Kalktuff

Kalktuff, auchQuellkalk,Quelltuff oderBachtuff genannt, ist ein noch junges,poröses, sekundäresSediment. Es handelt sich umsekundäres Gestein, weil primäre Kalksedimente einesErdzeitalters nach chemischerKohlensäure-Lösungsverwitterung undAusfällung erneutsedimentiert wurden. Nach moderner petrographischer Auffassung gilt der Begriff „Kalktuff“ als obsolet.
In Europa kommt diese Art vonKalkgestein im Falle begünstigender Umstände inKarstgebieten derhumiden,gemäßigten Warmklimazone vor. Besonders bekannt und untersucht sind in Deutschland einige Vorkommen auf der und am Rand derSchwäbischen und derFränkischen Alb sowie imAlpenvorland.
Abgrenzung
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Mit der irreführenden[1] Bezeichnung „Kalktuff“ werden „stark poröse bis kavernöse und wechselnd verfestigte,nicht marine Karbonatgesteine“[2] bezeichnet. „Begriffsverwirrung entsteht, wenn der BegriffKalksinter und seine parallelen Begriffe Kalktuff undTravertinsynonym verwendet werden.“[2]Zu Missverständnissen gibt oft Anlass, dassvulkanische Tuffe nach moderner petrografischer Auffassung allein als Tuffe anzusprechen sind. Diese sind im Gegensatz zu den Kalktuffen Gesteine aus verfestigtenvulkanische Aschen und entstammen einer völlig anderenPetrogenese.[1]
Kalktuffe habenkeine deutlicheSchichtung und sindnichtgebändert. Sie zeigen teilweise gleichförmige, mitunter aber auchblumenkohlartige Oberflächen und enthalten teilweiseversteinerte Pflanzen und Kleintiere wie z. B. Schnecken. Sie liegen häufig in gelockerter und nur teilweise verfestigter Form vor. So können sienichtpoliert, inbruchfeuchtem Zustand jedoch mitHandsägen oder Messern geformt werden (gute Bearbeitbarkeit) und härten danach aus.[2] Zudem haben sie aufgrund ihrer zahlreichen, partiell auch großen Hohlräume gutewärmedämmende Eigenschaften.[3]
Im Gegensatz dazu sind Travertine deutlich geschichtet, fest und polierfähig. So wird imnatursteinverarbeitendenGewerk in Deutschland ein Kalktuff als Travertin bezeichnet, sofern er fest und polierfähig ist. Er kann nicht mit einem Messer geformt werden. Wird er gegen seine Lagerrichtung gesägt, so zeigt sein Schnitt eine deutliche Bänderung. Ein solcher Naturstein ist etwa derCannstatter Travertin.
Alle oben genannten Gesteine zählen zu denWeichgesteinen.
Zudem (z. B. in Italien) gibt es noch „thermogene Travertine“[4], derenKohlendioxyd (CO2) austhermalen Prozessen in oder unter derErdkruste stammt, also vonThermalwässern aus größerer Tiefe. Das Quellwasser sprudelt mit demgelösten Kalkanteil zutage, wo dieser durch den dabei eintretenden CO2-Verlust nach dem bekannten chemischen Reaktionsverlauf mit unterschiedlicher Intensität (abhängig vom Temperaturgefälle undpH-Wert im Wasser) wieder ausfällt.
Der ähnliche, „invasiv“[4] chemische Prozess, bildet zwar auch das Kalksediment – allerdings imOberflächenwasser und nicht an der Atmosphäre, wird aber in Europa nicht angetroffen. Vgl. dazu weiter unten den Abschnitt „Abgrenzung der vielfältigen Bezeichnungen für ausgefällten Kalk“.
Abgrenzung der vielfältigen Bezeichnungen für ausgefällten Kalk
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die festen Sedimente werden oft – auch bei ähnlicher Morphologie – unterschiedlich als Kalksinter, Travertin und Kalktuff bezeichnet; die Begriffe werden sogarsynonym verwendet.
