Projekt 641
Ein libysches Projekt-641-Boot | ||||||||||||||
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Projekt 641 hieß eine KlassesowjetischerdieselelektrischerU-Boote. Sie wurde von derNATOFoxtrot-Klasse genannt. Sie galt als besonders zuverlässig und wurde von der Sowjetunion auch an einige andere Staaten verkauft.
Entwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Projekt 641 folgte den KlassenProjekt 611 undProjekt 633. In den Planungen von Projekt 641 wurden Antriebssystem, Rumpfform, die Verteilung der Torpedobewaffnung und andere Merkmale der Vorgängerklassen weitgehend übernommen; einige der bekannten Schwachstellen wurden beseitigt. Durch eine Verlängerung und Verbreiterung des Rumpfes konnten mehr Treibstoff und Vorräte mitgeführt werden und die Seeleute hatten mehr Platz auf dem U-Boot. Man steigerte die Konstruktionstauchtiefe auf 250 Meter und traf Vorbereitungen für den Einsatz modernerTorpedo- undSeeminentypen.
Rumpf
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Die Formgebung des Rumpfes war stark an Projekt 611 angelehnt. Beide Projekte teilten sich eine vergleichbare Antriebsanlage mit dreiWellen, so dass die Verwendung einer ähnlichen Rumpfform nahe lag. Bei Projekt 641 wurde der Strömungswiderstand durch die Verlagerung desSonarsensors von der Rumpfunterseite in die Bugspitze reduziert. Das Strömungsverhalten wurde durch eine andere Krümmung der Schiffsseiten verbessert, so dass sich die Geschwindigkeit von Projekt 641 trotz größererVerdrängung im Vergleich zum Vorgänger kaum änderte.
Maschinenanlagen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei Überwasserfahrt undSchnorchelfahrt wurden die U-Boote vom Standard-Schiffsdieselmotor sowjetischer U-Boote angetrieben. Die Konfiguration war identisch mit der auf Projekt 611: drei Motoren vom Typ 37D mit je 2.000 PS (1.471 kW). Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 16,8 kn.
Bei Unterwasserfahrt wurden die Boote durchElektromotoren angetrieben, die ihre Energie aus Bleiakkumulatoren bezogen. Zwei PG-101-Motoren mit je 1.350 PS (993 kW) trieben die beiden äußerenWellen an, die mittlere wurde von einem PG-102-Elektromotor mit 2.700 PS (1.986 kW) angetrieben. FürSchleichfahrt stand ein PG-104-Elektromotor mit 140 PS (103 kW) zur Verfügung, der auf die mittlere Welle wirkte. Der PG-104 verbrauchte sehr viel weniger Energie als die PG-102-Motoren und lief deutlich leiser.[2]
Reichweite
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Bei 8,13 Knoten Marschgeschwindigkeit konnten die Boote des Projekts 641 mit einer Tankfüllung 30.000Seemeilen zurücklegen. Getaucht reichte die Batteriekapazität bei 15,30 Knoten für 16 Seemeilen.[2] Die Vorräte an Bord ermöglichten Einsätze von bis zu 90 Tagen.
Bewaffnung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Projekt 641 erhielt sechs Bug- und vier Hecktorpedorohre im Kaliber 533 mm. Eine ähnliche Kombination war bereits bei Projekt 633 verwendet worden, allerdings nur mit zwei Hecktorpedorohren. 22 Torpedos oder alternativ 32 MDT-Seeminen konnten mitgeführt werden. Im Bugtorpedoraum konnten 18 dieser Torpedos gelagert werden und im Heckraum vier.[3]
Das Spektrum der verwendbaren Torpedos war sehr breit und erstreckte sich von alten Modellen wie dem 53-39 aus demZweiten Weltkrieg über den 53-51 von 1951, bis hin zu den Ende der 1960er-Jahre entwickelten Torpedotypen 53-65M und 53-65K.[3] Die Torpedos der 65er Serie waren mit knapp 70 Knoten Spitzengeschwindigkeit bereits sehr schnell, hatten eine automatische Zielführung, einen Annäherungszünder und konnten aus bis zu 150 Metern Tiefe abgesetzt werden. Sie eigneten sich jedoch nur zum Angriff auf Ziele an der Wasseroberfläche und konnten nicht gegen gegnerische U-Boote eingesetzt werden.[4] Es konnten auch 533-mm-Torpedomodelle mitAtomsprengkopf verwendet werden.
