Phil Gramm

William Philip „Phil“ Gramm (*8. Juli1942 inFort Benning,Georgia) ist einamerikanischerÖkonom undPolitiker, der zuerst für dieDemokratische Partei (1979–1983) und dann für dieRepublikanische Partei (1983–1985) Abgeordneter imUS-Repräsentantenhaus war. Von 1985 bis 2002 vertrat er als Republikaner denBundesstaatTexas imUS-Senat und war Vorkämpfer der Deregulierung der US-Finanzmärkte in den 1990er Jahren. Anschließend arbeitete er als Wirtschaftslobbyist, unter anderem für die Schweizer BankUBS, und als politischer Berater für John McCains Präsidentschaftswahlkampf 2008.
Familie, Ausbildung und Beruf
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Phil Gramm wurde am 8. Juli 1942 in Fort Benning, Georgia geboren und wuchs im nahegelegenenColumbus auf. Sein Vater, einArmySergeant, erlitt bald nach der Geburt seines Sohnes einenSchlaganfall und blieb dauerhaft behindert. Gramms Mutter arbeitete als Krankenschwester; die Kinder mussten früh zum Lebensunterhalt des Haushaltes beitragen.[1] Gramm besuchte eine öffentliche Schule und schloss 1961 dieGeorgia Military Academy ab. 1964 erhielt er denBachelor of Science an derUniversity of Georgia und wurde 1967 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaft promoviert. Von 1967 bis 1978 unterrichtete er in diesem Fach an derTexas A&M University und gründete Gramm & Associates (1971–1978), eine Wirtschaftsberatungsfirma.
Phil Gramm ist verheiratet mit Wendy Lee Gramm, einer Hawaiianerin mitkoreanischen Wurzeln, die in der Verwaltung der Regierungen Reagan und Bush gearbeitet hat.[1] Sie haben zwei Söhne und leben inHelotes beiSan Antonio.
Kongressabgeordneter und US-Senator
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach einer erfolglosen Kandidatur in der parteiinternenPrimary gegen den amtierenden US-SenatorLloyd Bentsen1976 wurde Gramm1978 für die Demokratische Partei im sechsten texanischen Kongresswahlbezirk ins US-Repräsentantenhaus gewählt. Dort fiel er durch sein sehr konservatives Abstimmungsverhalten auf; unter anderem war er einer der Hauptautoren der Gesetze, die die konservative Finanz- und Wirtschaftspolitik des neuen US-PräsidentenRonald Reagan („Reaganomics“) 1981 auf den Weg brachten. Als er deshalb am 3. Januar 1983 von der demokratischen Kongressführung nicht mehr für das einflussreicheHouse Budget Committee (Haushaltsausschuss) vorgeschlagen wurde, trat er am 5. Januar 1983 von seinem Mandat zurück. Er wechselte die Partei und wurde bei der folgenden außerordentlichen Wahl für seinen bisherigen Sitz am 12. Februar des Jahres als Vertreter der Republikaner erneut in den Kongress gewählt.[2]
1984 wurde Gramm für die Republikaner in den US-Senat gewählt, um dort den Bundesstaat Texas zu repräsentieren. Bei der Wahl erhielt er 3.116.348 Millionen Stimmen (58,5 Prozent) und damit als erster Kandidat für den US-Senat in Texas überhaupt mehr als drei Millionen Stimmen. Dies gelang ihm bei seiner Wiederwahl 1990 erneut (3.027.680 Stimmen). Bei derPräsidentschaftswahl 1996 bewarb er sich als Kandidat in der Primary der Republikaner, scheiterte jedoch früh und zog sich nach dem Iowa-Caucus zugunsten vonBob Dole zurück.[3] Im September 2001 kündigte Gramm an, bei derWahl 2002 nicht für eine Wiederwahl anzutreten[4] und trat einige Wochen vor seinem regulären Ausscheiden am 30. November 2002 von seinem Manat zurück, um seinem NachfolgerJohn Cornyn durchSeniorität Vorteile in den Besetzungsfragen des Senats zu verschaffen, was nicht erfolgreich war.[5]
Nach dem US-Senat
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Fortan arbeitete er als politischer Berater und Lobbyist. Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Senat wurde Gramm stellvertretender Präsident derInvestmentbank derUBS und wirkte bis zu seinem Ausscheiden Ende 2011 an über 120 Geschäftsabschlüssen weltweit mit.[6] Zudem gründete er eine eigene Lobbying-Firma, Gramm Partners. Ab 2007 fungierte er inJohn McCainsUS-Präsidentschaftswahlkampf 2008 als ökonomischer Chefberater und galt als designierter Finanzminister,[7] bis er über ein Interview im Juli 2008 in Kritik geriet. DerWashington Times sagte Gramm, der damals wahrgenommene Wirtschaftsabschwung sei eine rein „mentale Rezession“ („mental recession“), und die Vereinigten Staaten seien eine „Nation von Nörglern“ („nation of whiners“) geworden, während die ökonomischen Grunddaten eine andere Sprache sprächen.[8] Daraufhin distanzierte sich McCain von Gramm, der sich kurz darauf von seiner Beratertätigkeit zurückzog.[9] Seit 2012 ist Gramm Partner der Lobbying-FirmaUS Policy Metrics[10] undVisiting Scholar des konservativenThink TanksAmerican Enterprise Institute, an dem er Vorschläge zum Umbau des amerikanischen Steuer- und Sozialversicherungssystems erarbeitet,[11] darunter zur Abschaffung derGesundheitsreform der Regierung Obama.[12]
Gramm wird vor allem von der politischen Linken für Richtungsentscheidungen verantwortlich gemacht, die zurSubprime-Krise und damit zurWeltwirtschaftskrise ab 2007 führten.[13] Der WirtschaftswissenschaftlerPaul Krugman etwa nannte Gramm 2008 den „Hohepriester der Deregulierung“ und bezeichnete ihn zusammen mit dem früheren US-NotenbankpräsidentenAlan Greenspan als hauptverantwortlich für die Krise, da Gramm in den 1990er Jahren als Vorsitzender desSenatsausschusses für das Bankwesen die Deregulierung des Finanzsektors maßgeblich vorangetrieben hatte.[14] So hatte Gramm unter anderem durch denGramm-Leach-Bliley Act 1999 maßgeblich an der Aufhebung desbankenregulierendenGlass-Steagall Act aus der Zeit der erstenWeltwirtschaftskrise mitgewirkt. Dabei geriet die finanzielle und berufliche Verquickung des Ehepaars Gramm mit dem EnergiekonzernEnron in die Kritik, da der Konzern als Großspender Gramms seine Gesetzgebung möglicherweise beeinflusst hat.[15] Gramm wies die Vorwürfe zurück und erklärte die Krise ab 2007 stattdessen mit den aus seiner Sicht unverantwortlich großzügigen Staatshilfen derRegierung Clinton für Privatimmobilien in den 1990er Jahren.[16]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Belege
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abPhil Gramm for President 1996 Campaign Brochure: ‘Restoring the American Dream’. In:4President.org.
- ↑Kent Demaret:Texas Democrat Phil Gramm Hears the Call of a Different Drummer—and Switches Partners. In:People, 24. Januar 1983.
- ↑David Frum:Righter Than Newt. In:The Atlantic, März 1995; Andre Parrella:From The Archives: Sen. Phil Gramm And The 1996 N.H. Primary. In:New Hampshire Public Radio, 23. April 2015.
- ↑David Plotz:Phil Gramm. Good Riddance to the Naysayer. In:Slate, 7. September 2001.
- ↑Republican Seniority List: 114th Congress. (Memento desOriginals vom 29. Juni 2015 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.periodicalpress.senate.gov In:United States Senate Periodical Press Gallery (Anmerkung unten).
- ↑Nathalie Tadena:Gramm Retires as UBS Investment-Bank Officer. In:The Wall Street Journal, 10. Februar 2012.
- ↑Daniel Gross:Phil Gramm’s UBS Problem. In:Slate, 7. Juli 2008.
- ↑Patrice Hill:McCain Adviser Talks of ‘Mental Recession’. In:Washington Times, 9. Juli 2008.
- ↑Lorraine Woellert:Gramm Steps Down as McCain Co-Chair After ‘Whiners’ Remark. In:Bloomberg.com, 18. Juli 2008.
- ↑Phil Gramm. In:US Policy Metrics.
- ↑Senator Phil Gramm Joins AEI to Work on Economic Policy. In:AEI.org, 6. Juni 2012.
- ↑Phil Gramm:A Simple Cure for ObamaCare: Freedom. In:The Wall Street Journal, 23. Februar 2015.
- ↑Lisa Lerer:McCain Guru Linked to Subprime Crisis. In:Politico.com, 28. März 2008; David Corn:Foreclosure Phil. In:Mother Jones, Juli/August 2008; Joseph Karl Grant:What the Financial Services Industry Puts Together Let No Person Put Asunder: How the Gramm-Leach-Bliley Act Contributed to the 2008–2009 American Capital Markets Crisis. In:Albany Law Review, 18. Dezember 2009.
- ↑Race for the White House, September 22, 2008. Transkript eines Gesprächs zwischenDavid Gregory undPaul Krugman, 22. September 2008 (siehe auch dasVideo). Siehe auch bereits Paul Krugman:Taming the Beast. In:The New York Times, 24. März 2008.
- ↑Bob Herbert:Enron And the Gramms. In:The New York Times, 17. Januar 2002; Eric Lipton:Gramm and the ‘Enron Loophole’. In:The New York Times, 14. November 2008.
- ↑Phil Gramm, Miko Solon:The Clinton-Era Roots of the Financial Crisis. In:The Wall Street Journal, 12. August 2013. Siehe auch bereits Eric Lipton, Stephen Labaton:Deregulator Looks Back, Unswayed. In:The New York Times, 16. November 2008. Gegen diese Argumentationsrichtung Gregory D. Squires:Scapegoating Blacks for the Economic Crisis. In:Poverty & Race. Bd. 17, 2008, Nr. 6, S. 3 f.(Online-Version).
Personendaten | |
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NAME | Gramm, Phil |
ALTERNATIVNAMEN | Gramm, William Philip (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Ökonom und Politiker |
GEBURTSDATUM | 8. Juli 1942 |
GEBURTSORT | Fort Benning, Georgia |
- Senator der Vereinigten Staaten aus Texas
- Mitglied des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten für Texas
- Mitglied der Demokratischen Partei (Vereinigte Staaten)
- Mitglied der Republikanischen Partei
- Hochschullehrer (Texas A&M University)
- Absolvent der University of Georgia
- US-Amerikaner
- Geboren 1942
- Mann