Unter die allgemeinere BezeichnungSinter sind dagegen auch solche Materialien subsumiert, die mannicht zu den geologisch bestimmten Erscheinungen zählt (z. B. Mauersinter undKesselstein), oder auch solche, die sich unter wesentlicher Beteiligung andererElemente bilden (z. B. Kiesel- oder Schwefelsinter).
Zur Bezeichnung der geologischen Erscheinungen im Karst kommen noch regionale, länderspezifische oder sprachbezogene Verwendungen, die sich bei lokalem Vorkommen historisch ergeben haben, so etwa auch die regionale Bezeichnung „Duckstein“ im östlichen Niedersachsen.
Zu einer genaueren Abgrenzung ist die Bezeichnung Kalktuff nützlich (wenngleich „tuff“ alsvulkanische Erscheinung eher in die Irre führt). Im deutschsprachigen Raum und der deutschsprachigen Literatur ist sie immer noch gebräuchlich – wohl auch wegen des relativ häufigen Vorkommens und der guten wissenschaftlichen Kartierung dieser Karsterscheinung; vgl. die wissenschaftlichen und umweltpolitischen Kartierungen alsGeotope. Einheitlichkeit in der Bezeichnung hat sich auch im Schrifttum der Geologie bisher nicht durchgesetzt.[5]
Kalktuff, Travertin und Kalksinter können nach ihrem sinkenden Anteil an (freiem und gebundenem) Wasser unterschieden werden. Sie lassen sich weiter unterscheiden nach ihrerDichte bzw. Porosität (durch Fremdkörper) und nach ihrerFestigkeit (durch Austrocknung und Eigendruck).
Kalksinter kann als Substanz hoherReinheit und/oder dichter Schichtung angesehen werden, wie etwa dieTropfsteine in Höhlen.
Travertin ist das Sediment, das durchabiotische, ggf. auch biotische, „Verunreinigungen“ mehr oder weniger porös bleibt und sich durch ständige Schichtung und damit steigenden Eigendruck und abnehmende Feuchtigkeit verändert. Solche Prozesse bezeichnet man alsDiagenese.

Tufa, der imAmerikanischen gebräuchliche Oberbegriff, der gerne mit Kalktuff übersetzt wird, istkein Kalktuff! Die z. B. imMono Lake in den Uferbereichen stehendenTufa columns sind Türme, die unterirdisch imalkalischen (salzhaltigen) Wasser durch Mischung mit Calcium-reichemGrundwasser entstanden sind; sie sind ein völlig anders entstandes Material als hier beschrieben. NachdemKalifornien zurTrinkwassergewinnung dem ganzen Land große Mengen Wasser bis hin zumMono Lake-Becken dauerhaft entnahm, sank der Wasserspiegel des Mono Lake so sehr, dass die Türme aus ihm hervorragten. Der englische Wissenschaftler Allan Pentecost[4], Experte für sämtliche karbonathaltige Sedimente weltweit, meint zumtufa vom Mono Lake : „Diese Formation entstehtnicht ausevaporiertem Kohlendioxyd (CO2); genau genommen sind solche Ablagerungen keine Travertine,[6] sondern werden wegen ihrer Ähnlichkeit denepigenen Erscheinungsformen zugerechnet.“
Versteinerter Kalktuff: Baumaterial
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Kalktuff im ausgehärteten Zustand wurde jahrhundertelang bis ins 20. Jahrhundert als hochwertigesBaumaterial genutzt: es ist leicht, bleibt witterungsbeständig,abriebfest, gut isolierend undfeuerbeständig. Die Gewinnung imSteinbruch war arbeitstechnisch leicht – im relativ frischem Zustand (bruchfrisch) können poröseQuader auch leicht gesägt und bearbeitet werden. Sie „härten“ anschließend weiter aus.
