| رأس العين /Raʾs al-ʿAin Raʾs al-ʿAin | ||
|---|---|---|
| Koordinaten | 36° 51′ N,40° 4′ O36.8540.066666666667Koordinaten:36° 51′ N,40° 4′ O | |
| Basisdaten | ||
| Staat | Syrien | |
| Gouvernement | al-Hasaka | |
| ISO 3166-2 | SY-HA | |
| Höhe | 360 m | |
| Einwohner | 55.000(2010) | |


Raʾs al-ʿAin (arabisch رأس العين; auchعين الوردة,DMGʿAin Warda,reichsaramäischܪܝܫ ܥܝܢܐRēš ʿAynā,kurdischسەرێ کانیێSerê Kaniyê) ist einesyrische Stadt imGouvernement al-Hasaka. Das heutige Raʾs al-ʿAin ist der syrische Teil der alten Stadt Raʾs al-ʿAin, während der nördliche türkische TeilRasüleyn zum heutigenCeylanpınar wurde.
Raʾs al-ʿAin liegt im Nordosten des Landes an dertürkisch-syrischen Grenze direkt gegenüber dem türkischenCeylanpınar, zu dem es keinen offiziellen Grenzübergang gibt.
Die Kleinstadt befindet sich auf 360 Meter Höhe amChabur, dessen längste Zuflüsse in der Türkei entspringen, der seine Hauptwassermenge jedoch aus 13 ergiebigen und teilweise warmenKarstquellen in der südlichen Umgebung bezieht. Raʾs al-ʿAin sowie der kurdische Name Serê Kaniyê bedeuten übersetzt „Der Kopf der Quelle“. Die Stadt hat 55.000 Einwohner,[1] die sich aussyrischen Christen (auch Aramäer/Assyrer genannt),Arabern,Kurden,Armeniern,Tschetschenen undTürken zusammensetzen. Einer Berechnung des World Gazetters zufolge soll die Stadt 24.242 Einwohner haben (Berechnung 2010).[2] Drei Kilometer westlich der Stadt ist der RuinenhügelTell Halaf mit Ausgrabungen aus prähistorischer undassyrischer Zeit von weitem zu sehen.
Die frühe Geschichte wurde einen Kilometer südlich der heutigen Stadt inTell Fecheriye ausgegraben. Die dortigen Funde belegen eine Besiedlung ab dem Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr., durch das Reich vonMitanni, das Mittel- und Neuassyrische Reich und bis in die islamische Zeit um 800 n. Chr.
Inrömischer Zeit hieß der OrtResaina und lag im Osten der antiken LandschaftOsrhoene. Der Name geht aus Münzfunden, Texten antiker Autoren und dem Eintrag auf derTabula Peutingeriana, einer spätrömischen Landkarte hervor. UnterTheodosius I. (347–395) wurde der Ort alsTheodosiopolis neu gegründet, erhielt 383 das Stadtrecht und war Bischofssitz.
In denrömisch-persischen Kriegen wurde unter dem römischen KaiserGordian III. der erste Angriff vonSchapur I. zu Beginn des Jahres 243 in der Schlacht von Resaina zurückgeschlagen, sodass dieSassaniden hinter den Euphrat zurückweichen mussten. Im folgenden wechselvollen Feldzug wurde schließlich Gordian III getötet und ein status quo ante vereinbart.
Ende des 6. Jahrhunderts zerstörte der persische General Adharmahan während der Herrschaft vonHormizd IV. die Stadt zweimal.
Raʾs al-ʿAin wurde im Jahr 640 von denislamischen Arabern erobert. Im 10. Jahrhundert besetzten Byzantiner die Stadt kurzzeitig und plünderten sie. Während derKreuzzüge im 12. Jahrhundert wurde sie vonJoscelin I. erobert, dabei wurde ein großer Teil der arabischen Bevölkerung getötet oder in die Sklaverei geführt.
Die Stadt stand ab der Mitte desselben Jahrhunderts unter der Herrschaft derZengiden und gegen Ende unter deren Nachfolgern, denAyyubiden. Der ErobererTimur brandschatzte die Stadt im 14. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert wurde die Region Teil desOsmanischen Reiches. Die heutige Stadt wurde 1878 vonTschetschenen neu gegründet, die aus demKaukasus vertrieben worden waren.
Während desErsten Weltkrieges war Raʾs al-ʿAin Standort einesosmanischen Konzentrationslagers für denVölkermord an den Armeniern. Nach dem Krieg wurde Raʾs al-ʿAin geteilt. Der südliche Stadtteil wurde Teil desVölkerbundmandats für Syrien und Libanon, während der nördliche Teil türkisch wurde. Für 1970 werden etwa 6000 Einwohner angegeben.[3]
Allgemeine Spannungen in der Region zwischen Kurden und der syrischen Regierung hatten eine besondere Überwachung der Bevölkerung durch den syrischen Geheimdienst zur Folge.
Im Zuge dessyrischen Bürgerkrieges wurde Raʾs al-ʿAin immer wieder Schauplatz bewaffneter Auseinandersetzungen zwischendschihadistischen Oppositionsgruppen und kurdischen Milizen.[4] Zuletzt kam es im Januar 2013 zu einem weit angelegten Angriff der dschihadistischen Gruppen auf die Stadt.[5] Nach Berichten derSyrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind im Laufe der Gefechte 57 Mitglieder der Oppositionsgruppen, 12 kurdische Milizionäre und vier Zivilisten ums Leben gekommen.[6] Syrischen Aktivisten zufolge sind im Laufe der Kämpfe 65 Prozent der Einwohner aus der Stadt geflüchtet.[1]
Am 18. Juli 2013 eroberten kurdische Kämpfer derYPG die Stadt und vertrieben islamistische Rebellen derNusra-Front. Einige Geschosse bei den mehrtägigen Gefechten trafen auch Häuser im türkischen Nachbarort Ceylanpınar.[7]
Mit dertürkischen Offensive ab 9. Oktober 2019 gegen Gebiete in Nordsyrien wurde auch Raʾs al-ʿAin zum Ziel. Am 12. Oktober gaben türkische Stellen die Besetzung des Stadtzentrums durch mit der Türkei verbündete Milizen bekannt.[8] Am 13. Oktober 2019 gab dasSOHR an, dass die Stadt von denDemokratischen Kräften Syriens zurückerobert wurde.[9] Im Rahmen einer Waffenruhe zogen sich kurdische Verbände am 20. Oktober aus Raʾs al-ʿAin zurück.[10] Daraufhin übernahm die Türkei zusammen mit islamistischen Milizen die Kontrolle über die Stadt.[11] Im Oktober 2020 sammelten sich Islamisten (darunter Anhänger desIslamischen Staats) und radikalisierten sich Teile der Bevölkerung im Hass gegen Frankreich, nachdem der französische PräsidentEmmanuel Macron dieMohammed-Karikaturen mit Blick auf die Meinungsfreiheit verteidigt hatte.[12]