In den 1970er- und 1980er-Jahren für den Export nachIndien gebaute Projekt-641-U-Boote erhielten andere Hecktorpedorohre im Kaliber 400 mm.[5]
Sensoren
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Projekt 641 war mit einem „Arktika-M“-Sonarsystem ausgerüstet. Sie konntenAktiv- undPassivsonarsysteme einsetzen. Ein „MG-10“-[5] oder „MG-15“-[8] System zurakustischen Unterwassertelefonie war neben dem Sonarsystem im Bug verbaut. An der Oberfläche konnten ein „Nakat“-ESM-System, ein „Flag“-Radar und mehrere Funkantennen ausgefahren werden.
Einheiten
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach der Fertigstellung von 62 Booten wurde der Bau von Projekt 641 im Jahr 1967 für die sowjetische Marine eingestellt. Die letzten vier dieser Boote gingen in den Export. In den Jahren 1972 bis 1983 wurden 13 weitere Boote für den Export gebaut, sechs fürLibyen, vier fürIndien und drei fürKuba.
Eine Auswahl:
B-29
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Boot wurde am 25. März 1966 in Leningrad auf Kiel gelegt. Es lief am 20. Mai des Jahres vom Stapel und wurde derNordflotte zugeteilt. B-29 wurde in den folgenden Jahren schwerpunktmäßig imMittelmeer eingesetzt und patrouillierte, unter anderem während desJom-Kippur-Krieges im Oktober 1973, in der Region. Nach einer Überholung wurde es 1988 an diepolnische Marine übergeben und leistete dort alsDzik mit der Kennung 293 ihren Dienst. Es wurde 2003 ausgemustert und abgewrackt.
B-33
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]B-33 wurde am 3. Februar 1961 in Leningrad auf Kiel gelegt und lief bereits am 27. April des Jahres vom Stapel. 1962 wurde es derPazifikflotte zugewiesen. Am 18. Februar 1987 kam es während einer Tauchfahrt aufSehrohrtiefe zu einemKabelbrand in einer Schalttafel in der zweiten Abteilung. Das Feuer griff auf Verkleidungen aus Holz über und Löschbemühungen blieben erfolglos, so dass Abteilung zwei evakuiert wurde. Das Feuer brannte über eine Stunde und der Kommandant ließ schließlich den Torpedoraum (Abt. 1) fluten, um eine Explosion der dort gelagerten Waffen zu verhindern. Fünf Seeleute starben, weitere 15 erlittenRauchvergiftungen. Das Boot wurde repariert. 1991 öffnete ein Matrose den inneren Verschluss eines Torpedorohres, obwohl dieses zum Meer hin geöffnet war. B-33 sank im Hafenbecken. Es wurde gehoben und später verschrottet.
B-37
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]B-37 wurde am 18. Juli 1958 in Leningrad auf Kiel gelegt und lief am 5. November 1958 vom Stapel. Es wurde derNordflotte zugeteilt und beiPoljarny stationiert.
Am 11. Januar 1962 brach bei Wartungsarbeiten im Hafen ein Feuer an Bord aus. Elf Torpedos im Bugtorpedoraum explodierten. Das Boot sank und 59 Besatzungsmitglieder starben. 1963 wurde das Wrack verschrottet.
B-59
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Das Boot wurde am 21. Februar 1960 in Leningrad auf Kiel gelegt und lief am 6. Juni des gleichen Jahres vom Stapel. Es wurde der Nordflotte zugeteilt und in Poljarny stationiert. Am 21. September 1962 brach es gemeinsam mit drei anderen U-Booten in Richtung Kuba auf. Am 20. Oktober 1962, auf dem Höhepunkt derKubakrise, erreichte B-59 die Quarantänezone, die dieUS Navy um die Insel errichtet hatte. B-59 versuchte, getaucht seine Fahrt fortzusetzen, wurde aber entdeckt und pausenlos von amerikanischenU-Jagd-Schiffen, Flugzeugen und Hubschraubern verfolgt. B-59 konnte getaucht keine Funkübertragungen senden oder empfangen, so dass die Besatzung weder Informationen über die Gesamtlage besaß noch nachfragen konnte. Als US-Schiffe schließlich in sicherem, aber noch deutlich wahrnehmbaren Abstand zum BootWasserbomben abwarfen, waren viele Seeleute von B-59, basierend auf den Informationen über die angespannte Lage vor dem Abtauchen, überzeugt, sie würden angegriffen und inzwischen sei der Dritte Weltkrieg ausgebrochen. Da die Tauchzeit des U-Bootes sich dem Ende näherte, weil das Aufladen der Batterien an der Oberfläche nötig wurde, entschied sich der Kommandant, einen Torpedo mit Nuklearsprengkopf einsatzbereit machen zu lassen. Durch das Einschreiten vonWassili Alexandrowitsch Archipow und anderen Seeleuten wurde die Waffe nie eingesetzt und so der Krieg, von dem die Besatzung glaubte, er sei bereits ausgebrochen, verhindert. B-59 tauchte auf und kehrte einen Monat später in die Sowjetunion zurück. Nach Einsätzen im Atlantik und im Mittelmeer wurde B-59 1990 inSewastopol außer Dienst gestellt wurde und 1992 verschrottet.
