Movatterモバイル変換


[0]ホーム

URL:


Zum Inhalt springen
WikipediaDie freie Enzyklopädie
Suche

Pierre Restany

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Pierre Restany, 1998 (Foto:Erling Mandelmann)

Pierre Restany (*24. Juni1930 inAmélie-les-Bains,Département Pyrénées-Orientales; †29. Mai2003 inParis) war ein international bekannterfranzösischerKunstkritiker,Kulturphilosoph und Namensgeber der GruppeNouveaux Réalistes.

Leben und Wirken

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Pierre Restany, geboren imDépartement Pyrénées-Orientales, wuchs inCasablanca auf, zog 1949 nachFrankreich, besuchte in Paris dasLycée Henri IV und erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung in Frankreich,Irland undItalien. In Paris bekam er Kontakt zur Kunstwelt. Seine ersten Schriften verfasste er seit 1952 für die ZeitschriftCimaise. Er setzte sich für den MalerJean Fautrier ein, lernte 1955Yves Klein kennen und befasste sich mit derLyrischen Abstraktion in seiner VeröffentlichungLyrisme et abstraction, 1958.[1]

Yves Klein

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1955 lernte Pierre Restany den jungen Maler Yves Klein kennen, der seineMonochromes in der Editions Lacoste in Paris erstmals ausstellte. Restany entwickelte zu dieser idealistischen Künstlerpersönlichkeit eine spontane Zuneigung und fand zu dessen Ideen einen emotionalen Zugang. Klein, obgleich utopischer Träumer, hatte eine klare künstlerische Haltung, war aber als „[…] ein Seiltänzer zwischen Genie und Scharlatan […]“[2] bei der Verbreitung seiner Konzeption auf Kunstkritiker angewiesen. Der Künstler fand in Restany einen kongenialen Interpreten, der seinen künstlerischen Ansatz intuitiv verstand, eine Fähigkeit, die Klein als „direkte Kommunikation“ bezeichnete. Restany wurde nicht nur engster Vertrauter des Künstlers, er wurde dessen vehementester Fürsprecher und formulierte fortan die literarischen und theoretischen Grundlagen zu Kleins künstlerischen Positionen.[3]

Bereits bei ihrer ersten Begegnung bei Lacoste verabredeten sie, dass Restany für den AusstellungskatalogYves – Propositions monochromes (monochrome Vorschläge) der Galerie Colette Allendy das Vorwort schreiben solle. Die Ausstellung eröffnete Restany im Februar 1956 mit einer Rede, die mit den Worten „La minute de vérité. A tous les intoxiqués de la mashine et de la grande ville, les fénétiques du rhythme et les masturbés du réel, YVES propose une très enrichissante cure de silence asthénique […]“ („Die Minute der Wahrheit. Allen von der Maschinerie und der Großstadt berauschten, den frenetischen Anhängern des Rhythmus und den Realitätsmasturbierern schlägt YVES eine sehr bereichernde Kur des asthenischen Schweigens vor […]“)[4] begann.

Die AusstellungYves – Propositions monochrome wurde anschließend in der Galerie Apollinaire in Mailand, ab 31. Mai 1957 in Zusammenarbeit mit der Pariser GalerieIris Clert beiAlfred Schmela in Düsseldorf[5] und im gleichen Jahr in der Galerie One in London gezeigt. Im April 1958 stellte die Galerie Iris Clert diePerformanceLe Vide (Die Leere) von Yves Klein vor, die legendär wurde und zu deren Eröffnung allein 3000 Besucher kamen. Auf der Einladungskarte lud Restany die Kunstfreunde ein, der „Manifestation einer Wahrnehmungssynthese“ beizuwohnen, die Kleins „[…] malerische Suche nach einer ekstatischen und unmittelbar mitteilbaren Emotion […]“ rechtfertigte.[6] Restany formulierte während der Ausstellung den TitelDie Leere in das für treffender befundene „Die Spezialisierung der Sensibilität im Urzustand als dauerhafte malerische Sensibilität“ um. In der Ausstellung waren keine Kunstwerke zu sehen, die makellos weißen, von Neonröhren beleuchteten Wände der Galerieräume waren völlig leer.

Nach der AusstellungMonochrome Malerei 1960 in derStädtischen Galerie Leverkusen gründeten Klein und Restany mit Freunden dasInternational Klein Bureau, das auch die Patentierung des legendärenI.K.B (International Klein Blue), Kleins bevorzugtem Malgrund, vorantrieb.

