Breite. Schiffe bis 135 m Länge und 11,45 m Breite dürfen mit einer Sondergenehmigung den Kanal befahren. Die maximale Durchfahrtshöhe darf 6,0 m nicht überschreiten.
Höhen- und Längenprofil des Main-Donau-KanalsSchleuse Bachhausen (Unterwasser) 2005, rechts das Pumpenhaus zur Wasserförderung in die Scheitelhaltung des Kanals und in denDürrlohsee (oben hinter Pumpenhaus)[38]
Der Höhenunterschied vom Main zur Scheitelhaltung, der sogenanntenNordstrecke, 175,1 m, wird durch elf Schleusen überwunden. Von der Scheitelhaltung bis zur Donau beträgt der Höhenunterschied 67,8 m. Dieser wird von den fünf Schleusen derSüdstrecke bewältigt. Die Donau verläuft an den Verbindungsstellen also effektiv 107,3 m über dem Niveau des Mains. Die 16 Schleusen zwischen Bamberg und Kelheim müssen insgesamt 242,9 m Höhenunterschied bewältigen.
Die Schleusen des Main-Donau-Kanals haben Fallhöhen von 5,29 bis 24,67 m sowie einheitlich eine Nutzlänge von 190 m und eine Kammerbreite von 12 m. Die Schleusen der 13Kanalstufen sindSparschleusen; sie haben einen relativ geringen Wasserverlust. Die anderen Schleusen werden mit Wasser der Regnitz bzw. der Altmühl betrieben. Die Schleusen der drei Staustufen mit 24,67 m Fallhöhe (Leerstetten,Eckersmühlen undHilpoltstein) haben die größten Fallhöhen aller Schleusen in Deutschland.[39] Um zu vermeiden, dass diese hohen Kanalschleusen zu einem Engpass werden, musste ein System entwickelt werden, um sie in annähernd gleicher Zeit füllen und entleeren zu können wie die weitaus niedrigeren Flussschleusen von Main und Donau. Das verwendete Grundlaufsystem erreicht Hebe- und Senkgeschwindigkeiten von bis zu 1,7 Metern pro Minute, was etwa dem Fünf- bis Sechsfachen der Flussschleusen entspricht.[39]
Alle Schleusen werden aus vier Leitzentralen (Neuses,Kriegenbrunn,Hilpoltstein,Dietfurt an der Altmühl) fernbedient. Die Zentralen sind mit je zwei (Tagschicht) beziehungsweise einem Beschäftigten (Nachtschicht) besetzt. Dazu wurden sie von 2001 bis 2007 modernisiert und die Steuerpulte mitRelaistechnik durch Computer und einespeicherprogrammierbare Steuerung ersetzt. Dies kostete rund 1,3 Millionen Euro pro Schleuse. Der Neubau derSchleuse Erlangen ist für 2023 bis 2028 geplant[40][41], der Neubau der Schleuse Kriegenbrunn war für 2022 bis 2027 geplant, im April 2024 begannen die Arbeiten.[42][43]
Trogbrücke bei Neuses (2024)Kanalbrücke Rednitztal', 2004 Blick in Richtung Nürnberg (Osten)Main-Donau-Kanal-Brücke der Bahnstrecke Nürnberg–Ingolstadt, 2007 über die Scheitelhaltung östlich vonHilpoltstein, dahinter auf östlicher Seite die parallele Brücke derBundesautobahn 9Holzbrücke bei Essing (am linken Ufer der kanalisierten Altmühl), 2006
Die Brückenarchitektur reicht von einfachen Zweckbauten der 1960er und 1970er Jahre bis zu Beispielen moderner Architektur. Besondere Brücken über den Main-Donau-Kanal sind (von Nord nach Süd):
der 2010 fertiggestellte Neubau derKettenbrücke in Bamberg (Länge: 72 m)
der 2006 fertiggestellte Neubau derLuitpoldbrücke in Bamberg (Länge: 101 m)
die 1974 erbaute und inzwischen aufwendig sanierteHeinrichsbrücke in Bamberg. Auf dieser 270 Meter langen Stahlkonstruktion überquert dieB 22 den Kanal und den östlichen Regnitzarm.
Die 2002 errichteteGeh- und Radwegbrücke in Forchheim ist eineSchrägseilbrücke von 117,5 Metern Länge.
