Prosektor (lateinischProsector: „Vorschneider“, „Zergliederer“) war seit dem Mittelalter die Berufsbezeichnung für den „Sezierer“ eineranatomischen Anstalt, dem die Entnahme der aus Leichen gewonnenenPräparate oblag. In größeren Krankenhäusern gab es Ärzte, die zur Feststellung der Todesursache die Leiche sezierten und ebenfalls als Prosektoren bezeichnet wurden.
Die erste Erwähnung des Prosectors (auch Incisor, Dissector) findet man in Texten des 13. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war der „anatomische Akt“, die Sektion, noch keine eigenständige Lehr- und Forschungsmethode und diente fast ausschließlich der Illustration des vorgelesenen Textes. Der Lector (Vorleser), ein Professor der entsprechenden Bildungseinrichtung, saß dabei auf einem erhöhten Lehrstuhl und rezitierte Texte vonGalen. Unabhängig vom abgelesenen Text sezierte ein Prosector, der im Alltag den Beruf einesHandwerkers,Baders oder Chirurgus ausübte, die Leiche. EinFamulus des Lectors, der Demonstrator, zeigte mit einem Stock auf die seiner Meinung nach gerade vorgelesene Struktur.Es gehörte ebenfalls zu den Aufgaben eines Prosektors, eine Leichenöffnung und Eingeweidebeschau durchzuführen, falls der Verdacht aufkam, dass eine höhergestellte Persönlichkeit vergiftet worden war.[1]
Der schärfste Kritiker dieser künstlichen Trennung zwischen gelehrtem Lector und handwerklichem Prosector wurde in der ersten Hälfte des 16. JahrhundertsAndreas Vesalius. Er war in seiner Zeit der fleißigste Prosector und revolutionierte die Anatomie durch sein Lehrbuch in sieben BändenDe humani corporis fabrica, erschienen in Basel 1543. Später erweiterte sich sein Aufgabenfeld und er wurde zum Assistenten des Professors in anatomischen Lehranstalten. Er sollte die Leichen zur Demonstration vorbereiten und die anatomischen Präparate zu Anschauungszwecken im Unterricht oder zur Bereicherung des Museums der Anstalt anfertigen.[2]
Je nach Einrichtung hat der heutige Prosektor verschiedene Funktionen übernommen:
Prosektor ist genauso wie derPräparator, deren Tätigkeiten sich oft überschneiden, keine geschützte Berufsbezeichnung. Vielmehr handelt es sich dabei um approbierte Ärzte, die die Funktion eines Prosektors übernehmen.