Purpurtange

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Purpurtange

Porphyra purpurea,
von Helgoland, Herbarbogen

Systematik
ohne Rang:Archaeplastida
Abteilung:Rotalgen (Rhodophyta)
Klasse:Bangiophyceae
Ordnung:Bangiales
Familie:Bangiaceae
Gattung:Purpurtange
Wissenschaftlicher Name
Porphyra
C. Agardh

DiePurpurtange (Porphyra), auchPorphyrtange genannt, sind eineGattung derRotalgen in der Ordnung derBangiales. Sie sind weltweit an den Meeresküsten verbreitet und werden in großem Umfang als Nahrungsmittel und auch in der Kosmetikindustrie genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

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Die Purpurtange besitzen einen blattartig-flachen, häutigenThallus, der violett, purpurrot, rotbraun oder grünlich-violett bis schwarzoliv gefärbt ist. Er besteht meist aus nur einer Zellschicht (selten zwei Schichten).[1] Die Form des Thalluslappens ist unterschiedlich und reicht von rundlich bis linealisch, die Größe von einigen Millimetern bis zu drei Metern.[2] Die Thallusfläche ist etwas schlüpfrig, der Rand ist meist glatt, oft wellig-faltig oder stark zerknittert. Am Untergrund ist der Tang mit einer Haftscheibe befestigt, woraus der Lappen direkt oder mit einem kurzen Stielchen entspringt.[1]

Entwicklungszyklus

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Mikroskopische Aufnahme: Bereiche mit Spermatangien (hell) und mit Zygotosporen (dunkel)

Der Entwicklungszyklus der Purpurtange wurde von derbritischen AlgenforscherinKathleen Mary Drew-Baker 1949 anPorphyra umbilicalis aufgeklärt. Der sichtbare Thalluslappen ist derGametophyt. Die männlichen und weiblichenGameten werden auf demselben oder auf verschiedenen Exemplaren am Rand des Thallus gebildet (Monözie oderDiözie). Die männlichen Gameten entstehen in gelblich-weißen Paketen (Spermatangien). Die weiblichen Gameten (ohne oder mit Trichogyne) teilen sich nach derBefruchtung mehrfach und bilden Pakete von Zygotosporen, deren Anzahl artspezifisch ist.

Diese Sporen werden freigesetzt und keimen zu mikroskopisch kleinen, verzweigten Zellfäden aus, welche Conchocelis-Stadium genannt werden, weil man sie bis 1949 für eine eigene Algengattung gehalten hatte. Die Conchocelis-Zellfäden siedeln sich auf den Kalkschalen vonMuscheln oderSeepocken an und verankern sich darin. Bei bestimmten Temperaturen und Tageslängen werden an dickeren Seitenästen die Conchosporen gebildet, aus denen wieder die flächigen Purpurtange heranwachsen. DieMeiose kann sowohl im Conchosporangium, in der freigesetzten Conchospore oder erst im flächigen Thalluslappen stattfinden, dieser ist dann eine „genetischeChimäre“ ausdiploiden undhaploiden Zellen.[2]

Gelegentlich erfolgt auch eine vegetative Vermehrung durch asexuelle Sporen, die ohne Befruchtung neue Thalluslappen bilden.[3][2]

Vorkommen

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Porphyra umbilicalis (rechts) undPorphyra purpurea (vorne links) bei Ebbe im Felswatt von Helgoland

Die Purpurtange sind an den Meeresküsten weltweit verbreitet und kommen in polaren, gemäßigten und tropischen Meeren vor. Die meisten Arten, also dasDiversitätszentrum der Gattung, findet man im Nord-Pazifik.[2]

Sie besiedeln die Küsten von der oberenGezeitenzone bis zum flachenSublitoral und wachsen auf Steinen oderepiphytisch auf größeren Algen. Die Blattlappen überleben je nach Art nur einen Sommer oder Winter. Das fädige Conchocelis-Stadium ist wahrscheinlich ausdauernd.[2]

Systematik

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Die wissenschaftlicheErstbeschreibung erfolgte 1824 durchCarl Adolph Agardh (In:Systema Algarum, S. 190). DieTypusart istPorphyra purpurea. Innerhalb derRotalgen istPorphyra eine sehr ursprüngliche Gattung, sie besitzt das einfachste bislang bekanntePlastiden-Genom.[2]

Zur Unterscheidung der Arten sind meistens mikroskopische Merkmale nötig. Wenn der Fundort und Standort bekannt sind, können einige Arten auch mit bloßem Auge bestimmt werden.[1]

Nach molekularbiologischen Untersuchungen erwies sich die sehr artenreiche Gattung alspolyphyletisch, bestand also aus nicht näher verwandten Arten, die inkonvergenter Entwicklung einfache Thalluslappen entwickelt hatten.[2] Daher wurden viele bisherigePorphyra-Arten 2011 in die GattungenBoreophyllum,Clymene,Fuscifolium,Lysithea,Miuraea,Pyropia undWildemania ausgegliedert (siehe ArtikelBangiales).[4] 2020 wurden nochmals einige Arten ausPyropia ausgegliedert.[5] So gehören jetzt unter anderem folgende wirtschaftlich wichtige Arten nicht mehr zuPorphyra:

