Die Siedlungs-Schwerpunkte des Kreises liegen im Westen des Landkreises, wo er mit demNeckarbecken und derBacknanger Bucht an denGäu-Landschaften Anteil hat, und imRemstal, das im Süden des Kreises von Ost nach West verläuft. Südlich des Remstals bilden die Höhen desSchurwalds die Kreisgrenze. Der zentrale und nördliche Teil des Landkreises gehört zumSchwäbisch-Fränkischen Wald, zu dem hier derWelzheimer Wald, derMurrhardter Wald sowie der Süden desMainhardter Walds und derLöwensteiner Berge gehören. Die Waldgebiete werden unterbrochen durch die Täler der Murr, die das zentrale Tal im Norden des Landkreises bildet, derWieslauf, der „Spiegelberger“Lauter und desBuchenbachs. Zwischen Murr-, Rems- und Wieslauftal erhebt sich der HöhenzugBerglen. Im äußersten Westen reicht das Kreisgebiet bis ans rechte Ufer desNeckars (wenig oberhalb bzw. südlich der Remsmündung). Die höchste Erhebung ist dieHohe Brach mit586,9 m ü. NHN, der tiefste Punkt liegt mit201,1 m ü. NHN inKirchberg an der Murr.
Der Rems-Murr-Kreis besitzt die nachfolgendenNaturschutzgebiete. Nach der Schutzgebietsstatistik der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)[3] stehen 846,94 Hektar der Kreisfläche unter Naturschutz, das sind 0,99 Prozent.
Der Rems-Murr-Kreis wurde durch dieKreisreform am 1. Januar 1973 gebildet. Damals wurde derAltkreis Waiblingen mit dem größten Teil desAltkreises Backnang zum neuen Rems-Murr-Kreis vereinigt. Ferner wurde die GemeindeAlfdorf desAltkreises Schwäbisch Gmünd eingegliedert.[4] Die beiden Altkreise Waiblingen und Backnang gehen zurück auf die alten württembergischen OberämterWaiblingen undBacknang, die schon zu Zeiten desHerzogtums Württemberg errichtet wurden. Im Laufe der Geschichte wurden sie mehrmals verändert und 1934/38 in die Landkreise Waiblingen und Backnang überführt. Damals nahm der Landkreis Waiblingen nahezu alle Gemeinden desOberamts Schorndorf und viele Gemeinden desOberamts Welzheim, der Landkreis Backnang viele Gemeinden der OberämterGaildorf,Marbach und Welzheim auf.
Am 1. Januar 1977 kam es zu einem kleinen Gebietsaustausch mit demOstalbkreis.
Nach Abschluss der Gemeindereform umfasst der Rems-Murr-Kreis noch 31 Gemeinden, darunter acht Städte und hiervon wiederum sechs „Große Kreisstädte“ (Backnang, Fellbach, Schorndorf, Waiblingen, Weinstadt und Winnenden). Größte Stadt ist Waiblingen, kleinste Gemeinde ist Spiegelberg.
Bevölkerungspyramide für den Rems-Murr-Kreis (Datenquelle: Zensus 2011[5])
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg (nurHauptwohnsitze).
Laut Zensus 2011 waren mit Stand Mai 2011: 42,9 % Einwohner evangelisch, 22,0 %römisch-katholisch und 35,1 % gehörten anderenKonfessionen oderReligionsgemeinschaften an oder warenkonfessionslos.[6] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung sinkt jährlich um 1 Prozentpunkt. Gemäß demZensus 2022 waren am 25. Mai 2022 33,9 % der Einwohner evangelisch, 18,4 % (80.309) katholisch, und 47,7 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[7]
Laut kirchlicher Statistik lebten Ende 2021 81.372 katholische Kirchenmitglieder im Landkreis.[8] Ende Dezember 2022 waren dies 78.872.[9] Am 31. Dezember 2024 gab es 74.462 Katholiken (16,9 % der Gesamtbevölkerung).[10]
Der Landkreis wird vomKreistag und vomLandrat verwaltet. Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf fünf Jahre gewählt. Dieses Gremium wählt den Landrat für eine Amtszeit von acht Jahren. Dieser ist gesetzlicher Vertreter und Repräsentant des Landkreises sowie Vorsitzender des Kreistags und seiner Ausschüsse. Er leitet dasLandratsamt und ist Beamter des Kreises.Zu seinem Aufgabengebiet zählen die Vorbereitung der Kreistagssitzungen sowie seiner Ausschüsse. Er beruft Sitzungen ein, leitet diese und vollzieht die dort gefassten Beschlüsse. In den Gremien hat er keinStimmrecht. Sein Stellvertreter ist der Erste Landesbeamte.
