Wallfahrt

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Eine japanische Wallfahrerin beim Iwamoto-ji auf demShikoku-Pilgerweg

EineWallfahrt (von „wallen“, in eine bestimmte Richtung ziehen, „fahren“, unterwegs sein) oderPilgerfahrt,lateinischPeregrinatio religiosa, auchKirchfahrt,[1] ist das Zurücklegen einesPilgerweges zu Fuß oder mit einem Transportmittel, an dessen Ziel einePilgerstätte besucht wird. Sie kann unternommen werden, um einreligiöses Gebot, eineBuße oder einGelübde zu erfüllen oder in der Hoffnung auf die Erhörung einesGebets und wird auch alsPilgerreise,Pilgerfahrt,Betfahrt und imIslam alsHaddsch oderZiyāra bezeichnet.

Bei einer Wallfahrt steht nicht der Weg, sondern das Ziel im Vordergrund, in der Regel einHeiligtum. Bei einerProzession hingegen steht der Vorgang des Schreitens als „kollektive Gebärde einer Kultgemeinde“, oft als Abschreiten oder Umschreiten (vgl.Pradakshina), im Mittelpunkt.[2]

In früheren Jahrhunderten hatte die Wallfahrt asketischen Charakter, denn Fernreisen waren gefährlich. Dies ist durch moderne Transportmittel und touristische Infrastruktur in der Regel nicht mehr der Fall. Daher gewinnen die rituellen Handlungen am Ziel an Bedeutung. Religiös motiviertes Reisen im weiteren Sinn wird auch als Religionstourismus bezeichnet.[3]

Inhaltsverzeichnis

Vor- und frühgeschichtliches Europa

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Vermutlich gab es bereits in der Vorgeschichte überregionale Kultzentren, sowohl Berge und andere Landschaftsformen, die die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zogen, als auch die monumentalen Steinsetzungen derMegalithkultur. In diesem Sinn werden beispielsweise die Steinritzungen inValcamonica und auf demMont Bégo als Zeugnisse vorgeschichtlicher Wallfahrten gedeutet.[4]

  • Felsritzung, Valcamonica
    Felsritzung, Valcamonica
  • Felsritzung, Mont Bégo
    Felsritzung, Mont Bégo
  • Stonehenge
    Stonehenge
  • Steinsetzungen, Carnac
    Steinsetzungen, Carnac

In der Eisenzeit sind überregionale Kultzentren für verschiedene Kulturen bezeugt. In Irland war derHill of Uisneach ein solcher keltischer Wallfahrtsort, an dem die Jahresfeste gemeinsam begangen wurde. Die germanischen Thingstätten galten als heilige Orte, an denen Opfer für die Götter dargebracht wurden, soUppsala in Schweden undLejre in Dänemark.[4]

Alter Orient

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Das Grab des Osiris inAbydos war seit demMittleren Reich ein bedeutender ägyptischer Wallfahrtsort. Aus hellenistischer und römischer Zeit ist bezeugt, dass das Sarapisheiligtum inMemphis und das Isisheiligtum auf der NilinselPhilae Ziel zahlreicher Pilger waren, die dort oft einOrakel suchten. Ein weiteres Orakel,das des Ammon, befand sich in derOase Siwa. Die Tempel wurden von großen Menschenmengen anlässlich der Jahresfeste der Gottheiten besucht;Herodot berichtet dies vomBastet-Heiligtum inBubastis.[4]

Griechische und römische Antike

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Wallfahrten gab es auch bei denantiken Griechen undRömern, die aus religiösen Gründen ferneTempel oderHeilige Städte (griechisch:Hierapolis) besucht hatten, beispielsweise die alljährliche Prozession zu denMysterien von Eleusis auf derHiera Hodos.[5] Der populärste Wallfahrtsort Kleinasiens warEphesus, wo das „vom Himmel gefallene“ Kultbild derArtemis im Zentrum der Verehrung stand. Diese Göttin galt als Helferin in verschiedenen Notlagen, besonders bei der Geburt. Auch im griechisch-römischen Raum veranlasste die Orakelerteilung die Menschen zu Wallfahrten. Man begab sich deshalb beispielsweise zu Apollonheiligtümern (Delphi,Klaros,Didyma,Seleukia) oder zur Zeuseiche nachDodona. Der antike Pilgerbetrieb erreichte in der Kaiserzeit (2. Jahrhundert n. Chr.) seinen Höhepunkt. Ziel der Pilger waren sowohl Tempel von Gottheiten (zum BeispielPoseidon inTinos) als auch Heroengräber und charismatische Persönlichkeiten wieAlexander von Abonouteichos.[4]

Judentum

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Tanach

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Die Tora kennt drei jährliche Wallfahrtsfeste:Pessach,Schawuot undSukkot. Sie sind als Erntefeste mit dem Besuch des Jerusalemer Tempels und dem darbringen von Abgaben verbunden. Den höchsten Stellenwert hat Sukkot, das im Tanach auch als „das Wallfahrtsfest“ (hebräischחגḥag) schlechthin bezeichnet werden kann (Beispiel:Hos 9,5 EU).[6] Die sogenanntenWallfahrtspsalmen (Psalm 120–134) wurden von denLeviten im Jerusalemer Tempel am ersten Tag des Sukkotfestes bei der Lichtfeier im Frauenvorhof des Tempels gesungen.[7]

Der Besuch des Heiligtums an den drei Wallfahrtsfesten („Erscheinen vor JHWH“) war für jüdische Männer verpflichtend, für Frauen und Kinder freiwillig.[8] In der Realität besuchte ein Einwohner des Landes Israel wohl einmal jährlich den Tempel; Angehörige derjüdischen Diaspora konnten womöglich nur einmal in ihrem ganzen Leben nach Jerusalem pilgern, so die Vermutung von Gerbern S. Oegema.[9]