Die 85 Meter lange Brücke derA 6 zwischenNeuses undKatzwang wurde ab 2009 sechsspurig ausgebaut. Als Besonderheit wurden die neuen Brückenelemente, um Verkehrsbehinderungen auf Autobahn und Kanal zu vermeiden, neben den Verkehrswegen gebaut und dann im Ganzen schwimmend eingeschoben[45][46] sowie das Vorgängerbauwerk in zwei Teilstücken abtransportiert.[47]
DieBrücke Biberbach (bei Beilngries) ist eine 1991 fertiggestellte Stahlkonstruktion mit einer Länge von 247 Metern.
Die 1990 errichteteBrückeGriesstetten-Dietfurt an der Altmühl ausSpannbeton (Länge 124 Meter)
Die 220 Meter langeSchrägseilbrücke Meihern-Deising in der Gemeinde Riedenburg wurde 1988 erbaut.
Die wenige Kilometer abwärts befindlicheBrücke Untereggersberg ist eineHängebrücke. Sie wurde 1988 für den Verkehr freigegeben.
Die 1986 errichteteHolzbrücke bei Essing ist eine Fuß- und Radwegbrücke imgleichnamigen Ort. Das 189,91 Meter lange Bauwerk war bis 2006 die längste Holzbrücke Europas.
Daneben überquert der Kanal selbst einige Straßen und Flüsse. Dafür wurden fünf Trogbrücken aus Beton errichtet. Über den Flusstälern vonZenn, Rednitz und Schwarzach wurden in den 1970er Jahren Stahltrogbrücken mit einer Länge von bis zu 219 Metern(Kanalbrücke Rednitztal) errichtet.[39] Kleinere Flüsse wie dieMittlere Aurach und einige Bäche fließenverdolt oder inDükern unter dem Kanalbett hindurch.
PumpspeicherDürrlohsee,[48] nordöstlich der Schleuse Bachhausen am Südostende der Scheitelhaltung, Blick nach Nordwesten
Um die Schleusen des Main-Donau-Kanals ausreichend mit Wasser zu versorgen, entstand ein aufwendiges Regulierungssystem, das neben dem Kanal auch das wasserarme rheinseitige Flusssystem von Regnitz und Main mit Wasser aus Donau und Altmühl versorgt. An den Schleusen zwischen Kelheim und Bachhausen befinden sich fünfPumpwerke, die jeweils bis zu 35 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Scheitelhaltung und denDürrlohspeicher befördern können. Dieser hat ein Gesamtvolumen von zwei Mio. m³ und ergänzt das Speichervolumen der Scheitelhaltung um 1,75 Mio. m³ nutzbares Betriebswasser. Er wurde als offenerWasserspeicher zwischen 1994 und 1996 durch die großzügige Erweiterung des bereits vorhandenenDürrlochweihers nach Norden hin errichtet. Die Pumpwerke nutzen die geringeren Strompreise in der Nacht und am Wochenende.[48]
Zur Wasserversorgung von Regnitz und Main können maximal 21 m³ Wasser pro Sekunde weiter über die Nordstrecke des Main-Donau-Kanals in denRothsee gepumpt werden. Vorher durchfließt dieses Wasser an der Schleuse Hilpoltstein einWasserkraftwerk mit 3 MW elektrischer Leistung. Vor der Schleuse Eckersmühlen wird es aus demOberwasser in den unmittelbar benachbarten Rothsee geleitet. Von diesem Speicher werden im Bedarfsfall bis zu 15 m³/s Wasser in die Rednitz-Nebenflüsse Roth und Schwarzach geleitet. Die Wasserabgabe erfolgt bei niedrigen und mittlerenAbflüssen über die beiden auf 1,0 m³/s bzw. 5,0 m³/s Durchfluss ausgelegten Turbinen des zugehörigen Kraftwerks von zusammen 750 kW mit 14,4 m Fallhöhe, weitere 9,0 m³/s können am Kraftwerk vorbeigeleitet werden. In den Jahren 1994 bis 2008 wurden im Durchschnitt jährlich 97 Mio. m³ Wasser in den Rothsee übergeleitet, der natürliche Zufluss der Kleinen Roth beträgt ca. 10 Mio. m³, 106 Mio. m³ wurden abgegeben. Die mittlere jährlicheStromerzeugung durchWasserkraft beträgt hier 2,7 Mio. kWh, wodurch ein weiterer Teil der aufgewandten Pumpenenergie abgedeckt wird.[49]
Vorsperre des Rothsees (Blick gegen Nordosten), 2007