Der Kreistag wird von den Wahlberechtigten im Landkreis auf fünf Jahre gewählt. DieKommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu den in den Diagrammen dargestellten Ergebnissen.
WG: Wählervereinigungen, da sich die Ergebnisse von 1989 bis 2004 nicht auf einzelne Wählergruppen aufschlüsseln lassen.
GEM: Gemeinsame Wahlvorschläge, da sich die Ergebnisse von 1989 bis 2004 nicht sicher auf einzelne Wählergruppen aufschlüsseln lassen (Differenzen zwischen den Daten des Landesamtes für Statistik und den vom Landkreis bereitgestellten Daten für die Kreistagswahl 2004).
Blasonierung: „In Gold zwischen zwei schräglinken blauen Wellenleisten eine schräglinke schwarze Hirschstange.“
Wappenbegründung: Die Hirschstange steht für das Haus Württemberg, welches bereits seit dem 14. Jahrhundert den Großteil des heutigen Kreisgebiets beherrschte. Die beiden Wellenleisten symbolisieren die Flüsse Rems und Murr, welche dem Kreis den Namen gaben. Die Verleihung des Wappens erfolgte am 4. November 1974.
Der Rems-Murr-Kreis pflegtpartnerschaftliche Beziehungen zumLandkreis Meißen inSachsen seit 1990, und jeweils seit 1991 zumKomitat Baranya in Süd-Ungarn und zum Landkreis (Rayon) um die StadtDmitrow nördlich vonMoskau.[19] Im Jahr 2002 wurde der aufgrund Gemüseverkaufsständen als „Rettich-Kreuzung“ bekannte Straßenknoten beiRudersberg als „Dmitrow-Kreisel“ gewidmet. Eine Anfang des Jahres 2022 ausgesprochen Einladung an die Verwaltung des Rayons wurde am Tag desRussischen Überfalls auf die Ukraine 2022 angenommen, was von Landrat Sigel als „dreiste Provokation“[20] eingestuft wurde.
Mit den FirmenEricsson undTesat-Spacecom befinden sich zwei Hochtechnologiefirmen in Backnang.Der internationale Hersteller von Motorsägen und Kleinmotorgeräten, die AndreasStihl AG & Co. KG, hat sein Stammhaus in Waiblingen-Neustadt.DieRobert Bosch GmbH hat zwei Werke in Waiblingen (für Verbindungstechnik und Verpackungstechnik) sowie eines in Murrhardt. Winnenden ist Sitz des ReinigungsgeräteherstellersKärcher. Der US-amerikanische AutomobilzuliefererTRW Automotive hat in Alfdorf eines seiner Technologie-Zentren (Airbag und Sicherheitsgurt) aufgebaut.
Durch das Kreisgebiet führt keine Bundesautobahn, da die Planungen für dieOdenwald-Neckar-Alb-Autobahn (A 45),A 85 undA 87 aufgegeben worden sind. DieA 81Stuttgart–Würzburg führt wenige Kilometer westlich des Kreisgebietes vorbei. Der Landkreis ist damit der bevölkerungsreichste Deutschlands ohne Autobahnanschluss.
Die wichtigsten Straßen im Landkreis sind die im Kreisgebiet durchgehend vierspurig ausgebauteB 29 Waiblingen–Aalen sowie dieB 14 Stuttgart–Schwäbisch Hall, die bis kurz vor Backnang-Waldrems vierspurig ausgebaut ist. Ein weiterer Ausbau der B 14 bis Backnang erfolgt seit Frühjahr 2023. Seit 1. April 2023 gibt es mit derBundesstraße 328 die dritte ihrer Art im Landkreis. Diese Bundesstraße verbindet Backnang mit der Anschlussstelle Mundelsheim der A81.