Hellenistische und frührömische Zeit

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Zum Beginn unserer heutigen Zeitrechnung hatte die Wallfahrt im Judentum eine herausragende Bedeutung. Die Pilger kamen ausJudäa,Galiläa, vomMittelmeer und vomSee Genezareth – weiterhin ausÄgypten,Äthiopien undBabylonien. Das zur Zeit desRömischen Reiches 40.000 Einwohner zählende Jerusalem wurde an den drei Wallfahrtsterminen und an den jeweils sieben Tage dauernden Festen mit einem Vielfachen an Pilgern bevölkert, die oft nur inLaubhütten in Innenhöfen oder auf Flachdächern eine Herberge fanden.[10]

Auch Gräber bedeutender Personen (Patriarchen, Könige, Propheten, später auch Märtyrer und Rabbinen) wurden in dieser Zeit zu Wallfahrtsorten (vgl. dieVitae Prophetarum); ihre Bedeutung steigerte sich nach dem Verlust des Tempels.[9]

Im Neuen Testament ist die Teilnahme an der Wallfahrt zum Jerusalemer Tempel für Jesus und seine Anhänger selbstverständlich vorausgesetzt. In den Evangelien sind diese Besuche Jesu im Tempel für die Struktur der Erzählung wichtig und werden theologisch gedeutet. Dabei wird das Pessachfest besonders herausgehoben.[11]

Nach der Tempelzerstörung (70 n. Chr.)

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Bestimmungen, die vor der Tempelzerstörung für die Pilger galten, wurden von den Gelehrten derMischna im TraktatChagiga (um 200 n. Chr.) festgehalten.

In den Jahrhunderten nach der Tempelzerstörung waren der Zugang zumTempelberg wie auch nach Jerusalem für Juden nur zeitweise möglich. Dierabbinische Literatur enthält Hinweise darauf, dass es bei diesen Jerusalembesuchen Rituale der Trauer (Zerreißen des Gewands, Fasten) gab, die aber nichtreligionsgesetzlich fixiert wurden. DasItinerarium Burdigalense, ein christlicher Pilgerbericht aus dem 4. Jahrhundert, enthält die Information, dass Juden jährlich anTischa be-Aw einen durchbohrten Stein auf dem Tempelberg salbten.[12]

Nach der islamischen Eroberung Jerusalems

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Die frühe arabische Zeit erleichterte für Juden die Wallfahrt nach Jerusalem. Die Rituale dieser Pilger sind durch Autoren des 10. und 11. Jahrhunderts dokumentiert (Gaon Ben Meir II., Gaon Solomon ben Jehuda und Elija ben Menaḥem). Demnach war der eigentliche Pilgertermin in jener ZeitHoschana Rabba (= 7. Tag der Sukkot-Festwoche). Ausgehend vom sogenannten Priestertor, zog eine Prozession betend um den Tempelberg, vorbei an allen Tempeltoren, und dann zumÖlberg, wo ein Stein als „Fußschemel unseres Gottes“ verehrt wurde. Man glaubte, dass hier die göttliche Gegenwart (Schechina) nach der Tempelzerstörung zuletzt verweilt habe, bevor sie in den Himmel aufgestiegen sei. Der Stein wurde umkreist und dabei Litaneien rezitiert.[13]

Die Kreuzfahrer beanspruchten den Ölberg für das Christentum, so dass jüdische Pilger auf einzelne Stationen im Raum Jerusalem auswichen, wo sie um den Tempel trauerten und auf seine Wiedererrichtung in der messianischen Zeit warteten. In dieser Zeit besuchten auch jüdische Pilger das Heilige Land und hinterließen Itinerarien, die zahlreiche jüdische Wallfahrtsorte bezeugen: die HöhleMachpela (Hebron), dasRahelgrab nahe Bethlehem, Gräber bedeutender Rabbiner in Galiläa. Außerhalb des Landes Israels kamen weitere Pilgerziele hinzu, neben verehrten Gräbern auch Synagogen, die teils mit biblischen Personen wie Mose oder Esra legendarisch in Verbindung gesetzt wurden, teils besonders alte Torarollen und Bücher hüteten.[14]

Im 15. Jahrhundert hatte sich eine festgelegte Route für die Gräberwallfahrt herausgebildet:[15]

  • Jerusalem und die Patriarchengräber in Hebron an Pessach oder Schawuot;
  • die Gräber von Hillel und Schammai in Meron am 15. Ijjar,
  • das Grab des Propheten Samuel in Rama am 28. Ijjar.

Im 16. Jahrhundert wurdeSafed zum Zentrum von Kabbalisten. Da ein Hauptwerk derKabbala, derSohar, dem im 2. Jahrhundert lebenden GelehrtenSchimon bar Jochai zugeschrieben wurde, entwickelte sich dessen Grab in Meron zum Wallfahrtsziel, insbesondere an seinem Todestag, dem 18. Ijjar (Lag baOmer). Man konnte dort kabbalistischen Studien nachgehen, aber zum Beispiel auch um Regen beten.[15]

Im späten 19. Jahrhundert gewann dasRahelgrab bei Bethlehem als Pilgerziel an Bedeutung, „indem der Mythos der über das Schicksal ihrer exilierten Kinder weinenden Rachel … ihr Grab zum Symbol nationaler Identität wie auch zum zentralen Fruchtbarkeits-Schrein für Frauen werden ließ: ihr Tod bei der Geburt Benjamins wurde mit den Leiden des Exils, ihre glücklichen Schwangerschaften mit der nationalen Wiedergeburt assoziiert.“[15]

Rabbinische Bestrebungen suchten in der nachfolgenden Geschichte religiöse Wallfahrtstraditionen, wie potenzielleHeiligenverehrungen,Götzendienste und Grabkulte zu verdrängen.

Heutige Situation

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Der Besuch der Klagemauer (siehe auchTempelberg) wird im jüdischen Glauben heute nicht als Wallfahrt verstanden.

