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Relaxation bezeichnet imnaturwissenschaftlichen Bereich den Übergang eines Systems überRelaxationsprozesse in seinen Grundzustand oder in einenGleichgewichtszustand (häufig nach einerAnregung oder einer äußeren Störung).
DieRelaxationszeit (genauerRelaxationszeitkonstante[Anm. 1]) beschreibt die charakteristische Zeit[Anm. 2], in welcher sich ein System (meistexponentiell) dem stationären Zustand annähert. Anschaulich hat sich das System nach der Dauer einer Relaxationszeitkonstante merklich auf seinen Gleichgewichtszustand zubewegt; nach der Dauer von drei bis sechs Relaxationszeitkonstanten kann man gewöhnlich von einer weitgehend abgeschlossenen Relaxation ausgehen. DerKehrwert der Relaxationszeitkonstante wird alsRelaxationsrate bezeichnet.
Exponentielle Relaxation einer Größe vom Ausgangswert zum Gleichgewichtswert im Fall.
Wenn die Relaxation einer Größe vom Anfangswert zumasymptotischen Endwert einem exponentiellen Gesetz folgt:
,
dann ist die zugehörige Relaxationszeitkonstante und die Relaxationsrate.
Nach der Zeit (Halbwertzeit) hat sich die Größe bis auf die Hälfte dem Endwert angenähert, nach auf ca. 36,8 % (), nach bis auf ca. 13,5 % und nach bis auf ca. 5,0 %; d. h., das System ist zu diesem Zeitpunkt zu ca. 95 % (also fast vollständig) relaxiert.
Im Falle komplizierterer (zum Beispielgestreckt-exponentieller) Zeitabhängigkeiten kann man die Relaxationszeit definieren als
Bewegt sich einIon (Zentralion) einer Salzlösung im elektrischen Feld mitsamt seiner Ionenwolke von „Gegenionen“, so muss es in Bewegungsrichtung die Ionenwolke jeweils neu aufbauen und „hinter sich“ wieder abbauen. Dieser Vorgang benötigt Zeit, die sogenannte Relaxationszeit. Dadurch wird das Ion von seiner Ionenwolke gebremst. Dieser Effekt wird alsRelaxationseffekt oderAsymmetrieeffekt bezeichnet und verringert dieelektrolytische Leitfähigkeit der Lösung. Bei hohenFrequenzen (oberhalb 1 MHz) verschwindet dieser Effekt. Letzteres wird alsDispersionseffekt oderDebye-Falkenhagen-Effekt bezeichnet.[1]
beiGasentladungsröhren: Ionisierungszeit (Zündverzugszeit/Einschaltzeit/Aufbauzeit) und Entionisierungszeit (Erholzeit/Abschaltzeit) sind Relaxationszeiten. Auftreten z. B. bei:Glimmlampen,Gasableitern,Sperrröhren,Kaltkathoden-Relaisröhren,Thyratrons,IgnitronsGasgleichrichtern/Quecksilberdampfgleichrichtern undZählrohren, sowieHochdrucklampen undHöchstdrucklampen undBlitzröhren. Die übliche Ionisierungszeit liegt bei Kaltkathodenröhren mit/ohne Hilfsentladung unter 0,1 ms/deutlich über 0,1 ms. Die Entionisierungszeit liegt zwischen 0,1 und 10 ms, wenn zuvor hohe Ströme geflossen sind auch höher. Wegen der höheren Entionisierungszeit (Abschaltzeit) bestimmt diese praktisch meist allein die Grenzfrequenz einer Gasentladungsröhre. Die Grenzfrequenz von Kaltkathodenröhren liegt meist im Bereich 0,5 bis 2 kHz.[2] Bei gasgefüllten Zählrohren fürRadioaktivität bestimmt die Entionisierungszeit die maximal mögliche Zählfrequenz.
bei Bipolar-Transistoren: Einschaltzeit, die sich additiv aus Verzögerungszeit und Anstiegszeit zusammensetzt; sowie die Auschaltzeit, die sich additiv aus Speicherzeit und Abfallzeit zusammensetzt[5]
oft wird bei Halbleitern auch von der Erholzeit oder Erholungszeit gesprochen, wenn sie sich in derSättigung befanden und zur Rückkehr in den "Normalbetrieb" überzählige Ladungsträger (Ladungen) aus dem Substrat ausräumen müssen.
In derFestkörperphysik undOberflächenchemie wird das Vorliegen von verändertenAtomabständen an oder nahe der Festkörperoberfläche als(Oberflächen-)Relaxation bezeichnet. Hierbei handelt es sichnicht um einen dynamischen Relaxationsprozess im Sinne der oben gegebenen Beschreibung.
↑Die Unterscheidung von „Relaxationszeit“ und „Relaxationszeitkonstante“ ist sinnvoll, da in Experimenten zur Beobachtung oder Quantifizierung der Relaxation auch die frei wählbare Dauer, während der man ein System relaxieren lässt, als „Relaxationszeit“ bezeichnet wird.
↑Da ein System, das seinem Gleichgewichtswertasymptotisch (z. B. exponentiell) zustrebt, unendlich lange bis zur vollständigen Gleichgewichtseinstellung benötigt, wird nicht diese Dauer als Relaxationszeit definiert, sondern die Zeitspanne, nach deren Verstreichen ein gewisser prozentualer Wert des Gleichgewichtswertes erreicht wird.
Hans-Albert Kurzhals (Hrsg.):Lexikon Lebensmitteltechnik. B. Behr’s Verlag, Hamburg 2003,ISBN 3-86022-973-7,S.904 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).