Die Bezeichnung „Polen“ (polnisch „Polacy“) leitet sich vomindogermanischen Wort „pele“[2] für deutsch „Feld“ ab; gleich wie seinesemantischen Äquivalente „Champagne“, „Kampanien“ oder das Suffix „-falen“.[3] „InterAlpes Huniae etOceanum est Polonia, sic dicta in eorum idiomate quasi Campania“, schrieb 1211 der RechtsgelehrteGervasius von Tilbury in seinemOtia Imperalia. Demnach ist der Name Polens von den „Feldbewohnern“ abgeleitet.
Polnische Bauern und Bäuerinnen aus der Umgebung von Kalisz (Großpolen), Lithografie von 1881
Entstanden sind die Polen imFrühmittelalter inMitteleuropa in Folge der Vereinigung westslawischer Stämme unter der Herrschaft des Geschlechts derPiasten, die selbst dem Stamm derPolanen angehörten. Deren ursprüngliches Siedlungsgebiet rund um dieWarthe und dieNetze zwischen den StädtenPosen (Poznań) undGnesen (Gniezno) wurde um Siedlungsgebiete derWislanen undMasowier zwischen den StädtenKrakau (Kraków) undWarschau (Warszawa) entlang derWeichsel erweitert. Später fielen auch diePomeranen undSlensanen sowie weitere kleinere Stämme unter den Einflussbereich der Piasten.
Mit der GründungPolen-Litauens unter der Herrschaft des Geschlechts derJagiellonen kam es zu einer teilweisenPolonisierung weiterer Gebiete inOsteuropa. Zudem siedelten viele Polen im Gebiet des heutigen südöstlichenLitauen, der heutigen Westhälfte vonBelarus, dem heutigen westlichen Drittel derUkraine, dem heutigen NordostenTschechiens und den heutigen nördlichen Grenzregionen derSlowakei.
Durch kulturhistorische Besonderheiten sind im Laufe der Geschichte innerhalb der Ethnie der Polen neue eigenständige Volksgruppen entstanden. Hierzu zählen dieGoralen, dieMasuren und dieSchlesier. Nur noch 51 Prozent der Letztgenannten sehen sich laut einer Volkszählung von 2011 zugleich als Polen, dafür betrachten sich ganze 93 Prozent der als eigene Ethnie geltendenKaschuben auch als Polen.[4]
In den letzten 200 Jahren wanderten Polen in verschiedene Teile der Welt aus, wo sie sich verschieden stark assimilierten.
Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit 44 bis 60 Millionen Polen gibt.
Als historische und anerkannte nationale Minderheiten leben Polen in vielen mittel- und osteuropäischen Ländern:Lettland (2,5 % der Bevölkerung),Litauen (6,74 %),Slowakei (0,1 %),Tschechien (0,5 %),Ukraine (0,45 %),Ungarn (3800),Belarus (4 %).[5] Viele Polen sind in westeuropäische Länder ausgewandert.
Die Zahl von Polen in Frankreich wird mit 1.050.000 und in Kanada mit 800.000 angegeben. Von den über 10 Millionen polnischstämmigen US-Amerikanern (amerikanische Volkszählung von 2000) sprechen nur noch 667.414 Personen (0,25 % der Bevölkerung) zu Hause polnisch.
Große Teile der polnischen Auswanderer haben sich im Laufe der Zeit assimiliert. Werden alle Menschen einbezogen, die in den letzten 150 Jahren einen polnischen Vorfahren hatten, ergibt dies eine Gesamtzahl von über 100 Millionen Menschen.
Für die Mitglieder der polnischen Diaspora wurde eine Urkunde eingeführt, die die Angehörigkeit ihres Besitzers zum polnischen Volk bestätigt: dieKarta Polaka.
Die Zahl der derzeit in derBundesrepublik Deutschland wohnenden Polen lässt sich nicht exakt beziffern. Nach demZensus 2011 leben zwei Millionen Menschen mit polnischemMigrationshintergrund in Deutschland.[8] Auch in Polen geht man von zwei Millionen[9] (Schätzwerte der StiftungWspólnota Polska, 2007) Menschen mit einer ganz oder teilweise polnischen ethnischen, kulturellen oder sprachlichen Identität aus. Die Zahl der Personen mitausschließlichpolnischer Staatsbürgerschaft liegt bei 740.962 (2015);[10] zudem leben etwa 690.000 (2011) Personen mit deutscher und polnischer Staatsangehörigkeit in Deutschland.[11]
1992 lebten in denNachfolgestaaten der Sowjetunion schätzungsweise 1,13 Millionen Polen, die meisten davon in Litauen, Belarus und der Ukraine (vergleiche mit den Zahlen oben).
Seit dem 14. Jahrhundert sind Polen in diese zum polnisch-litauischen Reich gehörenden Gebiete eingewandert. Sie bildeten bis ins 20. Jahrhundert die politisch und sozialökonomisch dominierende Schicht in Gebieten des heutigen Litauens, der Ukraine und von Belarus. Aufgrund der dreiTeilungen vonPolen-Litauen zwischen 1772 und 1795 kam der größte Teil zumrussischen Reich, das polnische Kerngebiet wurde zunächstKongresspolen, dannWeichselgebiet genannt. Die ab 1918 erstandeneZweite Polnische Republik erlangte in mehreren Kriegen Gebietszuwächse mit mehrheitlich polnischsprachigen Regionen im Osten, verlor diese Gebiete 1939 aber wieder infolge desHitler-Stalin-Paktes, und endgültig 1945 durch den mit derSowjetunion geschlossenen Grenzvertrag. Die meisten dort lebenden Polen wurden anschließend in die neuen Westgebiete derVolksrepublik Polen umgesiedelt, ein anderer Teil verblieb jedoch in der ehemaligen Heimat. Noch heute gibt es starke polnische Minderheiten in Litauen und in Belarus, daneben auch kleinere Gruppen in der Ukraine und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Hervorzuheben sind hier diePolnische Minderheit in Litauen und diePolnische Minderheit in Belarus.[12]
Die polnische Minderheit in Ungarn war in der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr bevölkerungsreich. Die erste permanente Sonntagsschule wurde 1922 gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges gab es in Ungarn 27 polnische Grundschulen und – einzigartig in Europa – eine polnische Hochschule und ein Lyceum inBalatonboglár. Von offizieller Seite wird die heutige Anzahl der Polen in Ungarn mit 3.800 angegeben, während Minderheitenorganisationen die Anzahl auf 10.000 schätzen.[13]
↑Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.):Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009,ISBN 978-3-593-38991-2, S. 362.
↑Joseph Bosworth:A dictionary of the Anglo-Saxon languages, S. 275;planus, plain, flat; from Indo-Germanicpele, flat, to spread, also the root of words like plan, floor, and field. [In:] John Hejduk:Soundings, 1993, S. 399; “the rootpele is the source of the English words ‘field’ and ‘floor’. The root ‘plak’ is the source of the English word ‘flake’”. [In:] Loren Edward Meierding:Ace the Verbal on the SAT, 2005, S. 82.
↑„Tak jak nazwa Polanie, również nazwa Polska pochodzi od pół uprawnych, podobnie jak nazwa Szampania we Francji (odle champ – pole) czy Kampania we Włoszech (odcampo – pole).” In:Jerzy Topolski:Historia Polski. Wydawnictwo Poznańskie, S. 42.