Plaggen


EinePlagge (niederdeutsch zuPlacken) ist ein ausgestochenes Stück Oberboden. Anders alsGrassoden stammen Plaggen meist ausHeiden (Heideplaggen) oderWäldern (Waldplaggen), es wurden aber auch im Grünland gestochene Rasensoden Plaggen genannt, wenn sie in entsprechender Weise verwendet wurden (diese waren zwar als Dünger besser, aber weniger begehrt, weil sie eine schlechtereEinstreu im Stall ergaben). BeimPlaggenstechen (auchPlaggenhieb genannt) wird derhumose und durchwurzelte Oberboden mit Teilen der darauf befindlichenVegetation abgestochen.
Die Plaggen in Nordwestdeutschland waren etwa 40 Zentimeter breit und 100 Zentimeter lang. In den Niederlanden waren quadratische Plaggen mit 25 bis 30 Zentimeter Kantenlänge üblich. Beim Plaggenstechen wurden die Soden (Vegetation, Wurzelfilz und Oberboden) abgestochen, der anhaftende sandige Mineralboden abgeschält oder abgeschüttelt, der Plaggen anschließend zum Transport eingerollt; das dafür verwendete Werkzeug, eine Hacke mit halbmondförmigem, angeschärftem Eisen wurde „Quicke“ genannt. Für einen QuadratmeterPlaggenesch mussten 20 bis 40 Quadratmeter Heide abgeplaggt werden.
Plaggenwirtschaft war üblich in Nordwestdeutschland, dem dänischen Jütland, den küstennahen Geestgebieten der östlichen Niederlande und Nordost-Belgiens, südlich bis ins nördlicheWestfalen und insSandmünsterland, vereinzelt sogar ins nördlichsteSauerland, östlich vereinzelt bis in dieAltmark, immer in Gebieten mit sandigen altpleistozänen Böden. Ähnliche Bewirtschaftungsformen existierten in Skandinavien, wurden hier aber anders bezeichnet. Der Beginn der Plaggenwirtschaft wird auf dieEisenzeit[1] datiert. Durch Untersuchungen mittelsRadiokarbonmethode, ergänzt durchPollenanalyse ist ein großräumiger Einsatz, je nach Untersuchung etwa 600–800 n. Chr. bzw. 800–1200 n. Chr. nachweisbar, er geht vermutlich auf das 10. Jahrhundert zurück. Ältere Nachweise sind sporadisch und vor allem von den nordfriesischen Inseln bekannt.
Plaggen wurden bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, teilweise bis in die 1930er Jahre, im Zuge derPlaggendüngung auf ackerbaulich nicht genutzten Flächen gewonnen. Anschließend wurden sie meist alsEinstreu in den Ställen verwendet und mit demMist als organischer Dünger ausgebracht, meist auf den hofnahen Eschfluren (Plaggenesch). Diese geplaggten Flächen wurden deutlich aufgewertet. Heute sind Plaggen durchMineraldünger abgelöst.
Auf den abgeplaggten Flächen kam es durch den regelmäßigen Verlust des Oberbodens zu gravierendenBodendegradation (Verheidung undErosion). Heideflächen, die unterNaturschutz stehen, werden aber teilweise als Pflegemaßnahme heute noch abgeplaggt. Da die Heiden durchÜbernutzung entstanden, ist diese Degradierung zu ihrer Erhaltung notwendig.
Literatur und Quellen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Karl-Ernst Behre:Beginn und Form der Plaggenwirtschaft in Nordwestdeutschland nach pollenanalytischen Untersuchungen in Ostfriesland. In:Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen Münster.Nr. 10, 1976,S. 197–224.
- Hans‐Peter Blume, Peter Leinweber:Plaggen Soils: landscape history, properties, and classification. In:Journal of Plant Nutrition and Soil Science.Band 167,Nr. 3, 2004,S. 319–327,doi:10.1002/jpln.200420905 (englisch).
- Klaus Mueller, Luise Giani, Lutz Makowsky:Plaggenesch, Boden des Jahres 2013: Regionale Beispiele aus dem Oldenburger und Osnabrücker Land. In:DROSERA - Naturkundliche Mitteilungen aus Norddeutschland.Band 1/2, 2011,ISSN 0341-406X,S. 1–10.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Heidebauernwirtschaft
- Plaike (erosionsbedingt entblößter Boden im Gebirge)
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Plaggen in denWacholderheiden der Osteifel
- Plaggenwirtschaft und Plaggenböden in Westfalen