Die GattungPorphyra im engeren Sinne umfasst nachAlgaeBase etwa 58 Arten (August 2018).[2]

Porphyra linearis
Porphyra vulgaris

Nutzung

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Mit Purpurtang (Nori) umwickeltesSushi

Fast alle Arten der Purpurtange (Porphyra im weiteren Sinne, inklusivePyropia) werden alsLebensmittel genutzt. Geerntet wird oft eine Mischung mehrerer Arten. Jährlich werden über eine Million Tonnen Frischmasse geerntet.[1] In Japan sind Purpurtange als „Nori“ bekannt, dort werden insbesonderePyropia yezoensis undPyropia tenera in großem Umfang industriell kultiviert.[6] In China werden „Zicai“ und „Haidai“, in Korea „Gim/Kim“ verzehrt.Pyropia columbina wird in Chile als „Luche“ und in Neuseeland als „Karengo“ gegessen.[7] In England und Irland werdenPorphyra umbilicalis und verwandtePorphyra-Arten als „Laver“ oder „Sloke“ bezeichnet und in der traditionellen Küche verwendet.[1]

Die Kultur von Purpurtangen begann um 1700 in derBucht von Tokio. Die Ausbeute war von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, bis der Generationswechsel und damit die Bedeutung des nur mit dem Mikroskop sichtbaren Conchocelis-Stadiums erkannt wurde. Heute wird diese Generation eigens gezüchtet und damit die Kulturanlagen geimpft.[8] Neben den HauptanbauländernJapan,Südkorea undChina wurden Purpurtange auch versuchsweise an derUS-amerikanischen Ost- und Westküste angebaut.[9]

Der Nahrungswert der Purpurtange liegt in ihrem hohenProteingehalt. Etwa 75 % der Eiweiße und Kohlenhydrate sind von der menschlichen Verdauung nutzbar, was für Algen viel ist.[10]Porphyra umbilicalis enthält außer viel Eiweiß auch dieVitamine A, C, E und B,Mineralstoffe und mehrfach ungesättigteOmega-3-Fettsäuren. Diese Art wird auch als Zusatz für Haustierfutter eingesetzt.[11]

Weitere wirtschaftliche Bedeutung hat die Nutzung von Purpurtangen in derKosmetikindustrie:Porphyra umbilicalis wird als natürlicherUV-Strahlenschutz inSonnencremes, gegen lichtbedingteHautalterung sowie zurHautpflege verwendet.[11]

Einzelnachweise

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  1. abcdeWolfram Braune:Meeresalgen. Ein Farbbildführer zu den verbreiteten benthischen Grün-, Braun- und Rotalgen der Weltmeere. Ruggell: Gantner, 2008,ISBN 978-3-906166-69-8, S. 266–268.
  2. abcdefghMichael D. Guiry in Michael D. Guiry, G.M Guiry:Porphyra - In: Algaebase - World-wide electronic publication, National University of Ireland, Galway,http://www.algaebase.org/search/genus/detail/?genus_id=o1032c123ec5363d1. Abgerufen am 23. August 2018.
  3. P. Kornmann, P.H. Sahling:Meeresalgen von Helgoland – Benthische Grün-, Braun- und Rotalgen. Biologische Anstalt Helgoland, Hamburg 1983,ISSN 0017-9957, S. 262–264.
  4. Judith E. Sutherland et al.:A new look at an ancient order: generic revision of the Bangiales (Rhodophyta). In: Journal of Phycology 47(5), 2011, S. 1131–1151.doi:10.1111/j.1529-8817.2011.01052.x
  5. Li‐En Yang, Yin‐Yin Deng, Guang‐Ping Xu, Stephen Russell, Qin‐Qin Lu und Juliet Brodie:Redefining Pyropia (Bangiales, Rhodophyta): Four New Genera, Resurrection of Porphyrella and Description of Calidia pseudolobata sp. nov. from China. In:Journal of Phycology.Band 56,Nr. 4, 2020,S. 862–879,doi:10.1111/jpy.12992 (englisch). 
  6. Michael Guiry:Nori Cultivation (Memento desOriginals vom 30. Mai 2020 imInternet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.seaweed.ie, The Seaweed Site: information on marine algae, abgerufen am 12. November 2015.
  7. Seaweed Industry Association -Pyropia columbina (Memento vom 9. September 2015 imInternet Archive), abgerufen am 12. November 2015.
  8. Robert Edward Lee:Phycology. 5. Auflage, Cambridge University Press, Cambridge 2018, S. 110.
  9. Dennis J. McHugh:A guide to the seaweed industry (= FAO Fisheries Technical Paper.Band 441). Rom 2003,ISBN 92-5104958-0 (englisch,8. Seaweeds used as human food [abgerufen am 3. Dezember 2020]). 
  10. Michael Guiry:Seaweed as Human Food, The Seaweed Site: information on marine algae, abgerufen am 12. November 2015.
  11. abSeaweed Industry Association -Porphyra umbilicalis (Memento vom 9. September 2015 imInternet Archive), abgerufen am 12. November 2015.

Weblinks

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Commons:Porphyra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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