B-98
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Das Boot wurde am 4. April 1963 auf Kiel gelegt und lief am 15. Juni des Jahres vom Stapel. Es wurde der sowjetischen Nordflotte zugeteilt. Von 1968 bis 1970 führte das Boot eine Reise nachWladiwostok mit Zwischenstopps inKenia,Somalia undÄquatorialguinea durch. Am 3. November 1987 wurde das Boot an diepolnische Marine übergeben, wo es als 292Wilk seinen Dienst leistete, bis es 2001 ausgemustert wurde.
B-101
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]B-101 wurde am 19. Juni 1963 in Leningrad auf Kiel gelegt und lief am 30. August 1963 vom Stapel. 1964 wurde es der 182.Flottille der Pazifikflotte unterstellt. 1982 wurde es im Zuge eines Forschungsauftrages derSowjetischen Akademie der Wissenschaften unter dem Namen „Regulus“ (russisch: „Регул“) für die Messunggravimetrischer Felder abgestellt. Während des Einsatzes, der bis Jahresmitte 1983 dauerte, legte B-89 fast 25.000 Seemeilen zurück. 1991 wurde das Boot aus dem aktiven Dienst genommen, 1993 aus der Flottenliste gestrichen und zur Verschrottung vorgesehen. 1996 kenterte das verlassene Wrack an seinem Ankerplatz.
S-20
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S-20 wurde unter der Kennung B-420 in Leningrad am 25. Dezember 1968 auf Kiel gelegt und lief am 25. Februar 1969 vom Stapel. Das Boot wurde in S-20 umgetauft und 1970 durch dieOstsee überSpanien undMauritius zum indischen MarinestützpunktVisakhapatnam verlegt. Während des Konflikts mitPakistan war das Boot inBombay stationiert. Nach dem Ausbruch desBangladesch-Krieges wurde es von November bis Dezember 1971 zur Überwachung der Schifffahrtsrouten nachKaratschi eingesetzt. Das Boot wurde 2001 außer Dienst gestellt und 2002 als Museumsschiff an einem Strand seines ehemaligen Heimathafens aufgestellt.
B-413
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]B-413 liegt seit seiner Außerdienststellung als Museumsschiff imMuseum der Weltmeere in Kaliningrad.
Belege und Verweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Als Bildunterschrift und auf Museumsseiten wird B-143 genannt. Das in Zeebrügge ausgestellte Boot ist nach russischen Quellen jedoch B-821.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcnachA.B. Schirokorad:Sowjetische U-Boot-Nachkriegsbauten. S. 68 und J. Apalkow:Корабли ВМФ СССР. Многоцелевые ПЛ и ПЛ спецназначания. S. 41.
- ↑abA.B. Schirokorad:Sowjetische U-Boot-Nachkriegsbauten. S. 68.
- ↑abJ. Apalkow:Корабли ВМФ СССР. Многоцелевые ПЛ и ПЛ спецназначания. S. 41.
- ↑Norman Friedman:The Naval Institute guide to world naval weapon systems. S. 732.
- ↑abProjekt 641 auf deepstorm.ru, gesichtet am 17. Juli 2011
- ↑Ehemalige Seite Seafront Museum Zeebrügge, gesichtet am 23. Juli 2011 (Memento vom 6. Februar 2010 imInternet Archive)
- ↑B-143 bei deepstorm.ru, gesichtet am 23. Juli 2011
- ↑A.B. Schirokorad:Sowjetische U-Boot-Nachkriegsbauten. S. 64.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- А.Б. Широкорад:Советские подводные лодки послевоенной постройки (A.B. Schirokorad:Sowjetische U-Boot-Nachkriegsbauten.) Moskau 1997,ISBN 5-85139-019-0 (russisch).
- J. Apalkow:Корабли ВМФ СССР. Многоцелевые ПЛ и ПЛ спецназначания. (etwa:Schiffe der UdSSR – Mehrzweck-U-Boote und Spezial-U-Boote.), Sankt Petersburg 2003,ISBN 5-8172-0069-4 (russisch).
- Norman Friedman:The Naval Institute guide to world naval weapon systems. 5. Auflage, US Naval Institute Press, 2006,ISBN 978-1-55750-262-9 (englisch).
- Jeffrey Tall:Unterseeboote und Tiefseefahrzeuge. Neuer Kaiser Verlag, Klagenfurt 2002,ISBN 3-7043-9016-X.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Projekt 641 bei deepstorm.ru (russisch)