Podgorica [ˈpɔdgɔˌriʦa],montenegrinisch-kyrillischПодгорица, ist dieHauptstadtMontenegros. Mit Ausnahme des Staatspräsidenten, der inCetinje residiert, haben hier alle wichtigen Institutionen der Republik ihren Sitz. Podgorica hat rund 150.000 Einwohner, die gesamteGemeinde Podgorica über 185.000 (2011). Von 1946 bis 1992 hieß die Stadt nachJosip Broz TitoTitograd. Der NamePodgorica bedeutet auf Deutsch „am Fuß des Hügels“.
Die montenegrinische Hauptstadt liegt in einer weiten Ebene an der Mündung derZeta in dieMorača, die Podgorica von Norden nach Süden durchfließt. Bis zumSkutarisee im Süden sind es von Podgorica etwa 15 Kilometer.
Podgorica hat einfeucht-subtropisches Klima (effektive Klimaklassifikation: Cfa), mit heißen und schwülen Sommern und milden Wintern. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 1544 mm und die Durchschnittstemperatur 16,4 °C.[1]
Die Großgemeinde Podgorica ist die einwohnerstärkste Kommune Montenegros. Außer der Hauptstadt gehören die KleinstädteGolubovci undTuzi sowie insgesamt 57 Dörfer und Siedlungen zur Gemeinde.
Im Norden der heutigen Stadt liegt das antike Stadtzentrum vonDoclea.Ab 1000 nach Christus gehörte die Gegend um Podgorica zum serbischenFürstentum Duklja unter Jovan Vladimir. Ihm folgten als Herrscher die Vojislavljević und die Vukanović-Dynastie, aus der die Namanjiden-Dynastie entstand. Podgorica blieb bis zum Zerfall des serbischen Kaiserreiches Teil des Reiches.
Im Jahr 1326 wurde Podgorica erstmals als kleine Siedlung erwähnt und stand lange im Schatten vonShkodra,Medun und der KüstenstädteBar undBudva, später dann auch vonCetinje. Es gehörte Mitte des 14. Jahrhunderts zumserbischen Reich des ZarenStefan Dušan, danach zu den Fürstentümern derBalšić (bis 1421),Lazarević/Branković (1421–1439/1444–1452) und derCrnojević (bis 1466). Kurzzeitig stand die Stadt auch untervenezianischer Herrschaft. Von 1466 an war Podgorica Teil desOsmanischen Reichs. Die Osmanen erbauten hier eine große Festung, um sich gegen Angriffe der freien serbisch-montenegrinischen Stämme aus den Bergen zu schützen. Mit der Festung wuchs die strategische Bedeutung von Podgorica. Auf demBerliner Kongress im Jahr 1878 wurde Podgorica demFürstentum Montenegro zugesprochen, dessen Hauptstadt zu dieser Zeit Cetinje war. Die Ergebnisse des Kongresses bedeuteten das Ende von vier Jahrhunderten osmanischer Herrschaft. Podgorica ist seit dieser Zeit die größte Stadt des Landes und der wichtigste Handelsplatz. 1904 wurde hier die erste Bank des Landes gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die Stadt 13.000 Einwohner. Anders als im rein slawisch-orthodox geprägten montenegrinischen Kernland um Cetinje lebten in Podgorica damals auch viele muslimische Slawen und auch Albaner.
ImErsten Weltkrieg stand Podgorica von 1916 bis 1918 unterösterreichischer Besatzung. Im Jahre 1918 kam die Stadt mit demKönigreich Montenegro zumKönigreich Jugoslawien. ImZweiten Weltkrieg folgten den italienischen Besatzern (1941–1943) die Deutschen (1943–1944). Die Stadt war während des Krieges etwa 70 alliierten Luftangriffen ausgesetzt, die sie fast ganz zerstörten. Im Dezember 1944 erfolgte die Befreiung durch diejugoslawischen Partisanen. 1946 wurde die Stadt zu Ehren des jugoslawischen MinisterpräsidentenJosip Broz Tito inTitograd umbenannt und gleichzeitig zur Hauptstadt der jugoslawischenTeilrepublik Montenegro erklärt. Seit dem 2. April 1992 heißt die Stadt wiederPodgorica. Nach demUnabhängigkeitsreferendum 2006 wurde Podgorica die Hauptstadt des neuen Staates Montenegro.
