Popkultur

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Pop-Kultur ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum gleichnamigen Festival siehePop-Kultur (Festival).

AlsPopkultur (vonlateinischpopulus, deutsch‚Volk‘,englischpop culture) oderPopulärkultur werdenkulturelle Erzeugnisse undAlltagspraktiken, die vor allem seit dem 20. Jahrhundert im Zuge der gesellschaftlichenModernisierung alsMassenkultur Verbreitung finden, bezeichnet. Die Etablierung des Massenkonsums seit dem späteren 19. Jahrhundert spielt dabei eine Rolle. Beispiele für Populärkultur sindSport,Massenmedien,Trivialliteratur undpopuläre Musik.

Der BegriffPopulärkultur hat sich auch als allgemeinerer und neutraler Ersatz für die ältere Bezeichnung „Volkskultur“ durchgesetzt. Der AusdruckPopulärkultur ist eherFachjargon,Popkultur dagegen eherSzenejargon. Im modernen Sinne, etwa in derSoziologie und denCultural Studies, bezeichnet Populärkulturgesamtgesellschaftliche Phänomene, die nahezu alle kulturellen Sparten umfassen. Populärkultur unterscheidet sich durch ihren „populären“, alsovolkstümlichen oder auchproletarischen Charakter von der sogenanntenHochkultur. Populärkultur kann ausSubkultur entstehen, die sich vom Vorherrschenden oderElitären unterscheidet. Oft wird Subkultur später zur Mode und damit zumMainstream.

Inhaltsverzeichnis

Wesen

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Fürneomarxistische Kritiker in der Tradition derkritischen Theorie ist das Wesen von Popkultur gegenüber den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissenkonformistisch und affirmativ. Sie entsteht in einerkapitalistischen Gesellschaft stets alsWarenform und folgt deshalb ihren „Gesetzen“ – der Logik des Marktes.Theodor W. Adorno undMax Horkheimer prägten in diesem Zusammenhang das Schlagwort der „Kulturindustrie“. Diese Diagnose beinhaltet die abwertend gemeinte Charakterisierung der Popkultur als Bestandteil einer herrschendenIdeologie im Sinne eines „falschen Bewusstseins“.

In neueren Diskussionen innerhalb derpolitischen Linken, insbesondere in der Tradition derCultural Studies, wird Popkultur dagegen differenzierter behandelt und weniger eindeutig dem Bereich der Ideologie zugeordnet. Vielmehr erscheint sie nun – im Anschluss anAntonio Gramscis Hegemonietheorie sowie an die poststrukturalistischeDiskursanalyse – als Feld, auf dem sich gesellschaftliche Konflikte und Veränderungen kulturell manifestieren. In der Popkultur – und vor allem ihrenRezeptionsweisen, wie vor allemStuart Hall undJohn Fiske betonen – könne sich deshalb auchpolitischer Widerstand bzw.Subversion ausdrücken.

Geschichte

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Seit dem 18. Jahrhundert bildet sich eine spezifische Sphäre „Kultur“ innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft heraus. Populäre Formen sind dabei schon immer Teil dieser Entwicklung gewesen. Kultur derModerne entsteht durch dieDialektik von Hoch- und Populärkultur bzw. Eliten- und Massenkultur.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt die bürgerliche Gesellschaft Kultur für sich, was mit wachsendem Wohlstand und steigender Bildung zusammenfällt, die durch dieIndustrialisierung ermöglicht wird. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt die Mittel- und Unterschicht damit, „einfache“ Künstler, z. B. Straßenkünstler, als kulturelles Phänomen zu rezipieren. Dadurch werden die Grenzen zwischen den herkömmlichen SphärenHochkultur undAlltagskultur zunehmend aufgelöst. Mit dem Wachsen der Definitionsmacht der Popkultur wird dieDichotomie „Alltagskultur | Hochkultur“ auch kraft der öffentlichen Meinung in Frage gestellt.

Auch die universitäre Geschichtswissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren der Popkultur geöffnet und diskutiert Popgeschichte als Forschungsperspektive etwa innerhalb derKulturgeschichte und derZeitgeschichte.[1][2]

Pop als diskursives Phänomen

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WieRoger Behrens schreibt, ist Pop wesentlich eindiskursives Phänomen. Pop habe „mit der Art und Weise zu tun, in der über Pop geschrieben und reflektiert wird, damit, inwiefern Pop selbst neben einer kruden kulturell-ökonomischen Realität ein Produkt von Diskursen ist. Das Reden über Pop ist bisweilen mehr Pop als das, worauf es gerichtet ist.“[3] Dem Begriff Popkultur haften mittlerweile zahlreicheMythen an, die seinem Wesen jedoch kaum gerecht werden.