Unabhängig davon wird bei der StadtOrnbau überschüssiges Wasser aus der Altmühl entnommen und über den fünf Kilometer langenAltmühlzuleiter in denAltmühlsee geleitet. Von dort gelangt es über den 8,7 km langenAltmühlüberleiter in denKleinen Brombachsee und den direkt angrenzendenGroßen Brombachsee. Bei ungenügender Wasserführung in der Regnitz wird Wasser aus dem Brombachsee in den Unterlauf desBrombachs abgegeben. Über Schwäbische Rezat und Rednitz fließt dieses Wasser ebenfalls der Regnitz und dem Main zu. Auf diese Weise wurden in den Jahren 1999 bis 2008 im Durchschnitt jährlich 30,5 Mio. m³ aus dem Brombachsee in Richtung Main abgegeben. Langfristig wird mit einer mittleren jährlichen Überleitung durch das Gesamtsystem von 150 Mio. m³ Wasser gerechnet, 5/6 davon über den Main-Donau-Kanal.[49]
Zwischen 1993, als der Main-Donau-Kanal erstmals durchgängig ganzjährig befahrbar war, und 2012 wurde darauf jährlich eine Durchschnittsmenge von 6,38 Mio. Tonnen Gütern transportiert. 2016 erreichte das Frachtaufkommen mit 4,8 Millionen Tonnen seinen Tiefpunkt.[50] Die technisch mögliche Kapazität des Main-Donau-Kanals liegt laut Schätzungen zwischen 14,2 und 18 Mio. Tonnen pro Jahr, dem Drei- bis Vierfachen.[51][52]
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ging der Bayerische VerkehrsministerAugust Lang noch „mittel- bis langfristig von mindestens 10 Mio. Tonnen“ pro Jahr aus, der Verkehrswegeplan des Bundes immerhin von 8,5 Mio. Tonnen. Diese Menge wurde bisher nur im Spitzenjahr 2000 erreicht. Der BauträgerRhein-Main-Donau AG prognostizierte 1992 sogar, dass schon 2002 ungefähr 18 Millionen Tonnen Fracht auf der Wasserstraße transportiert werden.[50]
Güterverkehr Main-Donau-Kanal, Schleuse Kelheim in Gütertonnen, nach Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion des Bundes[Anm. Güter 1][53][54]
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Anmerkungen
↑Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt liefert seit 2014 Daten zum Gütertransport an der Schleuse Kelheim. Die ehemalige WSD Südwest veröffentlichte bis 2013 zusätzlich Gesamtzahlen zum Gütertransport auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal. Diese Daten stehen aber für die Jahre ab 2014 nicht mehr zur Verfügung.
2007 wurden auf dem Main-Donau-Kanal 1.430 Standardcontainer (TEU) befördert. Im Spitzenjahr 2000 lag die Zahl der transportierten Container noch bei fast 10.000. Die stets geringere Auslastung mitContainerschiffen ist bis heute eines der Hauptargumente von Gegnern des Rhein-Main-Donau-Projekts. DasUmweltbundesamt stellte fest, dass der Transport klassischer Massengüter wie Steine, Mineralöle oder Erze auf den deutschen Binnenwasserstraßen „einen rückläufigen Trend“ aufweist. Dem Containerverkehr wird hingegen „weiterhin eine positive Entwicklung“ prognostiziert. Auf dem Main-Donau-Kanal haben moderne, große Containerschiffe aber den Nachteil, den Kanal wegen der mit 6 m geringenDurchfahrtshöhe von Brücken nur zweilagig beladen befahren zu können.[51]
Auf schriftliche Anfrage des bayerischenLandtagsabgeordnetenEike Hallitzky (Bündnis 90/Die Grünen) teilte das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie am 23. Juni 2008 unter anderem mit, dass es der bayerischen Staatsregierung „nicht darum gehe, dass sich die VerkehrsträgerLkw, Bahn und Binnenschiffe gegenseitig Güter abjagen“. Außerdem werde ein dreilagiger Containerverkehr auf dem Main-Donau-Kanal „nicht durch die Brückenhöhen beeinträchtigt, sondern durch die Wasserspiegelschwankungen infolge Schwall- undSunkwirkung bei der Schleusenentleerung bzw. -füllung“.[55]
Containerverkehr Main-Donau-Kanal, Schleuse Kelheim in TEU, nach Daten der Wasserstraßen- und Schiffahrtsdirektion des Bundes[Anm. TEU 1][53][54]
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Anmerkungen
↑Die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt liefert seit 2014 Daten zum Gütertransport an der Schleuse Kelheim. Die ehemalige WSD Südwest veröffentlichte bis 2013 zusätzlich Gesamtzahlen zum Gütertransport auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal. Diese Daten stehen aber für die Jahre ab 2014 nicht mehr zur Verfügung.
