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Prakrit

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Prakrit (Sanskrit, प्राकृत, n., prākṛta) (auchmittelindische Sprachen genannt) ist die Bezeichnung für diejenigenindoarischen Sprachen, die in der sprachgeschichtlichen Entwicklung auf dasAltindische folgen. Sie wurden etwa in der Zeit vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 11. Jahrhundert n. Chr. gesprochen.

Verhältnis zum Sanskrit

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Die Bezeichnung Prakrit (natürlich) gewinnt als Gegensatz zum TerminusSanskrit Bedeutung: Sanskrit (kultiviert,gepflegt) ist die vom GrammatikerPanini kodifizierte komplizierteSprache der oberen Gesellschaftsschichten,Literatursprache, und vor allem die Sprache derbrahmanischen Überlieferung. Dagegen handelt es sich bei Prakrits um die der gesprochenen Sprache der breiten Bevölkerung nahekommendenDialekte, die in Schriftzeugnissen verschiedener Art belegt sind.

Oft wurde und wird behauptet, dass die Prakrits sich aus dem Sanskrit entwickelt hätten. Das Sanskrit ist aber nur einer von vielenindoarischen Dialekten, die sich aus dem Proto-Indoarischen entwickelt haben. Auch wenn das Sanskrit die mittelindischen Dialekte beeinflusst hat, so haben sich diese doch unabhängig aus dem Proto-Indoarischen entwickelt.

Gerade um sich von den größtenteils im Sanskrit verfassten Werken desBrahmanismus abzuheben, wurden wohl die Prakrits von den neu entstandenen Religionsgemeinschaften (besondersJainismus undBuddhismus) als Mittel ihrerÜberlieferung gewählt. Die neuen Religionen wandten sich auch an die breiten Massen, mit Hilfe des nicht exklusiven Prakrits als idealem Kommunikations- und Missionsmittel. Auch sie wurden von Grammatikern beschrieben. In Dramen verwenden verschiedene Personen unterschiedliche Prakrit-Dialekte, um soziale Unterschiede auszudrücken. Selbstverständlich war das Sanskrit Angehörigen der oberstenKasten vorbehalten.

Verschiedene Sprachen

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Pali ist die Sprache desTripitaka. Es hat eine Sonderstellung, da es in der Forschung weitgehend von den folgenden sogenannten literarischen Prakrits getrennt behandelt wird. Obwohl die Überlieferung deshistorischen Buddha in Pali erfolgte, sprach er selbst wahrscheinlichArdhamagadhi. In der Region des antikenGandhara wurdeGandhari gesprochen, das bis 1943 „nordwestliches Prakrit“ genannt worden war.

Unter den literarischen Prakrits werden sechs Dialekte unterschieden, die in der Literatur belegt sind. Die Bezeichnungen entstammen den indischenGrammatikern, auf deren Beschreibungen im Fall nur spärlicher Überlieferungen viele unserer Kenntnisse beruhen, zum Beispiel bei derMagadhi.

  1. Magadhi, belegt in Dramen und der Jogimara-Inschrift
  2. Ardha-Magadhi, belegt im Kanon derShvetambara-Jainas
  3. Maharashtri, u. a. belegt in jüngeren Texten derJainas
  4. Shauraseni, belegt in Dramen
  5. Jaina-Shauraseni, belegt in Texten derDigambara-Jainas
  6. Paishachi, dessen einziger bekannter Zeuge, die Brihatkatha, verloren ist und das sonst nur vonGrammatikern beschrieben und zitiert wurde.

Prakrits der Ashoka-Inschriften

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Eine ältere Entwicklungsstufe verschiedener Prakrits ist zudem in denAshoka-Inschriften aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. repräsentiert. Diese ältesten Schriftzeugnisse Indiens wurden in verschiedenen Regionen des Reiches desAshoka aufgestellt und haben weitgehend den gleichen Inhalt. Sie weisen regional verschiedene Varianten von AshokasAmtssprache auf, die uns Aufschluss über die Eigenschaften, besonders die lautlichen, der damals in den entsprechenden Gebieten gesprochenen Dialekte geben.

Apabhramsa

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Apabhramsa ist der Überbegriff für die jüngsten mittelindischen Sprachen, die zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert n. Chr. gesprochen wurden. Mit abnehmendem Alter werden die Prakrit-Sprachen immer laut- und formenärmer und entfernen sich so zunehmend vom gemeinsamen Ursprung. Die modernen indoarischen Sprachen (zum Beispiel Hindustani (Hindi),Bengali undPanjabi) leiten sich über die Zwischenstufe des Apabhramsa von den Prakrits her.