Zur Volkszählung von 2011 hatte die Stadt Podgorica 150.977 Einwohner. Hiervon bezeichneten sich 90.970 (60,25 %) alsMontenegriner, 36.207 (23,98 %) alsSerben, 3864 (2,56 %) alsRoma, 3393 (2,25 %) alsethnische Muslime, 2630 (1,74 %) alsBosniaken und 1477 (0,98 %) alsAlbaner. Daneben existieren in der Stadt zahlreiche weitere ethnische Gruppen wieKroaten,Mazedonier,Slowenen undMagyaren sowie mit 7292 (4,83 %) auch ein größerer Anteil an Personen, die keine Antwort bezüglich ihrer Ethnie gaben.[2]
Die Gemeinde Podgorica zählte demnach 185.937 Einwohner, von denen sich 106.642 (57,35 %) alsMontenegriner, 43.246 (23,26 %) alsSerben, 9538 (5,13 %) alsAlbaner, 4122 (2,22 %) als ethnischeMuslime, 3988 (2,14 %) alsRoma und 3687 (1,98 %) alsBosniaken bezeichneten. 8892 Einwohner (4,78 %) gaben keine ethnische Zugehörigkeit an.[2]
Mit der Ausgliederung derGemeinde Tuzi im Jahr 2018 sank die Gesamtbevölkerungszahl, gleichzeitig änderte sich die ethnische Zusammensetzung leicht.
Der öffentliche Nahverkehr basiert ausschließlich aufStadtbussen und wurde bis zur Jahrtausendwende von der städtischen GesellschaftGradsko saobraćajno preduzeće durchgeführt. Nach deren Bankrott betreiben zwei private Gesellschaften den Nahverkehr.
Im Oktober 2025 wurde die Einführung kostenlosen ÖPNVs für alle Einwohner angekündigt.[4]
Podgorica ist das wichtigste Zentrum der montenegrinischen Industrie. Es gibt in der Stadt eine Aluminiumhütte, dasKombinat aluminijuma Podgorica (KAP), auf das 45 Prozent der Exportleistung des Landes entfallen. Weiterhin gibt es Textilbetriebe sowie Betriebe zur Verarbeitung von Erzeugnissen der Landwirtschaft, insbesondere Tabak. Die meisten Menschen sind jedoch nicht mehr in der Industrie, sondern im Dienstleistungssektor und bei den staatlichen Behörden beschäftigt.
Podgorica ist das kulturelle Zentrum von Montenegro. Das Montenegrinische Nationaltheater, das Stadttheater, das Kindertheater, das Puppentheater und viele kleinere Theater sind hier beheimatet. Das Stadtmuseum, das Naturhistorische Museum und die Galerien Dvorac Petrovića und Perjanički dom sind die bekanntesten Ausstellungsorte.
Die Architektur der Stadt besteht infolge ihrer bewegten Vergangenheit aus einer Mischung verschiedener Stilrichtungen. Auf Grund der Jahrhunderte währenden Herrschaft derOsmanen ist der türkische Einfluss prägend für die Stadt, wie man an denMoscheen in den Stadtteilen Stara Varoš und Drač erkennt. Der Wiederaufbau nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg orientierte sich stärker an europäischen Einflüssen. In der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens wurden große Wohnblöcke erbaut. Erst in den späten 1990ern begann eine modernere Architektur in Podgorica Fuß zu fassen. Verglaste Appartementhäuser und Bürogebäude wurden erbaut. Es begann ein Bauboom, der seit der Unabhängigkeit 2006 noch zugenommen hat.
Heute sind die Wahrzeichen der Stadt die orthodoxe KircheHristovog Vaskrsenja (Auferstehungskirche) und die Millennium-Brücke über den FlussMorača, die am 13. Juli 2005 eröffnet wurde.
Podgorica ist das Medienzentrum Montenegros. Hier sind der staatlicheFernsehsenderRTCG und private Stationen wieTV IN,NTV Montena,Elmag RTV,RTV Atlas undMBC angesiedelt. Die TageszeitungenVijesti,DAN undPobjeda werden in Podgorica herausgegeben. Das renommierte WochenmagazinMonitor stammt auch aus der Stadt. Für die albanische Minderheit des Landes spielt die WochenzeitungKoha Javore eine wichtige Rolle, welche erstmals 1990 als Kulturmagazin erschien und seit 2002 als allgemeine Nachrichtenzeitung vom montenegrinischen Parlament herausgegeben wird.[5]
Die beliebtesten Sportarten in Podgorica sind Fußball und Basketball. Der BasketballvereinKK Budućnost Podgorica hat in den 1990er und 2000er Jahren in vielen internationalen Turnieren Erfolge errungen und spielt derzeit in derABA-Liga.
Auch die Volleyball- und Handball-Mannschaften der Stadt waren in der Vergangenheit erfolgreich in europäischen Wettbewerben.
In Podgorica befindet sich mit demStadion pod Goricom das größte Stadion Montenegros. Das SportzentrumMorača hat eine Kapazität von 4200 Sitzen und war einer der Veranstaltungsorte derBasketball-Europameisterschaft 2005, welche in Serbien und Montenegro stattfand.