Zahlreiche aufgelassene Steinbrüche und die lokale Verbauung belegen seine lokale wirtschaftliche Bedeutung. Vor allem als lokal vorkommender Baustein wurde Kalktuff bei ausreichender materialspezifischer Belastbarkeit und Witterungsbeständigkeit an vielen repräsentativen Gebäuden verwendet, wie in Baden-Württemberg amTübinger Unteren Schlosstor (errichtet 1606) und in Bayern bei derBurghauser Burg seit dem 13. Jh. als fast einziges Baumaterial; auch die meisten Kirchen, Klöster und älteren Gebäude der StadtBurghausen und vieler ähnlicher Städte imVoralpengebiet bestehen aus Kalktuff. Bei anderen Gebäuden wie demUlmer Münster und demalten Stuttgarter Schloss wurde Kalktuff in kleinen Mengen verbaut, in Stuttgart im 20. Jh. beiAusbesserungsarbeiten.[7]
Vor der Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Verkarstung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei derVerkarstung laufen neben Prozessen physikalischerVerwitterung vorrangig chemische Prozesse derKohlensäureverwitterung ab: dabei nimmt kohlensäurehaltiges Wasser imspröden Kalkgestein (Kalkstein,Kreide,Marmor und andereCalciumcarbonate) eines mehr oder weniger entwickelten Karstsystems die Karbonate bis zurSättigung in Lösung. Gerät der gelöst transportierte Kalk dann unter andere Umgebungsbedingungen, so kann er durch chemischeAusfällung erneut abgelagert werden. Die beiden Vorgänge können als zwei verschiedeneGleichgewichtszustände eines umkehrbaren chemischen Prozesses angesehen werden (vgl. dazuCalciumhydrogencarbonat).
Ausfällung des gelösten Kalks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Wechselwirkungen vonKarstwasser undKohlenstoffdioxid – unterirdisch oder beim Austritt an die Oberfläche – können das Ausfällen von Kalk auslösen. Vor allem in Karst-Systemen und nach dem Austritt ausKarstquellen können beachtliche Kalkmengen sedimentieren, indem der im Karstwasser gelöste Kalk unter sich verändernden chemischen und physikalischen Bedingungskonstellationen wieder ausfällt.
Entstehung
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Die Ablagerung von Kalk als Kalktuff entsteht vornehmlich hinter kaltenSchichtquellen (Kalktuffquellen) im Karst. Solche Ablagerungen gibt es in einigen Karstgebieten der humiden, gemäßigten Warmklimazone seit der letztenWarmzeit (sieheWürmeiszeit) und auch gegenwärtig noch. Ob es zu Ausfällung von Kalk aus Karstwasser kommen kann und in welchen Mengen, hängt allgemein von den klimatischen und geologischen Bedingungen ab, besonders von weiteren physikalischen und chemischen Bedingungskonstellationen, die regional oder lokal vorliegen müssen.
Die günstigsten klimatischen Bedingungen bestanden während der rund zweitausend Jahre des postglaziärenAtlantikums. In dieser Zeit (vor ca. 8000–6000 Jahren) lagen die durchschnittlichen Temperaturen in Mitteleuropa ca. 2 Grad höher als heute, und es war damals niederschlagsreicher.
Liegen diese allgemeinen Voraussetzungen vor, gehören zu den notwendigen Bedingungen für das Ausfällen noch die folgenden Faktoren:
- eine relativ geringeSchüttung der jeweiligen Quelle,
- eine relativ große Verdunstungsoberfläche,
- ein günstiger Korridor der Wassertemperaturen,
- eine Veränderung der Druckverhältnisse und
- bestimmteIonenkonzentrationen.