Das Transportaufkommen im Wechselverkehr zwischen Main-Donau-Kanal und Donau (Schleuse Kelheim) bestand im Jahr 2015 aus folgenden Gütern (Angaben in Tonnen):[56]
Gütersparte / Mengen in Tonnen
Richtung Donau
Richtung Main
Insgesamt
Nahrungs- und Futtermittel
439.420
769.692
1.209.112
Land-, forstwirtschaftliche und verwandte Erzeugnisse
33.494
644.373
677.867
Erze und Metallabfälle
368.029
14.955
382.984
Eisen, Stahl und Nichteisenmetalle
238.898
247.053
485.951
Düngemittel
383.684
178.033
561.717
Steine, Erden (einschließlich Baustoffe)
259.102
14.955
317.092
Mineralölerzeugnisse
15.441
7.851
23.292
Feste Brennstoffe
219.481
10.780
230.361
Sonstige Güter
29.638
60.446
95.314
Chemische Erzeugnisse
52.581
1.985
54.566
Insgesamt
2.045.098
1.993.158
4.038.256
Güterschiff imOberwasser der Schleuse Kriegenbrunn (Blick nach Norden), 2011
Die Häfen Bamberg, Nürnberg und Roth gehörten einst zur staatlichen Bayerischen Landeshafenverwaltung. 1995 wurde mit derHafen Nürnberg-Roth GmbH, an der die Landeshafenverwaltung mit 80 % beteiligt war, die Überführung in private Rechtsformen beschlossen. Zum 1. Juni 2005 sind dieBayernhafen Gruppe und etliche weitere Betriebsgesellschaften an die Stelle der Bayerischen Landeshafenverwaltung getreten.
Schiffsgüterumschlag in Tonnen an den Häfen des Main-Donau-Kanals:
Blick auf dasUnterwasser der Schleuse Kelheim, 2006
Beim Bau des Main-Donau-Kanals wurden umgerechnet knapp 460 Mio. Euro fürAusgleichsmaßnahmen für die Natur ausgegeben. Im Gegensatz zur Nordstrecke, die noch weitgehend im Regelquerschnitt realisiert wurde, entstanden auf der Südstrecke flache Ufer und Stillwasserzonen.Hubert Weiger vomBund Naturschutz in Bayern bezeichnete diese zur Eröffnung des Kanals 1992 aber als „Blumenschmuck auf dem Leichensarg der Natur“. Der Bund Naturschutz stellte zehn Jahre nach Fertigstellung des Kanals fest, dass es durch die Vernichtung von 600 Hektar Feuchtgebiet zu einem starken Rückgang der Artenvielfalt bei Fischen, Vögeln, Amphibien und Pflanzen kam. Seltene Tiere wie dieGelbbauchunke oder dieWasserspitzmaus sind teils verschwunden. Eine ökologische Gesamtbilanz nach dem Bau des Main-Donau-Kanals wurde bis heute nicht erstellt.
Als weitere ökologische Gefahr durch die Wasserstraße werden die sogenanntenNeozoen betrachtet. Das sind Tierarten, die durch die Wirkung des Menschen in Gebiete eingeführt werden, in denen sie heimische Arten verdrängen können. Aufgrund fehlender Fressfeinde können sich diese neuen Tierarten dort überproportional vermehren. Über den Main-Donau-Kanal gelangten unter anderem derGroße Höckerflohkrebs und dieDonau-Schwebegarnele von der Donau in den Rhein.[65][66][67]
Ruderer, Radfahrer und Spaziergänger bei Neukatzwang, Blick nach Norden, 2008
Der gesamte Main-Donau-Kanal besitzt an mindestens einem Ufer einen Betriebsweg, der für Fußgänger und Radfahrer auf eigene Gefahr freigegeben ist. Aufgrund seiner minimalen Steigungen ist dieser Weg für beide eine beliebte Wanderroute. Obwohl sich entlang des Kanals, vor allem an der Nordstrecke, nur wenig touristische Infrastruktur befindet, hat er sich inzwischen zu einem beliebten Naherholungsgebiet in derMetropolregion Nürnberg entwickelt. Der südliche Abschnitt ist auf hohem Niveau touristisch erschlossen. ZwischenRiedenburg und Kelheim fahren von April bis Oktober täglich Personenschiffe. Die Mitnahme von Fahrrädern ist gratis und jederzeit möglich. Der Main-Donau-Kanal ist Teil der RadwanderwegeFünf-Flüsse-Radweg undAltmühltalradweg.