Der Landkreis ist an das Netz derS-Bahn Stuttgart angeschlossen. Die Linie S2 führt von Filderstadt und Flughafen/Messe, Stuttgart über Fellbach undWaiblingen nachSchorndorf. Hierbei benutzt sie dieRemsbahn, die über die Kreisgrenze hinaus bisAalen führt, durchgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert ist. Hier fährt zudem ein Zugpaar derIntercity-Linie 61Karlsruhe–Nürnberg-Leipzig.
Ebenfalls starten hier im Sommerhalbjahr die regelmäßigen Sonderfahrten der Schwäbischen Waldbahn, oft mit Dampflokomotiven, über Rudersberg hinaus nach Welzheim.
Fernzüge im Personenverkehr nehmen ab Waiblingen unregelmäßig die Strecke über Schorndorf und Aalen nach Crailsheim. Denn der Abschnitt Backnang–Schwäbisch Hall(-Hessental) ist elektrifiziert und eingleisig, ebenso der Abschnitt Marbach/Neckar–Backnang.
VonStuttgart kommend über Fellbach, Waiblingen, Schorndorf RichtungSchwäbisch Gmünd. In Waiblingen gibt es eine Variante durch die Stadt und eine Direktvariante nahe der B29
Von Waiblingen über Winnenden, Backnang und Murrhardt RichtungGaildorf.
Überdies gibt es ein Radverkehrskonzept des Landkreises[24].
Durch den Landkreis verlaufen als Landes-Radfernwege:
Der Remstal-Radweg[25] führt ab Aalen (mit Anschluss an den Kocher-Jagst-Radweg) überEssingen, Schorndorf und Waiblingen zur Mündung derRems in den Neckar inRemseck und von dort weiter durch Fellbach und Kernen im Remstal (Stetten) nach Weinstadt (Endersbach).
Der Württemberger Weinradweg[26] verläuft vonRottenburg am Neckar nachNiederstetten und führt dabei in einer Schleife vonEsslingen am Neckar über den Stuttgarter Stadtteil Rotenberg kommend nach Fellbach (Süd) und über Kernen im Remstal (Stetten), Weinstadt, Korb und Waiblingen nach Fellbach (Mitte) und weiter nach Stuttgart (Sommerrain, Münster, Mühlhausen), wieder an den Neckar.
Der Rems-Murr-Kreis ist Schulträger folgenderberuflichen Schulen: Gewerbliche Schule Backnang, Eduard-Breuninger-Schule Backnang (Kaufmännische Schule), Anna-Haag-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) Backnang, Grafenberg-Schule Schorndorf (Gewerbliche Schule), Johann-Philipp-Palm-Schule Schorndorf (Kaufmännische Schule), Gewerbliche Schule Waiblingen, Kaufmännische Schule Waiblingen und Maria-Merian-Schule (Hauswirtschaftliche Schule) Waiblingen, ferner derSonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und körperlich-motorische Entwicklung jeweils mit Schulkindergarten in Fellbach-Schmiden (Fröbelschule), Murrhardt (Bodelschwinghschule), Kernen-Stetten (Theodor-Dierlamm-Schule) und Schorndorf (Fröbelschule), der Christian-Morgenstern-Schule mit Schulkindergärten in Waiblingen, Schorndorf und Sulzbach an der Murr (Förderschwerpunkt Sprache) und der Klinikschule Waiblingen (Förderschwerpunkt Schüler in längerer Krankenhausbehandlung).
Der Rems-Murr-Kreis ist auch Gesellschafter derRems-Murr-KlinikengGmbH mit Kliniken in Winnenden und Schorndorf. Weitere Kliniken sind das Zentrum für Psychiatrie Winnenden (Anstalt des öffentlichen Rechts), die Geriatrische Reha-Klinik Bethel Welzheim sowie die beiden privaten Kliniken Waiblinger Zentralklinik GmbH und Fachklinik zur Behandlung von Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit Wilhelmsheim in Oppenweiler.