Wenn Karstwasser überMoosteppiche,Algenteppiche oder Kolonien vonCyanobakterien fließt, kann eine größere Kalkmenge ausgefällt werden, wenn die Organismen für ihreAssimilation (Photosynthese) dem Karstwasser Kohlenstoffdioxid entziehen. Dadurch steigt derpH-Wert des Wassers, und dieLöslichkeit von Kalk sinkt, der Kalk fällt aus.[8] Die Kalksedimente können mit Raten von 0,01 mm/Jahr bei anorganischer und bis zu 20 mm/Jahr bei organisch mitinduzierter Ausfällung wachsen.[9]
Der ausgefällte Kalk legt sich als feinkristalline Kruste um alles relativ ruhende Kleinmaterial (Sand, Steinchen, Zweige, Blätter,Farne, Moose,Algenschleim). Durch Übergussschichtung entstehen nach oben und vorne wachsende Gebilde oder Polster an kleinen Wasserfällen oder Stufen in Bachterrassen. Moose wachsen über ihren sich verkrustenden Teil frisch hinaus, wirken dabei wie kleineReusen und bilden ein tragendes Gerüst. So können auch größere, fragile Gehänge („Nasen“) entstehen.Biotische Verunreinigungen aus Algen undBakterien bilden relativ feine Strukturen. Die Strukturen sind poröser und leichter, wenn Moose der Fließenergie widerstehen konnten. Dieser Kalktuff ist oft noch feucht und von bröseliger Konsistenz. In den günstigsten Zeiten war er schon nach wenigen Jahrhunderten zu mächtigen Gebilden, den „Kalktuffbarren“ herangewachsen (s. u. „Besondere Erscheinungsfaktoren“).
Vorkommen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]InNebentälern, Talfüllungen oderamphitheaterähnlichen Talabschlüssen desAlbtraufs und der Fränkischen Alb,[10] in derEifel, dem Alpenvorland sowie denKalkalpen finden sich frische und alte Ablagerungen von Kalktuff, die älteren schon vollständig zu Gestein ausgehärtet. Einrezentes Kalktuffvorkommen existiert am Eingang zur Ludolfsklinge beiDiedesheim amNeckar.[11]
Besondere Erscheinungsformen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Kalktuff-Barren
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am Hangfuß des Albtraufs sind an vielen Bächen Kalktuffbarren entstanden. An allen sieben hangseitigen Bächen, die der oberenFils zwischenWiesensteig undGeislingen an der Steige zufließen, sind eine oder mehrere ausgedehnte alte, teilweise auch noch aktive Kalktuffablagerungen vorhanden. Herausragend sind die mehrfachen Kalktuffbarren derEchaz, derWiesaz (ehemalige Gönninger Steinbrüche) und des Rohrbachs bei Geislingen/Steige. Die erste und größte von sieben Kalktuffbarren hinter der Echazquelle ist mit ihren 900 × 400 m Fläche und einer Dicke von mindestens 24 m die größte Barre der Schwäbischen- und Fränkischen Alb. Im oberenErmstal (südlich vonBad Urach) gibt es sieben beachtliche Kalktuffbarren, von denen die größte ursprünglich (bis 1821) die ganze Breite des Tals bei Seeburg verriegelte und somit den Fischbach zumBodenlosen See aufstaute.[7]
Die jeweilige Nähe des hochwertigen Baustoffs solcher Kalktuffbarren war sicher jeweils ein Grund für die dortige bevorzugte Besiedlung. In einigen Fällen wuchsen die Orte (Honau, Seeburg) und Städte (Altstadt von Geislingen/Steige) direkt auf einer Barre heran. Die Morphologie der Barren ist anaufgeschlossenen Hängen und aufgelassenen Steinbrüchen gut zu erkennen.[12] Die Sedimente erreichenMächtigkeiten zwischen 5 m und 40 m.[7]
Kalktuff-Nasen, Kalktuff-Polster
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Diese außergewöhnlichen Gebilde entstehen nur dann, wenn sich an relativ hohen, steil abfallendenGeländestufen im herabrinnenden Wasser Kalktuff-Moospolster bilden, die bei vermehrter Kalkausfällung nach oben und vorne zu „Nasen“ heranwachsen können.