Nouveau Réalisme

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

In den 1960er Jahren begann Restany, über die aktuelle Kunst, denNouveau Réalisme, zu publizieren. Er wurde der theoretische Kopf der Gruppe, die im Stil so uneinheitlich war wie dieSurrealisten und die amerikanischePop Art. Am 16. April 1960 fand eine erste Ausstellung,Les Nouveaux Réalistes, in der Galerie Apollinaire inMailand statt, der den Namen der Gruppe prägte. Das ersteManifest mit dem TitelManifeste des Nouveaux Réalistes wurde am 27. Oktober 1960 von neun Künstlern in Yves Kleins Atelier unterschrieben. Zu der neuen losen Künstlervereinigung gehörten als Unterzeichner neben Restany Yves Klein,Arman,Jean Tinguely,Daniel Spoerri,Martial Raysse,Raymond Hains,Jacques de la Villeglé undFrançois Dufrêne, später folgtenCésar,Mimmo Rotella,Gérard Deschamps,Niki de Saint Phalle undChristo.[7] Was sie einte, war die Vorstellung vom Verhältnis zwischen Kunst und Realität.[8] Restanys Philosophie lautete:

„Die ‚Nouveaux Réalistes‘ sind sich ihrer kollektiven Einzigartigkeit bewusst geworden. Nouveau Réalisme = neue Annäherung der Wahrnehmungsfähigkeit an das Reale“.[9]

Zwischen 1961 und 1967 wurde dieGalerie J in Paris, betrieben von seiner zweiten Frau Jeannine de Goldschmidt-Rothschild, zu einem wichtigen Ort für Restanys Philosophie.Au 40° (Quarante degrés) au dessus de Dada(Vierzig Grad überDada), das zweite Manifest, war zugleich der Titel der ersten Ausstellung der Galerie J im Mai 1961.[10][11] Die Galerie zeigte in den folgenden Jahren Künstler wieCy Twombly,Jasper Johns undRobert Rauschenberg. Seit 1963 arbeitete Restany mit dem Kunst- und ArchitekturmagazinDomus zusammen und verfasste vierteljährlich erscheinende Rezensionen im MagazinArs.[12] Die Gruppe der Nouveaux Réalistes löste sich im Jahr 1970 auf. 1974 veröffentlichte Pierre Restany die ersteMonographie über Yves Klein beiHachette in Paris, der 1982 eine zweite Publikation mit dem TitelYves Klein folgte, die zum Standardwerk über den Künstler wurde.[13]

Grabstätte von Pierre Restany auf dem Pariser Friedhof Montparnasse

Seit den 1960er Jahren reiste Pierre Restany durch Europa, Asien und den amerikanischen Kontinent. Im Sommer 1978 unternahm er gemeinsam mit den Künstlern Sepp Baendereck undFrans Krajcberg eine Bootsreise auf dem Amazonas. Das Reiseerlebnis reflektierte er in „Le Manifeste du Río Negro“, das er im Urwald niederschrieb.[14] 1988 hielt Restany im Rahmen einer Ausstellung vonGünther Uecker in derTretjakow-Galerie inMoskau eine Reihe von Vorträgen zum Stand der westlichen Kunst. Im Januar 1989 traf er in MailandDmitri Lichatschow, Mitglied derSowjetischen Akademie der Wissenschaften und erster Präsident der Russischen Stiftung für Kultur, der zur Eröffnung einer Ausstellung über dieRussische Avantgarde angereist war. Seit 1999 widmete er sich beimPalais de Tokyo in Paris der Förderung junger zeitgenössischer Künstler. Im Frühjahr 2002 nahm Pierre Restany an der von Sarah Wilson kuratierten AusstellungParis. Capital of the Arts 1900–1968 derRoyal Academy inLondon teil.[15]

Kurz vor seinem 73. Geburtstag starb Restany am 29. Mai 2003 in Paris; seine Grabstelle befindet sich auf demCimetière Montparnasse.