Die imMaghreb übliche Form der Heiligenverehrung wurde von marokkanischen Juden mit nach Israel gebracht; dadurch stieg die Pilgerzahl an den Heiligengräbern in Israel bzw. imWestjordanland weiter an. Auch neue Wallfahrten (Hilulot) zu Gräbern jüdischer Heiliger bildeten sich heraus: inNetiwot zum Grab desBaba Sali, inBe’er Scheva zum Grab des Rabbiners Isaak Ben Walid.[16]

Die im 19. Jahrhundert imChassidismus populär gewordene Wallfahrt zu Rabbinergräbern in Osteuropa nimmt seit den 1990er Jahren einen erneuten Aufschwung.[14] Beispiele sind das Grab desRabbi Nachman inUman oder desBaal Shem Tov inMedschybisch. Bei derMassenpanik auf dem Har Meron am Grab von RabbiSchimon ben Jochai 2021 mit mindestens 45 Toten und 150 Verletzten, ereignete sich die schwerste zivile Katastrophe mit den meisten Toten in der Geschichte des Staates Israel.

Auch dieAl-Ghriba-Synagoge vonDjerba in Tunesien zählt zu den jüdischen Wallfahrtszielen.

Christentum

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Spätantike

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Die frühe Christenheit der ersten beiden Jahrhunderte lehnte das Wallfahrtswesen im Unterschied zu ihrer paganen und jüdischen Umwelt ab.[17] Für das 2. Jahrhundert gibt es Hinweise darauf, dass einzelne Christen die Gräber von Märtyrern in außerstädtischen Coemeterien, also in ihrem Nahbereich, besuchten. Im 4. Jahrhundert blühte das christliche Pilgern gleich mehrfach auf:[18]

  • Märtyrergräber entwickelten sich aufgrund bischöflicher Förderung zu Pilgerzielen;
  • Wüstenväter und -mütter in Ägypten, Palästina und Syrien wurden von ratsuchenden Menschen aufgesucht;
  • Das Heilige Land wurde durch kaiserliche Bauprogramme (Jerusalem, Bethlehem, Hebron) zur Pilgerlandschaft, die den Besuchern durch eine entsprechende Literatur oder örtliche Führer erklärt wurde.

Nach demKonzil von Ephesos 431 kamen Marienwallfahrtsorte hinzu.[17] Im 5. Jahrhundert hatte jede römische Provinz ihre christlichen Pilgerziele. Beispiele:Uzalis,Abu Mena,Tours,Rom,Cimitile, Ephesos,Konstantinopel,Edessa.[18] Mit dem Zusammenbruch sicherer Verkehrswege kam auch das überregionale Pilgern im Frühmittelalter weitgehend zum Erliegen. Rom war insofern eine Ausnahme, als Angelsachsen und Franken die Stadt weiterhin besuchten, um an den Märtyrergräbern zu beten. Die Pilgerstätten im Heiligen Land zu besuchen, war nach der arabischen Eroberung schwierig geworden; einzelne Asketen, zum Beispiel der fränkische BischofArculf, machten sich weiterhin auf den Weg und berichteten über ihre Erfahrungen.[19]

Westkirche

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Mittelalter und Reformation

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Im Mittelalter wurde die Wallfahrt zum Glaubenszeugnis, insbesondere weil die Wege zu den Wallfahrtsorten oft weit, mühsam und möglicherweise gefährlich waren. Deshalb hatte bereits das Gelöbnis, eine Wallfahrt innerhalb einer bestimmten Frist zu unternehmen(Votum peregrinationis), eine wichtige Bedeutung. Dieses Gelöbnis war vor allem bei Fernwallfahrten üblich. Insbesondere bei Dankeswallfahrten war das Gelöbnis ein zentrales Element. Um dieses wirksam abzugeben, wurde es in Anwesenheit von Freunden mit lauter Stimme und auf den Knien mit zum Himmel erhobenen Händen gesprochen.[20] Dem folgten dann umfangreiche Vorbereitungen zur Finanzierung dieser langen Fahrt, wobei häufig Grundbesitz mit Rückkaufsrecht für den Fall der Heimkehr verkauft wurde und in aller Regel auch Testamente aufgesetzt wurden, die Bestimmungen für den Fall trafen, dass man nicht mehr zurückkam.

Im 11. Jahrhundert etablierten sich in der lateinischen Christenheit zwei Pilgerziele von überragender Bedeutung, die beide an der Peripherie lagen: Jerusalem undSantiago de Compostela. Die Jerusalemwallfahrt ging eine enge Verbindung mit den Kreuzzügen ein (die ja auch als bewaffnete Pilgerfahrten verstanden wurden) und waren daher auf den Adel und das Patriziat beschränkt. Die Verehrung des Jakobusgrabs in Santiago stand zunächst, im 9. Jahrhundert, nicht im Kontext eines Fernpilgerwesens, sondern diente der Festigung des KönigreichsAsturien. Aber im 11. Jahrhundert wurde Santiago zudem europäischen Wallfahrtsziel für alle gesellschaftlichen Gruppen, was begünstigt wurde durch eine Infrastruktur (Hospitäler, Salvitates) entlang derJakobswege. Etliche Orte an den Jakobswegen wurden zum Ziel eigener überregionaler Wallfahrten; Beispiele:Amiens,Chartres, St. Gilles, Le Puy, Aachen und Einsiedeln.[21]