Verschiedene Veranstalter vonFlusskreuzfahrten haben inzwischen (2015) den Kanal als attraktive Verbindungsstrecke entdeckt, die Kreuzfahrten von Basel oder Rotterdam / Amsterdam über Nürnberg und Regensburg nach Wien und Budapest erlaubt.
Die Schwimmstrecke des Langdistanz-TriathlonsChallenge Roth wird im Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein geschwommen. Der Schiffsverkehr pausiert während des Wettkampfes. Ein rund 14 km langer Abschnitt derMarathon-Strecke verläuft zwischen den Schleusen Leerstetten und Eckersmühlen auf dem Betriebsweg des Main-Donau-Kanals.[69]
Am Main-Donau-Kanal befinden sich Bootshäuser des Rudervereins Nürnberg, des Rudervereins Erlangen von 1911 und der Erlanger Wanderrudergesellschaft Franken.
Seit der Fertigstellung des Kanals wurde das Gewässer beiAnglern weniger populär. Dafür ist vor allem die relativ starke Strömung verantwortlich. Erfahrene Angler schätzen das Gewässer aber dennoch, vor allem für seineKarpfen,Barsche undZander.
„Im Übrigen ist es ja auch so, dass viele Projekte mit großen Versprechungen versehen wurden, ich denke jetzt an den Rhein-Main-Donau-Kanal, da sollte ja also die Schifffahrt, die Frachtschifffahrt blühen. Inzwischen ist es eher ein Paradies für Wassersportler geworden, aber es ist ein sehr teures Paradies geworden.“
KunstwerkScheitelhaltung aus Norden gesehen (im Hintergrund der OrtPierheim), 2011 Es handelt sich um zwei über die Scheitelhaltung des Kanals hinweg fluchtende Mauern, siehe auch dieses[71] und dieses[72] Bild.
Am Main-Donau-Kanal befinden sich zahlreiche moderne Kunstwerke. Das DenkmalScheitelhaltung, das den Verlauf der Europäischen Hauptwasserscheide andeutet, stammt von dem KünstlerHannsjörg Voth. In Essing richteten mehrere Künstler an einem Altlauf der Altmühl den KunstwegZwischen Fels und Fluss, teilweise mit wechselnden Objekten, ein. Bei Rednitzhembach befinden sich über eine Strecke von zwei Kilometern insgesamt 24 Skulpturen. 2007 wurden anlässlich des 50-jährigen Jubiläums derRömischen Verträge zwischenFreystadt und Dietfurt 27 sogenannteEuropa-Ruhebänke aufgestellt. Die Bänke stehen in den jeweiligen Landesfarben für die Mitgliedsstaaten derEuropäischen Union.[73]
Erst seit den 1980er Jahren wurden die Belange der Bodendenkmalpflege und Archäologie in größerem Maße zur Kenntnis genommen.[74] Es kam zu zahlreichen Rettungsgrabungen vor- und frühgeschichtlicher Siedlungen und Gräberfelder insbesondere im Raum Riedenburg und Kelheim, die vomBayerischen Landesamt für Denkmalpflege und auch von privaten Grabungsfirmen durchgeführt wurden. Zahlreiche der Ausgrabungen wurden in einer eigenen, letztlich 19 Bände umfassenden Schriftenreihe publiziert, an der dieFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und namentlichManfred Eggert beteiligt waren. Viele der Funde sind heute imArchäologischen Museum Kelheim ausgestellt. Im früher fertig gestellten nördlichen Abschnitt des Kanals wurden kaum Ausgrabungen durchgeführt, so dass hier nun wichtige Erkenntnischancen zur Vor- und Frühgeschichte verloren sind.
Main-Donau-Kanal bei Möhrendorf (Blick nach Süden, Richtung Erlangen), 2005Kanalisierte Altmühl in Riedenburg (Blick flussaufwärts, Ortskern im Vordergrund), 2008Der Main-Donau-Kanal an der Altstadt von Berching, 2015Main-Donau-Kanal westlich von Baiersdorf, Blickrichtung Süden, Luftaufnahme (2015)
Städte und Gemeinden in der Reihenfolge des Kanalverlaufs von Norden nach Süden:
Bernd Engelhardt:Ausgrabungen am Main-Donau-Kanal. Archäologie und Geschichte im Herzen Bayerns. Hrsg.: Rhein-Main-Donau AG, München – Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Volkswirtschaft. [Buch am Erlbach], Leihdorf 1987,ISBN 3-924734-10-0.