Umwandlung der Krankenhäuser in eine gGmbH und Neubau
Am 14. Juli 2008 hat der Kreistag beschlossen, die bisher als Eigenbetrieb geführten drei Krankenhäuser in Waiblingen, Backnang und Schorndorf künftig in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH zu betreiben.Auf derselben Sitzung beschloss der Kreistag das bisher größte Investitionsvorhaben in der Geschichte des Landkreises: den Neubau des Kreiskrankenhauses in Winnenden.[28] Die Kosten sollen sich auf rund 266 Millionen Euro belaufen. Mit der Eröffnung des Kreiskrankenhauses in Winnenden im Juli 2014 wurden die Krankenhäuser in Waiblingen und Backnang geschlossen.[29] Das Schorndorfer Krankenhaus besteht weiterhin.
Zur Pflege derNaturdenkmäler im Landkreis unterhält das Landratsamt, als eines der wenigen in Deutschland, einen eigenen Landschaftspflegetrupp, bestehend aus einem hauptamtlichen Mitarbeiter und vier Plätzen für denBundesfreiwilligendienst.
In der Raumschaft Backnang gibt es neben dem Mittelzentrum Backnang selbst, dasUnterzentrum Murrhardt und dasKleinzentrum Sulzbach an der Murr. Außerdem gehören die Gemeinden Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Burgstetten, Großerlach, Kirchberg an der Murr, Oppenweiler, Spiegelberg und Weissach im Tal zur Raumschaft Backnang. Die Raumschaft Backnang deckt den nördlichen Teil des Rems-Murr-Kreises ab und hat 104840 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024[1]).
In der Raumschaft Schorndorf gibt es neben dem Mittelzentrum Schorndorf selbst, das Unterzentrum Welzheim und die Kleinzentren Alfdorf, Plüderhausen, Remshalden und Rudersberg. Außerdem gehören die Gemeinden Kaisersbach, Urbach und Winterbach zur Raumschaft Schorndorf. Die Raumschaft Schorndorf deckt den südöstlichen Teil des Rems-Murr-Kreises ab und hat 112017 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024[1]).
In der Raumschaft Waiblingen bilden die Gemeinden Waiblingen und Fellbach gemeinsam das Mittelzentrum. Darüber hinaus gibt es die beiden Unterzentren Weinstadt und Winnenden. Außerdem gehören die Gemeinden Berglen, Kernen im Remstal, Korb, Leutenbach und Schwaikheim zur Raumschaft Waiblingen. Die Raumschaft Waiblingen deckt den südwestlichen Teil des Rems-Murr-Kreises ab und hat 210391 Einwohner (Stand 31. Dezember 2024[1]).
Am 1. Januar 1973 wurde dem – mit dem Landkreis Backnang vereinigten – Landkreis Rems-Murr-Kreis das seit dem 1. Juli 1956 für den Landkreis Waiblingen gültige UnterscheidungszeichenWN zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.
Seit 2007 istBK auch das primäre (unterinsgesamt sieben) Kennzeichen desLandkreises Börde, der westlich von Magdeburg in Sachsen-Anhalt gelegen ist. Somit wird erstmals gleichzeitig das gleiche Unterscheidungskennzeichen in zwei Zulassungsbezirken und in zwei Bundesländern vergeben. Beide Kreise haben sich die verfügbaren Nummernblöcke anhand von Buchstaben-Ziffern-Kombinationen aufgeteilt. Der Landkreis Börde hat zwei Buchstaben und die Ziffern von 100–9999, der Rems-Murr-Kreis hat einen Buchstaben und Ziffern bis 9999 sowie zwei Buchstaben und Ziffern bis 99, wobei die Buchstaben B, F, G, I, O und Q nicht zur Verfügung stehen.
Horst Lässing (Hrsg.):Der Rems-Murr-Kreis, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1980,ISBN 3-8062-0243-5.
Das Land Baden-Württemberg – Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden (in acht Bänden); Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg; Band III: Regierungsbezirk Stuttgart – Regionalverband Mittlerer Neckar, Stuttgart 1978,ISBN 3-17-004758-2.
Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen WN. Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz, Lörrach und Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart 1990,ISBN 3-12-258290-2.
Reinhard Wolf (Hrsg.):Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Stuttgart. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002.ISBN 3-7995-5173-5.