Putto



EinPutto oder einePutte, Plural:Putten oderPutti, ist in derSkulptur undMalerei eine Kindergestalt, die meist wenig bekleidet oder nackt auftritt, mit oder ohne Flügel.
Etymologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Wort Putto ist eine Entlehnung aus dem Italienischen:putto (Pluralputti), bedeutet ‚Knäblein‘ und geht seinerseits auf das lateinische Wortputillus ‚Knäblein‘ zurück.
Darstellung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Putten wurden fürallegorische Darstellungen eingesetzt oder auch zur Wiederholung eines thematischen Gestaltungskonzepts, häufig jedoch zu rein dekorativen Zwecken.
Seit derAntike verkörperten sie bis in die Gegenwart vielfach Liebesgötter. Die Sonderform derEroten, kindlicherEros-Figuren, ist seit der griechischen Antike bekannt. Der AlthistorikerPierre Grimal hält den geflügelten kindlichen Putto für einehellenistische Synthese aus dem griechischen Eros und dem ägyptischen KindgottHor-pa-chered (demptolemäischen Harpokrates).[1] Beispiele findet man auch in der römischen Antike, etwa inPompeji.
In der frühchristlichen Kunst werdenEngel mit Musik in Verbindung gebracht. Seit dem 15. Jahrhundert erscheinen in der christlichenIkonographie vermehrt Darstellungen von kindlichen Engeln, die meist musizieren. Man nimmt an, dass auch die Verbindung von Musik und Jugend auf antike Traditionen zurückzuführen sei.
Neben vielen Puttendarstellungen in der frühchristlichen Kunst finden sich z. B. in der KircheSanta Costanza in Rom in den Kreisornamenten der Gewölbemosaiken Bacchantinnen und Putten aus der Mitte des 4. Jahrhunderts. Die Motive sind Weinernteszenen und Streumuster mit Vögeln, Zweigen u. a. mit geometrischen Mustern auf weißem Grund, von hellenistischem Geist erfüllt.
Albrecht Dürer zeigt in seinem 1514 geschaffenen rätselhaften MeisterstichMelencolia I einen eher passiv untätigenPutto melancholicus. Ebenfalls in seinem WerkDie Hexe sind vier Putten zu sehen. In derBarockkunst wurden die musizierenden Kindesengel immer mehr zu kleinkindähnlichen Putten stilisiert und vor allem auch in der Plastik häufig verwendet. In manchen Kirchen, aber auch auf profanen Gemälden (z. B. in und um Venedig, z. B. in derVilla Cigolotti), finden sich mehrere hundert, dieAltäre, Orgeln, Geländer, Gesimse, Plastiken undFresken schmücken. Die bekanntesten Puttendarstellungen sindDie Engel der Sixtina ausRaffaelsSixtinischer Madonna in derGemäldegalerie Alte Meister in Dresden undDie Früchtegirlande vonPeter Paul Rubens,Frans Snyders undJan Wildens in derAlten Pinakothek in München. Einige Darstellungen von Putten schmücken auch die Barockepithaphien auf demGesandtenfriedhof in Regensburg.
Einentblößter Jungeauf Wappen wie inHengelo (Gelderland) ist noch kein Putto.
Sonstiges
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Sonderform derAmoretten als Darstellung des LiebesgottesAmor war während des Barock undRokoko ebenfalls weit verbreitet.
Eine Putte ist das Markenzeichen derOberschwäbischen Barockstraße. Der bekannteste ist wohl derHonigschlecker in derWallfahrtskirche Birnau, geschaffen von demStuckateur aus derWessobrunner Schule,Joseph Anton Feuchtmayer.
Eine absolut seltene Ausnahme findet man bei dem BildhauerGiuseppe Maria Mazza (1653–1741). Wie das WortKnäblein schon aussagt, sind es Knaben, die als Putten dargestellt sind. In seinem venezianischen ReliefAllegorie der Freien Künste der Geometriehat er diese jedoch von einem Putto-Knaben und einem Putto-Mädchen eingerahmt.
ZuHeldenputto sieheMariensäule (München) undMariensäule (Wernstein am Inn).
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Wilfried Hansmann:Putten. Das Motiv der „Kindlein“ in der Kunst. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms, 1. Auflage 2000,ISBN 978-3-88462-167-7; 2. Auflage 2010,ISBN 978-3-88462-303-9.
- Rainer Hoffmann:Im Himmel wie auf Erden – Die Putten von Venedig. Köln 2007,ISBN 978-3-412-20056-5.
- Rainer Hoffmann:Im Zeichen des Füllhorns.Schloss Benrath und seine Putten. Essen 2011,ISBN 978-3-8375-0664-8.
- Rainer Hoffmann:Im Glanze des Himmels – Putten-Motive im WerkAlbrecht Dürers. Köln 2019,ISBN 978-3-412-50041-2
- Paul Portmann:Engel und Putten aus dem süddeutschen Spätbarock. Hallwag, Bern 1962,ISBN 3-88059-122-9.
- Charles Dempsey:Inventing the Renaissance Putto. 2001.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Putto im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Pierre Grimal (Hrsg.):Der Hellenismus und der Aufstieg Roms. (=Fischer Weltgeschichte Bd. 6.) Frankfurt 1965, S. 202.