Das Wallfahrtswesen wurde seither auch von Seiten der Herrscher geregelt und geschützt. Aus dem 12. Jahrhundert sind Schutzbestimmungen für Pilger zum GrabOlav des Heiligen inNidaros überliefert. 1164 fertigte KönigMagnus Erlingsson einen Privilegienbrief für die Wallfahrer nach Nidaros aus. PapstCoelestin III. bekräftigte diesen Privilegienbrief, als er am 15. April die Rechte der norwegischen Kirche festlegte. In schwedischen Landschaftsgesetzen war ein Aufschub für Diebstahlsklagen, Grundbesitzstreitigkeiten, Eidespflichten bis zur Rückkehr des Pilgers angeordnet. Übergriffe auf Pilger zogen schwerste Kirchenstrafen und die Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses nach sich. Auch in späteren Vereinbarungen zwischen Kirche und König wurden die Schutzbestimmungen wiederholt. 1273 wurden die Strafbestimmungen auf Spione(exploratores) erstreckt, die sich als Pilger ausgaben. Dies scheint eine größere Versuchung gewesen zu sein; denn KönigHåkon Magnusson befasste sich 1303 noch einmal speziell mit Dieben und Räubern, die sich als Pilger ausgaben. Auch die Päpste stellten eigene Schutzbriefe aus, so 1336 Benedikt XII. für schwedische Pilger ausÅngermanland undHälsingland nach Nidaros. Der König von KastilienJohann II. traf 1434 und die KöniginIsabella I. 1479 Bestimmungen für die Pilger aus Schweden, Norwegen und Dänemark auf dem Wege nach Santiago de Compostela. Die Pilger verließen sich aber nicht auf diese allgemeinen Regelungen, sondern führten Schutzbriefe der örtlichen Geistlichkeit mit sich.

Man musste nicht unbedingt selbst pilgern, man konnte auch andere für sich gegen Bezahlung pilgern lassen. Die sogenanntenPilgerzeichen vom Zielort sollten belegen, dass der Beauftragte tatsächlich dort gewesen war. Dies wurde durch Fälschungen oft unterlaufen. Die Pilger hatten eine spezielle Tracht: Langer Mantel, breitkrempigerHut, Pilgertasche, Trinkflasche undPilgerstab.

Als besondere, gewaltbegleitete Form der Wallfahrt („bewaffnete Pilgerfahrt“) entwickelten sich mittelbar auch dieKreuzzüge, mit politisch-strategischer Bedeutung. Als sich die Christen aus dem Heiligen Land zurückziehen mussten und die dortigen Pilgerstätten für Jahrhunderte nur schwer erreichbar waren, traten in der Westkirche Gräber von Heiligen mit ihrenReliquien, die leichter erreicht werden konnten, stärker in den Vordergrund. Dazu kamen Pilgerstätten und Kalvarienberge wie dieSacri Monti.

GroßeWallfahrtskirchen hatten spezielle Einrichtungen für Kranke, die bei den Reliquien Heilung suchen.[22] So entwickelten sich Hospitäler und daraus schließlich regelrechte medizinische Zentren.[23] Archäologische Forschungen bei der Wallfahrtskirche in Æbelholt (Dänemark) zeigten, dass sich dort eines der fortschrittlichsten medizinischen Behandlungszentren mit chirurgischen Operationen entwickelt hatte.[24] Die am Ort entstandenen Wunderberichte erwähnen darüber nichts.

Das Beherbergen von Pilgern zählte zu den Werken derBarmherzigkeit und gab an den Segensfrüchten der Wallfahrt Anteil. Die Einkünfte durch die Pilger kamen den Durchreiseländern, denRitterorden (die Schutz verkauften) und den Orten der Pilgerreiseziele zugute (vergleichbar den Einnahmen, die heute von Touristen ausgehen). Auch die jeweiligen kirchlichen Institutionen erzielten nicht unwesentliche Einnahmen.

Seit etwa 1400 wurde die europäische Wallfahrtsgeographie immer unübersichtlicher. Einerseits erhielten einige Kirchen vom Papst das Recht, regelmäßig Ablassfeiern anzubieten. Oft waren diese mit dem Zeigen der dortigen Reliquienschätze (Heiltumsweisungen) verbunden (Beispiele:Portiuncula,San Marco,Canterbury, Einsiedeln, Aachen undMaastricht). Andererseits konntenHostienwunder undGnadenbilder relativ unbekannte Orte plötzlich zum Ziel eines sehr regen Pilgerbetriebs machen. Beispiele sind die Blutwunder vonBolsena undWilsnack sowie die Gnadenbilder vonGrimmenthal undElende, der Kult um die Schöne Maria von Regensburg. Um 1520 kam es zu einer Krise des Pilgerwesens, an der die Kritik der Reformatoren beteiligt war, die aber nicht durch die Reformation verursacht war.[25]

Beispiele von Orten mittelalterlicherPogrome und Morde durch christliche Gemeinden und Städte, die durch umdeutende Legenden zu Pilger- bzw. Wallfahrtsorten wurden, denen man wundertätige Eigenschaften andichtete, sind die Wallfahrt zurDeggendorfer Gnad, zumAnderl von Rinn oder nachHeiligenblut aus dem süddeutschen Raum. Sie verweisen auf die diffamierendenRitualmordlegenden vonHostienfrevel durch mittelalterliche jüdische Gemeinden.

Nachtridentinischer Katholizismus

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Nach demTridentinischen Konzil förderte die römisch-katholische Kirche das Wallfahrtswesen. Die Pilgerseelsorge und Verkündigung am Wallfahrtsort wurde bestimmten Ordensgemeinschaften übertragen und insofern stärker kontrolliert. „In barockem Prunk wurde so die W[allfahrt] von einer Laieninitiative zu einem kirchl[ich] organisierten Gemeinschaftsunternehmen; an die Stelle der großen Fernwallfahrt traten regelmäßige W[allfahrten] zu Zielen in der näheren Umgebung…“[26] Ältere Wallfahrtsorte wurden teilweise marianisch uminterpretiert und neue Marienwallfahrtsorte kamen hinzu.Filippo Neri gab dem traditionellen Fernwallfahrtsziel Rom sozusagen gegen den Trend mit dem Sieben-Kirchen-Weg einen neuen Impuls.[27]