Ist das Gelände nicht steil, so dominiert die Entwicklung von Kalktuff nach vorne, und es entstehen die „Steinernen Rinnen“.
Folgende Kalktuff-Nasen-Bildungen sind als geschützteGeotope ausgewiesen:
- Dreimühlen-Wasserfall in der Eifel
- derGütersteiner Wasserfall am Albtrauf des Maisentals südwestlich von Bad Urach
- Tüfels Chilen (Teufels Kirche) im schweizerischenTösstal (Kanton Zürich)
- derWachsende Felsen vonLandau/Usterling nahe der bayerischenIsar.
Da die Nasen äußerst poröse, aus feuchtem, ungehärtetem Kalk bestehende und daher fragile Gebilde sind, ist beispielsweise die Nase desNeidlinger Wasserfalls vor einem halben Jahrhundert kollabiert und noch nicht wieder hochgewachsen. Von wiederholten Abbrüchen zeugen unterhalb der Nasen der Wasserfälle große terrassenförmige Schutthalden, die wieder mit alten und frischen Kalktuff- und Moospolstern überzogen sind, z. B. amUracher Wasserfall und am 1,5 km nördlich gelegenen Gütersteiner Wasserfall. Im Mühltal Seeburgs, demQuellgebiet der Erms, sind auf einer Strecke von nur 600 m auf demHangschutt der Nordflanke desKerbtals (am Albtrauf wirkt auch dierückschreitende Erosion) sechs gewaltige versteinerte Kalktuffgehänge zu sehen (in einem Fall ist eine typische Kalktuff-„Nase“ erhalten); sie entstanden, als in einem niederschlagsreicheren, wenigerkluftigen früheren Karst Quellen noch in Schichten oberhalb derTalsohle zu Tage traten.
Steinerne Rinnen
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Selten sind die Geotope derSteinernen Rinnen. Hinter kleinen Quellen an sanften Hängen schlängeln sich schmale Karstwasserrinnsale hinab – allen Unebenheiten des Geländes folgend. Am Saum der Rinnsale wachsen die Moose heran, die in der geschilderten Weise je nachFließgeschwindigkeit des Rinnsalwassers mehr nach vorne als nach oben ihre Kalkgerüste zu sattelförmigen Dämmen entwickeln. Nach oben wächst in dichter Sinterschichtung die Wasserrinne, die Berieselung der Seiten lässt die Moose zu kalktuffigen Moosgerüsten heranwachsen. Je nachGefälle und anfallendem Kalksediment werden Hochbetten bis 5,5 m Höhe und 600 m Länge beobachtet. Ihre Entwicklung ist nicht kontinuierlich und nicht sicher. Einige Exemplare sind wegen verantwortungsloser Eingriffe nicht mehr in ihrem ursprünglichen Zustand.
Bei einer Umwelt-Kartierung in Bayern wurden etwa 20 Steinerne Rinnen erfasst.[13][14] Die bedeutendste Steinerne Rinne in Deutschland ist der etwa 5000 Jahre alte, 40 m lange und ca. 5,5 m hohe„wachsende Felsen von Usterling“; dort befindet sich in der nahen Dorfkirche St. Johannes von Usterling auch ein gotisches Bild, auf dem dieTaufe Christi bei dieser Rinne abgebildet ist, ein kulturhistorisches Kuriosum.
Ein bedeutendes naturbelassenes Beispiel ist die etwa 80 Meter langeSteinerne Rinne bei Erasbach. Sie folgt dem welligen, leicht geneigten Gelände auf einer alten, flächigen Kalktuffablagerung im aufgelockertenMischwald.[15]
In Baden-Württemberg gibt es eine unscheinbare Steinrinne beiLenningen (Schwäbische Alb,Landkreis Esslingen) und unterhalb eines ehemaligenPrallhangs derJagst beiKrautheim (Hohenlohekreis).[16]
Bachterrassen
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Unterhalb von Kalktuffnasen, auf deren Schutthalden und andurchflussarmenOberläufen von Bächen derFränkischen, derSchwäbischen Alb und im gesamten Voralpenland befinden sich viele, teils unspektakuläre Kleinterrassen aus Kalktuff in treppenartiger Anordnung. Imposant sind die Terrassen in derFränkischen Schweiz. Ausgeprägte Bachterrassen befinden sich um Seeburg (nahe derErms-Quelle), oberhalb vonBad Ditzenbach (am NebenflussDitz derFils) und an derZwiefalter Ach nach derWimsener Höhle.