Christian Glas:Wirtschaftsgeographische Neubewertung des Main-Donau-Kanals. In:Münchner Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeographie.Band40, Münchner Universitätsschriften. Lassleben,Kallmünz / Regensburg 1996,ISBN 3-7847-6540-8 (Dissertation an derLudwig-Maximilians-Universität München 1995).
Tristian Jones:Festgefahren. Gefangen auf dem Main. 1. Auflage. Pietsch, Stuttgart 2002,ISBN 3-613-50412-X (Originaltitel:The Improbable Voyage. Übersetzt von Irina Zeiss, Willi Zeiss).
Anton Mayer:Verloren – aber nicht vergessen: der Kampf ums Altmühltal; Erinnerungen an den Kanalbau und die Zeit davor sowie an den aussichtslosen Widerstand einer kleinen Gruppe von Bürgern, die aus Heimatliebe gegen Windmühlenflügel kämpfte. Oberhofen 2001,ISBN 978-3-00-005712-0
Lothar Schnabel, Walter E. Keller:Vom Main zur Donau. 1200 Jahre Kanalbau in Bayern: Karlsgraben, Ludwig-Donau-Main-Kanal, Rhein-Main-Donau-Kanal. Bayerische Verlagsanstalt, Bamberg 1984,ISBN 3-87052-361-1.
Boy Heinrich Timmermann:der Rhein-Main-Donau-Kanal und seine Auswirkung auf die europäische Binnenschifffahrt. München 1994 (Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1995 – ohneISBN).
Der Rhein-Main-Donau-Kanal. Das Für und Wider seiner Fertigung. In: Hubert Weiger (Hrsg.):Iris-Bücher. Nummer 504. Schulz, München 1985,ISBN 3-8162-0504-6.
Deutscher Kanal- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Donau e. V. (Hrsg.) (1982):Plädoyer für den Main-Donau-Kanal. Mitteilungsblätter 39. Nürnberg: DKSV.hdl.handle.net
Karten
Karin Brundiers, Harald Utecht:Donau-Handbuch. [Teil] 1., MDK: von Bamberg bis Kelheim, Donau: von Kelheim bis Passau. Mit Main-Donau-Kanal. DSV, Hamburg 1992,ISBN 3-88412-149-9.
↑M. Eckoldt (Hrsg.):Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag, 1998, S. 451–457.
↑Ralf Molkenthin:Straßen aus Wasser, Technische, wirtschaftliche und militärische Aspekte der Binnenschifffahrt im Mitteleuropa des frühen und hohen Mittelalters. LIT Verlag, Münster 2006,ISBN 3-8258-9003-1,S.54–81.
↑„Krönung der Privatisierung“ Unter Stoiber soll der Energieversorger Bayernwerk verkauft werden. In:die tageszeitung, 15. Juli 1993.
↑Günther Jaenicke:Die neue Grossschiffahrtsstrasse Rhein-Main-Donau; eine völkerrechtliche Untersuchung über den rechtlichen Status der künftigen Rhein-Main-Donau-Gross-schiffahrtsstrasse. Athenäum Verlag, Frankfurt am Main 1973.
↑M. Eckoldt (Hrsg.):Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag, 1998.
↑Der Spiegel:Wahre Fülle. In:Der Spiegel.Nr.4, 1982 (online – „Eine TV-Satire über den Rhein-Main-Donau-Kanal hat den Freistaat Bayern getroffen: Das Kabarett drang bis ins Kabinett.“).
↑abChristian Sebald Beilngries:Der Main-Donau-Kanal ist ein kompletter Fehlschlag. In:sueddeutsche.de. 16. Juli 2017,ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 1. November 2017]).
↑Hafen Fürth. Infra Fürth, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 17. Mai 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.infra-fuerth.de
↑Hafen Dietfurt. Bayerisches Staatsministerium fürWirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2015; abgerufen am 12. Mai 2015.
↑Binnenschifffahrt in Bayern im Januar 2016. (PDF; 2,5 MB) H2100C 201601. In: Statistische Berichte. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Januar 2016, S. 6, abgerufen am 6. Mai 2016.