Die lateinamerikanischen Wallfahrtsorte gelten als identitätsstiftend für die dortige, zwangsmissionierte indigene Bevölkerung. Manchmal definierten sie pagane Heiligtümer christlich um. So war dasSantuario del Señor de Chalma (Mexiko), wo derGekreuzigte Schwarze Christus von Chalma verehrt wird, ein präkolumbianisches Grottenheiligtum. DieBasílica de Nuestra Señora de Copacabana (Bolivien) wurde an der Stelle eines Sonnentempels derInka errichtet. Mehrere Marienwallfahrtsorte wurden mit päpstlicher Zustimmung zu Landesheiligtümern aufgewertet: zum Beispiel dieRosenkranz-Basilika (Chiquinquirá) für Kolumbien, die BasilikaNossa Senhora de Aparecida für Brasilien.[28]

  • Señor de Chalma
    Señor de Chalma
  • Copacabana-Wallfahrt
    Copacabana-Wallfahrt
  • Kerzen in Aparecida
    Kerzen in Aparecida

Die Aufklärung war in katholischen Staaten sehr wallfahrts-kritisch, KaiserJoseph II. erließ 1775/76 ein Wallfahrtsverbot. Im völligen Gegensatz dazu wurde die Wallfahrt im 19. Jahrhundert zum Massenphänomen, begünstigt einerseits durch moderne Verkehrsmittel, andererseits durch romantische Mittelalterverklärung. Die TriererHeilig-Rock-Wallfahrt von 1844 hatte mit rund 500.000 Teilnehmern Züge einer katholischen Demonstration. Nach dem Mariendogma von 1854 wurden Marienerscheinungen berichtet, die neue, stark besuchte Marienwallfahrtsorte begründeten:Lourdes 1858,Fátima 1916 undMedjugorje 1981.[29]

Heiligengräber können bis in die jüngste Zeit zu neuen Wallfahrtsorten aufsteigen, so die KircheMaria am Gestade in Wien (Klemens Maria Hofbauer),Altötting (Bruder Konrad) undSan Giovanni Rotondo (Pio von Pietrelcina).[30]

Heutige Situation

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DasHeilige Kreuz von Stromberg wird zur Wallfahrt aufgerichtet

Christliche Wallfahrten zu einemHeiligtum dienen etwa dem Erleben religiöser Erfahrungen, vor allem in der Vergangenheit[31] alsBußwerk, um geheilt[32] zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten.

Am Beginn einer Wallfahrt steht häufig ein Aussendungsgottesdienst[33], meist eineHeilige Messe oder auch einWortgottesdienst.[34]

Von besonderer Bedeutung als christlicherWallfahrtsort sind die Gräber derApostelPetrus undPaulus inRom, das Grab des ApostelsJakobus inSantiago de Compostela und die Stätten des Heiligen Landes. Pilgerfahrten zu diesen Zielen gelten bei den Katholiken als Hauptwallfahrten, Fahrten zu weniger bedeutenden Orten als Nebenwallfahrten. Daneben entwickeln sich Pilgerfahrten zu Orten, die nicht durch denHeiligen Stuhl oder denOrtsbischof als Wallfahrtsort anerkannt sind, allen voran seiMeđugorje inBosnien-Herzegowina genannt.

Es finden bis heute traditionelle Wallfahrten statt, anlässlich derer sonst nicht sichtbare oder zugängliche Reliquien den Gläubigen gezeigt werden. Beispiele sind die alle sieben Jahre stattfindendeAachener Heiligtumsfahrt, zu der die Aachener Heiligtümer aus demMarienschrein desAachener Dom geholt werden, die in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Wallfahrten zumHeiligen Rock nachTrier und die Wallfahrt insKloster Andechs. Große Bedeutung haben auch Wallfahrten zu Gnadenbildern oder Erscheinungen u. Ä. derJungfrau Maria, wie etwaAltötting,Fátima oderLourdes. EinenWallfahrtsort wie dieAbtei Sayn mit demArmreliquiar des hl. ApostelsSimon Zelotes suchten bei Wallfahrten – wie der im Jahr 1509 – an die 22.000 Wallfahrer auf.

Es gibt Zehntausende christliche Pilgerstätten. Die weltweit größten jährlichen Wallfahrten finden zurBasilika der Jungfrau von Guadalupe (ca. 20 Mio. Pilger) und zu den PilgerstättenRoms (ca. 18 Mio. Pilger) statt. Weitere bedeutende Wallfahrtsstätten sindSan Giovanni Rotondo in Italien (ca. sieben Mio. Pilger),Aparecida in Brasilien (ca. acht Mio. Pilger),Lourdes in Frankreich (ca. fünf Mio. Pilger),Tschenstochau in Polen (ca. 4–5 Mio. Pilger),Fátima in Portugal,Padua in Italien,Assisi in Italien,Santiago de Compostela in Spanien,Mariazell in Österreich undLoreto in Italien.

Ein bekanntes Wallfahrtsziel der anglikanischen Kirche ist das Grab des hl.Thomas Becket inCanterbury.

Orthodoxe Kirchen

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Die Orthodoxie führte die Pilgertraditionen der Spätantike weiter, neben den Pilgerstätten im Heiligen Land die Gräber bedeutender Märtyrer, zum Beispiel die Basilika des Heiligen Demetrios in Thessaloniki. Auch die Gräber von Neumärtyrern konnten zu Wallfahrtszielen werden. So wird auf Euböa der unverweste LeichnamJohannes des Russen († 1730) verehrt, der 1924 von Kleinasien hierher überführt wurde;Lesbos ist seit 1962 Ziel einer Wallfahrt zu den Neumärtyrern Raphael, Nikolaos und Eirene.[35]

Es gibt Wallfahrten zu bedeutenden Ikonen:Smolensk,Kasan, dasKloster Kykkos auf Zypern. Auf der InselTinos fand die Nonne Pelagia Negroponti 1821 eine Ikone, von der man annahm, dass sie vomEvangelisten Lukas gemalt worden sei. Die Einnahmen aus dem aufblühenden Wallfahrtsbetrieb trugen zum Aufbau des modernen griechischen Staates bei.[35]