Aus einer ganzen Reihe relativ großerKaskaden mit Wällen aus Kalktuff haben sich diePlitvicer Seen in Kroatien gebildet, ähnlich dieBand-e-Amir-Seenkette in Afghanistan. Weltbekannt sind auch die reinweißenSinterterrassen vonPamukkale, Türkei.
Primärhöhlen/Tuffhöhlen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei nach oben und vorne erfolgender Übergussschichtung oder an Abbrüchen vonÜberhängen entstehen in größeren Kalktuffablagerungen mehr oder weniger große Hohlräume bis hin zu (Halb-)Höhlen. Sind die Hohlräume in den Ablagerungen weitgehend oder vollständig entwickelt, so spricht man von Primär- oder Tuffhöhlen – primär, weil sie gleichzeitig mit dem Gestein entstanden sind. Da sie nicht entlang dem Lauf eines Wasserweges entstanden sind, werden sie in der Regel nur entdeckt, wenn eine Kalktuffablagerung bricht, sie abgebaut oder sonst wie in sie eingegriffen wird, wie bei derOlgahöhle oder denHöllgrotten.

Natursteinsorten
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- Bärenthaler Kalktuff, ausBärenthal imLandkreis Tuttlingen inBaden-Württemberg
- Gauinger Travertin (ein Kalktuff, der wegen seiner Polierbarkeit als Travertin gehandelt wurde), ausGauingen imLandkreis Reutlingen in Baden-Württemberg
- Gönninger Kalktuff, ausGönningen, einem Stadtteil vonReutlingen in Baden-Württemberg
- Pollinger Kalktuff, ausPolling imLandkreis Weilheim-Schongau inOberbayern
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Gordale Scar, England
- Dinarische Alpen (insbesondereNationalpark Plitvicer Seen)
- Mammoth Hot Springs, Yellowstone-Nationalpark, (USA).
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Alfons Baier:Die „Steinerne Rinne“ am Berg südlich Erasbach/Opf. Eine Untersuchung zur Hydrogeologie und -chemie des Seichten Karstes. In:Geologische Blätter NO-Bayerns, Bd. 52 (2002), Heft 1/4, S. 139–194, 17 Abb., 2 Tab., 3 Taf.,ISSN 0016-7797 (Vgl. auch den Link Seichter Karst).
- Norbert Frank, Margarethe Braum, Ulrich Hambach, Augusto Mangini, Günther A. Wagner:Warm Period Growth of Travertine during the Last Interglacial in Southern Germany (PDF; 325 kB). In:Quaternary Research. A interdisciplinary research, Bd. 54 (2000), S. 38–48,ISSN 0033-5894.
- Allen Pentecost:Travertine. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2005, 445 Seiten, (englisch)
- Wilfried Rosendahl, Dorothee Sahm-Stotz (Hrsg.):„Bodenloser See“ und Schickhardt-Stollen. Natur- und Kulturgeschaihte im Kalktuff von Seeberg bei Bad Urach. Staatsanzeiger-Verlag, Stuttgart 2005,ISBN 3-929981-57-2.
