Phrygana

Phrygana (griechischφρύγανα [ˈfriɣana]) ist die Bezeichnung für die von niedrigem, immergrünem Busch- und Strauchwerk geprägtePflanzenformation, die große Teile der Landschaften des nordöstlichenMittelmeerraums bedeckt (Albanien,Griechenland,Türkei undZypern). Der schon vonTheophrast (371–287 v. Chr.) verwendete Begriff wurde 1877 vonTheodor von Heldreich in die Vegetationskunde eingeführt.[1]
Die typischen Vertreter der Phrygana sindholzige Gewächse mit bis zu einem Meter Höhe (meist deutlich niedriger), die sich auch ohne Wuchsbehinderung nie baumartig ausbilden würden. Im Gegensatz dazu sind die typischen Vertreter derMacchie zur Strauchform reduzierteBaumarten, die Macchie kann also als reduzierterWald verstanden werden.
Zusammensetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
In der Phrygana dominieren dornbewehrte Kugelbuschgewächse, die gut an Wind und Trockenheit angepasst und gegen Fraß durch Ziegen oder Schafe gefeit sind.
Typische Sträucher der Phrygana sind:
- Kopfiger Thymian (Thymbra capitata),
- Dornige Bibernelle (Sarcopoterium spinosum),
- Thymbra-Bergminze (Satureja thymbra),
- Griechischer Salbei (Salvia fruticosa),
- Mittelmeer-Strohblume (Helichrysum stoechas),
- Griechische Steinimmortelle (Phagnalon rupestre subsp.graecum),
- Dorniger Ginster (Genista acanthoclada),
- Behaarter Stechginster (Calicotome villosa),
- Quirlblättrige Heide (Erica manipuliflora),
- Dornbusch-Wolfsmilch (Euphorbia acanthothamnos),
- Krähenbeerenblättriges Johanniskraut (Hypericum empetrifolium)
sowie verschiedene Vertreter der GattungenZistrosen (Cistus),Nadelröschen (Fumana),Brandkräuter (Phlomis) undGamander (Teucrium).
DieGesellschaften der Phrygana werden impflanzensoziologischen System in die Klasse Cisto cretici-Micromerietea julianaeOberdorfer gestellt.

Ökologie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Phrygana entwickelt sich bei der Kombination aus Weidenutzung undBrandrodung aus der Macchie auf zunehmenddegradiertem Boden. Der Bewuchs erholt sich nach Bränden schnell in den ursprünglichen Zustand; die häufigen, oft absichtlich gelegten Feuer üben jedoch einen hohenSelektionsdruck auf die Pflanzen- und Tiergemeinschaft aus. Im Frühjahr erscheinen eine Reihe vonGeophyten und eine Vielzahl vonTherophyten, die den Hauptanteil an der oft hohenAlpha-Diversität (mit bis über 100 Pflanzenarten auf 100 m²) dieser Vegetationsform besitzen.
Eine weitere Reduktion der Phrygana führt zur Wuchsform derFelstrift, im englischsprachigen Raum auch alssteppe bezeichnet.Macchie, Phrygana und Felstrift treten meist nicht isoliert als vorherrschende Wuchsform auf, sondern wechseln sich mosaikartig ab oder gehen ineinander über, bedingt durch Bodenformation und -zusammensetzung. Es gibt jedoch auch Landschaften, deren Bewuchs nur aus Vertretern der Phrygana besteht.
Ähnliche Begriffe
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Für die im westlichen Mittelmeerraum (Spanien, Frankreich, Italien und Maghreb) wachsenden Pflanzengemeinschaften mit derselben ökologischen Rolle hat sich der BegriffGarigue durchgesetzt. Weitere regionale Bezeichnungen sindtomillares (Spanien),trachiotis (Zypern) undbatha (Israel).[2]
Andere Autoren differenzieren allerdings auch für den östlichen Mittelmeerraum zwischenGarigue undPhrygana; meist wird für die Garigue eine typische Wuchshöhe von einem Meter angegeben, wohingegen Flächen mit lockererem, nur bis zu einem halben Meter hohen Bewuchs als Phrygana bezeichnet werden. Als mittelmeerraumweiter Überbegriff wird „Gariden“[3] verwendet.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Marcel Barbéro, Pierre Quézel:Contribution à l'étude phytosociologique des matorrals de Méditerranée orientale. In:Lazaroa. Band 11, 1989, S. 37–60(PDF-Datei).
- Oliver Rackham, Jennifer Moody:The making of the Cretan landscape. Manchester University Press, Manchester/New York 1996,ISBN 0-7190-3647-X.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Theodor von Heldreich:Die Pflanzen der attischen Ebene. In: August Mommsen (Hrsg.):Griechische Jahreszeiten. Band 5, Julius Bergas, Schleswig 1877, S. 472–597, hier: S. 533–537,Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑Peter König:Hartlaubvegetation der Winterregengebiete. In: Franz Fukarek, Helmut Hübel, Peter König, Gerd K. Müller, Roland Schuster,Michael Succow:Urania-Pflanzenreich. Vegetation. Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1995,ISBN 3-332-00550-2, S. 201.
- ↑Frank Klötzli, Thomas Wegelin (Mitarb.):Vegetation mit starker Sommerdürre. In: Frank Klötzli, Walter Dietl, Karin Marti, Cécile Schubiger, Gian-Reto Walther:Vegetation Europas: das Offenland im vegetationskundlich-ökologischen Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz. Ott, Bern 2010,ISBN 978-3-7225-0098-0, S. 665–833.