Islam

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Pilger inMekka

ImIslam gibt es denHaddsch, die jedem genügend vermögendenMuslim als eine derfünf Säulen des Islam einmal im Leben vorgeschriebene Wallfahrt zurKaaba inMekka, die oft mit einem Besuch des GrabsMohammeds inMedina verbunden wird. Während der Haddsch zu einem bestimmten Zeitpunkt im islamischen Festkalender durchgeführt wird, bietet die kleine Pilgerfahrt, dieUmra, die Möglichkeit, während des ganzen Jahres zu den heiligen Stätten nach Mekka zu pilgern. Daneben werden Pilgerreisen zu anderen Orten unternommen, dieZiyāra (PluralZiyārāt) genannt werden und den gottgefälligen Besuch heiliger Gräber(Qubbas) beinhalten. Mehrere Heilige, wie dieSieben Heiligen von Marrakesch, können auf einer Zirkularwallfahrt besucht werden. Involksislamischen Strömungen sind auch jährliche organisierte Pilgerreisen(Mausim, PluralMawāsim) zu den Gräbern oder Wirkungsstätten von Heiligen üblich. Der Besuch besonders verehrterHeiliger (regional unterschiedlichWali,Pir,Sidi oderMarabout) oder eine bestimmte Anzahl solcher Pilgerfahrten kann als Ersatz für einen Haddsch gelten.

DieSchiiten kennen darüber hinaus regelmäßige Wallfahrten zu den Wirkungsstätten ihrerImame, beispielsweise zur heiligen StadtMaschhad im Iran.VonFundamentalisten werden Wallfahrten zu Heiligengräbern alsIdolatrie bekämpft.

Bahaitum

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Schrein des Bab inHaifa. Dieser Schrein und derSchrein Bahāʾullāhs in Westgaliläa sind die wichtigsten Pilgerziele der Bahai imHeiligen Land.

DasBahaitum kennt Pilgerfahrten zu „heiligen Häusern“ und Besuche an verschiedenen weiteren wichtigen heiligen Stätten der Bahai-Geschichte, insbesondere im RaumHaifa in Israel. ImKitab-i Aqdas legtBahāʾullāh dar, dass eine Pilgerfahrt verpflichtend sei, sofern die Möglichkeit besteht, wobei für Frauen die Verpflichtung nicht gilt. Er benannte sein Wohnhaus inBagdad imIrak und das Haus desBab inSchiras inIran als „heilige Häuser“ für diese Pilgerfahrten. Nach dem Tod Bahāʾullāhs erweiterteʿAbdul-Baha' die „heiligen Häuser“ um denSchrein Bahāʾullāhs inAkkon inIsrael, undShoghi Effendi fügte den durch ihn vollendetenSchrein des Bab in Haifa als Pilgerziel hinzu.[36][37]

Auf Grund der Zerstörung des Hauses des Bab durch die iranischen Revolutionsgarden 1979 und der Zerstörung des Wohnhauses Bahāʾullāhs in Bagdad 2013[38] verbleiben derzeit die Stätten im Bereich des BergesKarmel als wichtigste Ziele. Während der neuntägigen Pilgerfahrten nach Haifa sind neben den Schreinen des Bab und Bahāʾullāhs auch der Schrein ʿAbdul-Bahas und der Besuch der zahlreichen weiteren „heiligen Stätten“ vorgesehen.[39]

Indische Religionen

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Der Hinduismus kennt heilige Orte (Sanskrit:tīrtha „Furt“), die das Ziel von Wallfahrten (tīrthayātrā) sind. Meist sind sie offen für alle Kasten und sehr beliebt. Da es auf einer Wallfahrt oft nicht möglich ist, die Reinheitsgebote genau einzuhalten, gibt es aber unter Brahmanen auch Vorbehalte gegen Wallfahrten. An Wallfahrtsorten sammeln sich oft Asketen, da sie hier Almosen erhalten; umgekehrt können Asketen auch zum Ziel von Pilgern werden. Zum Besuch eines Pilgerorts gehört meist ein rituelles Bad in einem Fluss. Man kommt, um die Gottheit zu schauen (darshan). Es ist vielerorts üblich, das Kultbild oder die heilige Stätte zu umwandeln (pradakṣinā); Pilgerziele werden häufig nach bestimmten Kriterien zu Gruppen zusammengefasst. So kann man beispielsweise die sieben heiligen Städte besuchen (Ayodhya,Mathura,Haridwar,Benares,Kanchipuram,Ujjain,Dvaraka) oder die vier Hauptpilgerorte (Char Dham)Badrinath,Puri,Rameswaram und Dvaraka.[40] Vom Besuch des Char Dham nimmt man an, dass es besonders einfachMoksha, die Befreiung aus dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt, bringe.

ImJainismus sind Orte, an denen sich Asketen aufhalten oder in der Vergangenheit rituellen Selbstmord durch Fasten begangen haben, Wallfahrtsorte: die heiligen BergeAbu (Rajasthan),Shatrunjaya (Gujarat) undShravanabelagola (Karnataka).[40]

DerBuddhismus kennt vier heilige Stätten als Ziele von Pilgerfahrten:Buddhas GeburtsortLumbini (heute in Nepal),Sarnath, wo er zum ersten Mal lehrte,Bodhgaya, den Ort seiner Erleuchtung, und sein TodesortKushinagar. In den buddhistischen Ländern selbst pilgert man oft zu besonderen Tempeln oder Klöstern, die durch ihr Alter und ihre Tradition herausragend sind (z. B.Sanchi).

Wallfahrten in anderen Religionen

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DerShintō, die einheimische Religion Japans, kennt Pilgerfahrten(Junrei) zumIse-Großschrein. Es gibt aber in Japan auch buddhistische Pilgerwege, wie derShikoku-Pilgerweg mit seinen 88 Tempeln.