Rezeption

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2000 veröffentlichtenLes éditions Jacqueline Chambon inNîmes eineAnthologie der theoretischen Schriften Pierre Restanys unter demprogrammatischen Titel „Avec le Nouveau Réalisme, sur l'autre face de l'art“.[16]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • Die Macht der Kunst.Hundertwasser, der Maler-König mit den fünf Häuten. Aus dem Französischen von Philip Mattson. Taschen, Köln 2001,ISBN 978-3-8228-6598-9.
  • Yves Klein. Aus dem Französischen von Rudolf Kimmig.Schirmer/Mosel, München 1982,ISBN 3-921375-71-1.
  • Le Livre Rouge de la Revolution Picturale. Edition Apollinaire, Mailand 1969.
  • La vie este belle, n’est-ce-pas, cher Vostell. In:Wolf Vostell, Galerie Lavignes Bastille, Paris 1990 (ohne ISBN)[17]
  • Le Timbre d’Artiste. Lieu privilégié de l’identité poétique. In: Marie-Claude Le Floc’h Vellay (Vorw.):d’Artistes. Timbres. Editions Musée de la Poste, Paris 1994,ISBN 2-905412-21-6, S. 11–12; S. 209–210 (französisch/englisch)
  • Un vraie européen. In:Karl Ruhrberg (Hrsg.):Alfred Schmela. Galerist · Wegbereiter der Avantgarde. Wienand, Köln 1996,ISBN 3-87909-473-X, S. 148–152 (französisch/deutsch)

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Geneviève Breerette inLe Monde, 31. Mai 2003, zum Tod Restanys (Memento vom 7. Mai 2021 imInternet Archive): fabula.org (französisch), abgerufen am 15. November 2010
  2. Max Hollein, in: Oliver Berggruen, Max Hollein, Ingrid Pfeiffer:Yves Klein. Cantz, Ostfildern-Ruit, 2004,ISBN 3-7757-1446-4, S. 9
  3. Hannah Weitemeier:Yves Klein, 1928–1962: international Klein blue. Taschen, 2001,ISBN 3-8228-8824-9.
  4. Karl Ruhrberg (Hrsg.):Alfred Schmela. Galerist · Wegbereiter der Avantgarde. Wienand, Köln 1996,ISBN 3-87909-473-X, S. 25 f.
  5. Karl Ruhrberg (Hrsg.):Alfred Schmela. Galerist · Wegbereiter der Avantgarde. Köln 1996, S. 25
  6. Nuit Banai:Yves Kleins Abenteuer der Leere. In: Oliver Berggruen, Max Hollein, Ingrid Pfeiffer:Yves Klein. Cantz, Ostfildern-Ruit, 2004,ISBN 3-7757-1446-4, S. 22
  7. Les Nouveaux Réalistes (Memento vom 10. November 2013 imInternet Archive), contemporart.voila.net, abgerufen am 5. Oktober 2012
  8. Uwe. M. Schneede:Die Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert, S. 204 f
  9. Zitiert nach WeblinkThe Independent, 4. Juni 2003
  10. Maria Huber:Unveräußerliche Dinge. Gedächtnis und Erinnerung in der Arbeit von Daniel Spoerri. (PDF; 3,4 MB). Diplomarbeit, Universität Wien 2009. Darin zur AusstellungAu 40° in der Galerie J 1961 S. 16, Fußnote 26; Abb.n 22-25. (Abgerufen am 16. November 2010)
  11. Kristine Stiles,Peter Selz:Theories and documents of contemporary art. A sourcebook of artists’ writings. University of California Press, Berkeley 1996,ISBN 0-520-20253-8, S. 306–309,Pierre Restany: The Nouveaux Réalistes Declaration of Intention (1960); Forty Degrees Above Dada (1961). ( Zwei Manifeste in englischer Übersetzung, abgerufen am 19. November 2010).
  12. Biography on Pierre Restany (Memento vom 23. Juli 2012 imInternet Archive), deridia.com (englisch); abgerufen am 15. November 2010
  13. Yves Klein. H. N. Abrams, New York 1982;Yves Klein. Le Chêne, Paris 1982;Yves Klein. Schirmer Mosel, München 1982
  14. Pierre Restany:Manifeste du Rio Negro. 3. August 1978 (französisch), abgerufen am 15. November 2010
  15. Elienne M. W. Lawson:Pierre Restany. Oracular artist-critic and champion of Nouveau Réalisme (Memento vom 29. Juli 2010 imInternet Archive),The Independent, 4. Juni 2003; abgerufen am 5. Oktober 2012
  16. Avec le Nouveau Réalisme, sur l'autre face de l'art. J. Chambon, Nîmes 2000
  17. [1] Text von Pierre Restany überWolf Vostell
Personendaten
NAMERestany, Pierre
KURZBESCHREIBUNGfranzösischer Kunsthistoriker
GEBURTSDATUM24. Juni 1930
GEBURTSORTAmélie-les-Bains
STERBEDATUM29. Mai 2003
STERBEORTParis, Frankreich
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Pierre_Restany&oldid=254008211
Kategorien:

[8]ページ先頭

©2009-2025 Movatter.jp