Sprachliche Charakteristika

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Prakrits lassen sich gut mit dem Sanskrit vergleichen und anhand der Unterschiede von ihm beschreiben. (Dem entspräche z. B. die Beschreibung desItalienischen anhand der Unterschiede zumLateinischen.)

Lautlehre

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Die Gesamtheit der Prakrits hat einen Großteil der Abweichungen vom Sanskrit gemeinsam. Es fällt vor allem die umfassende Tendenz zurAssimilation vonKonsonantengruppen auf, des Weiteren der Wegfall der silbenbildenden r und l und derDiphthonge ai und au und das Zusammenfallen der drei Sibilanten (Zischlaute) in einen.

Dazu kommen die Kürzung allerVokale vor Doppelkonsonanten oderAnusvara („Morengesetz“) und das Auslautgesetz, nach dem im Auslaut nur Vokale oder Anusvara stehen können.

Grammatik

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Die komplizierte Grammatik des Sanskrit findet sich in den Prakrits radikal vereinfacht wieder. Die Anzahl derKategorien ist stark reduziert, und auch der im Sanskrit erhaltene Formenreichtum des Indoarischen ist größtenteils verallgemeinerten Endungsreihen gewichen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, vor allem natürlich die lautgesetzlichen Veränderungen: Durch die Vereinfachung des Lautsystems würden sich in den Prakrits häufig mehrdeutige Formen ergeben.

Hier ein Beispiel: Es könnte ein prakritischesputtā aus der im Sanskrit erscheinenden FormAbl.Sg.putrāt oderNom.Pl.putrāḥ entstanden sein. Diesen Mehrdeutigkeiten wird entgegengetreten durch Schaffung neuer Endungsreihen, indem nach der Lautveränderung weiterhin unmissverständliche Endungen der verschiedenen (vokalischen, konsonantischen undpronominalen) Stämme verallgemeinert wurden. So bleibtputtā Nom. Pl.; der Abl. Sg. auf wirdkontaminiert mit dem ursprünglich-tas lautenden Adverbialsuffix (sieheAdverb,Suffix), das sich in den Prakrits über-to zu-do und-o entwickelt: Es entsteht die Endung-ādo oder-āo, so dass der Abl. Sg. schließlichputtādo oderputtāo lautet. Dieses neue Suffix-āo wird für alle vokalischenStämme verallgemeinert und dringt auch in dieDeklination der Pronomina ein.

Die Regel, dass am Wortende in den Prakrits kein Konsonant stehen kann, führte zum Verschwinden konsonantischer Stämme, die nur vor vokalischen Endungen noch als solche zu erkennen sind. Zum Beispiel erscheint SanskritInst. Sg. (vom Stammbhrātṛ)bhrātā im Maharashtri Inst. Sg. (von Nom. Sg.bhattā) alsbhattuṇā, aber imAkk. Sg.bhattāraṃ bleibt das r erhalten.

Aus konsonantischen Stämmen wurden vokalische, und zwar entweder durch Anfügung eines Vokals oder durch Wegfall des Endkonsonanten. Bevorzugt wird eindeutig der Stamm auf -a, in den zum Beispiel viele Wörter der alten s-Stämme und die meisten Wörter der alten -n-Stämme (unter Wegfall des n) übergewechselt sind.

DerDual existiert in den Prakrits nicht, seine Funktion wird vomPlural mitgetragen. DerDativ findet sich äußerst selten, und seine Funktion wird vomGenitiv übernommen.

Siehe auch

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Literatur

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  • Helmuth von Glasenapp:Die Literaturen Indiens. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (=Kröners Taschenausgabe. Band 318). Kröner, Stuttgart 1961,DNB363784993.
  • Oskar von Hinüber:A Handbook of Pali Literature. Berlin / New York 2000,ISBN 3-11-016738-7.
  • Oskar von Hinüber:Das ältere Mittelindisch im Überblick. Wien 1986. (2. Auflage. 2001)
  • S. M. Katre:Prakrit Languages and their contribution to Indian culture. Deccan College, Poona 1964.
  • Klaus Mylius:Die Geschichte der altindischen Literatur. Bern / München / Wien 1988.
  • R. Pischel:Comparative Grammar of the Prakrit Languages. translated from the German by S. Jha. Delhi 1965.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4047050-7 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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