Das mexikanische Volk derHuicholes sendet einmal jährlich eine Abordnung auf eine 550 Kilometer weite Reise, um am Zielort eine Jahresration von (im Siedlungsgebiet nicht heimischen)Peyote-Kakteen zu sammeln, welche sie dank einer Sondergenehmigung der mexikanischen Regierung bei verschiedenen religiösen Zeremonien einsetzen dürfen. Daher erscheint es in diesem Zusammenhang nicht angemessen, den Begriff Wallfahrt auf die Huichol anzuwenden. Richtiger ist vielmehr eine ihrer wichtigeren Reisen innerhalb der Ritualgeographie – die man auch als „Peyote-Jagd“ bezeichnet, welche mythologisch verbürgten Inhalten („die erste Jagd“) folgt und der Erfüllung ritueller Inhalte dient – als „Sammelreise“ zu bezeichnen.[41]

Säkularer Begriffsgebrauch

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Der ursprünglich religiöse Begriff hat sich im Laufe der Zeit auf densäkularen Bereich ausgedehnt. So begannen im Zeitalter derRomantik und ihresGeniekults „Pilgerreisen“ zu gefeiertenbildenden Künstlern wieIngres inParis,Thorvaldsen inKopenhagen undOverbeck inRom.[42] Auch im Rahmen des heutigen Kults umPopstars spricht man in der Presse davon, dass beispielsweise Fans vonElvis Presley zur andächtigen Besichtigung seines HausesGraceland inMemphis,Tennessee,USA „wallfahren“. Auch Grabstätten berühmter Persönlichkeiten werden oft zu „Pilgerstätten“ ihrer Fans, so z. B. die Gräber vonJohn Bonham oderJimi Hendrix für Schlagzeug- bzw. Gitarrenspieler oder das Grab vonWolfgang Güllich in der Kletterszene.

Siehe auch

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Literatur

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Fachlexika

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Monographien

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  • Iso Baumer:Wallfahrt heute. Freiburg 1978,ISBN 3-85764-057-X. 
  • Iso Baumer:Wallfahrt als Handlungsspiel. Ein Beitrag zum Verständnis religiösen Handelns. Frankfurt am Main 1977,ISBN 3-261-02129-2. 
  • Stefan Börnchen,Georg Mein (Hrsg.):Weltliche Wallfahrten. Auf der Spur des Realen. München 2010,ISBN 978-3-7705-4898-9. 
  • Kai Brodersen:Balthasar Mencius: Von Wittenberg nach Jerusalem: Fürstliche Pilgerreisen 1476-1601. Zweisprachige Ausgabe. Speyer 202 2025,ISBN 978-3-939526-87-2. 
  • Wolfgang Brückner:Zur Phänomenologie und Nomenklatur des Wallfahrtswesens und seiner Erforschung. Wörter und Sachen in systematisch-semantischem Zusammenhang. In: Dieter Harmening et al. (Hrsg.):Volkskultur und Geschichte. Berlin 1970,S. 384–424. 
  • Ignaz Civelli:Der Pilger im Coupé. Pilgerreisen mit der Eisenbahn 1850 bis 1939 – Eine Alltagsgeschichte. Hamburg 2021,ISBN 978-3-347-24906-6.
  • Daniel Doležal, Hartmut Kühne (Hrsg.):Wallfahrten in der europäischen Kultur. Frankfurt am Main u. a. 2006,ISBN 3-631-54996-2. 
  • Jaś Elsner,Ian Rutherford (Hrsg.):Pilgrimage in Graeco-Roman and Early Christian Antiquity. Seeing the Gods. Oxford u. a. 2005,ISBN 0-19-925079-0. 
  • Irmengard Jehle:Der Mensch unterwegs zu Gott. Die Wallfahrt als religiöses Bedürfnis des Menschen – aufgezeigt an der Marienwallfahrt nach Lourdes. Würzburg 2002,ISBN 3-429-02475-7. 
  • Christian Krötzl:Den nordiska pilgrimskulturen under medeltiden. In:Helgonet i Nidaros.Olavskult och kristnande i norden. o. O. 1997,S. 141–160. 
  • Christof May:Pilgern: Menschsein auf dem Wege. Würzburg 2004,ISBN 3-429-02617-2. 
  • Angelika C. Messner, Konrad Hirschler (Hrsg.):Heilige Orte in Asien und Afrika. Räume göttlicher Macht und menschlicher Verehrung. Schenefeld/Hamburg 2006,ISBN 3-936912-19-X. 
  • Michael Rosenberger:Wege, die bewegen. Eine kleine Theologie der Wallfahrt. Würzburg 2005,ISBN 3-429-02716-0. 

Pilgerberichte

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  • Marie-Joseph de Géramb:Pilgerreise nach Jerusalem und auf dem Berg Sinai, in den Jahren 1831, 1832 und 1833. Kollmann, Augsburg 1837 (Digitalisat)
  • Carmen von Samson-Himmelstjerna:Deutsche Pilger des Mittelalters im Spiegel ihrer Berichte und der mittelhochdeutschen erzählenden Dichtung. Berlin 2004,ISBN 3-428-11556-2. 
  • Markus Schauta:Die ersten Jahrhunderte christlicher Pilgerreisen im Spiegel spätantiker und frühmittelalterlicher Quellen. Frankfurt am Main u. a. 2008,ISBN 978-3-631-56437-0. 
  • Volker Reichert, Andrea Denke:Konrad Grünemberg – von Konstanz nach Jerusalem. Eine Pilgerfahrt zum Heiligen Grab im Jahre 1486. Wissenschaftliche Buchgesellschaft WBG, Lambert Schneider Verlag, Darmstadt 2015,ISBN 978-3-650-40063-5 undISBN 978-3-650-40064-2.