- Rainer Schreg:Wasser im Karst. Mittelalterlicher Wasserbau und die Interaktion von Mensch und Umwelt. In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 21 (2009), S. 17–30.doi:10.11588/dgamn.2009.1.17287.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Zur Hydrogeologie und -chemie. Seichter Karst (Oberpfalz) angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
- Die Steinerne Rinne bei Erasbach/Opf. angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
- Karst- und Höhlen-Glossar von 1972 (PDF; 2,8 MB) UNESCO
- A Lexicon of Cave and Karst Terminology (PDF; 2,0 MB) U.S. EPA – Environmental Protection Agency, Washington DC
- Frankenalb, Verbreitung von Kalktuff angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
- Verbreitung von Steinernen Rinnen in Bayern angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abMartin Meschede et al.:Geologisches Wörterbuch. Springer Spektrum, Berlin 2022, S. 176.
- ↑abcWolfgang Werner, Roman Koch:Kalktuffe. In:Naturwerksteine aus Baden-Württemberg – Vorkommen, Beschaffung und Nutzung. Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Rüsselsheim 2013, S. 317,ISBN 978-3-00-041100-7.
- ↑Andreas Kalweit, Christof Paul, Sascha Peters, Reiner Wallbaum (Hrsg.):Handbuch für Technisches Produktdesign: Material und Fertigung. Entscheidungsgrundlagen für Designer und Ingenieure. VDI-Buch. Springer, 2012,ISBN 978-3-642-02641-6,doi:10.1007/978-3-642-02642-3, S. 354
- ↑abcAllan Pentecost:Travertine. Springer, Berlin 2005,ISBN 1-4020-3523-3,S. 13 (ebrary.com [abgerufen am 28. November 2021]).
- ↑Die Karst+Höhlen-Glossare der UNESCO von 1972 und der EPA, Washington, DC von 2002 (Links UNESCO und EPA) haben nur die Bezüge zwischen Bezeichnungen innerhalb einer Sprache und zwischen Sprachen systematisieren können.
- ↑Travertine werden als Oberbegriff für alle Arten von Karbonatsedimenten gewählt. Tufa ist ein nicht „meteogen“, sondern „thermogen“ entstandenes Produkt, Pentecost Travertine, S. 53.
- ↑abcWilfried Rosendahl:Bodenloser See und Schickhardt-Stollen Natur und Kulturgeschichte im Kalktuff von Seeburg bei Bad Urach. 1. Auflage. Staatsanzeiger-Verl., Stuttgart 2005,ISBN 3-929981-57-2.
- ↑Stephan Kempe, Wilfried Rosendahl (Hrsg.):Höhlen. Verborgene Welten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008, S. 39 ff
- ↑Norbert Frank, Margarethe Braum, Ulrich Hambach, Augusto Mangini, Günther Wagner:Warm Period Growth of Travertine during the Last Interglaciation in Southern Germany. In:Quaternary Research.Band 1,Nr. 54, 2000,ISSN 0033-5894,S. 38–48,doi:10.1006/qres.2000.2135 (infona.pl [abgerufen am 28. November 2021]).
- ↑Frankenalb, Verbreitung von Kalktuff. Universität Erlangen, abgerufen am 28. November 2021.
- ↑Naturdenkmale im Regierungsbezirk Karlsruhe. (PDF; 5,8 MB) 2. Auflage. 2000. Geologische Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg (LfU)
- ↑Geotope im Regierungsbezirk Tübingen. 6. Juni 2020, archiviert vom Original am 6. Juni 2020; abgerufen am 28. November 2021.
- ↑Siehe Link „Verbreitung von Steinernen Rinnen in Bayern“ (Fränk. Alb und Alpenvorland).
- ↑Verbreitung von Sternernen Rinnen in Bayern. Universität Erlangen, abgerufen am 28. November 2021.
- ↑Die "Steinerne Rinne" am Berg südlich Erasbach/Opf. -- Aufbau der "Steinernen Rinne". Universität Erlangen, abgerufen am 28. November 2021.
- ↑Geotope im Regierungsbezirk Stuttgart. 12. Mai 2014, archiviert vom Original am 12. Mai 2014; abgerufen am 28. November 2021.