Pythia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterPythia (Begriffsklärung) aufgeführt.
Priestess of Delphi (1891) vonJohn Collier. Die Priesterin wird durch das aufsteigendePneuma inspiriert.
Pythia, Statue von Marcello, 1870
Themis in der Rolle der Pythia prophezeit demAigeus einen Sohn (attischeKylix ausVulci, etwa 440/430 v. Chr.)

Pythia (altgriechischΠυθίαPythía, vergleichePythios) war die Bezeichnung für die amtierende weissagendePriesterin imOrakel von Delphi, die in veränderten Bewusstseinszuständen ihreProphezeiungen verkündete.[1] Sie saß imAdyton desApollontempels auf einemDreifuß über einem Erdspalt (χάσμαchásma). Ein aus diesem Spalt austretendes Gas versetzte die Pythia in eine ArtTrance.[2][3] LautPausanias glaubte man, dass diese Gase von der nahen QuelleKassotis stammten, deren Wasser im Untergrund versickerte.[4] Die prophetische Gabe wurde ihr nach damaliger Vorstellung durch dieBesessenheit von GottApollon verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Rolle als Orakel

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Eine Pythia wurde aus den Einwohnerinnen von Delphi ausgewählt.[5] Ihr sozialer Stand scheint (zumindest zeitweise) keine Rolle gespielt zu haben. Die Weihung zur Priesterin erfolgte ursprünglich und normalerweise in ihrer Jugend, nach einem Übergriff einesthessalischen Feldherrn namens Echekrates sollen die Delphier beschlossen haben, nur noch betagten Frauen das Amt zu übergeben.[3][6] Eine Pythia musste jungfräulich bleiben. Erste Pythia sollPhemonoe, TochterApollons oder seines SohnesDelphos, gewesen sein.[7]

Cicero bemerkte in seinem WerkDe divinatione (Über die Wahrsagung): „Im übrigen meine ich, dass es auch gewisse Ausdünstungen der Erde gab, die in den Geist eindrangen, so dass er Orakel ausstieß.“[8] Der griechische SchriftstellerPlutarch bezeugte, dass einst eine Pythia als Folge der – wohl durch Dämpfe verursachten – Ekstase unter Krämpfen starb.[9] Die Pythia antwortete in ihrenprophetischen Verlautbarungen unverständlich und musste von einem Priester interpretiert werden.

Erklärungsversuche

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einer neuen These eines griechisch-italienischen Forscherteams unter Leitung des italienischen Geologen Giuseppe Etiope nach wurde in der relativ kleinen Kammer derSauerstoff durch ansonsten nicht giftige Gase verdrängt. Der bei der Pythia entstehendeSauerstoffmangel habe sich dann in einer Art Trunkenheit geäußert.[10]

Siehe auch

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Johannes Irmscher,Renate Johne (Hrsg.):Lexikon der Antike. 10. Auflage,Bibliographisches Institut, Leipzig 1990, S. 4764.
  2. Strabon9,3,5
  3. abDiodor16,26
  4. Pausanias10,24,8
  5. Euripides,Ion 92
  6. Michael Maaß:Das antike Delphi. C. H. Beck, 2007,S. 16 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. März 2020]). 
  7. Strabon9,3,5.
  8. Cicero,De divinatione 1,115
  9. Plutarch,De Defectu Oraculorum51
  10. Giuseppe Etiope:Natural Gas Seepage: The Earth’s Hydrocarbon Degassing. Springer, Cham/Heidelberg/New York u. a. 2015,ISBN 978-3-319-14600-3, S. 184–186; Dagmar Röhrlich:Die Zukunft erschnüffeln - Orakel von Delphi gibt Geologen Anlass zur Debatte. Deutschlandfunk, 11. Oktober 2006.
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pythia&oldid=244594955
Kategorien: