Münze König Philipps V. von Makedonien (London,British Museum)Büste, die wahrscheinlich König Philipp V. von Makedonien darstellt. Eine römische Kopie, die in der RegierungszeitHadrians entstand
Da Philipp beim Tod seines Vaters noch ein Kind war, übernahm sein Großonkel und StiefvaterAntigonos III. Doson die Herrschaft über Makedonien. Philipp wurde von diesem aber adoptiert, wodurch sein Thronfolgerecht zusätzlich anerkannt wurde. Während seiner kurzen Herrschaft als König konnte der tatkräftige Antigonos das Reich stabilisieren. Bereits von schwerer Krankheit gezeichnet, bereitete er die Thronfolge akribisch vor, schloss ein starkes Bündnis mit mehreren Mittelmächten (Hellenischer Bund), deren Furcht vor dem spartanischen KönigKleomenes III. er geschickt ausnutzte, und ernannte eine Anzahl vonTutoren für seinen minderjährigen Nachfolger, darunter als diplomatischenMentor den Staatsmann desAchäischen BundesAratos von Sikyon. 222 v. Chr. besiegten Antigonos und Aratos schließlich Sparta, das von denPtolemäern unterstützt worden war, und sicherten damit die makedonische Dominanz über Hellas (Kleomenischer Krieg).
So übernahm Philipp 221 v. Chr. von seinem Stiefvater ein wiedererstarktes Makedonien und dieHegemonie über den größten Teil Griechenlands. Im sogenanntenBundesgenossenkrieg (220–217 v. Chr.) konnte Philipp dieses Erbe erfolgreich verteidigen. Sein Ziel war es, die Vormachtstellung Makedoniens über die Grenzen Griechenlands auszudehnen. Dabei kämpfte er sowohl gegen die beiden anderenhellenistischen Großreiche derPtolemäer undSeleukiden als auch gegen zahlreiche kleinere und mittlere griechische Mächte. Dies führte aber im Gegenzug zur intensiven EinmischungRoms in Griechenland.
ImZweiten Punischen Krieg schloss Philipp 215 v. Chr. offenbar ein Bündnis mitHannibal ab in der Hoffnung, größere Landgewinne an deradriatischen Küste, also inIllyrien, erzielen und vor allem Rom, das zuvor in das makedonische Interessensgebiet vorgestoßen war, wieder von der Balkanhalbinsel verdrängen zu können. Eine große römische Flotte, die zu Philipps Erstaunen rasch vonBrundisium ausgefahren war, machte diese Hoffnung zunichte. Zudem hatte Philipp damit denersten makedonisch-römischen Krieg ausgelöst. Im Jahr 205 v. Chr. kam es zum Frieden von Phoinike, wobei sich Rom in dieser Zeit, im Gegensatz zu seinem Verbündeten seit 212 v. Chr., demÄtolischen Bund, nur wenig an den Kämpfen beteiligte. Der Friedensvertrag belegte Philipp mit Sanktionen, minderte seine Macht aber nicht wesentlich. Allerdings sannen die Römer auf Rache, weil sich Philipp mit ihrem Todfeind Hannibal verbündet hatte.
Philipp versuchte nach der gescheiterten Expansion im Westen, seine Herrschaft im Osten, genauer in der Ägäis, auf Kosten des zu dieser Zeit sehr schwachenPtolemäerreiches auszubauen. Umstritten in der Forschung ist, ob Philipp dabei möglicherweise sogar zusammen mit dem SeleukidenherrscherAntiochos III. eine völlige Aufteilung des Ptolemäerreiches anstrebte (sogenannterRaubvertrag). Philipp geriet dabei in einen Konflikt mit der HandelsmachtRhodos und dem KönigreichPergamon, die ihre wirtschaftlichen und territorialen Interessen durch ein mächtiges Makedonien bedroht sahen und darum die Römer um Hilfe baten. Diese wollten Philipp ohnehin dafür bestrafen, dass er sie inmitten des Zweiten Punischen Krieges angegriffen hatte, und griffen ohne Zögern zu den Waffen. Im daraufhin ausgebrochenenzweiten makedonisch-römischen Krieg (200–197 v. Chr.) verlor Philipp die entscheidende Schlacht 197 v. Chr. beiKynoskephalai gegen die Römer unter der Führung vonTitus Quinctius Flamininus. Im anschließenden Friedensvertrag wurde Philipp gezwungen, seine Flotte und wichtige Stützpunkte sowie die Hegemonie über Griechenland aufzugeben. Durch die Freiheitserklärung des Flamininus im Jahr 196 v. Chr. musste Philipp außerdem auf jede weitere Expansion in Griechenland verzichten, auch die makedonische Herrschaft im kleinasiatischenKarien fand damit ein Ende.
Philipp erkannte seine Chancenlosigkeit gegenüber Rom und wurde in der Folge Roms Verbündeter im Krieg gegen den Ätolischen Bund und Antiochos III. Er konnte danach seine Stellung im östlichen Balkanraum wieder konsolidieren, was zwar nicht gegen den Vertrag von 196 verstieß, aber Roms Misstrauen weckte. Nach seinem Tod versuchte sein SohnPerseus, die Macht Makedoniens wieder zu vergrößern; er wurde aber 172 unter fadenscheinigen Vorwürfen von Rom angegriffen und unterlag 168 v. Chr. imDritten Makedonischen Krieg in derSchlacht von Pydna den Römern unterLucius Aemilius Paullus Macedonicus.
Da die beiden wichtigsten Quellen zu Philipp,Polybios undTitus Livius, prorömisch gefärbt sind, fällt es schwer, zu einem ausgewogenen Urteil über den König zu gelangen. Philipp galt als fähiger Verwalter und Feldherr, der den makedonischen Staat auf die Höhe seiner Leistungsfähigkeit brachte. Allerdings neigte er laut Polybios auch zu politischem Fehlverhalten und Brutalität. Seinen SohnDemetrios ließ er wegen dessen Sympathien für Rom als Verräter hinrichten, was die Römer ihm und Perseus nicht verziehen. Auch vergiftete er angeblich den berühmten achaiischen StrategenAratos von Sikyon und verführte dessen Schwiegertochter Polykratia, was ihn zusätzliche Sympathien bei den Griechen kostete.
Aus zwei unterschiedlichen Ehen hatte er fünf Kinder:
Perseus († 165 v. Chr.), letzter König von Makedonien