Psalm 19 auf Hebräisch rezitiert (Ogg-Vorbis-Audiodatei, Länge: 1 min 32 s, 162 kbps)Psalm 19 Vers 2 wird in dieser Weltdarstellung ausdrücklich genannt
Der19. Psalm (nach griechischer Zählung der 18.) ist einPsalm Davids.
Besonders die Anfangsverse wurden oft als Vorläufer vonnatürlicher Theologie gedeutet. Demnach kann man Gott auch jenseits von expliziter, verbalerOffenbarung erkennen.
Das Motiv von Wort/Rede/sprechen spielt in V. 2–5 eine Rolle. Rätselhaft sind diese Verse nicht zuletzt deshalb, weil man sich fragt, was diese Worte sind, die doch unhörbar sind.
Auffällig ist in V. 5a dasHapaxlegomenon „Messschnur“ (קַו), die wohl ein astronomisches Maß meint, um Zeit einzuteilen.
Die Verknüpfung von Sonne und Tora ist nicht abwegig. Schon imCodex Hammurapi (18. Jh. v. Chr.) ist der Sonnengott der Wahrer von Recht und Gerechtigkeit. Man vergleiche auch das Apla-Iddina-Relief des SonnengottesSchamasch. Er kann deshalb für Gerechtigkeit sorgen, weil er alles sieht – somesopotamische undägyptische Vorstellungen. Auch andernorts imTanach findet sich diese Licht-Recht-Relation (Hos 6,3.5 EU;Zef 3,5 EU;Mi 7,8 EU;Jes 62,1-2 EU). Teilweise wird sogar die Tora selbst als Licht bezeichnet (Spr 6,20-23 EU). Auch heutiges kirchliches Liedgut kennt die Sonne der Gerechtigkeit.
Ps 19,6 hat eine Parallele in Mesopotamien: Vergleiche RitualserieBīt Rimki und den mesopotamischen Sonnengott als Bräutigam.
Die Wörter für die OffenbarungenAdonais werden in V.8ff kreativ variiert: Tora (תּוֹרַת יְהוָה), Anweisung (עֵדוּת יְהוָה), Gebot (מִצְוַת יְהוָה), Rechtsentscheide (מִשְׁפְּטֵי־יְהוָה). Überraschend ist dabei Furcht Adonais (יִרְאַת יְהוָה), die besonders in der Weisheitsliteratur geschätzt wird. Ohne Demut lernt man schwerer, insofern ist dieser Respekt der Anfang der Erkenntnis überhaupt, aber auch der Erkenntnis Adonais im Speziellen.
V. 12 scheint eine Art Tun-Ergehen-Zusammenhang vorauszusetzen, zumindest in der positiven Variante: Wer die Tora hält, empfängt Lohn. Berücksichtigt man die rabbinische Literatur, dann geht es dabei weniger um eine „Werkgerechtigkeit“. Viel eher liegt der Lohn in der Tat selbst begründet („Der Lohn der Tat ist die Tat“). Es gibt rabbinische Ideale von Tora-Treuen, die keinen Lohn dafür erwarten.
Am Anfang und am Ende finden sich Gottesbezeichnungen: Zu Beginn ist es El (אֵל), am Schluss ist es Adonai (יְהוָה). Wenn man die Datierungsfrage an die Verwendung von El knüpfen möchte, dann wurde früher oft angenommen, dass El ein frühes Datum markiert, da es sich um eine Anlehnung anugaritische Gottesbezeichnungen handelt. Andererseits kann man aber ein spätes Datum annehmen, wenn man damit argumentiert, dass El inQumran als Ersatzlesung für dasTetragramm verwendet wurde.
Derhaggadische (= erzählende)MidraschTehillim greift die Phrase „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ auf.
Dasjüdische Morgengebet an Wochentagen (Übersetzung laut dem GebetbuchSiddur sefat emet) erinnert in Teilen auch an Ps 19:
Gott, gepriesen, groß an Erkenntnis, er hat bereitet und geschaffen die Strahlen derSonne, der Gütige hat Ehre seinem Namen bereitet. Leuchten stellte er rings um seine Macht, die Führer seiner Heere sind mächtig, beständig erzählen sie die Ehre Gottes und seine Macht, gepriesen seist du, Ewiger unser Gott, ob der Herrlichkeit deines Händewerkes und ob der strahlenden Leuchten, die du gebildet, sie preisen dich.
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) hat unter dem gleichen Titel eineMotette geschaffen. Sie entstand im Jahre 1820 und trägt das Werkverzeichnis S 81.[2]
Die Himmel, Herr, preisen Dein göttliche Macht und Ehr (SWV 115), ist ein vierstimmiger Liedersatz vonHeinrich Schütz zum Psalm 19.
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (SWV 386) ist die 18. Motette derGeistlichen Chormusik (op. 11) von Heinrich Schütz (1648).
Der zweite Vers dieses Psalmes wurde auch in einemKanon von Alain Stamp vertont.[3]