Weblinks

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Commons: Wallfahrt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wallfahrt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: wallfahrt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: wallfahren – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wallfahrtskapelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wallfahrtskirche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wallfahrtsort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wallfahrtsstätte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Kirchfahrt (Deutsches Rechtswörterbuch)
  2. Wolfgang Brückner:Kulturtechniken. Nonverbale Kommunikation, Rechtssymbolik, Religio carnalis. Würzburg 2000, zitiert bei:Dieter J. Weiß: Prozessionsforschung und Geschichtswissenschaft. In: Jahrbuch für Volkskunde N.F. 27 (2004), S. 63–79, hier S. 63f., Anm. 5.
  3. Oliver KrügerWallfahrt/Wallfahrtswesen I. Religionsgeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 408–416., hier S. 409.
  4. abcdOliver KrügerWallfahrt/Wallfahrtswesen I. Religionsgeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 408–416., hier S. 410.
  5. Inge Nielsen:Collective mysteries and Greek pilgrimage: The cases of Eleusis. 2017 (academia.edu [abgerufen am 6. März 2021]). 
  6. Corinna KörtingWallfahrt/Wallfahrtswesen II. Altes Testament. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 416–418., hier S. 416.
  7. MischnaSukka 5,4.
  8. Corinna KörtingWallfahrt/Wallfahrtswesen II. Altes Testament. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 416–418., hier S. 417.
  9. abGerbern S. Oegema: Wallfahrt/Wallfahrtsorte II. Judentum 1. Antike. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1281.
  10. Gesa Gottschalk: ArtikelIm Zentrum des Glaubens. In:Geo Epoche, Heft 45:Das Heilige Land. Gruner + Jahr, Hamburg 2010,ISBN 978-3-570-19910-7.
  11. Oliver KrügerWallfahrt/Wallfahrtswesen III. Neues Testament. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 418–421., hier S. 418.
  12. Felix BöhlWallfahrt/Wallfahrtswesen IV. Judentum. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 421–423., hier S. 421.
  13. Felix Böhl: Wallfahrt/Wallfahrtswesen IV. Judentum. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 421–423., hier S. 421f.
  14. abLucia Raspe: Wallfahrt/Wallfahrtsorte II. Judentum 2. Mittelalter und Neuzeit. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1281–1282.
  15. abcFelix Böhl: Wallfahrt/Wallfahrtswesen IV. Judentum. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 421–423., hier S. 422.
  16. Felix Böhl: Wallfahrt/Wallfahrtswesen IV. Judentum. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 421–423., hier S. 422f.
  17. abIrmengard Jehle: Wallfahrt/Wallfahrtsorte III. Christentum 1. Theologische Begründung und kirchengeschichtliche Entwicklung im Katholizismus. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1282–1285., hier Sp. 1283.
  18. abHartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 425.
  19. Hartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 426.
  20. Krötzl S. 153.
  21. Hartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 426f.
  22. Vgl. auchRobert Jütte:Wallfahrten und Krankenheilungen. In:Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. C.H. Beck, München 1996, ISBN=3-406-40495-2, S. 66–114 (Religiöse und magische Medizin), hier: S. 68–78.
  23. Vgl. Thomas Gregor Wagner:Die Seuchenzüge der Kreuzzüge. Krankheit und Krankenpflege auf den bewaffneten Pilgerfahrten ins Heilige Land. Würzburg 2009 (=Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 7). Zugleich Philosophische Dissertation.
  24. Krötzl S. 156.
  25. Hartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 427f.
  26. Irmengard Jehle: Wallfahrt/Wallfahrtsorte III. Christentum 1. Theologische Begründung und kirchengeschichtliche Entwicklung im Katholizismus. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1282–1285., hier Sp. 1284.
  27. Hartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 428f.
  28. Josef Johannes SchmidWallfahrt/Wallfahrtsorte III. Christentum 2. Berühmte katholische Wallfahrtsorte b) Lateinamerika. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1287–1289.
  29. Hartmut Kühne: Wallfahrt/Wallfahrtswesen V. Kirchengeschichtlich. In:Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin / New York 2003,ISBN 3-11-017781-1, S. 423–430., hier S. 428f.
  30. Walter Hartinger: Wallfahrt/Wallfahrtsorte III. Christentum 2. Berühmte katholische Wallfahrtsorte a) Europa. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1285–1287., hier Sp. 1286.
  31. Robert Jütte (1996), S. 72.
  32. Walter Andritzky:Zur heilerischen Funktion des Wallfahrtswesens. Mit Ergebnissen einer teilnehmenden Beobachtung der Prümer Echternachwallfahrt. In:Curare. Band 12, 1989, S. 201–223.
  33. LIT Verlag: Organisation und Durchführung der Wallfahrt
  34. Aussendung zur Pilgerfahrt in die Heilige Stadt
  35. abAndreas Müller: Wallfahrt/Wallfahrtsorte III. Christentum 4. Berühmte Wallfahrtsorte in den orthodoxen Kirchen. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1290–1291.
  36. Shogi Effendi:Citadel of Faith. US Baha’i Publishing Trust, Wilmette 1980, S. 94.
  37. Manfred Hutter:Handbuch Bahāʼī: Geschichte, Theologie, Gesellschaftsbezug. Stuttgart 2009, S. 144 ff.
  38. online
  39. Margit Warburg:Citizens of the World. A History and Sociology of the Baha‘is from a Globalization Perspective. Studies in the History of Religions 106, Leiden 2006, S. 450ff
  40. abAxel MichaelsWallfahrt/Wallfahrtsorte VI. Indische Religionen. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 8, Mohr-Siebeck, Tübingen 2005, Sp. 1294–1297.
  41. Christian von Sehrwald:Auf den Spuren der Götter – Peyote und die Ethnien Nordwestmexikos unter besonderer Berücksichtigung des Zeremonialzyklus der Huichol-Indianer. Nachtschatten-Verlag, Solothurn 2005,ISBN 978-3-03788-113-2.
  42. Journal of Swiss archaeology and art history, Bände 62–63, 2005, S. 83: „[…] der Topos des Künstlerbesuchs im 19. Jahrhundert […], ob er bei Ingres, Thorvaldsen oder Overbeck stattgefunden hat […] die ‚Pilgerreise‘ zu gefeierten Künstlern […] gehörte zum Geniekult der Zeit.“
Normdaten (Sachbegriff):GND:4064460-1(lobid,OGND,AKS)
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