Pop versus Sub Pop

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Pop ist in seinem Wortsinn als populäre Kultur zu verstehen, die sich nicht auf Musik beschränkt. Auch Malerei, Literatur, Fotografie usw. gehören dazu. Popkultur lässt sich auch nicht durch Subgenres abgrenzen, da sich auchHardcore Punk,Hip-Hop,Techno oder einfachUnderground bzw.Independent unter den Begriff fassen lassen. In der allgemeinen Wahrnehmung kommt es begrifflich aber zu allerlei Verzerrungen, da der Begriff aufgrund seiner Geläufigkeit oft zweckfremd instrumentalisiert wird.Martin Büsser übt beispielsweise ausgehend von der Unterteilung in Genres, die er als Independent und als Mainstream kennzeichnet, seine Kritik. Popkultur setzt er dabei mitMainstream als Massenkultur gleich. Diese wiederum als subjektiv schlecht empfundene Massenkultur stellt er dem vermeintlich „guten“ Independent entgegen.

Der Independent-Popkultur ganz besonders, aber auch dem Mainstream-Pop werden oftmals politische Werte wieSubversion und Widerständigkeit zugeschrieben. Popkultur sei ihrem Wesen nach mit Ideen wie Internationalität, Offenheit und Toleranz, Grenzenlosigkeit, sexueller Befreiung, Selbstbestimmung von Frauen, Spaß und Verteidigung demokratischer Werte im Allgemeinen verknüpft. So habe die Übernahme der amerikanischen Popkultur in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg eine – besonders für Deutschland wichtige – Befreiung von bürgerlichen traditionellen Strukturen ermöglicht. „Elvis Presley war nicht umsonst kein Deutscher“, wie das „Magazin für Popkultur“Spex einmal formulierte.[4]

Dennoch gibt es auch Theoretiker wie Marvin Alster oder Roger Behrens, die innerhalb der Popkultur selbst Kritik üben oder manchen popkulturellen Erscheinungen gar den Status „Pop“ absprechen. Nachdem das Genre „Deutschpop“ sich in Deutschland intellektuell etablierte und dasGoethe-Institut spezifisch deutsche Kultur ins Ausland zu exportieren versuchte, warfen die Autoren der InitiativeI Can’t Relax In Deutschland die Frage auf, ob es sich bei bewusstnationalistisch beseelter Musik überhaupt noch um Popkultur im eigentlichen Sinn des Wortes handele. Diese traditionell verhaftete Spielart habe mit freiheitlichen Werten wieToleranz, Offenheit undFreiheit gebrochen – Grundprinzipien, für welche Popkultur immer gestanden habe.

Popkultureller Ursprung

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Popkultur unterliegt einem dynamischen Entwicklungsprozess mit wechselseitigen Einflüssen aus Soziokultur, Staats- und Nationalkultur sowie Wirtschaftskultur. Dieser Prozess ist historisch gewachsen. Der PopkulturtheoretikerDiedrich Diederichsen unternahm den Versuch, Popkultur in Phasen einzuteilen. Er bezeichnete die Phase des Pop der 1980er Jahre in Abgrenzung zu den 1960ern als Pop II und die Phase seit 1990 als Pop III. Der Titel der WDR-Reihe50 Jahre Pop ist zu hinterfragen, da der Ursprung der Popkultur auch in Deutschland bereits in den frühen zwanziger Jahren begann und sich auch während desNationalsozialismus derSwing als verdeckte Jugendkultur etablierte. Generell lässt sich festhalten, dass es keine spezifisch deutsche Popkultur gibt, da diese westlich-amerikanischen Einfluss aufweist.

Mechanismen der Popkultur

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Popkultur folgt verschiedenen Mechanismen:

  • Aktualitätsprinzip und das Streben nach Neuem:Up to date zu sein ist essentiell. Meistens erscheinen die Ideen revolutionär und einfach. Oft wird auch Altes wiederholt, aber stets überreizt wiedergegeben. Die Popkultur folgt also demModeprinzip.
  • Gebrauch derMassenmedien: Sie sind das zentrale Darstellungs- und Hilfsmittel zur Verbreitung der Hervorbringungen der Popkultur. Durch sie werden dieKonsumenten beeinflusst und/oderinteraktiv miteinbezogen, z. B. bei Wikipedia,EBay oderPodcasts. Wegen des zunehmenden Rückzugs ins häusliche Privatleben in der heutigen Gesellschaft wächst die Macht der Medien und Marken kontinuierlich, zum Beispiel durchBranded Entertainment.
  • Ständige Grenzüberschreitungen, schnelle Veränderung und ein damit verbundenessubkulturelles und revolutionäres Image, das ausgehend von der früheren Popbewegung heute von großen Marken benutzt wird.
  • Befriedigung des Bedürfnisses nach Spaß und intensiven Erlebnissen.

Theorien zur Popkultur

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Zur Theorie der Popkultur lassen sich im Wesentlichen zwei Ansätze unterscheiden. Zum einen dieKritische Theorie, die vor allem aufAdorno und dieFrankfurter Schule zurückgeht, zum anderen dieCultural Studies, die sich auf das Birminghamer Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) stützen. Auf der Seite der Kritischen Theorie ist vor allem das KapitelKulturindustrie in Adornos und HorkheimersDialektik der Aufklärung zu nennen, auf der Seite der Cultural Studies haben sich Autoren wie John Fiske, Stuart Hall, Dick Hebdige und Lawrence Grossberg hervorgetan.

