Pierre Cauchon

Pierre Cauchon, (lateinischPetrus Calconeus; * um 1370 inReims; †18. Dezember1442 inRouen) führte alsBischof von Beauvais und amtlicher Berater des erst neunjährigen englischen KönigsHeinrich VI. den Vorsitz des geistlichen Gerichtshofs imInquisitionsprozess gegen die spätere französische NationalheldinJeanne d’Arc.
Öffentliches Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Pierre Cauchon war Doktor derTheologie, Magister der Schönen Künste und Lizentiat desKanonischen Rechts an derUniversität Paris und amtierte dort mehrmals alsRektor. Im Jahr 1413 nahm er am Aufstand derCabochiens teil, woraufhin er aus Paris verbannt wurde und in die Dienste desburgundischen HerzogsJohann Ohnefurcht trat. In den Jahren 1415 bis 1418 nahm er alsLegat des Herzogs vonBurgund amKonzil von Konstanz teil. Er wurdeBischof von Beauvais (1420) und spielte im selben Jahr eine wichtige Rolle im verhängnisvollen Vertrag vonTroyes, wo er sich auf die Seite der Engländer schlug.
Prozess gegen Jeanne d’Arc
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im Auftrag des englischen Königs bot er im Jahr 1430 nach Jeanne d’Arcs Gefangennahme beiCompiègne, das zu seinerDiözese gehörte, den Burgundern 6.000 Franc für ihre Auslieferung. An die Engländer verkauft wurde die „Jungfrau von Orléans“ schließlich für die damals sehr hohe Summe von 10.000 Franc.

Am 9. Januar 1431 eröffnete Bischof Cauchon in der Kapelle des Schlosses von Rouen in öffentlicher Sitzung den bedeutendsten Prozess in der Geschichte Frankreichs. Der Inquisitionsprozess Jeanne d’Arcs, laut Anklage „Ketzerin“, „Hexe und Zauberin, Wahrsagerin und falsche Prophetin“, wurde von Cauchon in engster Abstimmung mit Englands StatthalterRichard Beauchamp durchgeführt, der von Anfang an nichts anderes als den Tod des Mädchens wollte. Am 24. Mai widerrief Jeanne aus plötzlicher Angst vor dem Feuertod und schwor ihren „Irrtümern“ ab, worauf Cauchon sie nach kurzer Beratung umgehend „zur Übung heilsamer Buße zu dauerndem Kerker beim Brot der Schmerzen und beim Wasser der Traurigkeit“ verurteilte. Am 28. Mai nahm sie den Widerruf zurück und wurde am folgenden Tag vom geistlichen Gerichtshof „für rückfällig, exkommuniziert und ketzerisch erklärt“. Am Morgen des 30. Mai 1431 verkündete Cauchon auf dem Marktplatz von der Tribüne vor dem Scheiterhaufen ein zweites Mal die Ausstoßung aus der Kirche und, wie vorgeschrieben, Jeannes Überstellung an die weltliche Gerichtsbarkeit zur Hinrichtung. Das geistliche Inquisitionsgericht zog sich sogleich zurück nach dem alten GrundsatzEcclesia abhorret a sanguine („Die Kirche scheut das Blut“). Jeanne wurde unmittelbar danach, unter Umgehung der weltlichen Gerichtsbarkeit, dem Henker übergeben und auf dem längst errichteten Scheiterhaufen verbrannt.
Im Jahr 1432 wurde Pierre Cauchon als Bischof nachLisieux versetzt. Zehn Jahre später erlag er einem Hirnschlag, während er sich den Bart scheren ließ. In dem von Jeannes Familie seit 1450 angestrengten Wiederaufnahmeverfahren, das 1456 zu ihrer vollständigen Rehabilitierung führte, konnte er daher nicht mehr für seine zahlreichen Rechtsbrüche und Verfahrensfehler angeklagt werden.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Ruth Schirmer-Imhoff:Der Prozeß Jeanne d’Arc. Akten und Protokolle. Deutscher Taschenbuch Verlag, 4. Aufl., München 1987,ISBN 3-423-02909-9.
- Jean Favier:Pierre Cauchon. Comment on devient le juge de Jeanne d’Arc. Fayard, Paris 2010,ISBN 978-2-213-64261-1
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Pierre Cauchon – Biografie (Encyclopaedia Britannica, englisch)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Bernard de Chevenon | Bischof von Beauvais 1420–1432 | Jean Juvénal des Ursins |
Zénon Castiglione | Bischof von Lisieux 1432–1442 | Pasquier de Vaux |
Personendaten | |
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NAME | Cauchon, Pierre |
ALTERNATIVNAMEN | Calconeus |
KURZBESCHREIBUNG | führte den Vorsitz des geistlichen Gerichtshofs im Inquisitionsprozess gegen die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc |
GEBURTSDATUM | um 1370 |
GEBURTSORT | Reims |
STERBEDATUM | 18. Dezember 1442 |
STERBEORT | Rouen |