Die Cultural Studies untersuchen Kultur im eigentlichen Sinne, ohne wie bei der Kritischen Theorie auf einen gemeinsamen ideologischen Kern zurückzugreifen. Diese wissenschaftliche Disziplin hat sichinterdisziplinär weiterentwickelt und eint verschiedenste Lesarten. In den Cultural Studies werden partikulare und lokale Erscheinungen auf ihren Zusammenhang mit sozialstrukturellen Merkmalen, wie z. B. Ethnie, Klasse, Schicht, Gender und sexuelle Orientierung hin untersucht.

Cultural Studies erforschen die Bedeutung von Kultur als Alltagspraxis. Diese Bedeutungen werden als sozial konstruiert aufgefasst. In seiner extremsten Form wird alles als Kultur aufgefasst, was im Zusammenhang mit menschlicher Sprache entsteht und somit einen soziokulturellen und zivilisatorischen Ursprung hat. Die Kritik an den Cultural Studies hinterfragt den Erkenntnisgewinn durch die genannten Ergebnisse.

Die These der Totalitätstheorie der Kulturindustrie Adornos und Horkheimers analysiert die gesellschaftlichen Verhältnisse der 1940er Jahre. Ihre These ist keine kulturkritische, sondern eine gesellschaftskritische Theorie. Die Form der ökonomischen Analyse ihrer Theorie genießt heute keine Aktualität mehr. Sie stellenKapitalismus als einen ausweglosen, sich in monopolkapitalistischer Formation verdichtenden Block dar. Aktualität wird hingegen der Diagnose des Spätkapitalismus zugerechnet. Adorno und Horkheimer gehen davon aus, dass sich Kapitalismus zum allgegenwärtigen System entwickelt hat. Darin habe sich fortwährend die Idee der Nische aufgelöst. Adorno hat diese Erkenntnis auf die einfache Formel gebracht:

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“

Theodor W. Adorno:Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben[5]

Eine Sonderstellung hatHans-Otto Hügels Theorie der „ästhetischen Zweideutigkeit der Unterhaltung“. Wie es Dirk Knipphals in dertaz formuliert: „Zwischen Frankfurter Schule einerseits und Cultural Studies andererseits schlägt Hans-Otto Hügel einen eigenen Weg ein. Von den Cultural Studies übernimmt er die egalitäre Sichtweise, die Kategorie des Ästhetischen will er jedoch in die Erforschung der populären Kultur zurückholen.“[6] Für Hügel ist Populäre Kultur Unterhaltungskultur, wobei die Unterhaltung von Fall zu Fall unterschiedlich realisiert wird. In irgendeiner Form sei sie in jeder Unterhaltungssituation nachzuweisen. In Hügels einflussreichem[7] Aufsatz aus dem Jahr 1993 heißt es:

„Weder ist Unterhaltung Zerstreuung, deren Artefakte uns nur über tote Zeit hinweghelfen, noch ist sieKunst, die uns zwar alles mögliche, das aber immer unbedingt, gibt. Unterhaltung sagt sozusagen: "Ich wasch dir den Pelz und mach dich nicht naß", während die Kunst eher dem Wahlspruch folgt: "Gelobt ist, was reinigt", und die Zerstreuung sagt: "Naß werden willst du auf keinen Fall, also kommst du vom Regen in die Traufe." […] Während Kunstrezeption ihrem Anspruch nach Unbedingtheit fordert, keine Beliebigkeit in der Wahrnehmung und im Interesse erlaubt und daher den Rezipienten Anstrengung abverlangt, ja ihnen opponiert, erlaubt die Unterhaltungsrezeption (fast) jedes Maß an Konzentration und Interesse.“[8]

Literatur

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Zeitschriften
  • POP. Kultur und Kritik., herausgegeben vonThomas Hecken. transcript, Bielefeld, ISSN 2194-6981.

Weblinks

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Wiktionary: Popkultur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Popgeschichte – Docupedia. In: docupedia.de. Abgerufen am 22. April 2016. 
  2. L. Seegers (Hrsg.): Hot Stuff. In: hsozkult.de. Abgerufen am 22. April 2016. 
  3. Pop: Die Raving Society frißt ihre Kinder. In: Beatpunk Webzine. Abgerufen am 22. April 2016. 
  4. Spex, Nr. 08, 1993.
  5. Theodor W. Adorno:Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1953 ff,ISBN 3-518-01236-3, S. 59.
  6. Dirk Knipphals:Modernes Lesen: Neue Bücher kurz besprochen: Populärkultur. In:taz. 25. November 2003,ISSN 0931-9085,S. 19 (taz.de [abgerufen am 29. März 2022]). 
  7. Udo Göttlich, Stephan Porombka: Einleitung. (PDF) In: Die Zweideutigkeit der Unterhaltung. Halem-Verlag, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2021; abgerufen am 28. März 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.halem-verlag.de 
  8. Hans-Otto Hügel:Ästhetische Zweideutigkeit der Unterhaltung. Eine Skizze ihrer Theorie. In:montage AV. Zeitschrift für Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation.Band 2,Nr. 1, 1993,S. 119–141,doi:10.25969/mediarep/120 (mediarep.org [abgerufen am 28. März 2022]). 
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